Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Die Vffizierspostämter in Preußen dem praktischen Leben. Und nun treten sie nach einer kurzen, oberflächlichen Es ist auch vielfach vorgekommen, daß Beamte, die für die Assistenten¬ Bei diesen schweren Mängeln, die der Verwendung invalider Offiziere als Die Vffizierspostämter in Preußen dem praktischen Leben. Und nun treten sie nach einer kurzen, oberflächlichen Es ist auch vielfach vorgekommen, daß Beamte, die für die Assistenten¬ Bei diesen schweren Mängeln, die der Verwendung invalider Offiziere als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227036"/> <fw type="header" place="top"> Die Vffizierspostämter in Preußen</fw><lb/> <p xml:id="ID_411" prev="#ID_410"> dem praktischen Leben. Und nun treten sie nach einer kurzen, oberflächlichen<lb/> Ausbildung in eine amtliche Stellung ein, die gerade zu den Bedürfnissen<lb/> des praktischen Lebens in den engsten Beziehungen steht, und die an die geistige<lb/> Selbständigkeit ihrer Inhaber die größten Anforderungen stellt. Offizieren<lb/> wiederum, die erst in vorgerücktem Lebensalter Postdirektoren werden, und<lb/> die uach ihrer Erfahrung recht wohl zum Postamtsvvrsteher geeignet sind,<lb/> wird wegen ihres höhern Lebensalters die Aneignung der notwendigsten Dienst¬<lb/> kenntnisse natürlich weit schwerer als den jüngern.</p><lb/> <p xml:id="ID_412"> Es ist auch vielfach vorgekommen, daß Beamte, die für die Assistenten¬<lb/> laufbahn bei der Post eingetreten waren, in ihrer Eigenschaft als Neserve-<lb/> oder Lnndwehroffiziere die Aussicht auf Zivilversorguug erwarben und es auf<lb/> diese Weise zum Pvstdirektor brachten. Diese Beamten haben es also nur<lb/> dem Juvalidewerden zu danken, daß sie zu einer Dienststellung für fähig ge¬<lb/> halten wurden, die sie bei gesundem Leibe wegen unzureichender Vorbildung<lb/> niemals hätten erreichen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_413" next="#ID_414"> Bei diesen schweren Mängeln, die der Verwendung invalider Offiziere als<lb/> Postdirektoren anhaften, wäre es nun vielleicht das Beste, wenn man von<lb/> dieser Versorgung, wie schon Hardenberg wollte, ganz absähe. Aber darauf<lb/> ist wohl kaum zu rechnen. Die Voraussetzungen, die zur Zeit Friedrichs des<lb/> Großen für die Einführung der Versorgung invalider Offiziere im Postdienste<lb/> maßgebend gewesen sind, bestehen zwar längst nicht mehr. Die Versorgung<lb/> als Postmeister sollte damals den Offizieren Ersatz geben für den Mangel einer<lb/> Staatspension, wie denn auch Hardenbergs Bestrebungen darauf hinzielten, die<lb/> Unterbringung der Offiziere in Postmeisterstcllen durch die Gewährung ordent¬<lb/> licher Pensionen entbehrlich zu machen. Heute werden den verabschiedeten<lb/> Offizieren aus der Staatskasse Pensionen gezahlt, aber die Besetzung eines<lb/> Teils der Postämter mit invaliden Offizieren ist trotzdem beibehalten worden.<lb/> Freilich, wenn der Offizier schon nach kurzer Dienstzeit verabschiedet wird,<lb/> genügt die Pension nicht für seinen Unterhalt. Bei den heute üblichen zeitigen<lb/> Pensionirungen ist daher die Zahl der verabschiedeten Offiziere, die noch keine<lb/> ausreichende Pension erdient haben, recht groß. Ihre anderweitige Unter¬<lb/> bringung im öffentlichen Dienste ist daher eine Pflicht, der sich der Staat<lb/> nicht gut entziehen kann. Daher wird man auch unter den heutigen Verhält¬<lb/> nissen wohl kaum auf die Versorgung der Offiziere in Postdirektorstellen ganz<lb/> verzichten wollen. Es ist ja auch nicht zu verkennen, daß die Mehrzahl der<lb/> Offiziere, die heute ans dienstlichen oder persönlichen Gründen ihren Abschied<lb/> nehmen müssen, noch recht gut im Zivildienste verwendbar ist. Aber man<lb/> sollte nicht nur bemüht sein, diesen Offizieren ein anderweitiges Unterkommen<lb/> zu verschaffen, sondern man sollte doch auch dafür sorgen, daß sie für ihren<lb/> neuen Beruf ausreichend vorgebildet werden. Wenn es im militärischen Inter¬<lb/> esse notwendig ist, für geeignete Versorgung der frühzeitig verabschiedeten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
