Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Manöverbetrachtungen Punkte läßt sich gar nicht wieder gut machen. Hat z. B. ein Truppenteil Die Kavallerie hat in diesem Manöver nicht so zur Geltung kommen Von besonderm Nutzen für die Aufklärung sind die Offizierpatrouillen, die Manöverbetrachtungen Punkte läßt sich gar nicht wieder gut machen. Hat z. B. ein Truppenteil Die Kavallerie hat in diesem Manöver nicht so zur Geltung kommen Von besonderm Nutzen für die Aufklärung sind die Offizierpatrouillen, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223733"/> <fw type="header" place="top"> Manöverbetrachtungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_447" prev="#ID_446"> Punkte läßt sich gar nicht wieder gut machen. Hat z. B. ein Truppenteil<lb/> den Befehl erhalten, bis zu einem bestimmten Punkt zu marschieren, um dort<lb/> weitere Auftrüge zu empfangen, so ist ein Mißverständnis keinen zu vermeiden,<lb/> da in den meisten Füllen der Feind bereits da sein wird, ehe der erwartete<lb/> Auftrag eingetroffen ist; der Unterführer kann dann aber, selbst in Unkenntnis der<lb/> Lage gehalten, nur selten die richtigen Maßnahmen treffen oder mit der nötigen<lb/> Entschiedenheit ausführen. Die reichliche Zuteilung von Offizieren der höheren<lb/> Kommandostäbe bei den nächst niedern Instanzen sowie auch die enge Ver¬<lb/> bindung der neben einander fechtenden Truppenteile durch Meldereiter und<lb/> Patrouillen kann für diesen Zweck sehr förderlich sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_448"> Die Kavallerie hat in diesem Manöver nicht so zur Geltung kommen<lb/> können, wie es wohl ihr eigner Wunsch war. Zum Teil waren die Gelände¬<lb/> verhältnisse, viele tief eingeschnittne Wasserläufe und sumpfiger Boden daran<lb/> schuld, zum Teil der durch die fortgesetzten Regengüsse völlig aufgeweichte<lb/> Acker, der aus Rücksicht auf die notwendige Schonung der Pferde eine Durch¬<lb/> führung des angesetzten Angriffs häufig unmöglich machte. Die vielumstrittne<lb/> Frage von dem Nutzen geschlossener Kavallerieangriffe gegen Infanterie oder<lb/> Artillerie ist daher ihrer Lösung nicht näher gekommen; das einzige mal, wo<lb/> eine größere Kavalleriemasse Artillerie angriff — es waren Teile der Ost¬<lb/> division gegen sächsische Artillerie —, scheiterte der Angriff an dem Schnell¬<lb/> feuer der Bedeckungsinfanterie, die so vorzüglich lag, daß sie erst im letzten<lb/> Augenblick erkannt wurde. Auch im Ernstfall wird es der Kavallerie wohl<lb/> nur selten gelingen, erfolgreich andre Waffen anzugreifen, denn die Umstände,<lb/> die dazu günstig sind, kommen nicht häusig, und selbst im glücklichsten Fall<lb/> kostet solch ein Angriff zahlreiche Opfer, deren vollwertiger Ersatz während<lb/> des Feldzugs in absehbarer Zeit unmöglich ist. Mag man im übrigen hierüber<lb/> denken, wie man will: die wichtigste Aufgabe der Kavallerie wird immer die<lb/> Aufklärung bleiben. Im großen Rahmen, im strategischen Sinne wird diese<lb/> durch die Kavalleriedivisionen besorgt, die weit vor der Front der Armee<lb/> voraus sind und dazu dienen, die eignen Bewegungen zu verschleiern, die des<lb/> Feindes zu erkunden. Durch die Zuteilung von reitender Artillerie erhalten<lb/> sie eine erhöhte Widerstandskraft und werden zu selbständigen Unternehmungen<lb/> befähigt. Von großem Nutzen können sie z. B. dadurch werden, daß sie in<lb/> der Flanke eines abgetrennten Hceresteils erscheinen, ihm durch Artilleriefeuer<lb/> wiederholt Aufenthalt bereiten und ihn an rechtzeitiger Vereinigung mit seiner<lb/> Armee hindern.</p><lb/> <p xml:id="ID_449" next="#ID_450"> Von besonderm Nutzen für die Aufklärung sind die Offizierpatrouillen, die<lb/> noch wieder weit vor die geschlossenen Teile der Division vorgeschoben werden.<lb/> Von der richtigen Auffassungsgabe dieser Offiziere hängt unendlich viel ab,<lb/> denn auf sie gründet sich der Entschluß des Feldherrn, der außer der Summe<lb/> der erhaltnen Meldungen ja keinen Anhaltepunkt über die Maßnahmen des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Manöverbetrachtungen
