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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Aus Llara Schumanns Brautzeit

Sie können nicht glauben, mein Verehrtester Herr, wie mich das Alles an¬
greift, und werden mir meine öfteren Störungen gütigst verzeihen.

Mein Bote wartet auf Ihre Antwort, wenn (so) ich Sie hente auf eine
halbe Stunde zu Haufe treffe.


Stehen Sie teilnehmend beiIhremergebensten
R. Schumann.

Einert verfaßte nun unter dem 15. Juli eine "erste Vorstellung" an das
Appellationsgericht. Sie ist ganz knapp und sachlich gehalten. Ein paar kleine
Abänderungen im Konzept, durch die das Schriftstück einen etwas herzlichem,
auch poetischer", Ton erhielt, sind wohl bei einer Unterredung, die Schumann
am 16. Juli mit Einert hatte, noch angebracht worden/")

Gleich in der ersten Unterredung war Schumann von Einert über den
Gang des Gerichtsverfahrens aufgeklärt und darauf aufmerksam gemacht worden,
daß es unzweifelhaft zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Appellations-
gericht kommen würde, zu der sich seine Braut persönlich würde einfinden
Müssen, und Schumann hatte ihr das mitgeteilt. Infolge dessen wandte sich
Clara selbst Ende Juli von Paris aus mit folgendem Brief an Einert:


Verehrtester Herr,

Es drängt mich, mit Ihnen einige Worte zu reden und Ihnen mem und
Schumanns Glück aus Herz zu legen. Ich bin höchst betrübt, daß es so weit
kommen mußte, daß ich öffentlich gegen meinen Vater, den ich so sehr liebe, und
dem ich so Vieles verdanke, auftreten muß. und nur der Gedanke an eine baldige
Versöhnung kauu mich trösten. Können Sie mir es wohl verdenken, wenn ich jetzt
'naht nach Leipzig kommen will? ich kann meinem Vater nicht in Person vor
Gericht gegenüber stehen, deuten Sie mir, wie schrecklich für mich! ich bitte Sie
'"ständigst, suchen Sie das zu vermeiden, es kostet mir (so) meine Gesundheit, und
"ebcubei müßte ich hier in Paris Alles aufgeben, was ich mir mit Mühe vor¬
reitet. Ich soll mit eiuer Familie im nächsten Monat in das Seebad re. an.
ich viele Bekanntschaften machen werde, die mir für Paris von größtem Nutzen
W'd; überhaupt gestaltet sich für nächsten Winter Alles so zu meinen GuMen.
mein ganzer Zweck verfehlt fein würde, wollte ich Frankreich letzt verlassen.
hält in Paris unendlich schwer, durchzudringen. doch
......- mau es auch benutzen. Was würde" meine v'ele" ^ in fstade"
wenn ich fort ginge. welche Gerüchte würde" ste verbreite"! Es w d d. g
^ndlung meinem Ku"stlerrus und (meine Anwesende.t "'^'p^"^ ""ste d " 'et
l'eben Hin.s) meinem Ruf als Mädchen sehr schaden - neu.e" Rü in b h in
5" erhalten suchen, er ist mir theuer! Das Publikum ur.he.le l der gar zu hr
"ur uach dem äußern Schein. Mau sagte mir übrigens, daß. so l" ge es meh"mutig und Schumann "och nicht das Recht über mich zugew^eben n der ^aterdas Recht habe mich, sobald ich i" Sachse" bi". ^ sei" H"us zu^"t das wahr? welch Unglück wäre es dann für mich. Sachsen betreten zu haben.



EWM hatt, z, B, "se geschrieben: "Nur die Überzeugung......7°^,,^ eineerfreuliche Aussicht." Daraus ist nachträglich gemacht: "erheitert unser getrübte-. Gluck.
Aus Llara Schumanns Brautzeit

Sie können nicht glauben, mein Verehrtester Herr, wie mich das Alles an¬
greift, und werden mir meine öfteren Störungen gütigst verzeihen.

Mein Bote wartet auf Ihre Antwort, wenn (so) ich Sie hente auf eine
halbe Stunde zu Haufe treffe.


Stehen Sie teilnehmend beiIhremergebensten
R. Schumann.

Einert verfaßte nun unter dem 15. Juli eine „erste Vorstellung" an das
Appellationsgericht. Sie ist ganz knapp und sachlich gehalten. Ein paar kleine
Abänderungen im Konzept, durch die das Schriftstück einen etwas herzlichem,
auch poetischer», Ton erhielt, sind wohl bei einer Unterredung, die Schumann
am 16. Juli mit Einert hatte, noch angebracht worden/")

Gleich in der ersten Unterredung war Schumann von Einert über den
Gang des Gerichtsverfahrens aufgeklärt und darauf aufmerksam gemacht worden,
daß es unzweifelhaft zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Appellations-
gericht kommen würde, zu der sich seine Braut persönlich würde einfinden
Müssen, und Schumann hatte ihr das mitgeteilt. Infolge dessen wandte sich
Clara selbst Ende Juli von Paris aus mit folgendem Brief an Einert:


