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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

iritisirt er die Kirche. Rudelbäch hatte einmal geschrieben: "Wahrlich, gerade das
tiefste und höchste Interesse der Kirche in unsern Tagen ist, daß sie vom Ge-
wohnheits- und Staatschristentum emanzipirt werde. Das trifft ganz zusammen
"nit dem, was Sören Kierkegaard allen denen, die hören wollen, einzuprägen, ein¬
zuschärfen und, wie Luther sagt, einzutreiben sucht." Zu dieser Emanzipation, zur
Herstellung der Religionsfreiheit sei die Zivilehe ein unentbehrliches Mittel. Da¬
gegen Protestirt Kierkegaard auf das lebhafteste. Ein Feind des Gewohuheits-
christentums sei er allerdings; er hasse es, in welcherlei Form es auch immer
auftritt, das Gewohnheitschristentum der Sektirer, Erweckten, Hyperorthodoxen,
Parteimenschen noch mehr als das der Leichtsinnigen, die sorglos in der Einbildung
dahinleben, sie seien trotz ihres irdischen Sinnes immer noch Christen. Dagegen
habe er niemals nach "freien Institutionen" oder irgend etwas dergleichen gestrebt,
sondern stets gelehrt, das Christentum sei Innerlichkeit, die Formen seien völlig
gleichgültig; der echte Christ kümmere sich gar nicht um Formen, sie gingen ihn
gar nichts an. "Die Apostel gingen nicht hin und schwatzten mit einander und
sagten: "Es ist unerträglich, daß der Hohe Rat Strafe auf die Verkündigung des
Wortes setzt; das ist Gewissenszwang. Doch was sollen wir thun? Sollen wir
nicht einen Anhang werben und dann eine Adresse an den Hohen Rat einreichen,
oder versuchen, wie wir in eine Synode kommen? Es wäre nicht unmöglich, daß
wir so durch ein Kartell mit unsern sonstigen Gegnern bei der Abstimmung die
Majorität bekamen und so Gewissensfreiheit erlangten." Gott im Himmel! Ihr
ehrwürdigen Gestatte", vergeht, daß ich so habe reden müssen; es war notwendig.
Wie benahmen sie sich vielmehr? Der Apostel ist wesentlich ein einzelner Mann.
> Alle Gewissensfragen, heißt es weiterhin, betreffen nur den einzelnen Mann, denn
ein Kollektivgewissen giebt es nicht; der einzelne Mann hat für sich allein leidend
zu streiten und das Martyrium zu wählen^; Apostel halten sich nicht als Partei
zusammen, das ist gar nicht zu denken; denn der eine sieht nicht auf den andern,
was er thun soll; jeder ist sür sich an Gott gebunden. So berät sich der Apostel
mit Gott und seinem Gewissen. Darauf schließt er seine Thür auf und geht mir
nichts dir nichts, aber mit Gott, auf die Straße, um das Wort zu verkünden.
Angenommen, es begegnet ihm einer und sagt: "Weißt du, daß der Hohe Rat
Geißelung auf die Verkündigung des Wortes gesetzt hat?" Der Apostel erwidert:
"So, hat der Hohe Rat das gethan? so werde ich also gegeißelt werden." "Morgen
droht der Rat mit Todesstrafe." "So? Hat der Hohe Rat das gethan, so werde
ich also hingerichtet werden." Er läßt also das Bestehende bestehen; nichts von
Veränderung im Äußern, uicht ein Wort, nicht eine Silbe, nicht ein Buchstabe
davon, nicht der flüchtigste Gedanke in seinem Kopfe, nicht ein Blinzeln mit den
Angen, kein Zucken mit einer Miene in dieser Richtung. "Nein, sagt der Apostel,
laß dieses Bestehende uur unverrllckt feststehen, denn es steht mit Gottes Hilfe auch
unverrückt fest, daß ich heute gegeißelt und-morgen hingerichtet werde; oder, was
dasselbe ist, heute verkündige ich das Wort, und morgen, Amen." O, habe Dank,
Dank, daß du dich so benahmst; hättest du dich so benommen wie die modernen
Christen, so wäre das Christentum nie in die Welt gekommen." Ebenso stellt er
dar, wie sich Luther bei seiner Verehelichung benommen und nicht benommen hat;
das muß man an Ort und Stelle, Seite 383, lesen, es ist köstlich.

Eine Persönlichkeit wie Sören Kierkegaard kann man nicht auf ein paar Seiten
darstellen und noch weniger kritisiren; wir wollten nur darauf aufmerksam machen,
daß Worte wie die seinen bei der gegenwärtigen Stimmung in Deutschland einen
tiefen Eindruck hervorbringen müssen. Unsre eigne Stellung dem Radikalismus
gegenüber, den er und mancher andre moderne Apostel vertritt, werden wir viel-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

