Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Lin Preisausschreiben von Frauen her, also 40 bis 45 Prozent; und das mag für die belletristische Grenzboten III 1896 S
Lin Preisausschreiben von Frauen her, also 40 bis 45 Prozent; und das mag für die belletristische Grenzboten III 1896 S
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0041" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222983"/> <fw type="header" place="top"> Lin Preisausschreiben</fw><lb/> <p xml:id="ID_101" prev="#ID_100" next="#ID_102"> von Frauen her, also 40 bis 45 Prozent; und das mag für die belletristische<lb/> Litteratur in der That das richtige Verhältnis sein. Sehr wichtig wäre es<lb/> ferner, zu wissen, wer von den Einsendern Schriftsteller von Beruf war und<lb/> wer nicht. Das festzustellen ist noch schwieriger, als die Feststellung des Ge¬<lb/> schlechts, da natürlich lange nicht alle Bewerber ihren Beruf angegeben hatten,<lb/> auch nicht in Kürschners Litteraturkalender standen, der übrigens auch die<lb/> Dilettanten bringt; als „langjähriger" Redakteur hat man aber eine leidliche<lb/> Schriftstellerkeuntnis, und so fand ich gegen 60 mir bekannte oder durch den<lb/> Zusatz Schriftsteller oder Redakteur bezeichnete Namen, darunter 10 ziemlich<lb/> allgemein bekannte, selbst berühmte. Der Rest von 250 stellte also doch wohl<lb/> die Masse der Dilettanten dar, von denen freilich manche unzweifelhaft talent¬<lb/> voll und solche waren, die nicht Dilettanten bleiben werden, wenn sie Gelegenheit<lb/> senden, ihr Talent geltend zu machen. Sehr stark waren unter den Bewerbern die<lb/> Lehrer, akademisch wie seminaristisch gebildete, vertreten, ich zählte 26, es mögen<lb/> aber noch mehr gewesen sein, da der Doktortitel (funfzehnmal angegeben) sicher<lb/> manchen Pädagogen verbarg. Lehrerin nannten sich nur 4 Frauen; zweifellos<lb/> waren viel mehr darunter. Pastoren fand ich 8. Der Adel deutscher und auch<lb/> Polnischer Nation war mit einigen zwanzig Bewerbern und Bewerberinnen ver¬<lb/> treten, darunter waren einige gute märkische Namen. Der Merkwürdigkeit<lb/> halber seien als Bewerber und Bewerberinnen noch aufgezählt: 1 Hofthcater-<lb/> direktor und 1 Königliche Hofschauspielerin, 2 Pensionatsvorsteherinnen, 1 Chanoi-<lb/> nesse, 1 Stiftsdame, 1 Frau Geheimrat, 1 Frau Landgerichtsrat, 1 Stadtrat,<lb/> 1 Königlicher Rechnungsrat, 1 Revisor bei einer Staatsbahnengeneraldirektion,<lb/> 1 swä. MI., 1 «ana. what., 1 K. K. Militärbeamter a. D., 1 Feldwebel¬<lb/> leutnant d. L., 1 Buchhändler, 1 Bildhauer, 1 Gastwirt — das ergiebt eine<lb/> recht bunte Musterkarte deutscher Schriftsteller. Der Landesangehörigkeit nach<lb/> kamen ans Preußen 123 Einsender, Berlin lieferte 18, das übrige Branden¬<lb/> burg 10, Pommern 8, Ostpreußen 3, Westpreußen 6, Posen 1, Schlesien 11,<lb/> Provinz Sachsen 11, Schleswig-Holstein 5, Hannover 16, Westfalen 3, die<lb/> Rheinprovinz 15, Hessen-Nassau 14; auf Baiern kamen 31, auf das Königreich<lb/> Sachsen 33, auf Württemberg 8, auf Baden 31, auf das Großherzogtum<lb/> Hessen 6, auf Elsaß-Lothringen 13, auf das übrige deutsche Reich 28, auf<lb/> Österreich 19, auf die Schweiz 9, auf das übrige Ausland 1. (Wenn das<lb/> uicht die Zahl 310 ergiebt, so liegt das daran, daß manche Bewerber mehrere<lb/> Einsendungen gemacht hatten.) Man sieht, es hatte sich ganz Deutschland an<lb/> dem Wettbewerb beteiligt; die Zahlen für die einzelnen Länder werden im<lb/> ganzen für deren litterarische Betriebsamkeit bezeichnend sein. So ist es sicher<lb/> bezeichnend, wenn die alt- und reindeutschen Lande Westfalen, Schleswig-<lb/> Holstein und Württemberg nur schwach, Berlin-Brandenburg, das Königreich<lb/> Yachsen mit Leipzig und Dresden und Baiern mit München besonders stark<lb/> vertreten sind, Sachsen am allerstcirksten. Daß Baden so viele Bewerbungen</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1896 S</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0041]