Verehrtester Herr,

Es drängt mich, mit Ihnen einige Worte zu reden und Ihnen mem und
Schumanns Glück aus Herz zu legen. Ich bin höchst betrübt, daß es so weit
kommen mußte, daß ich öffentlich gegen meinen Vater, den ich so sehr liebe, und
dem ich so Vieles verdanke, auftreten muß. und nur der Gedanke an eine baldige
Versöhnung kauu mich trösten. Können Sie mir es wohl verdenken, wenn ich jetzt
'naht nach Leipzig kommen will? ich kann meinem Vater nicht in Person vor
Gericht gegenüber stehen, deuten Sie mir, wie schrecklich für mich! ich bitte Sie
'"ständigst, suchen Sie das zu vermeiden, es kostet mir (so) meine Gesundheit, und
"ebcubei müßte ich hier in Paris Alles aufgeben, was ich mir mit Mühe vor¬
reitet. Ich soll mit eiuer Familie im nächsten Monat in das Seebad re. an.
ich viele Bekanntschaften machen werde, die mir für Paris von größtem Nutzen
W'd; überhaupt gestaltet sich für nächsten Winter Alles so zu meinen GuMen.
mein ganzer Zweck verfehlt fein würde, wollte ich Frankreich letzt verlassen.
hält in Paris unendlich schwer, durchzudringen. doch
......- mau es auch benutzen. Was würde» meine v'ele» ^ in fstade»
wenn ich fort ginge. welche Gerüchte würde» ste verbreite»! Es w d d. g
^ndlung meinem Ku»stlerrus und (meine Anwesende.t "'^'p^"^ »"ste d " 'et
l'eben Hin.s) meinem Ruf als Mädchen sehr schaden - neu.e» Rü in b h in
5» erhalten suchen, er ist mir theuer! Das Publikum ur.he.le l der gar zu hr
"ur uach dem äußern Schein. Mau sagte mir übrigens, daß. so l" ge es meh"mutig und Schumann »och nicht das Recht über mich zugew^eben n der ^aterdas Recht habe mich, sobald ich i» Sachse» bi». ^ sei» H"us zu^"t das wahr? welch Unglück wäre es dann für mich. Sachsen betreten zu haben.



EWM hatt, z, B, «se geschrieben: „Nur die Überzeugung......7°^,,^ eineerfreuliche Aussicht." Daraus ist nachträglich gemacht: „erheitert unser getrübte-. Gluck.
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[0519] Aus Llara Schumanns Brautzeit Sie können nicht glauben, mein Verehrtester Herr, wie mich das Alles an¬ greift, und werden mir meine öfteren Störungen gütigst verzeihen. Mein Bote wartet auf Ihre Antwort, wenn (so) ich Sie hente auf eine halbe Stunde zu Haufe treffe. Stehen Sie teilnehmend beiIhremergebensten R. Schumann. Einert verfaßte nun unter dem 15. Juli eine „erste Vorstellung" an das Appellationsgericht. Sie ist ganz knapp und sachlich gehalten. Ein paar kleine Abänderungen im Konzept, durch die das Schriftstück einen etwas herzlichem, auch poetischer», Ton erhielt, sind wohl bei einer Unterredung, die Schumann am 16. Juli mit Einert hatte, noch angebracht worden/") Gleich in der ersten Unterredung war Schumann von Einert über den Gang des Gerichtsverfahrens aufgeklärt und darauf aufmerksam gemacht worden, daß es unzweifelhaft zu einer mündlichen Verhandlung vor dem Appellations- gericht kommen würde, zu der sich seine Braut persönlich würde einfinden Müssen, und Schumann hatte ihr das mitgeteilt. Infolge dessen wandte sich Clara selbst Ende Juli von Paris aus mit folgendem Brief an Einert: Verehrtester Herr, Es drängt mich, mit Ihnen einige Worte zu reden und Ihnen mem und Schumanns Glück aus Herz zu legen. Ich bin höchst betrübt, daß es so weit kommen mußte, daß ich öffentlich gegen meinen Vater, den ich so sehr liebe, und dem ich so Vieles verdanke, auftreten muß. und nur der Gedanke an eine baldige Versöhnung kauu mich trösten. Können Sie mir es wohl verdenken, wenn ich jetzt 'naht nach Leipzig kommen will? ich kann meinem Vater nicht in Person vor Gericht gegenüber stehen, deuten Sie mir, wie schrecklich für mich! ich bitte Sie '"ständigst, suchen Sie das zu vermeiden, es kostet mir (so) meine Gesundheit, und "ebcubei müßte ich hier in Paris Alles aufgeben, was ich mir mit Mühe vor¬ reitet. Ich soll mit eiuer Familie im nächsten Monat in das Seebad re. an. ich viele Bekanntschaften machen werde, die mir für Paris von größtem Nutzen W'd; überhaupt gestaltet sich für nächsten Winter Alles so zu meinen GuMen. mein ganzer Zweck verfehlt fein würde, wollte ich Frankreich letzt verlassen. hält in Paris unendlich schwer, durchzudringen. doch ......- mau es auch benutzen. Was würde» meine v'ele» ^ in fstade» wenn ich fort ginge. welche Gerüchte würde» ste verbreite»! Es w d d. g ^ndlung meinem Ku»stlerrus und (meine Anwesende.t "'^'p^"^ »"ste d " 'et l'eben Hin.s) meinem Ruf als Mädchen sehr schaden - neu.e» Rü in b h in 5» erhalten suchen, er ist mir theuer! Das Publikum ur.he.le l der gar zu hr "ur uach dem äußern Schein. Mau sagte mir übrigens, daß. so l" ge es meh"mutig und Schumann »och nicht das Recht über mich zugew^eben n der ^aterdas Recht habe mich, sobald ich i» Sachse» bi». ^ sei» H"us zu^"t das wahr? welch Unglück wäre es dann für mich. Sachsen betreten zu haben. EWM hatt, z, B, «se geschrieben: „Nur die Überzeugung......7°^,,^ eineerfreuliche Aussicht." Daraus ist nachträglich gemacht: „erheitert unser getrübte-. Gluck.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/519>, abgerufen am 08.01.2025.