Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Ver Krieg von ^366 und seine Folgen verlangen könne. Von Welschtirol -- das also Barren gefordert haben muß -- Höchst ergötzlich sind Bernhardts sonstige Mitteilungen über den Muster¬ Ebenso oder noch schlimmer ist folgendes. Am 24. Juli hatte Baron Ver Krieg von ^366 und seine Folgen verlangen könne. Von Welschtirol — das also Barren gefordert haben muß — Höchst ergötzlich sind Bernhardts sonstige Mitteilungen über den Muster¬ Ebenso oder noch schlimmer ist folgendes. Am 24. Juli hatte Baron <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0188" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227090"/> <fw type="header" place="top"> Ver Krieg von ^366 und seine Folgen</fw><lb/> <p xml:id="ID_582" prev="#ID_581"> verlangen könne. Von Welschtirol — das also Barren gefordert haben muß —<lb/> sei in dem Allianztraktat gar nicht die Rede, es sei den Italienern nicht<lb/> zugesagt worden. Wenn Italien über die Bedingungen des Bündnisses hinaus¬<lb/> gehen wolle, werde Preußen genötigt sein, seinen Waffenstillstand allein, ohne<lb/> Zuziehung Italiens, abzuschließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_583"> Höchst ergötzlich sind Bernhardts sonstige Mitteilungen über den Muster¬<lb/> feldherrn La Marmora. Am 11. Juli notirt er in seinem Tagebuche in<lb/> Torre ti Malimberti: „Um vier Uhr bricht das Hauptquartier auf uach Cvlorno.<lb/> seiner nächsten Etappe. Welch ein Geschleppe! Welche Menge von berittenen<lb/> Offizieren und Ordonnanzen! Wieviel Equipagen und Packwagen! Der Zug,<lb/> dem ich aus dem Feuster zusehe, will gar kein Ende nehmen. Ein Bataillon,<lb/> das den Zug schließen soll, muß auf einer Wiese jenseits des Wassergrabens<lb/> sehr lauge warten. Zu meiner Überraschung schreitet La Marmorn durch<lb/> meinen Saal. Er sagt mir, er bleibe für seine Person noch bis morgen früh,<lb/> um den Truppen, die am Oglio stehen, die letzten Befehle zu geben. Übrigens<lb/> werden die Dinge hier in mancher Beziehung eigentümlich genug betrieben:<lb/> La Marmora bleibt hier ohne sein Hauptquartier, ohne sein Handwerkzeug.<lb/> Das Hauptquartier ist eingepackt — so muß ich es nennen —, es soll erst in<lb/> Ferrara wieder ausgepackt werden: La Marmora hat sich auf drei Tage in<lb/> die Lage versetzt, keine schriftliche Disposition ausfertigen zu können; das Ge¬<lb/> schäft ist auf drei Tage geschlossen, wie man in der kaufmännischen Welt zu<lb/> sagen pflegt!"</p><lb/> <p xml:id="ID_584" next="#ID_585"> Ebenso oder noch schlimmer ist folgendes. Am 24. Juli hatte Baron<lb/> Blane Bernhard! mitgeteilt, La Marmora habe mit Österreich eine achttägige<lb/> Waffenruhe unter der Bedingung abgeschlossen, daß die Spitzen der Kolonnen<lb/> der österreichischen wie der italienischen Armee da Halt machten, wo sie eben<lb/> im Augenblick stauben, während weiter rückwärts beiden Parteien jede Be¬<lb/> wegung gestattet war. Dazu bemerkt Bernhardi: „Hat nicht am Ende La<lb/> Marmora beim Abschlüsse der Waffenruhe den Schweif der österreichischen<lb/> Kolonnen am Tagliamento oder am Jsouzo für ihre Spitze angesehen? Er<lb/> ist imstande, es zu thun, er ist sogar mit seiner beschränkten Weise, die Dinge<lb/> aufzufassen, ganz der Manu dazu! Dann sind natürlich am Tagliamento oder<lb/> am Jsonzo Punkte festgesetzt worden, über die hinaus die österreichischen Ko¬<lb/> lonnen nicht vor, das heißt in Wahrheit nicht gegen Italien zurückgehen<lb/> dürfen, während von Rechts und Vernunfts wegen den wirklichen Spitzen der<lb/> österreichischen Kolonnen in der Richtung nach der Douciu hin hätte Halt ge¬<lb/> boten werden müssen; während in der Richtung nach der Donau hin hätten<lb/> Punkte bestimmt werden müssen, über die die Truppen der bisher in Italien<lb/> verwendeten Armee nicht Hinausgehen dürfen. Ist das nicht geschehen, haben<lb/> die österreichischen Arrieregarden dem erleuchteten La Marmora wirklich für<lb/> Kvlonuenspitzen gegolten, dann ist durch den Nachsatz, daß weiter »rückwärts«</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0188]
Ver Krieg von ^366 und seine Folgen
verlangen könne. Von Welschtirol — das also Barren gefordert haben muß —
sei in dem Allianztraktat gar nicht die Rede, es sei den Italienern nicht
zugesagt worden. Wenn Italien über die Bedingungen des Bündnisses hinaus¬
gehen wolle, werde Preußen genötigt sein, seinen Waffenstillstand allein, ohne
Zuziehung Italiens, abzuschließen.
