Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Zur Frage der Vorbildung der höhern verwaltungsbeamten Zu den zu beratenden neuen Gesetzen muß auch der Staatshaushaltsetat Wird etwa in dieser Weise die Regierungsinstrnktion wieder angewendet, so Kommen wir zu diesem Ziele, dann wird sich zeigen, daß die Bezirks- Zur Frage der Vorbildung der höhern verwaltungsbeamten Zu den zu beratenden neuen Gesetzen muß auch der Staatshaushaltsetat Wird etwa in dieser Weise die Regierungsinstrnktion wieder angewendet, so Kommen wir zu diesem Ziele, dann wird sich zeigen, daß die Bezirks- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0605" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223547"/> <fw type="header" place="top"> Zur Frage der Vorbildung der höhern verwaltungsbeamten</fw><lb/> <p xml:id="ID_1679"> Zu den zu beratenden neuen Gesetzen muß auch der Staatshaushaltsetat<lb/> gehören, der heute man kann wohl sagen nur wenigen genau oder genügend<lb/> bekannt ist. Auch von diesen Dingen gilt das, was oben in anderm Zu¬<lb/> sammenhang über den Wert des mündlichen Bortrags und des mündlichen Ge-<lb/> dankenaustanschs gesagt worden ist. Sodann erscheint es wünschenswert, daß<lb/> bei allen nicht lediglich vorbereitenden und formularmäßigen oder sich auf den<lb/> innern laufenden Dienstbetrieb beziehenden Verfügungen wieder ein Korreferent<lb/> neben dem Dezernenten und dem Abteilungsdirigenten mitwirkt (Z 26 a. a. O.)<lb/> Ist auch eine unbedingte sachliche Abgrenzung der Dezernate im 22 der<lb/> Regierungsinstruktion nicht geboten, so ist es doch möglich und schon wegen<lb/> der Kontinuität der Verwaltung erwünscht, daß in den wichtigern Angelegen¬<lb/> heiten, wie etwa Kommunalaufsicht, Polizei- und Gewerbedezernat je zwei<lb/> Dezernenten für territoriale Teile des Bezirks als gegenseitige Korreferenten<lb/> da sind, was sich anch in kleinern Bezirken durch Vereinigung von Kommunal-<lb/> und Polizeisachen, die ohnehin viele Berührungspunkte haben, erreichen läßt.<lb/> Damit muß und wird auch zugleich der Grundsatz zur Durchführung kommen,<lb/> daß die Dezernate im allgemeinen gleich wichtig und ansehnlich sein sollen,<lb/> um keins als .minderwertig erscheinen zu lassen und zur Sinekure zu stempeln.<lb/> Das bloße Zusammenwirken von Dezernent und Oberregierungsrat kaun wegen<lb/> der zahllosen Geschäfte des zweiten, die mindestens in den meisten laufenden,<lb/> für die beteiligten doch so wichtigen Sachen ein tieferes Eindringen verbieten,<lb/> natürlich nicht so fruchtbar lind sicher fein wie das gemeinsame Arbeiten mit<lb/> einem Korreferenten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1680"> Wird etwa in dieser Weise die Regierungsinstrnktion wieder angewendet, so<lb/> würde das, was der Abgeordnete Freiherr von Zedlitz und Neukirch seinerzeit im<lb/> Deutschen Wochenblatt als notwendig erklärt hat, zum guten Teil erreicht<lb/> Werden; das inimrrm iron ourg.t> xrg.se.0r würde praktisch wieder geübt, viel<lb/> Schreibwerk würde vermieden, dem Regieren vom grünen Tisch würde der<lb/> Boden abgegraben werden; der von vornherein aufs Praktische, auf die wirk¬<lb/> liche Wohlfahrtspflege gerichtete Sinn würde auch der Thätigkeit der Zentral¬<lb/> stellen fruchtbaren, wohlvorbereiteten Boden schaffen zum Heile des Ganzen,<lb/> der Negieruugsapparat würde wieder auf der Höhe seiner Aufgaben stehen,<lb/> und wir hätten im besten Sinne eine volkstümliche Verwaltung. Um dazu<lb/> zu gelangen, ist aber die informatorische Beschäftigung in landwirtschaftlichen,<lb/> Fabrik- oder Bnukbetrieben weder nötig, noch geeignet. Wer in dem so ge¬<lb/> stalteten