Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

vortrefflich entsprochen. Die deutsche Reichsstatistik hat sich auf dieser in echt
Bismarckischem Geist geschaffnen Grundlage über alles Erwarten entfalten
können und in der That Großes geleistet.

Das Kaiserliche Statistische Amt hat kürzlich in einem besondern Bande
-- Band 101 der Neuen Folge, im ganzen der 169. -- der von ihm heraus¬
gegebnen "Statistik des deutschen Reichs" eine Art von Monographie"') von
sich selbst veröffentlicht. Darin sind die Aufgaben beschrieben, die ihm im
Laufe der fünfundzwanzig Jahre überwiesen worden sind, und die Art ihrer
Erledigung.

Man kann wohl sagen, daß wenig Behörden in der Welt an eigner
Arbeit -- nach Metern und Zentnern der Drucksachen berechnet -- so viel
"Produziren" wie dieses Amt, vollends wenn man die gleichfalls von ihm
herausgegebnen "Vierteljahrshefte," die "Monatshefte" und das "Statistische
Jahrbuch des deutschen Reichs" mit rechnet. In diesen Veröffentlichungen sind
die Hauptergebnisse der meisten fortlaufenden und auch fast alle einmaligen
Arbeiten der Rcichsstatistik zu finden. Die Hauptgebiete sind: Volkszählungen;
Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle; Auswanderung; Berufs- und Betriebs¬
zählungen; landwirtschaftliche Anbau-, Saatenftands-, Ernte-, Preisstatistik;
Viehstand; Bergwerke, Salinen, Hütten; Verkehr auf den deutschen Wasser¬
straßen; Seeschiffahrtsstatiftik; auswärtiger Handel; Zölle und Reichsstcuern;
Großhandelspreise wichtiger Waren; Dampfkessel, Dampfmaschinen, Kessel-
cxplosivnen; Konkursstatistik; Arbeiterstatistik; Kriminalstatistik; Statistik der
Krankenversicherung.

Natürlich sind auf den einzelnen Gebieten die Arbeiten in sich zum Teil
sehr bedeutend erweitert und vertieft worden, teils durch gesetzgeberische Einflüsse,
z. B. auf dein Gebiet der Zölle, teils weil die zu erfassender Verhältnisse ins
große wuchsen, z. B. der auswärtige Handel, teils endlich um den sich fortlaufend
steigernden Bedürfnissen der Politik und der Wissenschaft zu genügen. Die
Aufgaben des statistischen Amts auf den einzelnen Gebieten sind sehr verschieden;
sie gehen von der Anregung einer zu untersuchenden Frage bis zur Veröffent¬
lichung der Zahlenergebnisfe mit wissenschaftlich und praktisch erläuterndem
Text. Die Formulirung der Fragen, die Unterweisung der Erhebungsbehörden
und der Zähler, die Prüfung des Materials oder der vorläufigen Zusammen¬
stellungen der Laudesümter, die rein technische Arbeit des Aufrechnens nach
allen wichtigen Richtungen hin, die Gruppirung in Tabellen von den ver-
schiednen Gesichtspunkten aus, die Vergleichung mit ältern und mit aus¬
ländischen Zahlen, die Aufklärung der Abweichungen, die Abfassung des
Textes usw., alle diese Arbeiten laufen unaufhörlich auf einer Reihe von Ge-



*) Die Statistik des deutschen Reichs im Jahre 1897. Berlin, Puttkammer
und Muhlbrecht.

vortrefflich entsprochen. Die deutsche Reichsstatistik hat sich auf dieser in echt
Bismarckischem Geist geschaffnen Grundlage über alles Erwarten entfalten
können und in der That Großes geleistet.

Das Kaiserliche Statistische Amt hat kürzlich in einem besondern Bande
— Band 101 der Neuen Folge, im ganzen der 169. — der von ihm heraus¬
gegebnen „Statistik des deutschen Reichs" eine Art von Monographie"') von
sich selbst veröffentlicht. Darin sind die Aufgaben beschrieben, die ihm im
Laufe der fünfundzwanzig Jahre überwiesen worden sind, und die Art ihrer
Erledigung.

Man kann wohl sagen, daß wenig Behörden in der Welt an eigner
Arbeit — nach Metern und Zentnern der Drucksachen berechnet — so viel
„Produziren" wie dieses Amt, vollends wenn man die gleichfalls von ihm
herausgegebnen „Vierteljahrshefte," die „Monatshefte" und das „Statistische
Jahrbuch des deutschen Reichs" mit rechnet. In diesen Veröffentlichungen sind
die Hauptergebnisse der meisten fortlaufenden und auch fast alle einmaligen
Arbeiten der Rcichsstatistik zu finden. Die Hauptgebiete sind: Volkszählungen;
Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle; Auswanderung; Berufs- und Betriebs¬
zählungen; landwirtschaftliche Anbau-, Saatenftands-, Ernte-, Preisstatistik;
Viehstand; Bergwerke, Salinen, Hütten; Verkehr auf den deutschen Wasser¬
straßen; Seeschiffahrtsstatiftik; auswärtiger Handel; Zölle und Reichsstcuern;
Großhandelspreise wichtiger Waren; Dampfkessel, Dampfmaschinen, Kessel-
cxplosivnen; Konkursstatistik; Arbeiterstatistik; Kriminalstatistik; Statistik der
Krankenversicherung.

