Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches vorlieb nehmen, was die andern Großmächte an afrikanischen Sandwüsten und Die Ursachen des landwirtschaftlichen Notstandes. Ein sehr wert¬ Man kann zugeben, daß bei einem Pachtverhältnis der VerPächter nicht Der Privatmann, der seinen Grundbesitz verkauft, wird das höchste Preis¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches vorlieb nehmen, was die andern Großmächte an afrikanischen Sandwüsten und Die Ursachen des landwirtschaftlichen Notstandes. Ein sehr wert¬ Man kann zugeben, daß bei einem Pachtverhältnis der VerPächter nicht Der Privatmann, der seinen Grundbesitz verkauft, wird das höchste Preis¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0435" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223377"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1225" prev="#ID_1224"> vorlieb nehmen, was die andern Großmächte an afrikanischen Sandwüsten und<lb/> Fieberlüsteu übrig gelassen haben. Frevelhaft wäre es/ mutwillig zu einem Kriege<lb/> zu Hetzen, der leicht ein Weltbrand werden könnte, aber nicht jeder kräftige diplo¬<lb/> matische Eingriff hat sofort den Krieg zur Folge. Möchten unsre bescheidnen,<lb/> vorsichtigen und enthaltsamen Staatsmänner — wir meinen nicht die in der<lb/> Regierung, deren Pläne wir nicht kennen, sondern die in der Presse — nicht an<lb/> sich selber die Wahrheit des Spruches erfahren, den der Staatsmann und Feldherr<lb/> Giuv Capponi vor beinahe fünfhundert Jahren niedergeschrieben hat: piii si möseln<lb/> troxpo xa-uroso al Fue-rra., Ja, g-uerra, hö g'Il tÄ iuoontro, «z N'i'iva.g'Il s, oaW.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Die Ursachen des landwirtschaftlichen Notstandes.</head> <p xml:id="ID_1226"> Ein sehr wert¬<lb/> volles Geständnis hat die Deutsche Tageszeitung abgelegt. Es ist ihr gegangen,<lb/> wie denen, die zu viel beweisen wollen und sich dann mit den eignen Waffen<lb/> schlagen. Es wurde nämlich darüber berichtet, wie es bei Domäncnverpachtungen<lb/> hergeht. Ein junger, der Landwirtschaft wenig kundiger Mann habe den bis¬<lb/> herigen Inhaber der Pachtung überboten. Dies wurde als ein Unrecht dargestellt,<lb/> und es wurde verlangt, die Regierung solle bei den Verpachtungen der Domänen<lb/> die schlechte Lage der Landwirtschaft berücksichtigen und den bisherigen Pächtern<lb/> das Weiterpachten ermöglichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1227"> Man kann zugeben, daß bei einem Pachtverhältnis der VerPächter nicht<lb/> bloß ans die Höhe der gebotneu Pnchtsumme sehen, sondern zugleich die Persön¬<lb/> lichkeit des Pachtbewerbers berücksichtige!: und auf dessen Befähigung zum Betriebe<lb/> Wert legen sollte. Dies wird anch der Besitzer eines Grundstücks, sei es nun<lb/> ein Privatmann oder der Staat, meist schon im eignen Interesse thun, da der<lb/> Schade ihn trifft, wenn sein Besitz schlecht verwaltet wird und dadurch an Wert<lb/> verliert. Aber das geht doch nicht so weit, daß der VerPächter einen ungewöhn¬<lb/> lich niedrigen Preis bewilligen, und daß die Pachtpreise von den Konjunkturen<lb/> unabhängig sein sollten. Sind die Grundstückpreise im Verhältnis zum Ertrag<lb/> der Grundstücke allgemein zu hoch, so müssen sie auch hoch verpachtet werden,<lb/> und dem VerPächter ist es dann nicht zu verdenken, wenn er den üblichen Preis<lb/> fordert. Vollends beim Verkauf von Grundstücken fallen die erwähnten Rück¬<lb/> sichten weg.</p><lb/> <p xml:id="ID_1228" next="#ID_1229"> Der Privatmann, der seinen Grundbesitz verkauft, wird das höchste Preis¬<lb/> gebot annehme». Er hat nur das Interesse, den höchsten möglichen Preis zu be¬<lb/> komme», und wird bezüglich des Käufers keine» Unterschied machen, vorausgesetzt,<lb/> daß ihm die Bezahlung sicher ist. Der Käufer selbst muß wissen und beurteilen<lb/> können, ob das Grundstück den Kaufpreis wert ist, und ob er so viel herans-<lb/> znwirtschaften vermag, daß er dabei bestehen kann. Und da hat nun die Deutsche<lb/> Tageszeitung, obgleich in der guten Absicht, den von ihr verkrallten Bestrebungen<lb/> zu dienen, doch das Grundübel aufgedeckt, woran die Landwirtschaft leidet, sie hat<lb/> zugestanden, was von agrarischer Seite bisher hartnäckig bestritten wurde: die<lb/> starke Konkurrenz um landwirtschaftliche Besitzungen und Pachtungen und die da¬<lb/> durch cutstnudue Neigung, zu hohe Preise zu zahlen, hat hauptsächlich die üble<lb/> Lage der Landwirtschaft verschuldet. Und am leichteste» überschätze» die Anfänger<lb/> in der Landwirtschaft den Wert von Grundstücken. Ihnen fehlt die Erfahrung<lb/> in selbständigem Wirtschaften, und so erscheint ihnen die Aufgabe des Wirtschafters<lb/> leichter, als sie in Wirklichkeit ist. Wenn ein junger Maun ein gewisses Alter<lb/> erreicht hat, so hat er meistens ein lebhaftes Verlange», selbständig zu werden.