Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Der Urieg von ^366 und seine Folgen 1868 unter dem Zwange der von La Marmora angeregten parlamentarischen La Marmoras kindische Art der Kriegführung -- seinen Plan spricht er Diesen Verdacht Bismarcks teilte Bernhardi nicht. Ihm ist La Marmora Der Urieg von ^366 und seine Folgen 1868 unter dem Zwange der von La Marmora angeregten parlamentarischen La Marmoras kindische Art der Kriegführung — seinen Plan spricht er Diesen Verdacht Bismarcks teilte Bernhardi nicht. Ihm ist La Marmora <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0183" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227085"/> <fw type="header" place="top"> Der Urieg von ^366 und seine Folgen</fw><lb/> <p xml:id="ID_569" prev="#ID_568"> 1868 unter dem Zwange der von La Marmora angeregten parlamentarischen<lb/> Verhandlungen eingestanden. Ganz hat er freilich die Denkschrift nicht unter¬<lb/> schlagen, er hat sie dem Ministerium am 10. Juli 1866, das heißt unter ganz<lb/> veränderten Umständen eingereicht. Bernhardts Denkschrift war, wie er selbst<lb/> sagt, darauf berechnet, alle Fehler der Note Usedoms zu decken und gut zu<lb/> macheu; sie enthielt die wirklichen technischen Argumente, die La Marmoras<lb/> Entschluß — vor Custozza natürlich — bestimmen mußten. Ob Bernhardts<lb/> Ausführungen auf Lu Marmora Eindruck gemacht haben würden, ist natürlich<lb/> schwer zu sagen, wahrscheinlich ist es nicht; fast zwei Monate später aber hatte<lb/> jedenfalls die Einreichung der Denkschrift überhaupt keinen Sinn mehr.</p><lb/> <p xml:id="ID_570"> La Marmoras kindische Art der Kriegführung — seinen Plan spricht er<lb/> Bernhardt gegenüber mit de» klassischen Worten aus: nous sautercms clans lo<lb/> tM-MMtsrs! U0U8 simtsrcms äscllms! — ist ebenso bekannt wie das aller<lb/> Welt unerklärliche Zaudern in der italienischen Kriegführung nach der Schlacht<lb/> bei Custozza. Die Empörung darüber war auf preußischer Seite kaum minder<lb/> lebhaft als im italienischen Publikum. So giebt Bismarck in seiner aus Horsitz<lb/> 11. Juli an Usedom gerichteten telegraphischen Depesche einem vielfach gehegten<lb/> Argwohne Ausdruck, wenn er sagt: „Letzteres (die energische Fortführung des<lb/> Krieges) geschieht von Italien so wenig, daß unser volles (bei Bernhardi:<lb/> vollendetes, im Originale wohl x^rlmte) Vertrauen zu der Rechtlichkeit des<lb/> Königs und der Nation dazu gehört, nicht zu befürchte», daß Geueral<lb/> La Marmorn von Haus aus auf Kosten der Ehre seines Souveräns und<lb/> seines Landes ein betrügerisches Spiel mit uns gespielt habe, und die jetzige<lb/> Cession Venetiens schon vor dem Kriege zu Dreien abgekartet worden sei: nur<lb/> so erklärt sich das Publikum die unbegreifliche Unthätigkeit der italienischen<lb/> Flotte und Armee. Teilen Sie diesen Verdacht noch nicht mit, aber melden<lb/> Sie eingehend Ihre Meinung. Nur sofortige energische Aktion mit Land¬<lb/> armee und Flotte kauu abhalten, an eine ehrlose Verrüterei der dortigen<lb/> Regierung zu glauben und darnach unsre weitern Schritte zu bemessen. Wir<lb/> halten bisher ehrlich am Vertrage, stehen zwei Märsche vor Brünn. und nur<lb/> die Rückkehr der italienischen Armee Österreichs kaun uns abhalte», in zehn<lb/> Tagen vor Wien zu sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_571" next="#ID_572"> Diesen Verdacht Bismarcks teilte Bernhardi nicht. Ihm ist La Marmora<lb/> der beschränkte Piemontese, der das ganze übrige Italien bloß als einen Ballast<lb/> betrachtet, als einen Anhang, der in mancher Beziehung viel Beschwerliches<lb/> hat, in dessen Augen Piemont das eigentliche Reich ist, das man sicher stellen<lb/> '"uß. „Die Piemontesen — so führt er an einer andern Stelle aus — wollen<lb/> die eigentlichen Vollbürger Italiens sein und, uuter einander eng verbündet,<lb/> ausschließlich im Besitze der Macht bleiben. Sie können überhaupt nicht aus<lb/> den Ideen heraus, an die sie sich als Piemontesen gewöhnt haben, und da<lb/> Piemont stets französischen Schutzes bedurft hat und mehr oder weniger von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0183]
