Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Der Auszug der deutschen Professoren Bestimmung ergab sich einerseits daraus, daß die Bevölkerung des Kantons Im folgenden Jahre wurde die theologische Fakultät eröffnet. Sie wurde Die Errichtung einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und einer medi¬ Inzwischen hatte auch der innere Ausbau, der Ausbau der Verfassung Die Studentenschaft der Hochschule war von Anfang an vorwiegend deutsch. Leider hielt mit den äußern Erfolgen das innere Gedeihen nicht gleichet! Der Auszug der deutschen Professoren Bestimmung ergab sich einerseits daraus, daß die Bevölkerung des Kantons Im folgenden Jahre wurde die theologische Fakultät eröffnet. Sie wurde Die Errichtung einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und einer medi¬ Inzwischen hatte auch der innere Ausbau, der Ausbau der Verfassung Die Studentenschaft der Hochschule war von Anfang an vorwiegend deutsch. Leider hielt mit den äußern Erfolgen das innere Gedeihen nicht gleichet! <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0138" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227040"/> <fw type="header" place="top"> Der Auszug der deutschen Professoren</fw><lb/> <p xml:id="ID_425" prev="#ID_424"> Bestimmung ergab sich einerseits daraus, daß die Bevölkerung des Kantons<lb/> fast ausschließlich katholisch ist, anderseits aus der Absicht, zugleich für die<lb/> katholischen Kantone der Ostschweiz eine Hochschule zu schaffen. Irgend eine<lb/> Satzung über den konfessionellen Charakter der Anstalt giebt es übrigens nicht;<lb/> was die Zeitungen darüber gemeldet haben, beruht auf Irrtum.</p><lb/> <p xml:id="ID_426"> Im folgenden Jahre wurde die theologische Fakultät eröffnet. Sie wurde<lb/> dem Dominikanerorden anvertraut, mit dem die Kantonalregieruug einen, später<lb/> erneuerten und etwas abgeänderten, Vertrag abschloß, wonach er sich ver¬<lb/> pflichtete, den Bedarf an theologischen Dozenten zu decken. Die Bedürfnisse<lb/> der neuen Fakultät wurden im wesentlichen von den Zinsen einer halben<lb/> Million bestritten, die von der Stadt Freiburg für die Universität bewilligt<lb/> worden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_427"> Die Errichtung einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und einer medi¬<lb/> zinischen Fakultät behielt man unausgesetzt im Auge. Aber die Beschaffung<lb/> der Geldmittel stieß auf Schwierigkeiten. Erst im Herbst 1896 konnte wenigstens<lb/> die naturwissenschaftliche Fakultät ins Leben treten, während die Errichtung<lb/> der medizinischen noch der Zukunft vorbehalten ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_428"> Inzwischen hatte auch der innere Ausbau, der Ausbau der Verfassung<lb/> und der Lehrvrgcmisation der Hochschule, wenigstens dem Anschein nach, große<lb/> Fortschritte gemacht. Die ersten Jahre waren der Ausarbeitung der Statuten<lb/> und eines „Grundgesetzes" gewidmet, das die rechtliche Grundlage der ganzen<lb/> Anstalt bilden sollte. Die Organisation trug durchaus deutschen Charakter;<lb/> waren doch die bei der Gründung der Universität berufnen deutschen Dozenten<lb/> nur unter der Bedingung gekommen, daß die neue Hochschule nach dem Muster<lb/> der deutschen und deutsch-schweizerischen Universitäten eingerichtet werde, und<lb/> in allen innern Angelegenheiten völlige Selbständigkeit genieße. Für den<lb/> Entwurf der Statuten war in erster Linie das Vorbild von Leipzig und<lb/> Zürich maßgebend. Hervorgehoben zu werden verdient, daß sich auch die fran¬<lb/> zösischen Dozenten an dem Ausbau der Universität in deutschem Sinne aufs<lb/> eifrigste beteiligt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_429"> Die Studentenschaft der Hochschule war von Anfang an vorwiegend deutsch.<lb/> Den Hauptteil bildeten natürlich stets die Ostschweizcr. Die Zahl der Reichs¬<lb/> deutschen war aber nicht wesentlich geringer. Die Polen, die anfangs unter<lb/> der Studentenschaft durch eine Reihe vornehmer Namen vertreten waren, sind<lb/> allmählich stark zurückgegangen. Franzosen haben so gut wie gänzlich gefehlt:<lb/> im Laufe von acht Jahren wird ihre Zahl ein halbes Dutzend wenig über¬<lb/> schritten haben- Für Kenner der französischen Universitätsverhältnisse kann<lb/> diese Erscheinung nichts befremdliches haben. Die Gesamtzahl der Studenten<lb/> betrug im ersten Semester etwa dreißig, im Laufe der Jahre ist sie auf mehr<lb/> als vierhundert gestiegen. Gewiß ein stattliches Wachstum.</p><lb/> <p xml:id="ID_430" next="#ID_431"> Leider hielt mit den äußern Erfolgen das innere Gedeihen nicht gleichet!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0138]
Der Auszug der deutschen Professoren
Bestimmung ergab sich einerseits daraus, daß die Bevölkerung des Kantons
fast ausschließlich katholisch ist, anderseits aus der Absicht, zugleich für die
katholischen Kantone der Ostschweiz eine Hochschule zu schaffen. Irgend eine
Satzung über den konfessionellen Charakter der Anstalt giebt es übrigens nicht;
was die Zeitungen darüber gemeldet haben, beruht auf Irrtum.