Verwaltungsdienst das praktische Leben nicht erfaßt und kennen gelernt<lb/> hat, den wird auch solche volontärmäßige Thätigkeit nicht von der grauen<lb/> Theorie weg unter des Lebens grünen Bann versetzen; die Erfahrung in<lb/> diesen Kreisen kann die Kenntnis der kleinen unscheinbaren Verhältnisse der<lb/> breiten Schichten nicht ersetzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1681" next="#ID_1682"> Kommen wir zu diesem Ziele, dann wird sich zeigen, daß die Bezirks-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0605]
Zur Frage der Vorbildung der höhern verwaltungsbeamten
Zu den zu beratenden neuen Gesetzen muß auch der Staatshaushaltsetat
gehören, der heute man kann wohl sagen nur wenigen genau oder genügend
bekannt ist. Auch von diesen Dingen gilt das, was oben in anderm Zu¬
sammenhang über den Wert des mündlichen Bortrags und des mündlichen Ge-
dankenaustanschs gesagt worden ist. Sodann erscheint es wünschenswert, daß
bei allen nicht lediglich vorbereitenden und formularmäßigen oder sich auf den
innern laufenden Dienstbetrieb beziehenden Verfügungen wieder ein Korreferent
neben dem Dezernenten und dem Abteilungsdirigenten mitwirkt (Z 26 a. a. O.)
Ist auch eine unbedingte sachliche Abgrenzung der Dezernate im 22 der
Regierungsinstruktion nicht geboten, so ist es doch möglich und schon wegen
der Kontinuität der Verwaltung erwünscht, daß in den wichtigern Angelegen¬
heiten, wie etwa Kommunalaufsicht, Polizei- und Gewerbedezernat je zwei
Dezernenten für territoriale Teile des Bezirks als gegenseitige Korreferenten
da sind, was sich anch in kleinern Bezirken durch Vereinigung von Kommunal-
und Polizeisachen, die ohnehin viele Berührungspunkte haben, erreichen läßt.
Damit muß und wird auch zugleich der Grundsatz zur Durchführung kommen,
daß die Dezernate im allgemeinen gleich wichtig und ansehnlich sein sollen,
um keins als .minderwertig erscheinen zu lassen und zur Sinekure zu stempeln.
Das bloße Zusammenwirken von Dezernent und Oberregierungsrat kaun wegen
der zahllosen Geschäfte des zweiten, die mindestens in den meisten laufenden,
für die beteiligten doch so wichtigen Sachen ein tieferes Eindringen verbieten,
natürlich nicht so fruchtbar lind sicher fein wie das gemeinsame Arbeiten mit
einem Korreferenten.
Wird etwa in dieser Weise die Regierungsinstrnktion wieder angewendet, so
würde das, was der Abgeordnete Freiherr von Zedlitz und Neukirch seinerzeit im
Deutschen Wochenblatt als notwendig erklärt hat, zum guten Teil erreicht
Werden; das inimrrm iron ourg.t> xrg.se.0r würde praktisch wieder geübt, viel
Schreibwerk würde vermieden, dem Regieren vom grünen Tisch würde der
Boden abgegraben werden; der von vornherein aufs Praktische, auf die wirk¬
liche Wohlfahrtspflege gerichtete Sinn würde auch der Thätigkeit der Zentral¬
stellen fruchtbaren, wohlvorbereiteten Boden schaffen zum Heile des Ganzen,
der Negieruugsapparat würde wieder auf der Höhe seiner Aufgaben stehen,
und wir hätten im besten Sinne eine volkstümliche Verwaltung. Um dazu
zu gelangen, ist aber die informatorische Beschäftigung in landwirtschaftlichen,
Fabrik- oder Bnukbetrieben weder nötig, noch geeignet. Wer in dem so ge¬
stalteten Verwaltungsdienst das praktische Leben nicht erfaßt und kennen gelernt
hat, den wird auch solche volontärmäßige Thätigkeit nicht von der grauen
Theorie weg unter des Lebens grünen Bann versetzen; die Erfahrung in
diesen Kreisen kann die Kenntnis der kleinen unscheinbaren Verhältnisse der
breiten Schichten nicht ersetzen.
Kommen wir zu diesem Ziele, dann wird sich zeigen, daß die Bezirks-
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