Der Urieg von ^366 und seine Folgen
1868 unter dem Zwange der von La Marmora angeregten parlamentarischen
Verhandlungen eingestanden. Ganz hat er freilich die Denkschrift nicht unter¬
schlagen, er hat sie dem Ministerium am 10. Juli 1866, das heißt unter ganz
veränderten Umständen eingereicht. Bernhardts Denkschrift war, wie er selbst
sagt, darauf berechnet, alle Fehler der Note Usedoms zu decken und gut zu
macheu; sie enthielt die wirklichen technischen Argumente, die La Marmoras
Entschluß — vor Custozza natürlich — bestimmen mußten. Ob Bernhardts
Ausführungen auf Lu Marmora Eindruck gemacht haben würden, ist natürlich
schwer zu sagen, wahrscheinlich ist es nicht; fast zwei Monate später aber hatte
jedenfalls die Einreichung der Denkschrift überhaupt keinen Sinn mehr.
La Marmoras kindische Art der Kriegführung — seinen Plan spricht er
Bernhardt gegenüber mit de» klassischen Worten aus: nous sautercms clans lo
tM-MMtsrs! U0U8 simtsrcms äscllms! — ist ebenso bekannt wie das aller
Welt unerklärliche Zaudern in der italienischen Kriegführung nach der Schlacht
bei Custozza. Die Empörung darüber war auf preußischer Seite kaum minder
lebhaft als im italienischen Publikum. So giebt Bismarck in seiner aus Horsitz
11. Juli an Usedom gerichteten telegraphischen Depesche einem vielfach gehegten
Argwohne Ausdruck, wenn er sagt: „Letzteres (die energische Fortführung des
Krieges) geschieht von Italien so wenig, daß unser volles (bei Bernhardi:
vollendetes, im Originale wohl x^rlmte) Vertrauen zu der Rechtlichkeit des
Königs und der Nation dazu gehört, nicht zu befürchte», daß Geueral
La Marmorn von Haus aus auf Kosten der Ehre seines Souveräns und
seines Landes ein betrügerisches Spiel mit uns gespielt habe, und die jetzige
Cession Venetiens schon vor dem Kriege zu Dreien abgekartet worden sei: nur
so erklärt sich das Publikum die unbegreifliche Unthätigkeit der italienischen
Flotte und Armee. Teilen Sie diesen Verdacht noch nicht mit, aber melden
Sie eingehend Ihre Meinung. Nur sofortige energische Aktion mit Land¬
armee und Flotte kauu abhalten, an eine ehrlose Verrüterei der dortigen
Regierung zu glauben und darnach unsre weitern Schritte zu bemessen. Wir
halten bisher ehrlich am Vertrage, stehen zwei Märsche vor Brünn. und nur
die Rückkehr der italienischen Armee Österreichs kaun uns abhalte», in zehn
Tagen vor Wien zu sein."
Diesen Verdacht Bismarcks teilte Bernhardi nicht. Ihm ist La Marmora
der beschränkte Piemontese, der das ganze übrige Italien bloß als einen Ballast
betrachtet, als einen Anhang, der in mancher Beziehung viel Beschwerliches
hat, in dessen Augen Piemont das eigentliche Reich ist, das man sicher stellen
'"uß. „Die Piemontesen — so führt er an einer andern Stelle aus — wollen
die eigentlichen Vollbürger Italiens sein und, uuter einander eng verbündet,
ausschließlich im Besitze der Macht bleiben. Sie können überhaupt nicht aus
den Ideen heraus, an die sie sich als Piemontesen gewöhnt haben, und da
Piemont stets französischen Schutzes bedurft hat und mehr oder weniger von
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