Im folgenden Jahre wurde die theologische Fakultät eröffnet. Sie wurde
dem Dominikanerorden anvertraut, mit dem die Kantonalregieruug einen, später
erneuerten und etwas abgeänderten, Vertrag abschloß, wonach er sich ver¬
pflichtete, den Bedarf an theologischen Dozenten zu decken. Die Bedürfnisse
der neuen Fakultät wurden im wesentlichen von den Zinsen einer halben
Million bestritten, die von der Stadt Freiburg für die Universität bewilligt
worden war.
Die Errichtung einer mathematisch-naturwissenschaftlichen und einer medi¬
zinischen Fakultät behielt man unausgesetzt im Auge. Aber die Beschaffung
der Geldmittel stieß auf Schwierigkeiten. Erst im Herbst 1896 konnte wenigstens
die naturwissenschaftliche Fakultät ins Leben treten, während die Errichtung
der medizinischen noch der Zukunft vorbehalten ist.
Inzwischen hatte auch der innere Ausbau, der Ausbau der Verfassung
und der Lehrvrgcmisation der Hochschule, wenigstens dem Anschein nach, große
Fortschritte gemacht. Die ersten Jahre waren der Ausarbeitung der Statuten
und eines „Grundgesetzes" gewidmet, das die rechtliche Grundlage der ganzen
Anstalt bilden sollte. Die Organisation trug durchaus deutschen Charakter;
waren doch die bei der Gründung der Universität berufnen deutschen Dozenten
nur unter der Bedingung gekommen, daß die neue Hochschule nach dem Muster
der deutschen und deutsch-schweizerischen Universitäten eingerichtet werde, und
in allen innern Angelegenheiten völlige Selbständigkeit genieße. Für den
Entwurf der Statuten war in erster Linie das Vorbild von Leipzig und
Zürich maßgebend. Hervorgehoben zu werden verdient, daß sich auch die fran¬
zösischen Dozenten an dem Ausbau der Universität in deutschem Sinne aufs
eifrigste beteiligt haben.
Die Studentenschaft der Hochschule war von Anfang an vorwiegend deutsch.
Den Hauptteil bildeten natürlich stets die Ostschweizcr. Die Zahl der Reichs¬
deutschen war aber nicht wesentlich geringer. Die Polen, die anfangs unter
der Studentenschaft durch eine Reihe vornehmer Namen vertreten waren, sind
allmählich stark zurückgegangen. Franzosen haben so gut wie gänzlich gefehlt:
im Laufe von acht Jahren wird ihre Zahl ein halbes Dutzend wenig über¬
schritten haben- Für Kenner der französischen Universitätsverhältnisse kann
diese Erscheinung nichts befremdliches haben. Die Gesamtzahl der Studenten
betrug im ersten Semester etwa dreißig, im Laufe der Jahre ist sie auf mehr
als vierhundert gestiegen. Gewiß ein stattliches Wachstum.
Leider hielt mit den äußern Erfolgen das innere Gedeihen nicht gleichet!
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