Höchst ergötzlich sind Bernhardts sonstige Mitteilungen über den Muster¬
feldherrn La Marmora. Am 11. Juli notirt er in seinem Tagebuche in
Torre ti Malimberti: „Um vier Uhr bricht das Hauptquartier auf uach Cvlorno.
seiner nächsten Etappe. Welch ein Geschleppe! Welche Menge von berittenen
Offizieren und Ordonnanzen! Wieviel Equipagen und Packwagen! Der Zug,
dem ich aus dem Feuster zusehe, will gar kein Ende nehmen. Ein Bataillon,
das den Zug schließen soll, muß auf einer Wiese jenseits des Wassergrabens
sehr lauge warten. Zu meiner Überraschung schreitet La Marmorn durch
meinen Saal. Er sagt mir, er bleibe für seine Person noch bis morgen früh,
um den Truppen, die am Oglio stehen, die letzten Befehle zu geben. Übrigens
werden die Dinge hier in mancher Beziehung eigentümlich genug betrieben:
La Marmora bleibt hier ohne sein Hauptquartier, ohne sein Handwerkzeug.
Das Hauptquartier ist eingepackt — so muß ich es nennen —, es soll erst in
Ferrara wieder ausgepackt werden: La Marmora hat sich auf drei Tage in
die Lage versetzt, keine schriftliche Disposition ausfertigen zu können; das Ge¬
schäft ist auf drei Tage geschlossen, wie man in der kaufmännischen Welt zu
sagen pflegt!"
Ebenso oder noch schlimmer ist folgendes. Am 24. Juli hatte Baron
Blane Bernhard! mitgeteilt, La Marmora habe mit Österreich eine achttägige
Waffenruhe unter der Bedingung abgeschlossen, daß die Spitzen der Kolonnen
der österreichischen wie der italienischen Armee da Halt machten, wo sie eben
im Augenblick stauben, während weiter rückwärts beiden Parteien jede Be¬
wegung gestattet war. Dazu bemerkt Bernhardi: „Hat nicht am Ende La
Marmora beim Abschlüsse der Waffenruhe den Schweif der österreichischen
Kolonnen am Tagliamento oder am Jsouzo für ihre Spitze angesehen? Er
ist imstande, es zu thun, er ist sogar mit seiner beschränkten Weise, die Dinge
aufzufassen, ganz der Manu dazu! Dann sind natürlich am Tagliamento oder
am Jsonzo Punkte festgesetzt worden, über die hinaus die österreichischen Ko¬
lonnen nicht vor, das heißt in Wahrheit nicht gegen Italien zurückgehen
dürfen, während von Rechts und Vernunfts wegen den wirklichen Spitzen der
österreichischen Kolonnen in der Richtung nach der Douciu hin hätte Halt ge¬
boten werden müssen; während in der Richtung nach der Donau hin hätten
Punkte bestimmt werden müssen, über die die Truppen der bisher in Italien
verwendeten Armee nicht Hinausgehen dürfen. Ist das nicht geschehen, haben
die österreichischen Arrieregarden dem erleuchteten La Marmora wirklich für
Kvlonuenspitzen gegolten, dann ist durch den Nachsatz, daß weiter »rückwärts«
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