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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.

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Elisabeth Charlotte als Philosophin

dcimalen recht lachen, were aber recht ihrr worden, wenn ich nicht vorher schon
mein Partei gefaßt hette, und (wie jener Engländer sagte) mon xotit rsligion
k>. Part genohmen hette, Mons. de Meaux hat viel Verstand und ist lustig
und ahngenehm in seinen Diskursen." Vier Wochen später schreibt sie: "Ich
bin mit Mons. de Cambray Miolon^ und Mons. de Meaux wie die Kinder,
so Papa und Mama lieb haben, ich halte viel von beiden, ich kann Mons.
de Meaux nicht verdenken, Mons. de Cambray ^und^ Mad. Giou seie^ wollen
aus dem Kopf zu bringen, und Mons. de Cambray jammert mich, sich auf
Leütte verlaßen zu haben, die ihn jetzt so verfolgen, er ist aber durch sein
Wollleben und Verstand zu estimiren, und Mons. de Meaux deßelben gleichen,
lui also keinen von beiden saßen, daß Mons. de Cambray ÄinIMöux, ist nur
zu war ^damit dürfte sie Fvnvlon Unrecht thunj, sonsten wer er nicht so lang
mtimg von Mad. de Maintenon geweßen, mit welcher er sozusagen eine Zeit
lang regiert hatte, aber sie hat auf einmal geentert, und die so pretendiren,
alles zu wißen, versichern, daß es seie, weilten er nicht hat raten wollen, daß
der Heürat ^des Königs mit der Maintcnonj solle deklarirt jveröffentlichtj
werden." Es gehe ihr, meint sie in einem andern Briefe, wie dem Pickelhäring,
wenn er Richter ist; jedesmal scheine ihr der Recht zu haben, den sie zuletzt
vernommen hat. Daß man Fvnslon nicht erlaube, seine Entschuldigung zu
drücke", während Bossuet uicht allein seine Streitschriften drucken lassen dürfe,
sondern sogar den Befehl erhalte, Schriften gegen seinen Gegner zu veröffent¬
lichen, findet sie sehr ungerecht. Ende September berichtet sie, ihr Sohn habe
ihr gesagt, Bossuet rühme sich, daß er einen Mühlstein zurecht mache, damit
Fmiölon zu zermalmen, und führt fort: "Ich habe woll gedacht, daß E. L.
finden würden, daß der Erzbischof von Cambray sich woll verantwortet hat
w seinem letzten Buch, weilten man aber mit dieser Entschuldigung nicht zu¬
frieden ist, und Mons. de Meaux obligirt, ferner gegen ihm zu schreibe", glaube
ich, was man mir le"gst gesagt hat, rendues, daß, weilten der arme Erz-
bischofs gegen die Deklaration von einem geheimen Heürat geraten hat, daß
man ein Exempel ahn ihm geben will mit Verfolgung, damit andre Bischöffe
und Erzbischöffe sich daran spiegeln mögen und stark zu der Sach raten ^dem¬
nach würde auch die dogmatische Verurteilung des Quietismus in Rom auf
den Umstand zurückzuführen sein, daß Fvnolon der Maintenon in ihrer Ehe¬
angelegenheit im Wege gestanden hatj. Ich bin von Herzen froh, daß E. L.
die theologischen Sachen im Ahnfang von Mons. de Cambrays Buch >es mag
Wohl die KeP0N8"Z auf Bossuets Kolatioir co HuivtiMls gemeint seinj nicht ver¬
stehen, ich meinte, meine Ignoranz were es allein schuld, daß ich es nicht habe
begreifen können, weilten E. L. es aber auch schwer zu verstehen finden, muß
es wohl in der That schwer zu verstehe" sein, ich habe von Herzen gelacht,
daß E. L. sage", daß es die Pfaffen jetzt wie die Doktors und Apvtheckers
macheu, damit sie niemandes verstehen kan, als sie unter einander." Später


