Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Die Dynastie der Saids in Sansibar mit der Küste in engere Beziehungen zu bringen und von Sansibar abhängig Die Araber sind von Haus aus Ackerbauer. Als daher 182V Sie Als kleine Episode aus der Regierungszeit Said Medjids sei hier noch Said Medjit hat die Vollendung seiner Palastbauten in Dar es Salam Die Dynastie der Saids in Sansibar mit der Küste in engere Beziehungen zu bringen und von Sansibar abhängig Die Araber sind von Haus aus Ackerbauer. Als daher 182V Sie Als kleine Episode aus der Regierungszeit Said Medjids sei hier noch Said Medjit hat die Vollendung seiner Palastbauten in Dar es Salam <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223954"/> <fw type="header" place="top"> Die Dynastie der Saids in Sansibar</fw><lb/> <p xml:id="ID_1120" prev="#ID_1119"> mit der Küste in engere Beziehungen zu bringen und von Sansibar abhängig<lb/> zu machen. Dazu kam, daß sich gerade unter der Regierung Said Medjids<lb/> ein sozialer Umschwung in der arabischen Welt vollzog, der den Trotz der<lb/> arabischen Großen brach und sie gefügiger machte, die Souveränität des<lb/> Sultans, den sie gern als xrimus mehr xarss behandelten, anzuerkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Die Araber sind von Haus aus Ackerbauer. Als daher 182V Sie<lb/> Nelkenkultur von Mauritius ans im Gebiet von Sansibar eingeführt wurde,<lb/> bemächtigten sie sich mit Eifer dieses neuen Zweiges der Landwirtschaft.<lb/> Wohlhabenheit und Luxus zogen ein und machten die Araber so übermütig,<lb/> daß sie glaubten, selbst Souveräne zu sein. Aber die Herrlichkeit dauerte nicht<lb/> lange. Die Nelke sank infolge von Überproduktion im Preise, durch die Ver¬<lb/> bote des Sklavenhandels wurden die Arbeiter teuer. So gerieten die Araber<lb/> in die Hände der Kapitalisten, der Inder, die sich seit der Mitte dieses Jahr¬<lb/> hunderts in großer Zahl in Sansibar niedergelassen hatten und sehr bald mit<lb/> Hilfe ihres Geldes ein uneingeschränktes Handelsmonopol erlangten. Sie<lb/> nötigten die verschuldeten Araber, sich dem Elfenbeinhandel zu widmen, dessen<lb/> Gewinn aber stets in ihre Taschen floß. Infolge dieser sozialen Notlage ge¬<lb/> rieten die arabischen Geschlechter auch politisch in Abhängigkeit. Denn der<lb/> Inder geht nie ins Innere, der Araber muß also stets, um abzurechnen, nach<lb/> Sansibar zurückkehren. So hatte der Sultan Gelegenheit, die sonst so stolzen<lb/> arabischen Geschlechter stets am Leuthen zu halten und sie als Pioniere seines<lb/> eignen Ansehens im Innern Afrikas zu verwenden. Denn die Angehörigen der<lb/> arabischen Karawanenführer blieben in Sansibar und waren so in der Hand<lb/> des Herrschers. Diese Verhältnisse auszubeuten und ihre Folgen zu genießen<lb/> war allerdings Said Medjit noch nicht in der Lage. Im Gegenteil, er hatte<lb/> noch kurz vor seinem Tode einen harten Strauß mit den arabischen Großen<lb/> auszufechten, an deren Spitze sein Bruder, Said Bargasch stand. Mit eng¬<lb/> lischer Hilfe hat er damals, 1869, den Aufruhr niedergeworfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1122"> Als kleine Episode aus der Regierungszeit Said Medjids sei hier noch<lb/> auf eine romantische Entführungsgeschichte hingewiesen, die 1866 viel von sich<lb/> reden machte. Eine Schwester des Sultans, Salme, entfloh auf einem eng¬<lb/> lischen Kriegsschiff mit einem Deutsche» namens Rucke, den sie liebte, nach<lb/> Aden und ließ sich hier mit ihrem Entführer trauen, nachdem sie Christin ge¬<lb/> worden war. Drei Jahre lebte die Prinzessin mit ihrem Gemahl, der hambur¬<lb/> gischer Generalkonsul war, in Hamburg. Da starb dieser und hinterließ seine<lb/> Gattin in nicht sehr glänzenden Verhältnissen. Sie wurde in Bildung und Er¬<lb/> scheinung ganz Europäerin und ist auch als Schriftstellerin in die Öffentlichkeit<lb/> getreten. Ein Sohn ist jetzt Artillerieoffizier in Torgau. Ihre Erbschaft hat<lb/> Frau Rucke nicht herausbekommen können, obwohl sie 1885 bei der deutschen<lb/> Flottendemonstrativn ihre Rechte persönlich geltend machte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1123" next="#ID_1124"> Said Medjit hat die Vollendung seiner Palastbauten in Dar es Salam</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
Die Dynastie der Saids in Sansibar
mit der Küste in engere Beziehungen zu bringen und von Sansibar abhängig
zu machen. Dazu kam, daß sich gerade unter der Regierung Said Medjids
ein sozialer Umschwung in der arabischen Welt vollzog, der den Trotz der
arabischen Großen brach und sie gefügiger machte, die Souveränität des
Sultans, den sie gern als xrimus mehr xarss behandelten, anzuerkennen.
