Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Bibliophil!" geht aber niemand über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts hinaus. Ihr Für die fabelhaft hohen Preise, die für diese ältesten Druckwerke besonders 1. ?8int,e.i'iuill latinnm, von Fühl und Schöffer 1459 gedruckt, wurde von 2. Liblig, lalina, zwei Bände, wahrscheinlich 1455 gedruckt, das erste uns 3. II LveÄMvroiw al Nossvr diaviuri tZoeoaeeio, Venedig 1471, gedruckt bei ") Die Bücher, die nicht zu den Inkunabeln gehören, sind mit ^ bezeichnet. An den Verlauf deS Buches im Jahre 181L knüpft sich ein Ereignis, über das Mühl¬
brecht, dem mir mich in den obigen Preisangaben gefolgt sind, folgendes berichtet: "Das Buch but bei seinem Erscheinen einen Wert von ungefähr 10 Mark gehabt. Aus welche Weise ein Exemplar davon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hände eines Londoner Buch- Bibliophil!« geht aber niemand über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts hinaus. Ihr Für die fabelhaft hohen Preise, die für diese ältesten Druckwerke besonders 1. ?8int,e.i'iuill latinnm, von Fühl und Schöffer 1459 gedruckt, wurde von 2. Liblig, lalina, zwei Bände, wahrscheinlich 1455 gedruckt, das erste uns 3. II LveÄMvroiw al Nossvr diaviuri tZoeoaeeio, Venedig 1471, gedruckt bei ") Die Bücher, die nicht zu den Inkunabeln gehören, sind mit ^ bezeichnet. An den Verlauf deS Buches im Jahre 181L knüpft sich ein Ereignis, über das Mühl¬
brecht, dem mir mich in den obigen Preisangaben gefolgt sind, folgendes berichtet: „Das Buch but bei seinem Erscheinen einen Wert von ungefähr 10 Mark gehabt. Aus welche Weise ein Exemplar davon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hände eines Londoner Buch- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0093" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223677"/> <fw type="header" place="top"> Bibliophil!«</fw><lb/> <p xml:id="ID_268" prev="#ID_267"> geht aber niemand über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts hinaus. Ihr<lb/> wissenschaftlicher Wert beruht vor allem darin, daß sie die ältesten Denkmäler<lb/> der Buchdruckerkunst sind, daß sie durch die zahlreichen Initialen, Schluß-<lb/> stttcke usw. auch für die Geschichte der zeitgenössischen Kunst und des Kunst¬<lb/> geschmacks von Bedeutung sind, und endlich, daß sie viele Lctitioues Princips?,<lb/> erste Ausgaben der Werke klassischer Schriftsteller enthalten. Da die Hand¬<lb/> schriften, auf Grund deren diese Ausgaben veranstaltet wurden, in manchen<lb/> Fällen verlöre» gegangen sind, die A-Monss xrineixss aber genaue Abdrücke<lb/> davon bieten, so sind sie für die Textkritik von hohem Werte. Aber wie<lb/> Mühlbrecht treffend bemerkt, es sind nicht diese wissenschaftlich wertvollen und<lb/> litterar- und kulturhistorisch interessanten Werke, die am meisten geschätzt werden,<lb/> man treibt mehr einen Bücherknltus äußerlicher Art, indem man den Wert<lb/> eines Buches nicht nach seinem innern Gehalte, sondern nach verschieden äußer¬<lb/> lichen Umständen, wie dem Einbande, dem Drucke, den früheren Besitzern usw.<lb/> bemißt.</p><lb/> <p xml:id="ID_269"> Für die fabelhaft hohen Preise, die für diese ältesten Druckwerke besonders<lb/> bei den von Zeit zu Zeit stattfindenden großen Auktionen gezahlt werden, hier<lb/> einige Beispiele und damit zugleich eine Liste der zwanzig Bücher/") die bis<lb/> jetzt die teuersten sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_270"> 1. ?8int,e.i'iuill latinnm, von Fühl und Schöffer 1459 gedruckt, wurde von<lb/> dem Londoner Buchhändler B. Qnaritch 1896 für 5256 Pfund Sterling ^<lb/> 105 120 Mark verkauft. Dasselbe Exemplar kostete auf der Mac-Charthh-Auktion 1817<lb/> 3350 Franks, auf der Thorold-Auktion 1834 99 000 Mark. Noch viel seltner ist<lb/> die erste Ausgabe vom Jahre 1457, das erste Druckwerk der Welt, das eine Jahres¬<lb/> zahl trägt, und von dem nur sechs in Staatsbibliotheken befindliche und daher<lb/> unveräußerliche Exemplare bekannt sind. Das schönste ist das in der Wiener Hof¬<lb/> bibliothek, das aus der Ambraser Sammlung stammt.</p><lb/> <p xml:id="ID_271"> 2. Liblig, lalina, zwei Bände, wahrscheinlich 1455 gedruckt, das erste uns<lb/> bekannte Druckwerk aus Gutenbergs Presse, unter dem Namen „42zellige" oder<lb/> „Mazariubibel" bekannt. Letzterer Name rührt daher, daß eines der ersten neuer¬<lb/> dings bekannt gewordnen Exemplare aus der Bibliothek des Kardinals Mazarin<lb/> stammt. Sie wurde auf der Thorold-Auktion 1884 mit 3900 Pfund Sterling —<lb/> 78000 Mark verkauft.