Elisabeth Charlotte als Philosophin

dcimalen recht lachen, were aber recht ihrr worden, wenn ich nicht vorher schon
mein Partei gefaßt hette, und (wie jener Engländer sagte) mon xotit rsligion
k>. Part genohmen hette, Mons. de Meaux hat viel Verstand und ist lustig
und ahngenehm in seinen Diskursen." Vier Wochen später schreibt sie: „Ich
bin mit Mons. de Cambray Miolon^ und Mons. de Meaux wie die Kinder,
so Papa und Mama lieb haben, ich halte viel von beiden, ich kann Mons.
de Meaux nicht verdenken, Mons. de Cambray ^und^ Mad. Giou seie^ wollen
aus dem Kopf zu bringen, und Mons. de Cambray jammert mich, sich auf
Leütte verlaßen zu haben, die ihn jetzt so verfolgen, er ist aber durch sein
Wollleben und Verstand zu estimiren, und Mons. de Meaux deßelben gleichen,
lui also keinen von beiden saßen, daß Mons. de Cambray ÄinIMöux, ist nur
zu war ^damit dürfte sie Fvnvlon Unrecht thunj, sonsten wer er nicht so lang
mtimg von Mad. de Maintenon geweßen, mit welcher er sozusagen eine Zeit
lang regiert hatte, aber sie hat auf einmal geentert, und die so pretendiren,
alles zu wißen, versichern, daß es seie, weilten er nicht hat raten wollen, daß
der Heürat ^des Königs mit der Maintcnonj solle deklarirt jveröffentlichtj
werden." Es gehe ihr, meint sie in einem andern Briefe, wie dem Pickelhäring,
wenn er Richter ist; jedesmal scheine ihr der Recht zu haben, den sie zuletzt
vernommen hat. Daß man Fvnslon nicht erlaube, seine Entschuldigung zu
drücke», während Bossuet uicht allein seine Streitschriften drucken lassen dürfe,
sondern sogar den Befehl erhalte, Schriften gegen seinen Gegner zu veröffent¬
lichen, findet sie sehr ungerecht. Ende September berichtet sie, ihr Sohn habe
ihr gesagt, Bossuet rühme sich, daß er einen Mühlstein zurecht mache, damit
Fmiölon zu zermalmen, und führt fort: „Ich habe woll gedacht, daß E. L.
finden würden, daß der Erzbischof von Cambray sich woll verantwortet hat
w seinem letzten Buch, weilten man aber mit dieser Entschuldigung nicht zu¬
frieden ist, und Mons. de Meaux obligirt, ferner gegen ihm zu schreibe», glaube
ich, was man mir le»gst gesagt hat, rendues, daß, weilten der arme Erz-
bischofs gegen die Deklaration von einem geheimen Heürat geraten hat, daß
man ein Exempel ahn ihm geben will mit Verfolgung, damit andre Bischöffe
und Erzbischöffe sich daran spiegeln mögen und stark zu der Sach raten ^dem¬
nach würde auch die dogmatische Verurteilung des Quietismus in Rom auf
den Umstand zurückzuführen sein, daß Fvnolon der Maintenon in ihrer Ehe¬
angelegenheit im Wege gestanden hatj. Ich bin von Herzen froh, daß E. L.
die theologischen Sachen im Ahnfang von Mons. de Cambrays Buch >es mag
Wohl die KeP0N8«Z auf Bossuets Kolatioir co HuivtiMls gemeint seinj nicht ver¬
stehen, ich meinte, meine Ignoranz were es allein schuld, daß ich es nicht habe
begreifen können, weilten E. L. es aber auch schwer zu verstehen finden, muß
es wohl in der That schwer zu verstehe» sein, ich habe von Herzen gelacht,
daß E. L. sage», daß es die Pfaffen jetzt wie die Doktors und Apvtheckers
macheu, damit sie niemandes verstehen kan, als sie unter einander." Später


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/563>, abgerufen am 01.09.2024.