Natürlich sind auf den einzelnen Gebieten die Arbeiten in sich zum Teil
sehr bedeutend erweitert und vertieft worden, teils durch gesetzgeberische Einflüsse,
z. B. auf dein Gebiet der Zölle, teils weil die zu erfassender Verhältnisse ins
große wuchsen, z. B. der auswärtige Handel, teils endlich um den sich fortlaufend
steigernden Bedürfnissen der Politik und der Wissenschaft zu genügen. Die
Aufgaben des statistischen Amts auf den einzelnen Gebieten sind sehr verschieden;
sie gehen von der Anregung einer zu untersuchenden Frage bis zur Veröffent¬
lichung der Zahlenergebnisfe mit wissenschaftlich und praktisch erläuterndem
Text. Die Formulirung der Fragen, die Unterweisung der Erhebungsbehörden
und der Zähler, die Prüfung des Materials oder der vorläufigen Zusammen¬
stellungen der Laudesümter, die rein technische Arbeit des Aufrechnens nach
allen wichtigen Richtungen hin, die Gruppirung in Tabellen von den ver-
schiednen Gesichtspunkten aus, die Vergleichung mit ältern und mit aus¬
ländischen Zahlen, die Aufklärung der Abweichungen, die Abfassung des
Textes usw., alle diese Arbeiten laufen unaufhörlich auf einer Reihe von Ge-