</p><lb/> <p xml:id="ID_272"> 3. II LveÄMvroiw al Nossvr diaviuri tZoeoaeeio, Venedig 1471, gedruckt bei<lb/> Christian Valdvrfer, daher auch der Valdorfer-Boccaccio genannt, wurde auf der<lb/> Roxburghe-Auktion 1312 vom Marquis Blaudford für 2260 Pfund Sterling<lb/> 55 200 Mark erstanden. Als im Jahre 1819 bei der Versteigerung von Bland-<lb/> fords Bibliothek dasselbe Exemplar wieder zum Verkauf kam, erzielte es nur<lb/> 918 Pfund Sterling ^- 18 360 Mark/"")</p><lb/> <note xml:id="FID_18" place="foot"> ") Die Bücher, die nicht zu den Inkunabeln gehören, sind mit ^ bezeichnet.</note><lb/> <note xml:id="FID_19" place="foot" next="#FID_20"> An den Verlauf deS Buches im Jahre 181L knüpft sich ein Ereignis, über das Mühl¬<lb/> brecht, dem mir mich in den obigen Preisangaben gefolgt sind, folgendes berichtet: „Das Buch<lb/> but bei seinem Erscheinen einen Wert von ungefähr 10 Mark gehabt. Aus welche Weise ein<lb/> Exemplar davon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hände eines Londoner Buch-</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0093]
Bibliophil!«
geht aber niemand über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts hinaus. Ihr
wissenschaftlicher Wert beruht vor allem darin, daß sie die ältesten Denkmäler
der Buchdruckerkunst sind, daß sie durch die zahlreichen Initialen, Schluß-
stttcke usw. auch für die Geschichte der zeitgenössischen Kunst und des Kunst¬
geschmacks von Bedeutung sind, und endlich, daß sie viele Lctitioues Princips?,
erste Ausgaben der Werke klassischer Schriftsteller enthalten. Da die Hand¬
schriften, auf Grund deren diese Ausgaben veranstaltet wurden, in manchen
Fällen verlöre» gegangen sind, die A-Monss xrineixss aber genaue Abdrücke
davon bieten, so sind sie für die Textkritik von hohem Werte. Aber wie
Mühlbrecht treffend bemerkt, es sind nicht diese wissenschaftlich wertvollen und
litterar- und kulturhistorisch interessanten Werke, die am meisten geschätzt werden,
man treibt mehr einen Bücherknltus äußerlicher Art, indem man den Wert
eines Buches nicht nach seinem innern Gehalte, sondern nach verschieden äußer¬
lichen Umständen, wie dem Einbande, dem Drucke, den früheren Besitzern usw.
bemißt.
Für die fabelhaft hohen Preise, die für diese ältesten Druckwerke besonders
bei den von Zeit zu Zeit stattfindenden großen Auktionen gezahlt werden, hier
einige Beispiele und damit zugleich eine Liste der zwanzig Bücher/") die bis
jetzt die teuersten sind.
1. ?8int,e.i'iuill latinnm, von Fühl und Schöffer 1459 gedruckt, wurde von
dem Londoner Buchhändler B. Qnaritch 1896 für 5256 Pfund Sterling ^
105 120 Mark verkauft. Dasselbe Exemplar kostete auf der Mac-Charthh-Auktion 1817
3350 Franks, auf der Thorold-Auktion 1834 99 000 Mark. Noch viel seltner ist
die erste Ausgabe vom Jahre 1457, das erste Druckwerk der Welt, das eine Jahres¬
zahl trägt, und von dem nur sechs in Staatsbibliotheken befindliche und daher
unveräußerliche Exemplare bekannt sind. Das schönste ist das in der Wiener Hof¬
bibliothek, das aus der Ambraser Sammlung stammt.
2. Liblig, lalina, zwei Bände, wahrscheinlich 1455 gedruckt, das erste uns
bekannte Druckwerk aus Gutenbergs Presse, unter dem Namen „42zellige" oder
„Mazariubibel" bekannt. Letzterer Name rührt daher, daß eines der ersten neuer¬
dings bekannt gewordnen Exemplare aus der Bibliothek des Kardinals Mazarin
stammt. Sie wurde auf der Thorold-Auktion 1884 mit 3900 Pfund Sterling —
78000 Mark verkauft.
3. II LveÄMvroiw al Nossvr diaviuri tZoeoaeeio, Venedig 1471, gedruckt bei
Christian Valdvrfer, daher auch der Valdorfer-Boccaccio genannt, wurde auf der
Roxburghe-Auktion 1312 vom Marquis Blaudford für 2260 Pfund Sterling
55 200 Mark erstanden. Als im Jahre 1819 bei der Versteigerung von Bland-
fords Bibliothek dasselbe Exemplar wieder zum Verkauf kam, erzielte es nur
918 Pfund Sterling ^- 18 360 Mark/"")
") Die Bücher, die nicht zu den Inkunabeln gehören, sind mit ^ bezeichnet.
An den Verlauf deS Buches im Jahre 181L knüpft sich ein Ereignis, über das Mühl¬
brecht, dem mir mich in den obigen Preisangaben gefolgt sind, folgendes berichtet: „Das Buch
but bei seinem Erscheinen einen Wert von ungefähr 10 Mark gehabt. Aus welche Weise ein
Exemplar davon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in die Hände eines Londoner Buch-
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