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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Aus Clara Schumanns Brautzeit

Unterstützung erhielt und damals natürlich noch nicht im Stande war. v,el
selbst zu° verdienen, ^wie denn anch kleine erlittene Verluste. Schenkungen pp.
das Vermögen so oft schmälern^. Demnach war also Kläger allerdings, wie
er gern eingesteht. genötigt, einen Teil des Kapitals aufzuopfern, um se.ne
Ausbildung vollenden zu können und sich in den Stand zu setze", künftig seinen
Lebensunterhalt selbst zu erwerben. Schwerlich wird daher wohl jemand es
ihm zur Schande anrechnen Irgend Übel auslegen), daß sein Vermögen aus
den eben erwähnten Ursachen sunt hauptsächlich durch) die Gründung der
musikalischen Zeitschrift und die Opfer, die begreiflicher Weise em solches
Unternehmen in den ersten Jahren seines Entstehens (so) verlangt, zusammen-
geschmolzen war Mes um etwas verringert Haltes"

Er zählt dann kurz sein weiteres Vermögen und seine Jahreseuckunste
auf, darunter 624 Thaler Nedaktionshonorar für die Zeitschrift (also 12 Thaler
wöchentlich), 200 Thaler Ertrag von Kompositionen, was durch Zeugmsse von
Breitkopf und Härtel in Leipzig, Tobias Haslingcr und Pietro auoiiä-rin Carlo
Mechetti in Wien belegt wurde. 150 Thaler. ..eher mehr als weniger." Er¬
trag von dem Verkauf der zur Beurteilung in der Zeitschrift eingesendeten
Musikalien. endlich 26 Thaler Ertrag von Nebenarbeiten, namentlich Aufsätzen
sür die Leipziger Allgemeine Zeitung, die ^^to inn^le. und die ?r-mes
musieÄe, was ebenfalls durch Zeugmsse bestätigt wurde. Als gesamte ^ahrec-
einnahme giebt er 1500 Thaler an. eine Summe, die wohl kaum jemand für
5" gering halten werde, eine Familie davon anständig zu ernähren, namentlich
wenn man berücksichtige, "daß ja auch Mitklägern, ein Kapital von 2000 Thalern
blitzt und außerdem wohl imstande ist, durch Anwendung der ihr innewohnen¬
den bedeutenden künstlerischen Fähigkeiten, die ja in Deutschland und Frank¬
reich bereits ans die ehrenvollste Weise anerkannt sind, der Ökonomie des
Haushaltes ebenfalls förderlich zu sein." Was seine Komposinoneu betreffe,
so könne er sich auf das berufen, was die ausgezeichnetsten Künstler, wie
Moscheles. Lißt. Scyfried u. a. in versah.ebnen Zeitschriften darüber ausgesprochen
hatten. ..,Kläger könnte eine große Menge von öffentlichen Ansprüchen olcher
wie der eben genannte., kompetetensten Kunstrichter. die sich wohl ebenso gut
w' Urteil zutrauen dürfen. beilegen, wenn dies nicht feinen Begriffen von
Kllnstlerwürde zuwiderliefe.) Nur auf einen großen Widerspruch in den An¬
sichten des Herrn Wieck glaubt er aufmerksam machen zu müssen: wenn Be¬
klagter selbst Klägers Kompositionen für fo unklar PP. hält wie kommt es
er seiner (so) Tochter diese Kompositionen auf das eifrigste send.ren Ueß.^
Wenn Beklagter ferner Recht hätte, indem er sagt, daß Klügers Zeitschrift so
unbedeutend sei. wie sollte man es dann erklären, daß so mancher geachtete
i>>- und ausländische Verein, soie der Holländische Verein zur Beförderung der
Tonkunst in Amsterdam, der Deutsche Nationalerem in Stuttgart u. a,>, auf
so ehrenvolle Art Klägern zum Ehrenmitgliede ernannte?" Endlich macht


Aus Clara Schumanns Brautzeit

Unterstützung erhielt und damals natürlich noch nicht im Stande war. v,el
selbst zu° verdienen, ^wie denn anch kleine erlittene Verluste. Schenkungen pp.
das Vermögen so oft schmälern^. Demnach war also Kläger allerdings, wie
er gern eingesteht. genötigt, einen Teil des Kapitals aufzuopfern, um se.ne
Ausbildung vollenden zu können und sich in den Stand zu setze», künftig seinen
Lebensunterhalt selbst zu erwerben. Schwerlich wird daher wohl jemand es
ihm zur Schande anrechnen Irgend Übel auslegen), daß sein Vermögen aus
den eben erwähnten Ursachen sunt hauptsächlich durch) die Gründung der
musikalischen Zeitschrift und die Opfer, die begreiflicher Weise em solches
Unternehmen in den ersten Jahren seines Entstehens (so) verlangt, zusammen-
geschmolzen war Mes um etwas verringert Haltes"

Er zählt dann kurz sein weiteres Vermögen und seine Jahreseuckunste
auf, darunter 624 Thaler Nedaktionshonorar für die Zeitschrift (also 12 Thaler
wöchentlich), 200 Thaler Ertrag von Kompositionen, was durch Zeugmsse von
Breitkopf und Härtel in Leipzig, Tobias Haslingcr und Pietro auoiiä-rin Carlo
Mechetti in Wien belegt wurde. 150 Thaler. ..eher mehr als weniger." Er¬
trag von dem Verkauf der zur Beurteilung in der Zeitschrift eingesendeten
Musikalien. endlich 26 Thaler Ertrag von Nebenarbeiten, namentlich Aufsätzen
sür die Leipziger Allgemeine Zeitung, die ^^to inn^le. und die ?r-mes
musieÄe, was ebenfalls durch Zeugmsse bestätigt wurde. Als gesamte ^ahrec-
einnahme giebt er 1500 Thaler an. eine Summe, die wohl kaum jemand für
5" gering halten werde, eine Familie davon anständig zu ernähren, namentlich
wenn man berücksichtige, „daß ja auch Mitklägern, ein Kapital von 2000 Thalern
blitzt und außerdem wohl imstande ist, durch Anwendung der ihr innewohnen¬
den bedeutenden künstlerischen Fähigkeiten, die ja in Deutschland und Frank¬
reich bereits ans die ehrenvollste Weise anerkannt sind, der Ökonomie des
Haushaltes ebenfalls förderlich zu sein." Was seine Komposinoneu betreffe,
so könne er sich auf das berufen, was die ausgezeichnetsten Künstler, wie
Moscheles. Lißt. Scyfried u. a. in versah.ebnen Zeitschriften darüber ausgesprochen
hatten. ..,Kläger könnte eine große Menge von öffentlichen Ansprüchen olcher
wie der eben genannte., kompetetensten Kunstrichter. die sich wohl ebenso gut
w' Urteil zutrauen dürfen. beilegen, wenn dies nicht feinen Begriffen von
Kllnstlerwürde zuwiderliefe.) Nur auf einen großen Widerspruch in den An¬
sichten des Herrn Wieck glaubt er aufmerksam machen zu müssen: wenn Be¬
klagter selbst Klägers Kompositionen für fo unklar PP. hält wie kommt es
er seiner (so) Tochter diese Kompositionen auf das eifrigste send.ren Ueß.^
Wenn Beklagter ferner Recht hätte, indem er sagt, daß Klügers Zeitschrift so
unbedeutend sei. wie sollte man es dann erklären, daß so mancher geachtete
i>>- und ausländische Verein, soie der Holländische Verein zur Beförderung der
Tonkunst in Amsterdam, der Deutsche Nationalerem in Stuttgart u. a,>, auf
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/525>, abgerufen am 08.01.2025.