<lb/> Die bisherige abhängige Stellung sagt ihm nicht zu; er betrachtet die Stellung</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0435]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
vorlieb nehmen, was die andern Großmächte an afrikanischen Sandwüsten und
Fieberlüsteu übrig gelassen haben. Frevelhaft wäre es/ mutwillig zu einem Kriege
zu Hetzen, der leicht ein Weltbrand werden könnte, aber nicht jeder kräftige diplo¬
matische Eingriff hat sofort den Krieg zur Folge. Möchten unsre bescheidnen,
vorsichtigen und enthaltsamen Staatsmänner — wir meinen nicht die in der
Regierung, deren Pläne wir nicht kennen, sondern die in der Presse — nicht an
sich selber die Wahrheit des Spruches erfahren, den der Staatsmann und Feldherr
Giuv Capponi vor beinahe fünfhundert Jahren niedergeschrieben hat: piii si möseln
troxpo xa-uroso al Fue-rra., Ja, g-uerra, hö g'Il tÄ iuoontro, «z N'i'iva.g'Il s, oaW.
Die Ursachen des landwirtschaftlichen Notstandes. Ein sehr wert¬
volles Geständnis hat die Deutsche Tageszeitung abgelegt. Es ist ihr gegangen,
wie denen, die zu viel beweisen wollen und sich dann mit den eignen Waffen
schlagen. Es wurde nämlich darüber berichtet, wie es bei Domäncnverpachtungen
hergeht. Ein junger, der Landwirtschaft wenig kundiger Mann habe den bis¬
herigen Inhaber der Pachtung überboten. Dies wurde als ein Unrecht dargestellt,
und es wurde verlangt, die Regierung solle bei den Verpachtungen der Domänen
die schlechte Lage der Landwirtschaft berücksichtigen und den bisherigen Pächtern
das Weiterpachten ermöglichen.
Man kann zugeben, daß bei einem Pachtverhältnis der VerPächter nicht
bloß ans die Höhe der gebotneu Pnchtsumme sehen, sondern zugleich die Persön¬
lichkeit des Pachtbewerbers berücksichtige!: und auf dessen Befähigung zum Betriebe
Wert legen sollte. Dies wird anch der Besitzer eines Grundstücks, sei es nun
ein Privatmann oder der Staat, meist schon im eignen Interesse thun, da der
Schade ihn trifft, wenn sein Besitz schlecht verwaltet wird und dadurch an Wert
verliert. Aber das geht doch nicht so weit, daß der VerPächter einen ungewöhn¬
lich niedrigen Preis bewilligen, und daß die Pachtpreise von den Konjunkturen
unabhängig sein sollten. Sind die Grundstückpreise im Verhältnis zum Ertrag
der Grundstücke allgemein zu hoch, so müssen sie auch hoch verpachtet werden,
und dem VerPächter ist es dann nicht zu verdenken, wenn er den üblichen Preis
fordert. Vollends beim Verkauf von Grundstücken fallen die erwähnten Rück¬
sichten weg.
Der Privatmann, der seinen Grundbesitz verkauft, wird das höchste Preis¬
gebot annehme». Er hat nur das Interesse, den höchsten möglichen Preis zu be¬
komme», und wird bezüglich des Käufers keine» Unterschied machen, vorausgesetzt,
daß ihm die Bezahlung sicher ist. Der Käufer selbst muß wissen und beurteilen
können, ob das Grundstück den Kaufpreis wert ist, und ob er so viel herans-
znwirtschaften vermag, daß er dabei bestehen kann. Und da hat nun die Deutsche
Tageszeitung, obgleich in der guten Absicht, den von ihr verkrallten Bestrebungen
zu dienen, doch das Grundübel aufgedeckt, woran die Landwirtschaft leidet, sie hat
zugestanden, was von agrarischer Seite bisher hartnäckig bestritten wurde: die
starke Konkurrenz um landwirtschaftliche Besitzungen und Pachtungen und die da¬
durch cutstnudue Neigung, zu hohe Preise zu zahlen, hat hauptsächlich die üble
Lage der Landwirtschaft verschuldet. Und am leichteste» überschätze» die Anfänger
in der Landwirtschaft den Wert von Grundstücken. Ihnen fehlt die Erfahrung
in selbständigem Wirtschaften, und so erscheint ihnen die Aufgabe des Wirtschafters
leichter, als sie in Wirklichkeit ist. Wenn ein junger Maun ein gewisses Alter
erreicht hat, so hat er meistens ein lebhaftes Verlange», selbständig zu werden.
Die bisherige abhängige Stellung sagt ihm nicht zu; er betrachtet die Stellung
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