Die Vffizierspostämter in Preußen
dem praktischen Leben. Und nun treten sie nach einer kurzen, oberflächlichen
Ausbildung in eine amtliche Stellung ein, die gerade zu den Bedürfnissen
des praktischen Lebens in den engsten Beziehungen steht, und die an die geistige
Selbständigkeit ihrer Inhaber die größten Anforderungen stellt. Offizieren
wiederum, die erst in vorgerücktem Lebensalter Postdirektoren werden, und
die uach ihrer Erfahrung recht wohl zum Postamtsvvrsteher geeignet sind,
wird wegen ihres höhern Lebensalters die Aneignung der notwendigsten Dienst¬
kenntnisse natürlich weit schwerer als den jüngern.
Es ist auch vielfach vorgekommen, daß Beamte, die für die Assistenten¬
laufbahn bei der Post eingetreten waren, in ihrer Eigenschaft als Neserve-
oder Lnndwehroffiziere die Aussicht auf Zivilversorguug erwarben und es auf
diese Weise zum Pvstdirektor brachten. Diese Beamten haben es also nur
dem Juvalidewerden zu danken, daß sie zu einer Dienststellung für fähig ge¬
halten wurden, die sie bei gesundem Leibe wegen unzureichender Vorbildung
niemals hätten erreichen können.
Bei diesen schweren Mängeln, die der Verwendung invalider Offiziere als
Postdirektoren anhaften, wäre es nun vielleicht das Beste, wenn man von
dieser Versorgung, wie schon Hardenberg wollte, ganz absähe. Aber darauf
ist wohl kaum zu rechnen. Die Voraussetzungen, die zur Zeit Friedrichs des
Großen für die Einführung der Versorgung invalider Offiziere im Postdienste
maßgebend gewesen sind, bestehen zwar längst nicht mehr. Die Versorgung
als Postmeister sollte damals den Offizieren Ersatz geben für den Mangel einer
Staatspension, wie denn auch Hardenbergs Bestrebungen darauf hinzielten, die
Unterbringung der Offiziere in Postmeisterstcllen durch die Gewährung ordent¬
licher Pensionen entbehrlich zu machen. Heute werden den verabschiedeten
Offizieren aus der Staatskasse Pensionen gezahlt, aber die Besetzung eines
Teils der Postämter mit invaliden Offizieren ist trotzdem beibehalten worden.
Freilich, wenn der Offizier schon nach kurzer Dienstzeit verabschiedet wird,
genügt die Pension nicht für seinen Unterhalt. Bei den heute üblichen zeitigen
Pensionirungen ist daher die Zahl der verabschiedeten Offiziere, die noch keine
ausreichende Pension erdient haben, recht groß. Ihre anderweitige Unter¬
bringung im öffentlichen Dienste ist daher eine Pflicht, der sich der Staat
nicht gut entziehen kann. Daher wird man auch unter den heutigen Verhält¬
nissen wohl kaum auf die Versorgung der Offiziere in Postdirektorstellen ganz
verzichten wollen. Es ist ja auch nicht zu verkennen, daß die Mehrzahl der
Offiziere, die heute ans dienstlichen oder persönlichen Gründen ihren Abschied
nehmen müssen, noch recht gut im Zivildienste verwendbar ist. Aber man
sollte nicht nur bemüht sein, diesen Offizieren ein anderweitiges Unterkommen
zu verschaffen, sondern man sollte doch auch dafür sorgen, daß sie für ihren
neuen Beruf ausreichend vorgebildet werden. Wenn es im militärischen Inter¬
esse notwendig ist, für geeignete Versorgung der frühzeitig verabschiedeten
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