Punkte läßt sich gar nicht wieder gut machen. Hat z. B. ein Truppenteil
den Befehl erhalten, bis zu einem bestimmten Punkt zu marschieren, um dort
weitere Auftrüge zu empfangen, so ist ein Mißverständnis keinen zu vermeiden,
da in den meisten Füllen der Feind bereits da sein wird, ehe der erwartete
Auftrag eingetroffen ist; der Unterführer kann dann aber, selbst in Unkenntnis der
Lage gehalten, nur selten die richtigen Maßnahmen treffen oder mit der nötigen
Entschiedenheit ausführen. Die reichliche Zuteilung von Offizieren der höheren
Kommandostäbe bei den nächst niedern Instanzen sowie auch die enge Ver¬
bindung der neben einander fechtenden Truppenteile durch Meldereiter und
Patrouillen kann für diesen Zweck sehr förderlich sein.
Die Kavallerie hat in diesem Manöver nicht so zur Geltung kommen
können, wie es wohl ihr eigner Wunsch war. Zum Teil waren die Gelände¬
verhältnisse, viele tief eingeschnittne Wasserläufe und sumpfiger Boden daran
schuld, zum Teil der durch die fortgesetzten Regengüsse völlig aufgeweichte
Acker, der aus Rücksicht auf die notwendige Schonung der Pferde eine Durch¬
führung des angesetzten Angriffs häufig unmöglich machte. Die vielumstrittne
Frage von dem Nutzen geschlossener Kavallerieangriffe gegen Infanterie oder
Artillerie ist daher ihrer Lösung nicht näher gekommen; das einzige mal, wo
eine größere Kavalleriemasse Artillerie angriff — es waren Teile der Ost¬
division gegen sächsische Artillerie —, scheiterte der Angriff an dem Schnell¬
feuer der Bedeckungsinfanterie, die so vorzüglich lag, daß sie erst im letzten
Augenblick erkannt wurde. Auch im Ernstfall wird es der Kavallerie wohl
nur selten gelingen, erfolgreich andre Waffen anzugreifen, denn die Umstände,
die dazu günstig sind, kommen nicht häusig, und selbst im glücklichsten Fall
kostet solch ein Angriff zahlreiche Opfer, deren vollwertiger Ersatz während
des Feldzugs in absehbarer Zeit unmöglich ist. Mag man im übrigen hierüber
denken, wie man will: die wichtigste Aufgabe der Kavallerie wird immer die
Aufklärung bleiben. Im großen Rahmen, im strategischen Sinne wird diese
durch die Kavalleriedivisionen besorgt, die weit vor der Front der Armee
voraus sind und dazu dienen, die eignen Bewegungen zu verschleiern, die des
Feindes zu erkunden. Durch die Zuteilung von reitender Artillerie erhalten
sie eine erhöhte Widerstandskraft und werden zu selbständigen Unternehmungen
befähigt. Von großem Nutzen können sie z. B. dadurch werden, daß sie in
der Flanke eines abgetrennten Hceresteils erscheinen, ihm durch Artilleriefeuer
wiederholt Aufenthalt bereiten und ihn an rechtzeitiger Vereinigung mit seiner
Armee hindern.
Von besonderm Nutzen für die Aufklärung sind die Offizierpatrouillen, die
noch wieder weit vor die geschlossenen Teile der Division vorgeschoben werden.
Von der richtigen Auffassungsgabe dieser Offiziere hängt unendlich viel ab,
denn auf sie gründet sich der Entschluß des Feldherrn, der außer der Summe
der erhaltnen Meldungen ja keinen Anhaltepunkt über die Maßnahmen des
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