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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Bibliovhilie

4. LiiiF L.retur, London 1485, gedruckt von Ccixton, wurde 1885 für
1950 Pfund Sterling ------ 39 000 Mark verkauft.

5. Historiss ok?ro)', London 1471, das erste in englischer Sprache gedruckte
Buch (Caxtou), von dem nur drei vollständige Exemplare bekannt sind. Eins von
diesen wurde 1885 für 1820 Pfund Sterling ------ 36 400 Mark verkauft.

6. Libu-r I^atiim, Mainz 1462, zwei Foliobände. Die erste mit Jahreszahl
versehene Bibel, von Fühl und Schvffer gedruckt. Sie erzielte folgende Preise: 1769
3200 Franks, 1815 3500 Mark, 1823 4300 Mark. 1873 15 600 Mark, 1881
(Sunderland-Auktion) 1600 Pfund Sterling 32 000 Mark.
'

"7, Ottlee av Iir Leumwo L-nudo p-rr l^bbs av LelleAarcle, Paris 1732. 8°.
Ein Exemplar in roten Saffian gebunden, der Fürstin de Lamballe geschenkt, mit
einer Widmung des Königs, einem Antograph der Marie Antoinette, einigen Zeilen
der Maria Theresia, einem Briefe der Marie Antoinette und einigen Zeilen Lud¬
wigs XVI. (nach Mühlbrecht), wurde auf der Auktion Liguerolles 1874 verkauft
für 30 000 Franks.'

8, Nonstrelot, I^es ebronigues als Francs, et^llglöterrs, alö LourAOAne et
untres pass eireonvoisius. Ausgabe von 1500 auf Velinpapier (Monstrelet war
einer der französischen Chronisten aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts
sf 1453 j, der das berühmte Werk des Froissart fortsetzte). Auktion Techner,
1887, verkauft für 28000 Franks.

-"9. Louolror, I.of ^igures alö Notiere, Auktion Pichou 26 900 Franks.
'

°^10. Ur. Voillam ZturlcospeAres tüomoäies, Ilistoiies <d IraMäies. Lonclon,
1623. Erste, sogenannte Folioausgabe (London, Quaritch) 27 000 Mark.


Händlers kam, ist unbekannt. Sicher kannte dieser aber bereits damals den hohen Wert des
seltnen Buches, als er es den beiden damals berühmtesten Sammlern, dem Lord Oxford und
dem Lord Snnderlnnd für den hohen Preis von hundert Guineen zum Kauf anbot. Während
die beiden Sammler noch darüber verhandelten, sah ein Vorfahre des Herzogs von Roxburghe
das Buch und kaufte es. Bald daraus speisten die beiden Edelleute einmal bei dem Herzog,
und die Rede kam auf den Boccaccio, Lord Oxford und Lord Sunderland sprachen von dem¬
selben Buche, das ihnen angeboten worden sei; der Herzog von Roxburghe meinte, er sei in
der Lage, ein Exemplar derselben ersten Ausgabe zu zeigen, was bezweifelt wurde. Nun brachte
er das Werk herbei, und die beiden Herren sahen mit schmerzlichen Gefühlen, das;, wer
zaudert, verloren hat. Das Exemplar kam dann im Jahre 1812 mit der Noxburghe-Bibliothek
unter den Hammer, und der Marquis of Blandford erstand es. Man sagt, er sei darauf vor¬
bereitet gewesen, bis zu 5>den0 Pfund Sterling zu gehen. Es boten damals drei Sammler
darauf, der Herzog von Devonshire, Enrl Spencer und Marquis of Blnudford, auch trat ein
Agent Napoleons als Bieter auf. Die Konkurrenz dieser reichen Männer hob den Preis so in
die Höhe, Der erste Verkauf des Boccaccio im Jahre 1812 hat Anlaß zur Begründung deZ
Noxburghe-Klub gegeben. Dieser Klub ist der berühmteste aller Vibliophilenuereine der Welt,
Die zwanzig Begründer traten am 17, Juni 181-j, an dein Tage, wo das Jahr zuvor der be¬
rühmte Boccaccio verkauft worden war, in Se, Albans Tavern in London zur Bildung des
Klubs unter dem Vorsitze des Earl Spencer zusammen; die Mitgliederzahl wurde auf einund¬
dreißig bestimmt, später aber auf vierzig erweitert. Anfänglich hatte alljährlich ein Mitglied ein
seltnes Buch oder eine Broschüre auf seine Kosten drucken zu lassen und den andern Mitgliedern
in je einem Exemplare zu schenken, später hat der Verein selbst noch eine Reihe wertvoller
Werke drucken lassen, die Auflagen haben niemals 80 bis 60 Exemplare überschritten. Auf
diese Weise ist im Laufe der acht Jahrzehnte eine Menge ausgezeichneter Bücher durch den
Klub neu gedruckt worden. Eine vollständige Kollektion dieser Privntdrucle, die niemals in den
Handel gebracht wurden, zusammenzubringen, ist fast unmöglich, jedenfalls ein Luxus, den sich
nur Millionäre gestatten können. Der Roxbucghe-Klub kommt noch jetzt alljährlich einmal zu
einem opulenten Diner in Se. Albans Tavern zusammen; der gegenwärtige Präsident ist der
Marquis of Salisbury, Die Mitglieder sind die bekanntesten der jetzt lebenden englischen
Bibliophilen, von denen fast jeder im Besitz einer wertvollen Bibliothek ist,"
Bibliovhilie

4. LiiiF L.retur, London 1485, gedruckt von Ccixton, wurde 1885 für
1950 Pfund Sterling ------ 39 000 Mark verkauft.

5. Historiss ok?ro)', London 1471, das erste in englischer Sprache gedruckte
Buch (Caxtou), von dem nur drei vollständige Exemplare bekannt sind. Eins von
diesen wurde 1885 für 1820 Pfund Sterling ------ 36 400 Mark verkauft.