Lin Preisausschreiben
von Frauen her, also 40 bis 45 Prozent; und das mag für die belletristische
Litteratur in der That das richtige Verhältnis sein. Sehr wichtig wäre es
ferner, zu wissen, wer von den Einsendern Schriftsteller von Beruf war und
wer nicht. Das festzustellen ist noch schwieriger, als die Feststellung des Ge¬
schlechts, da natürlich lange nicht alle Bewerber ihren Beruf angegeben hatten,
auch nicht in Kürschners Litteraturkalender standen, der übrigens auch die
Dilettanten bringt; als „langjähriger" Redakteur hat man aber eine leidliche
Schriftstellerkeuntnis, und so fand ich gegen 60 mir bekannte oder durch den
Zusatz Schriftsteller oder Redakteur bezeichnete Namen, darunter 10 ziemlich
allgemein bekannte, selbst berühmte. Der Rest von 250 stellte also doch wohl
die Masse der Dilettanten dar, von denen freilich manche unzweifelhaft talent¬
voll und solche waren, die nicht Dilettanten bleiben werden, wenn sie Gelegenheit
senden, ihr Talent geltend zu machen. Sehr stark waren unter den Bewerbern die
Lehrer, akademisch wie seminaristisch gebildete, vertreten, ich zählte 26, es mögen
aber noch mehr gewesen sein, da der Doktortitel (funfzehnmal angegeben) sicher
manchen Pädagogen verbarg. Lehrerin nannten sich nur 4 Frauen; zweifellos
waren viel mehr darunter. Pastoren fand ich 8. Der Adel deutscher und auch
Polnischer Nation war mit einigen zwanzig Bewerbern und Bewerberinnen ver¬
treten, darunter waren einige gute märkische Namen. Der Merkwürdigkeit
halber seien als Bewerber und Bewerberinnen noch aufgezählt: 1 Hofthcater-
direktor und 1 Königliche Hofschauspielerin, 2 Pensionatsvorsteherinnen, 1 Chanoi-
nesse, 1 Stiftsdame, 1 Frau Geheimrat, 1 Frau Landgerichtsrat, 1 Stadtrat,
1 Königlicher Rechnungsrat, 1 Revisor bei einer Staatsbahnengeneraldirektion,
1 swä. MI., 1 «ana. what., 1 K. K. Militärbeamter a. D., 1 Feldwebel¬
leutnant d. L., 1 Buchhändler, 1 Bildhauer, 1 Gastwirt — das ergiebt eine
recht bunte Musterkarte deutscher Schriftsteller. Der Landesangehörigkeit nach
kamen ans Preußen 123 Einsender, Berlin lieferte 18, das übrige Branden¬
burg 10, Pommern 8, Ostpreußen 3, Westpreußen 6, Posen 1, Schlesien 11,
Provinz Sachsen 11, Schleswig-Holstein 5, Hannover 16, Westfalen 3, die
Rheinprovinz 15, Hessen-Nassau 14; auf Baiern kamen 31, auf das Königreich
Sachsen 33, auf Württemberg 8, auf Baden 31, auf das Großherzogtum
Hessen 6, auf Elsaß-Lothringen 13, auf das übrige deutsche Reich 28, auf
Österreich 19, auf die Schweiz 9, auf das übrige Ausland 1. (Wenn das
uicht die Zahl 310 ergiebt, so liegt das daran, daß manche Bewerber mehrere
Einsendungen gemacht hatten.) Man sieht, es hatte sich ganz Deutschland an
dem Wettbewerb beteiligt; die Zahlen für die einzelnen Länder werden im
ganzen für deren litterarische Betriebsamkeit bezeichnend sein. So ist es sicher
bezeichnend, wenn die alt- und reindeutschen Lande Westfalen, Schleswig-
Holstein und Württemberg nur schwach, Berlin-Brandenburg, das Königreich
Yachsen mit Leipzig und Dresden und Baiern mit München besonders stark
vertreten sind, Sachsen am allerstcirksten. Daß Baden so viele Bewerbungen
Grenzboten III 1896 S
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |