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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Neueste Runst und Uuiistlitterawr

tischer Engländerfeindschaft eingetragen hat, niemals in der Frage geschwankt,
ob mir die russische oder die englische Freundschaft lieber wäre. Ich erkenne
an, daß man grundsätzlich meiner Ansicht beipflichten, aber um gewisser Augen¬
blicksbedürfnisse und Augenblicksziele wegen die entgegengesetzte Politik für
opportun halten kann, aber ich habe mich eben niemals für Augenblicksziele*)
interessirt und immer nur den Gang der Entwicklung im großen und ganzen
im Auge gehabt, und bin eben deswegen von der Tagespresse nicht zu ge¬
brauchen.

(Fortsetzung folgt)




Neueste Kunst und Kunstlitteratur

an ist wieder da. Die Grenzboten hatten ihn etwas unsanft
empfangen und ihm einige Wahrheiten gesagt. Er hat sie
ihnen nicht übel genommen, denn er hat sich wieder eingestellt,
und das ist hübsch von ihm. Wir werden uns auch ferner mit
ihm zu verständigen suchen. Daß es mit unsern Ausstellungen
Wohl seine Richtigkeit hatte, zeigten uns die Besprechungen mancher bessern
Blätter, die gegen den Inhalt der frühern PanHefte häufig Verwahrung eingelegt
haben und dann am Ende wohl bei dem Lobe stehen geblieben sind, der Pan
nehme doch mit seiner reichen künstlerischen Ausstattung die erste Stelle ein,
nicht etwa bloß unter den deutschen Kunstzeitschriften, sondern unter denen der
Welt. Das Lob sagt nun allerdings zu viel oder zu wenig. Zu viel, wenn
man den Nachdruck auf die Kunst legen wollte, die von ihm dargeboten wird,
und zu wenig, wenn man sich mit der äußerlichen Ausstattung zufrieden giebt.
Diese ist kostbar, nicht bloß "vornehm," wie heute das Modewort lautet, und
sie könnte leicht das Wichtigste an der ganzen Zeitschrift werden, wenn der
Inhalt eines vollständigen Heftes nicht mehr bieten sollte, als einige Stunden
angenehmer Unterhaltung und kaum noch die Gelegenheit zu weiteren ernstem
Nachdenken und spüterm Nachschlagen. Vielleicht würde einmal das Vergnügen
für manche" auf die Dauer etwas zu kostbar werden. Aber ein Mitglieder-
Verzeichnis, das dem ersten der zwei vor uns liegenden Hefte des dritten Jahr¬
gangs (18L7, 1. 2.) beigegeben worden ist, fcheint zu beweisen, daß der Fort-



") Das gilt natürlich nur für die Politik! im Privatleben sind alle Ziele eigentlich nur
Augenblicksziele, denn ein Menschenleben ist nur ein etwas längerer Augenblick.
Neueste Runst und Uuiistlitterawr

tischer Engländerfeindschaft eingetragen hat, niemals in der Frage geschwankt,
ob mir die russische oder die englische Freundschaft lieber wäre. Ich erkenne
an, daß man grundsätzlich meiner Ansicht beipflichten, aber um gewisser Augen¬
blicksbedürfnisse und Augenblicksziele wegen die entgegengesetzte Politik für
opportun halten kann, aber ich habe mich eben niemals für Augenblicksziele*)
interessirt und immer nur den Gang der Entwicklung im großen und ganzen
im Auge gehabt, und bin eben deswegen von der Tagespresse nicht zu ge¬
brauchen.

(Fortsetzung folgt)




Neueste Kunst und Kunstlitteratur

an ist wieder da. Die Grenzboten hatten ihn etwas unsanft
empfangen und ihm einige Wahrheiten gesagt. Er hat sie
ihnen nicht übel genommen, denn er hat sich wieder eingestellt,
und das ist hübsch von ihm. Wir werden uns auch ferner mit
ihm zu verständigen suchen. Daß es mit unsern Ausstellungen
Wohl seine Richtigkeit hatte, zeigten uns die Besprechungen mancher bessern
Blätter, die gegen den Inhalt der frühern PanHefte häufig Verwahrung eingelegt
haben und dann am Ende wohl bei dem Lobe stehen geblieben sind, der Pan
nehme doch mit seiner reichen künstlerischen Ausstattung die erste Stelle ein,
nicht etwa bloß unter den deutschen Kunstzeitschriften, sondern unter denen der
Welt. Das Lob sagt nun allerdings zu viel oder zu wenig. Zu viel, wenn
man den Nachdruck auf die Kunst legen wollte, die von ihm dargeboten wird,
und zu wenig, wenn man sich mit der äußerlichen Ausstattung zufrieden giebt.
Diese ist kostbar, nicht bloß „vornehm," wie heute das Modewort lautet, und
sie könnte leicht das Wichtigste an der ganzen Zeitschrift werden, wenn der
Inhalt eines vollständigen Heftes nicht mehr bieten sollte, als einige Stunden
angenehmer Unterhaltung und kaum noch die Gelegenheit zu weiteren ernstem
Nachdenken und spüterm Nachschlagen. Vielleicht würde einmal das Vergnügen
für manche» auf die Dauer etwas zu kostbar werden. Aber ein Mitglieder-
Verzeichnis, das dem ersten der zwei vor uns liegenden Hefte des dritten Jahr¬
gangs (18L7, 1. 2.) beigegeben worden ist, fcheint zu beweisen, daß der Fort-



") Das gilt natürlich nur für die Politik! im Privatleben sind alle Ziele eigentlich nur
Augenblicksziele, denn ein Menschenleben ist nur ein etwas längerer Augenblick.
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[0543] Neueste Runst und Uuiistlitterawr tischer Engländerfeindschaft eingetragen hat, niemals in der Frage geschwankt, ob mir die russische oder die englische Freundschaft lieber wäre. Ich erkenne an, daß man grundsätzlich meiner Ansicht beipflichten, aber um gewisser Augen¬ blicksbedürfnisse und Augenblicksziele wegen die entgegengesetzte Politik für opportun halten kann, aber ich habe mich eben niemals für Augenblicksziele*) interessirt und immer nur den Gang der Entwicklung im großen und ganzen im Auge gehabt, und bin eben deswegen von der Tagespresse nicht zu ge¬ brauchen. (Fortsetzung folgt) Neueste Kunst und Kunstlitteratur an ist wieder da. Die Grenzboten hatten ihn etwas unsanft empfangen und ihm einige Wahrheiten gesagt. Er hat sie ihnen nicht übel genommen, denn er hat sich wieder eingestellt, und das ist hübsch von ihm. Wir werden uns auch ferner mit ihm zu verständigen suchen. Daß es mit unsern Ausstellungen Wohl seine Richtigkeit hatte, zeigten uns die Besprechungen mancher bessern Blätter, die gegen den Inhalt der frühern PanHefte häufig Verwahrung eingelegt haben und dann am Ende wohl bei dem Lobe stehen geblieben sind, der Pan nehme doch mit seiner reichen künstlerischen Ausstattung die erste Stelle ein, nicht etwa bloß unter den deutschen Kunstzeitschriften, sondern unter denen der Welt. Das Lob sagt nun allerdings zu viel oder zu wenig. Zu viel, wenn man den Nachdruck auf die Kunst legen wollte, die von ihm dargeboten wird, und zu wenig, wenn man sich mit der äußerlichen Ausstattung zufrieden giebt. Diese ist kostbar, nicht bloß „vornehm," wie heute das Modewort lautet, und sie könnte leicht das Wichtigste an der ganzen Zeitschrift werden, wenn der Inhalt eines vollständigen Heftes nicht mehr bieten sollte, als einige Stunden angenehmer Unterhaltung und kaum noch die Gelegenheit zu weiteren ernstem Nachdenken und spüterm Nachschlagen. Vielleicht würde einmal das Vergnügen für manche» auf die Dauer etwas zu kostbar werden. Aber ein Mitglieder- Verzeichnis, das dem ersten der zwei vor uns liegenden Hefte des dritten Jahr¬ gangs (18L7, 1. 2.) beigegeben worden ist, fcheint zu beweisen, daß der Fort- ") Das gilt natürlich nur für die Politik! im Privatleben sind alle Ziele eigentlich nur Augenblicksziele, denn ein Menschenleben ist nur ein etwas längerer Augenblick.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/543>, abgerufen am 26.06.2024.