6. Libu-r I^atiim, Mainz 1462, zwei Foliobände. Die erste mit Jahreszahl
versehene Bibel, von Fühl und Schvffer gedruckt. Sie erzielte folgende Preise: 1769
3200 Franks, 1815 3500 Mark, 1823 4300 Mark. 1873 15 600 Mark, 1881
(Sunderland-Auktion) 1600 Pfund Sterling 32 000 Mark.
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"7, Ottlee av Iir Leumwo L-nudo p-rr l^bbs av LelleAarcle, Paris 1732. 8°.
Ein Exemplar in roten Saffian gebunden, der Fürstin de Lamballe geschenkt, mit
einer Widmung des Königs, einem Antograph der Marie Antoinette, einigen Zeilen
der Maria Theresia, einem Briefe der Marie Antoinette und einigen Zeilen Lud¬
wigs XVI. (nach Mühlbrecht), wurde auf der Auktion Liguerolles 1874 verkauft
für 30 000 Franks.'

8, Nonstrelot, I^es ebronigues als Francs, et^llglöterrs, alö LourAOAne et
untres pass eireonvoisius. Ausgabe von 1500 auf Velinpapier (Monstrelet war
einer der französischen Chronisten aus dem Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts
sf 1453 j, der das berühmte Werk des Froissart fortsetzte). Auktion Techner,
1887, verkauft für 28000 Franks.

-"9. Louolror, I.of ^igures alö Notiere, Auktion Pichou 26 900 Franks.
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°^10. Ur. Voillam ZturlcospeAres tüomoäies, Ilistoiies <d IraMäies. Lonclon,
1623. Erste, sogenannte Folioausgabe (London, Quaritch) 27 000 Mark.


Händlers kam, ist unbekannt. Sicher kannte dieser aber bereits damals den hohen Wert des
seltnen Buches, als er es den beiden damals berühmtesten Sammlern, dem Lord Oxford und
dem Lord Snnderlnnd für den hohen Preis von hundert Guineen zum Kauf anbot. Während
die beiden Sammler noch darüber verhandelten, sah ein Vorfahre des Herzogs von Roxburghe
das Buch und kaufte es. Bald daraus speisten die beiden Edelleute einmal bei dem Herzog,
und die Rede kam auf den Boccaccio, Lord Oxford und Lord Sunderland sprachen von dem¬
selben Buche, das ihnen angeboten worden sei; der Herzog von Roxburghe meinte, er sei in
der Lage, ein Exemplar derselben ersten Ausgabe zu zeigen, was bezweifelt wurde. Nun brachte
er das Werk herbei, und die beiden Herren sahen mit schmerzlichen Gefühlen, das;, wer
zaudert, verloren hat. Das Exemplar kam dann im Jahre 1812 mit der Noxburghe-Bibliothek
unter den Hammer, und der Marquis of Blandford erstand es. Man sagt, er sei darauf vor¬
bereitet gewesen, bis zu 5>den0 Pfund Sterling zu gehen. Es boten damals drei Sammler
darauf, der Herzog von Devonshire, Enrl Spencer und Marquis of Blnudford, auch trat ein
Agent Napoleons als Bieter auf. Die Konkurrenz dieser reichen Männer hob den Preis so in
die Höhe, Der erste Verkauf des Boccaccio im Jahre 1812 hat Anlaß zur Begründung deZ
Noxburghe-Klub gegeben. Dieser Klub ist der berühmteste aller Vibliophilenuereine der Welt,
Die zwanzig Begründer traten am 17, Juni 181-j, an dein Tage, wo das Jahr zuvor der be¬
rühmte Boccaccio verkauft worden war, in Se, Albans Tavern in London zur Bildung des
Klubs unter dem Vorsitze des Earl Spencer zusammen; die Mitgliederzahl wurde auf einund¬
dreißig bestimmt, später aber auf vierzig erweitert. Anfänglich hatte alljährlich ein Mitglied ein
seltnes Buch oder eine Broschüre auf seine Kosten drucken zu lassen und den andern Mitgliedern
in je einem Exemplare zu schenken, später hat der Verein selbst noch eine Reihe wertvoller
Werke drucken lassen, die Auflagen haben niemals 80 bis 60 Exemplare überschritten. Auf
diese Weise ist im Laufe der acht Jahrzehnte eine Menge ausgezeichneter Bücher durch den
Klub neu gedruckt worden. Eine vollständige Kollektion dieser Privntdrucle, die niemals in den
Handel gebracht wurden, zusammenzubringen, ist fast unmöglich, jedenfalls ein Luxus, den sich
nur Millionäre gestatten können. Der Roxbucghe-Klub kommt noch jetzt alljährlich einmal zu
einem opulenten Diner in Se. Albans Tavern zusammen; der gegenwärtige Präsident ist der
Marquis of Salisbury, Die Mitglieder sind die bekanntesten der jetzt lebenden englischen
Bibliophilen, von denen fast jeder im Besitz einer wertvollen Bibliothek ist,"
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/94>, abgerufen am 08.01.2025.