*) Die Statistik des deutschen Reichs im Jahre 1897. Berlin, Puttkammer
und Muhlbrecht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/226746"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1257" prev="#ID_1256"> vortrefflich entsprochen. Die deutsche Reichsstatistik hat sich auf dieser in echt<lb/>
Bismarckischem Geist geschaffnen Grundlage über alles Erwarten entfalten<lb/>
können und in der That Großes geleistet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1258"> Das Kaiserliche Statistische Amt hat kürzlich in einem besondern Bande<lb/>
&#x2014; Band 101 der Neuen Folge, im ganzen der 169. &#x2014; der von ihm heraus¬<lb/>
gegebnen &#x201E;Statistik des deutschen Reichs" eine Art von Monographie"') von<lb/>
sich selbst veröffentlicht. Darin sind die Aufgaben beschrieben, die ihm im<lb/>
Laufe der fünfundzwanzig Jahre überwiesen worden sind, und die Art ihrer<lb/>
Erledigung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1259"> Man kann wohl sagen, daß wenig Behörden in der Welt an eigner<lb/>
Arbeit &#x2014; nach Metern und Zentnern der Drucksachen berechnet &#x2014; so viel<lb/>
&#x201E;Produziren" wie dieses Amt, vollends wenn man die gleichfalls von ihm<lb/>
herausgegebnen &#x201E;Vierteljahrshefte," die &#x201E;Monatshefte" und das &#x201E;Statistische<lb/>
Jahrbuch des deutschen Reichs" mit rechnet. In diesen Veröffentlichungen sind<lb/>
die Hauptergebnisse der meisten fortlaufenden und auch fast alle einmaligen<lb/>
Arbeiten der Rcichsstatistik zu finden. Die Hauptgebiete sind: Volkszählungen;<lb/>
Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle; Auswanderung; Berufs- und Betriebs¬<lb/>
zählungen; landwirtschaftliche Anbau-, Saatenftands-, Ernte-, Preisstatistik;<lb/>
Viehstand; Bergwerke, Salinen, Hütten; Verkehr auf den deutschen Wasser¬<lb/>
straßen; Seeschiffahrtsstatiftik; auswärtiger Handel; Zölle und Reichsstcuern;<lb/>
Großhandelspreise wichtiger Waren; Dampfkessel, Dampfmaschinen, Kessel-<lb/>
cxplosivnen; Konkursstatistik; Arbeiterstatistik; Kriminalstatistik; Statistik der<lb/>
Krankenversicherung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1260" next="#ID_1261"> Natürlich sind auf den einzelnen Gebieten die Arbeiten in sich zum Teil<lb/>
sehr bedeutend erweitert und vertieft worden, teils durch gesetzgeberische Einflüsse,<lb/>
z. B. auf dein Gebiet der Zölle, teils weil die zu erfassender Verhältnisse ins<lb/>
große wuchsen, z. B. der auswärtige Handel, teils endlich um den sich fortlaufend<lb/>
steigernden Bedürfnissen der Politik und der Wissenschaft zu genügen. Die<lb/>
Aufgaben des statistischen Amts auf den einzelnen Gebieten sind sehr verschieden;<lb/>
sie gehen von der Anregung einer zu untersuchenden Frage bis zur Veröffent¬<lb/>
lichung der Zahlenergebnisfe mit wissenschaftlich und praktisch erläuterndem<lb/>
Text. Die Formulirung der Fragen, die Unterweisung der Erhebungsbehörden<lb/>
und der Zähler, die Prüfung des Materials oder der vorläufigen Zusammen¬<lb/>
stellungen der Laudesümter, die rein technische Arbeit des Aufrechnens nach<lb/>
allen wichtigen Richtungen hin, die Gruppirung in Tabellen von den ver-<lb/>
schiednen Gesichtspunkten aus, die Vergleichung mit ältern und mit aus¬<lb/>
ländischen Zahlen, die Aufklärung der Abweichungen, die Abfassung des<lb/>
Textes usw., alle diese Arbeiten laufen unaufhörlich auf einer Reihe von Ge-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_68" place="foot"> *) Die Statistik des deutschen Reichs im Jahre 1897. Berlin, Puttkammer<lb/>
und Muhlbrecht.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0516] vortrefflich entsprochen. Die deutsche Reichsstatistik hat sich auf dieser in echt Bismarckischem Geist geschaffnen Grundlage über alles Erwarten entfalten können und in der That Großes geleistet. Das Kaiserliche Statistische Amt hat kürzlich in einem besondern Bande — Band 101 der Neuen Folge, im ganzen der 169. — der von ihm heraus¬ gegebnen „Statistik des deutschen Reichs" eine Art von Monographie"') von sich selbst veröffentlicht. Darin sind die Aufgaben beschrieben, die ihm im Laufe der fünfundzwanzig Jahre überwiesen worden sind, und die Art ihrer Erledigung. Man kann wohl sagen, daß wenig Behörden in der Welt an eigner Arbeit — nach Metern und Zentnern der Drucksachen berechnet — so viel „Produziren" wie dieses Amt, vollends wenn man die gleichfalls von ihm herausgegebnen „Vierteljahrshefte," die „Monatshefte" und das „Statistische Jahrbuch des deutschen Reichs" mit rechnet. In diesen Veröffentlichungen sind die Hauptergebnisse der meisten fortlaufenden und auch fast alle einmaligen Arbeiten der Rcichsstatistik zu finden. Die Hauptgebiete sind: Volkszählungen; Eheschließungen, Geburten, Sterbefälle; Auswanderung; Berufs- und Betriebs¬ zählungen; landwirtschaftliche Anbau-, Saatenftands-, Ernte-, Preisstatistik; Viehstand; Bergwerke, Salinen, Hütten; Verkehr auf den deutschen Wasser¬ straßen; Seeschiffahrtsstatiftik; auswärtiger Handel; Zölle und Reichsstcuern; Großhandelspreise wichtiger Waren; Dampfkessel, Dampfmaschinen, Kessel- cxplosivnen; Konkursstatistik; Arbeiterstatistik; Kriminalstatistik; Statistik der Krankenversicherung. Natürlich sind auf den einzelnen Gebieten die Arbeiten in sich zum Teil sehr bedeutend erweitert und vertieft worden, teils durch gesetzgeberische Einflüsse, z. B. auf dein Gebiet der Zölle, teils weil die zu erfassender Verhältnisse ins große wuchsen, z. B. der auswärtige Handel, teils endlich um den sich fortlaufend steigernden Bedürfnissen der Politik und der Wissenschaft zu genügen. Die Aufgaben des statistischen Amts auf den einzelnen Gebieten sind sehr verschieden; sie gehen von der Anregung einer zu untersuchenden Frage bis zur Veröffent¬ lichung der Zahlenergebnisfe mit wissenschaftlich und praktisch erläuterndem Text. Die Formulirung der Fragen, die Unterweisung der Erhebungsbehörden und der Zähler, die Prüfung des Materials oder der vorläufigen Zusammen¬ stellungen der Laudesümter, die rein technische Arbeit des Aufrechnens nach allen wichtigen Richtungen hin, die Gruppirung in Tabellen von den ver- schiednen Gesichtspunkten aus, die Vergleichung mit ältern und mit aus¬ ländischen Zahlen, die Aufklärung der Abweichungen, die Abfassung des Textes usw., alle diese Arbeiten laufen unaufhörlich auf einer Reihe von Ge- *) Die Statistik des deutschen Reichs im Jahre 1897. Berlin, Puttkammer und Muhlbrecht.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/516
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/516>, abgerufen am 26.06.2024.