Die Araber sind von Haus aus Ackerbauer. Als daher 182V Sie
Nelkenkultur von Mauritius ans im Gebiet von Sansibar eingeführt wurde,
bemächtigten sie sich mit Eifer dieses neuen Zweiges der Landwirtschaft.
Wohlhabenheit und Luxus zogen ein und machten die Araber so übermütig,
daß sie glaubten, selbst Souveräne zu sein. Aber die Herrlichkeit dauerte nicht
lange. Die Nelke sank infolge von Überproduktion im Preise, durch die Ver¬
bote des Sklavenhandels wurden die Arbeiter teuer. So gerieten die Araber
in die Hände der Kapitalisten, der Inder, die sich seit der Mitte dieses Jahr¬
hunderts in großer Zahl in Sansibar niedergelassen hatten und sehr bald mit
Hilfe ihres Geldes ein uneingeschränktes Handelsmonopol erlangten. Sie
nötigten die verschuldeten Araber, sich dem Elfenbeinhandel zu widmen, dessen
Gewinn aber stets in ihre Taschen floß. Infolge dieser sozialen Notlage ge¬
rieten die arabischen Geschlechter auch politisch in Abhängigkeit. Denn der
Inder geht nie ins Innere, der Araber muß also stets, um abzurechnen, nach
Sansibar zurückkehren. So hatte der Sultan Gelegenheit, die sonst so stolzen
arabischen Geschlechter stets am Leuthen zu halten und sie als Pioniere seines
eignen Ansehens im Innern Afrikas zu verwenden. Denn die Angehörigen der
arabischen Karawanenführer blieben in Sansibar und waren so in der Hand
des Herrschers. Diese Verhältnisse auszubeuten und ihre Folgen zu genießen
war allerdings Said Medjit noch nicht in der Lage. Im Gegenteil, er hatte
noch kurz vor seinem Tode einen harten Strauß mit den arabischen Großen
auszufechten, an deren Spitze sein Bruder, Said Bargasch stand. Mit eng¬
lischer Hilfe hat er damals, 1869, den Aufruhr niedergeworfen.
Als kleine Episode aus der Regierungszeit Said Medjids sei hier noch
auf eine romantische Entführungsgeschichte hingewiesen, die 1866 viel von sich
reden machte. Eine Schwester des Sultans, Salme, entfloh auf einem eng¬
lischen Kriegsschiff mit einem Deutsche» namens Rucke, den sie liebte, nach
Aden und ließ sich hier mit ihrem Entführer trauen, nachdem sie Christin ge¬
worden war. Drei Jahre lebte die Prinzessin mit ihrem Gemahl, der hambur¬
gischer Generalkonsul war, in Hamburg. Da starb dieser und hinterließ seine
Gattin in nicht sehr glänzenden Verhältnissen. Sie wurde in Bildung und Er¬
scheinung ganz Europäerin und ist auch als Schriftstellerin in die Öffentlichkeit
getreten. Ein Sohn ist jetzt Artillerieoffizier in Torgau. Ihre Erbschaft hat
Frau Rucke nicht herausbekommen können, obwohl sie 1885 bei der deutschen
Flottendemonstrativn ihre Rechte persönlich geltend machte.
Said Medjit hat die Vollendung seiner Palastbauten in Dar es Salam
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