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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

eine starke Flotte gegenseitig bedingten, und daß sich eine blühende Handelsschisfahrt
mit Unterbindungen der Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen nicht vertrage. Wer
also eine starke Flotte wolle, müsse auch gegen alle Bestrebungen auftreten, die
eine Schädigung unsers Handels und unsrer Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen
bezweckten. Gelangten sie zum Siege, so würde auch die größte Flottenvermehrung
für die Erhaltung nud Förderung unsers auswärtigen Handels und unsrer Handels¬
schiffahrt bedeutungslos bleiben. Ähnliche Töne schlägt einer der "Neue"," Herr
Max Weber an, wenn er sagt: "Eine ostentativ "gefällige," die erruugneu Lor¬
beeren schonende, allen überseeischen Expansionsgednnken ersichtlich abholde Politik,
wie sie nach 1870 begann, konnte der Erweckung des Interesses an der Flotte
gewiß nicht förderlich sein. Noch weniger aber kann dies in der Gegenwart
eine Wirtschaftspolitik, welche sich von der allmächtigen agrarischen Phrase be¬
herrschen läßt! Es ist begreiflich, daß zwischen dem Streben nach maritimer
Macht und einer Politik, die Deutschlands kommerzielle Machtstellung teils schon
geschädigt hat, teils weiter Preiszugeben sich bereit zeigt, ein Widerspruch
gefunden wird. Nicht eine mit antikapitalistischen Schlagworten operirende Politik
selbstgenugsamer sogenannter Sammlung, sondern allein eine entschlossene Durch¬
führung der Konsequenzen unsrer kraftvollen bürgerlich-gewerblichen Entwicklung
-- ohnehin die auf die Dauer allein mögliche Wirtschaftspolitik Dentschlands im
Zeitalter des Kapitalismus, mag man ihn nun lieben oder hassen -- kann für die
bürgerliche Klasse dem Verlangen nach Macht zur See einen Sinn verleihen. Zum
Schutze der Grundrente bedarf es keiner Flotte." Wir wünschen recht sehr, daß
die "bürgerlichen" Kreise sich das zu Herzen nehmen, aber dabei, mit den Herren
Brentano und Weber zusammen, nicht vergessen, daß wenn Freisinn und Sozial¬
demokratie, Kaufmannschaft und Arbeiterschaft in unsinniger Verblendung der kaiser¬
lichen Politik die Gefolgschaft versagen und jedes erdenkliche Hemmnis in den Weg
legen, der Kaiser und die Regierungen gezwungen werden, um nicht das Ganze
vernichten zu lassen, andre Stützen zu suchen, so unbequem diese auch sein mögen.
Wir erkennen gern an, daß Brentano und Weber überzeugt und warm für die
Flottenvorlage eintreten, aber wenn sie, sei es wissentlich oder aus Ungeschick, den
achtundvierzig Arbcitervertretern im Reichstage und ihrer vaterlandsfeindlichen
Partei Vorschub leisten und Kräftigung verschaffen, dann sind sie heute weit schärfer
zu tadeln, als die Limburgs und Kardorffs, deren agrarische Gefolgschaft sich trotz
alles Unverstands und Eigennutzes wenigstens scheut, das Reich thatsächlich der
Übermacht rücksichtsloser äußerer Feinde preiszugeben. -- Professor Oldeuberg hält
natürlich an seiner Verdammung der Exportindustrie fest, er bleibt der einseitige Ver¬
sechter des Satzes: Handelspolitik gleich Eroberungspolitik. "Sollen die neuen
Schiffe, sagt er, als Lokomotiven der einseitigen industricstantlicheu Entwicklung
Deutschlands dienen, z. B. um den Export nach Ostasien zu foreiren, so sind sie
nicht überflüssig, sondern schädlich. Zweifellos haben wir in China Zukunftsinter¬
essen anch ohne die Perspektive des Industriestaats, vielmehr im Sinne der Selb¬
ständigkeitspolitik; z. B. Gewinnung eines eignen Gebiets für Bnumwollenpflnnzungen,
dessen wir auf die Dauer doch uicht entbehren können, oder Gewinnung eines macht-
politischen oder wirtschaftpolitischen Austauschobjekts. Dafür brauchen wir eine
offensive Kriegsflotte. Aber die militärische Erzwingung eines chinesischen Absatz¬
gebiets sür deutsche Exportwaren, deutsche Knöpfe oder deutsches Schießpulver, auch
wenn wir zunächst die Macht dazu haben, ist eine praktische Unmöglichkeit, weil
eine solche anachronistische Krämerpolitik in den Stil des zwanzigsten Jahrhunderts
uicht hineinpaßt, weil sie keine Zukunft hat, und ihr einziger positiver Erfolg sein


