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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Personalreformen bei der Post

Stellen für Postinspektoren (zur Zeit 171), Postdirektoren (610), Posträte
(161), Oberpvstdirektoren (41), Gcheimsckretäre (90), Hilfsarbeiter (6), Geheime
Räte (20), und Direktoren (3) im Reichspvstamt, also im ganzen einschließlich
des Staatssekretärs und des Unterstaatssekretärs 1104 Stellen. Die Zahl
der Geprüften, die nach den Veröffentlichungen im Postamtsblatt bis Ende
September dieses Jahres noch nicht in eine dieser höhern Stellen ein¬
gerückt sind, beträgt 1036. Diese Beamten befinden sich gegenwärtig zum
Teil in Dnrchgangsstcllnugen als Pvstkassirer (302), Obcrpostdirektionssekretäre
(540), Oberpostsekretäre (7) und in Kassirer- und Bnchhalterstellen bei den
Oberpostkassen (18), während 169 noch auf den Übertritt in eine solche Durch¬
gangsstelle warten; der älteste davon hat die Prüfung am 7. März 1896
bestanden. Da ferner in den letzten sechs Jahren durchschnittlich mir je siebzig
höhere Stellen neu besetzt worden sind, so geht das Aufrücken recht langsam
vorwärts. Zur Zeit vergehen nach Ablegung der Prüfung etwa acht Jahre
bis zur Erreichung einer Pvstinspektor- und zehn Jahre bis zur Erreichung
einer Postdirektorstelle. Unter diesen Umstünden wird es von den Beamten
bitter empfunden, daß infolge einer im vorigen Jahrhundert getroffuen Be¬
stimmung 132 Postdircktorstellen noch immer Offizieren vorbehalten werden,
die ans irgend einem Grunde nicht in ihrer Stellung gelassen werden können.

Die Verlangsamung der Laufbahn ist ungeachtet der stetigen, starken Ver¬
mehrung der obern Stellen durch den Umstand herbeigeführt worden, daß die
Zahl der Beamten, die die höhere Prüfung bestanden haben, in den letzten
Jahren so bedeutend zugenommen hat. In den ersten dreißig Jahren seit dein
Bestehen der Prüfung (1851 bis 1880) waren es nur 755, in den Jahren
1881 bis 1890 816 und in der Zeit von 1891 bis Ende Juni v. I. 917,
im ganzen also 2488 Beamte. Außerdem haben 191 die höhere Telegraphen¬
verwaltungsprüfung bestanden. Und doch haben noch lange nicht alle Post-
eleveu von der Berechtigung Gebrauch gemacht, die höhere Prüfung abzulegen;
ein großer Teil hat es nicht einmal verflicht, andre haben nach einem Fehl¬
schläge den Versuch aufgegeben. Soweit sich dies aus den amtlichen Veröffent¬
lichungen, die freilich nicht frei von manchen Mängeln sind, ersehen läßt,
haben von 1544 Eleven ans den Jahren 1871 bis 1880 nur etwa 45 Prozent
und von 1865 aus den Jahren 1881 bis 1890 bis jetzt etwa 43 Prozent
die höhere Prüfung bestanden. Der Prozentsatz des letzten Jahrzehnts wird
allerdings bedeutend steigen, da die PostVerwaltung eine Zeitgrenze, bis zu
der die Prüfung abgelegt sein muß, leider nicht gesteckt hat, es überhaupt
dem Belieben des Einzelnen überläßt, ob und wann er sich zur Prüfung
melden will. In verschiednen Fällen ist die Meldung erst nach zwanzig und
mehr Dienstjahren erfolgt.

Die Gründe, weshalb es so viele Beamte unterlassen, die Prüfung ab¬
zulegen, sind mannichfacher Art. Der Postbeamte hat in erster Linie die


Personalreformen bei der Post

Stellen für Postinspektoren (zur Zeit 171), Postdirektoren (610), Posträte
(161), Oberpvstdirektoren (41), Gcheimsckretäre (90), Hilfsarbeiter (6), Geheime
Räte (20), und Direktoren (3) im Reichspvstamt, also im ganzen einschließlich
des Staatssekretärs und des Unterstaatssekretärs 1104 Stellen. Die Zahl
der Geprüften, die nach den Veröffentlichungen im Postamtsblatt bis Ende
September dieses Jahres noch nicht in eine dieser höhern Stellen ein¬
gerückt sind, beträgt 1036. Diese Beamten befinden sich gegenwärtig zum
Teil in Dnrchgangsstcllnugen als Pvstkassirer (302), Obcrpostdirektionssekretäre
(540), Oberpostsekretäre (7) und in Kassirer- und Bnchhalterstellen bei den
Oberpostkassen (18), während 169 noch auf den Übertritt in eine solche Durch¬
gangsstelle warten; der älteste davon hat die Prüfung am 7. März 1896
bestanden. Da ferner in den letzten sechs Jahren durchschnittlich mir je siebzig
höhere Stellen neu besetzt worden sind, so geht das Aufrücken recht langsam
vorwärts. Zur Zeit vergehen nach Ablegung der Prüfung etwa acht Jahre
bis zur Erreichung einer Pvstinspektor- und zehn Jahre bis zur Erreichung
einer Postdirektorstelle. Unter diesen Umstünden wird es von den Beamten
bitter empfunden, daß infolge einer im vorigen Jahrhundert getroffuen Be¬
stimmung 132 Postdircktorstellen noch immer Offizieren vorbehalten werden,
die ans irgend einem Grunde nicht in ihrer Stellung gelassen werden können.

Die Verlangsamung der Laufbahn ist ungeachtet der stetigen, starken Ver¬
mehrung der obern Stellen durch den Umstand herbeigeführt worden, daß die
Zahl der Beamten, die die höhere Prüfung bestanden haben, in den letzten
Jahren so bedeutend zugenommen hat. In den ersten dreißig Jahren seit dein
Bestehen der Prüfung (1851 bis 1880) waren es nur 755, in den Jahren
1881 bis 1890 816 und in der Zeit von 1891 bis Ende Juni v. I. 917,
im ganzen also 2488 Beamte. Außerdem haben 191 die höhere Telegraphen¬
verwaltungsprüfung bestanden. Und doch haben noch lange nicht alle Post-
eleveu von der Berechtigung Gebrauch gemacht, die höhere Prüfung abzulegen;
ein großer Teil hat es nicht einmal verflicht, andre haben nach einem Fehl¬
schläge den Versuch aufgegeben. Soweit sich dies aus den amtlichen Veröffent¬
lichungen, die freilich nicht frei von manchen Mängeln sind, ersehen läßt,
haben von 1544 Eleven ans den Jahren 1871 bis 1880 nur etwa 45 Prozent
und von 1865 aus den Jahren 1881 bis 1890 bis jetzt etwa 43 Prozent
die höhere Prüfung bestanden. Der Prozentsatz des letzten Jahrzehnts wird
allerdings bedeutend steigen, da die PostVerwaltung eine Zeitgrenze, bis zu
der die Prüfung abgelegt sein muß, leider nicht gesteckt hat, es überhaupt
dem Belieben des Einzelnen überläßt, ob und wann er sich zur Prüfung
melden will. In verschiednen Fällen ist die Meldung erst nach zwanzig und
mehr Dienstjahren erfolgt.

Die Gründe, weshalb es so viele Beamte unterlassen, die Prüfung ab¬
zulegen, sind mannichfacher Art. Der Postbeamte hat in erster Linie die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/318>, abgerufen am 26.06.2024.