Maßgebliches und Unmaßgebliches

eine starke Flotte gegenseitig bedingten, und daß sich eine blühende Handelsschisfahrt
mit Unterbindungen der Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen nicht vertrage. Wer
also eine starke Flotte wolle, müsse auch gegen alle Bestrebungen auftreten, die
eine Schädigung unsers Handels und unsrer Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen
bezweckten. Gelangten sie zum Siege, so würde auch die größte Flottenvermehrung
für die Erhaltung nud Förderung unsers auswärtigen Handels und unsrer Handels¬
schiffahrt bedeutungslos bleiben. Ähnliche Töne schlägt einer der „Neue»," Herr
Max Weber an, wenn er sagt: „Eine ostentativ »gefällige,« die erruugneu Lor¬
beeren schonende, allen überseeischen Expansionsgednnken ersichtlich abholde Politik,
wie sie nach 1870 begann, konnte der Erweckung des Interesses an der Flotte
gewiß nicht förderlich sein. Noch weniger aber kann dies in der Gegenwart
eine Wirtschaftspolitik, welche sich von der allmächtigen agrarischen Phrase be¬
herrschen läßt! Es ist begreiflich, daß zwischen dem Streben nach maritimer
Macht und einer Politik, die Deutschlands kommerzielle Machtstellung teils schon
geschädigt hat, teils weiter Preiszugeben sich bereit zeigt, ein Widerspruch
gefunden wird. Nicht eine mit antikapitalistischen Schlagworten operirende Politik
selbstgenugsamer sogenannter Sammlung, sondern allein eine entschlossene Durch¬
führung der Konsequenzen unsrer kraftvollen bürgerlich-gewerblichen Entwicklung
— ohnehin die auf die Dauer allein mögliche Wirtschaftspolitik Dentschlands im
Zeitalter des Kapitalismus, mag man ihn nun lieben oder hassen — kann für die
bürgerliche Klasse dem Verlangen nach Macht zur See einen Sinn verleihen. Zum
Schutze der Grundrente bedarf es keiner Flotte." Wir wünschen recht sehr, daß
die „bürgerlichen" Kreise sich das zu Herzen nehmen, aber dabei, mit den Herren
Brentano und Weber zusammen, nicht vergessen, daß wenn Freisinn und Sozial¬
demokratie, Kaufmannschaft und Arbeiterschaft in unsinniger Verblendung der kaiser¬
lichen Politik die Gefolgschaft versagen und jedes erdenkliche Hemmnis in den Weg
legen, der Kaiser und die Regierungen gezwungen werden, um nicht das Ganze
vernichten zu lassen, andre Stützen zu suchen, so unbequem diese auch sein mögen.
Wir erkennen gern an, daß Brentano und Weber überzeugt und warm für die
Flottenvorlage eintreten, aber wenn sie, sei es wissentlich oder aus Ungeschick, den
achtundvierzig Arbcitervertretern im Reichstage und ihrer vaterlandsfeindlichen
Partei Vorschub leisten und Kräftigung verschaffen, dann sind sie heute weit schärfer
zu tadeln, als die Limburgs und Kardorffs, deren agrarische Gefolgschaft sich trotz
alles Unverstands und Eigennutzes wenigstens scheut, das Reich thatsächlich der
Übermacht rücksichtsloser äußerer Feinde preiszugeben. — Professor Oldeuberg hält
natürlich an seiner Verdammung der Exportindustrie fest, er bleibt der einseitige Ver¬
sechter des Satzes: Handelspolitik gleich Eroberungspolitik. „Sollen die neuen
Schiffe, sagt er, als Lokomotiven der einseitigen industricstantlicheu Entwicklung
Deutschlands dienen, z. B. um den Export nach Ostasien zu foreiren, so sind sie
nicht überflüssig, sondern schädlich. Zweifellos haben wir in China Zukunftsinter¬
essen anch ohne die Perspektive des Industriestaats, vielmehr im Sinne der Selb¬
ständigkeitspolitik; z. B. Gewinnung eines eignen Gebiets für Bnumwollenpflnnzungen,
dessen wir auf die Dauer doch uicht entbehren können, oder Gewinnung eines macht-
politischen oder wirtschaftpolitischen Austauschobjekts. Dafür brauchen wir eine
offensive Kriegsflotte. Aber die militärische Erzwingung eines chinesischen Absatz¬
gebiets sür deutsche Exportwaren, deutsche Knöpfe oder deutsches Schießpulver, auch
wenn wir zunächst die Macht dazu haben, ist eine praktische Unmöglichkeit, weil
eine solche anachronistische Krämerpolitik in den Stil des zwanzigsten Jahrhunderts
uicht hineinpaßt, weil sie keine Zukunft hat, und ihr einziger positiver Erfolg sein


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[0172] Maßgebliches und Unmaßgebliches eine starke Flotte gegenseitig bedingten, und daß sich eine blühende Handelsschisfahrt mit Unterbindungen der Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen nicht vertrage. Wer also eine starke Flotte wolle, müsse auch gegen alle Bestrebungen auftreten, die eine Schädigung unsers Handels und unsrer Ausfuhr durch Einfuhrbeschränkungen bezweckten. Gelangten sie zum Siege, so würde auch die größte Flottenvermehrung für die Erhaltung nud Förderung unsers auswärtigen Handels und unsrer Handels¬ schiffahrt bedeutungslos bleiben. Ähnliche Töne schlägt einer der „Neue»," Herr Max Weber an, wenn er sagt: „Eine ostentativ »gefällige,« die erruugneu Lor¬ beeren schonende, allen überseeischen Expansionsgednnken ersichtlich abholde Politik, wie sie nach 1870 begann, konnte der Erweckung des Interesses an der Flotte gewiß nicht förderlich sein. Noch weniger aber kann dies in der Gegenwart eine Wirtschaftspolitik, welche sich von der allmächtigen agrarischen Phrase be¬ herrschen läßt! Es ist begreiflich, daß zwischen dem Streben nach maritimer Macht und einer Politik, die Deutschlands kommerzielle Machtstellung teils schon geschädigt hat, teils weiter Preiszugeben sich bereit zeigt, ein Widerspruch gefunden wird. Nicht eine mit antikapitalistischen Schlagworten operirende Politik selbstgenugsamer sogenannter Sammlung, sondern allein eine entschlossene Durch¬ führung der Konsequenzen unsrer kraftvollen bürgerlich-gewerblichen Entwicklung — ohnehin die auf die Dauer allein mögliche Wirtschaftspolitik Dentschlands im Zeitalter des Kapitalismus, mag man ihn nun lieben oder hassen — kann für die bürgerliche Klasse dem Verlangen nach Macht zur See einen Sinn verleihen. Zum Schutze der Grundrente bedarf es keiner Flotte." Wir wünschen recht sehr, daß die „bürgerlichen" Kreise sich das zu Herzen nehmen, aber dabei, mit den Herren Brentano und Weber zusammen, nicht vergessen, daß wenn Freisinn und Sozial¬ demokratie, Kaufmannschaft und Arbeiterschaft in unsinniger Verblendung der kaiser¬ lichen Politik die Gefolgschaft versagen und jedes erdenkliche Hemmnis in den Weg legen, der Kaiser und die Regierungen gezwungen werden, um nicht das Ganze vernichten zu lassen, andre Stützen zu suchen, so unbequem diese auch sein mögen. Wir erkennen gern an, daß Brentano und Weber überzeugt und warm für die Flottenvorlage eintreten, aber wenn sie, sei es wissentlich oder aus Ungeschick, den achtundvierzig Arbcitervertretern im Reichstage und ihrer vaterlandsfeindlichen Partei Vorschub leisten und Kräftigung verschaffen, dann sind sie heute weit schärfer zu tadeln, als die Limburgs und Kardorffs, deren agrarische Gefolgschaft sich trotz alles Unverstands und Eigennutzes wenigstens scheut, das Reich thatsächlich der Übermacht rücksichtsloser äußerer Feinde preiszugeben. — Professor Oldeuberg hält natürlich an seiner Verdammung der Exportindustrie fest, er bleibt der einseitige Ver¬ sechter des Satzes: Handelspolitik gleich Eroberungspolitik. „Sollen die neuen Schiffe, sagt er, als Lokomotiven der einseitigen industricstantlicheu Entwicklung Deutschlands dienen, z. B. um den Export nach Ostasien zu foreiren, so sind sie nicht überflüssig, sondern schädlich. Zweifellos haben wir in China Zukunftsinter¬ essen anch ohne die Perspektive des Industriestaats, vielmehr im Sinne der Selb¬ ständigkeitspolitik; z. B. Gewinnung eines eignen Gebiets für Bnumwollenpflnnzungen, dessen wir auf die Dauer doch uicht entbehren können, oder Gewinnung eines macht- politischen oder wirtschaftpolitischen Austauschobjekts. Dafür brauchen wir eine offensive Kriegsflotte. Aber die militärische Erzwingung eines chinesischen Absatz¬ gebiets sür deutsche Exportwaren, deutsche Knöpfe oder deutsches Schießpulver, auch wenn wir zunächst die Macht dazu haben, ist eine praktische Unmöglichkeit, weil eine solche anachronistische Krämerpolitik in den Stil des zwanzigsten Jahrhunderts uicht hineinpaßt, weil sie keine Zukunft hat, und ihr einziger positiver Erfolg sein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/172>, abgerufen am 08.01.2025.