iritisirt er die Kirche. Rudelbäch hatte einmal geschrieben: „Wahrlich, gerade das
tiefste und höchste Interesse der Kirche in unsern Tagen ist, daß sie vom Ge-
wohnheits- und Staatschristentum emanzipirt werde. Das trifft ganz zusammen
»nit dem, was Sören Kierkegaard allen denen, die hören wollen, einzuprägen, ein¬
zuschärfen und, wie Luther sagt, einzutreiben sucht." Zu dieser Emanzipation, zur
Herstellung der Religionsfreiheit sei die Zivilehe ein unentbehrliches Mittel. Da¬
gegen Protestirt Kierkegaard auf das lebhafteste. Ein Feind des Gewohuheits-
christentums sei er allerdings; er hasse es, in welcherlei Form es auch immer
auftritt, das Gewohnheitschristentum der Sektirer, Erweckten, Hyperorthodoxen,
Parteimenschen noch mehr als das der Leichtsinnigen, die sorglos in der Einbildung
dahinleben, sie seien trotz ihres irdischen Sinnes immer noch Christen. Dagegen
habe er niemals nach „freien Institutionen" oder irgend etwas dergleichen gestrebt,
sondern stets gelehrt, das Christentum sei Innerlichkeit, die Formen seien völlig
gleichgültig; der echte Christ kümmere sich gar nicht um Formen, sie gingen ihn
gar nichts an. „Die Apostel gingen nicht hin und schwatzten mit einander und
sagten: »Es ist unerträglich, daß der Hohe Rat Strafe auf die Verkündigung des
Wortes setzt; das ist Gewissenszwang. Doch was sollen wir thun? Sollen wir
nicht einen Anhang werben und dann eine Adresse an den Hohen Rat einreichen,
oder versuchen, wie wir in eine Synode kommen? Es wäre nicht unmöglich, daß
wir so durch ein Kartell mit unsern sonstigen Gegnern bei der Abstimmung die
Majorität bekamen und so Gewissensfreiheit erlangten.« Gott im Himmel! Ihr
ehrwürdigen Gestatte», vergeht, daß ich so habe reden müssen; es war notwendig.
Wie benahmen sie sich vielmehr? Der Apostel ist wesentlich ein einzelner Mann.
> Alle Gewissensfragen, heißt es weiterhin, betreffen nur den einzelnen Mann, denn
ein Kollektivgewissen giebt es nicht; der einzelne Mann hat für sich allein leidend
zu streiten und das Martyrium zu wählen^; Apostel halten sich nicht als Partei
zusammen, das ist gar nicht zu denken; denn der eine sieht nicht auf den andern,
was er thun soll; jeder ist sür sich an Gott gebunden. So berät sich der Apostel
mit Gott und seinem Gewissen. Darauf schließt er seine Thür auf und geht mir
nichts dir nichts, aber mit Gott, auf die Straße, um das Wort zu verkünden.
Angenommen, es begegnet ihm einer und sagt: »Weißt du, daß der Hohe Rat
Geißelung auf die Verkündigung des Wortes gesetzt hat?« Der Apostel erwidert:
»So, hat der Hohe Rat das gethan? so werde ich also gegeißelt werden.« »Morgen
droht der Rat mit Todesstrafe.« »So? Hat der Hohe Rat das gethan, so werde
ich also hingerichtet werden.« Er läßt also das Bestehende bestehen; nichts von
Veränderung im Äußern, uicht ein Wort, nicht eine Silbe, nicht ein Buchstabe
davon, nicht der flüchtigste Gedanke in seinem Kopfe, nicht ein Blinzeln mit den
Angen, kein Zucken mit einer Miene in dieser Richtung. »Nein, sagt der Apostel,
laß dieses Bestehende uur unverrllckt feststehen, denn es steht mit Gottes Hilfe auch
unverrückt fest, daß ich heute gegeißelt und-morgen hingerichtet werde; oder, was
dasselbe ist, heute verkündige ich das Wort, und morgen, Amen.« O, habe Dank,
Dank, daß du dich so benahmst; hättest du dich so benommen wie die modernen
Christen, so wäre das Christentum nie in die Welt gekommen." Ebenso stellt er
dar, wie sich Luther bei seiner Verehelichung benommen und nicht benommen hat;
das muß man an Ort und Stelle, Seite 383, lesen, es ist köstlich.

Eine Persönlichkeit wie Sören Kierkegaard kann man nicht auf ein paar Seiten
darstellen und noch weniger kritisiren; wir wollten nur darauf aufmerksam machen,
daß Worte wie die seinen bei der gegenwärtigen Stimmung in Deutschland einen
tiefen Eindruck hervorbringen müssen. Unsre eigne Stellung dem Radikalismus
gegenüber, den er und mancher andre moderne Apostel vertritt, werden wir viel-


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[0063] Maßgebliches und Unmaßgebliches iritisirt er die Kirche. Rudelbäch hatte einmal geschrieben: „Wahrlich, gerade das tiefste und höchste Interesse der Kirche in unsern Tagen ist, daß sie vom Ge- wohnheits- und Staatschristentum emanzipirt werde. Das trifft ganz zusammen »nit dem, was Sören Kierkegaard allen denen, die hören wollen, einzuprägen, ein¬ zuschärfen und, wie Luther sagt, einzutreiben sucht." Zu dieser Emanzipation, zur Herstellung der Religionsfreiheit sei die Zivilehe ein unentbehrliches Mittel. Da¬ gegen Protestirt Kierkegaard auf das lebhafteste. Ein Feind des Gewohuheits- christentums sei er allerdings; er hasse es, in welcherlei Form es auch immer auftritt, das Gewohnheitschristentum der Sektirer, Erweckten, Hyperorthodoxen, Parteimenschen noch mehr als das der Leichtsinnigen, die sorglos in der Einbildung dahinleben, sie seien trotz ihres irdischen Sinnes immer noch Christen. Dagegen habe er niemals nach „freien Institutionen" oder irgend etwas dergleichen gestrebt, sondern stets gelehrt, das Christentum sei Innerlichkeit, die Formen seien völlig gleichgültig; der echte Christ kümmere sich gar nicht um Formen, sie gingen ihn gar nichts an. „Die Apostel gingen nicht hin und schwatzten mit einander und sagten: »Es ist unerträglich, daß der Hohe Rat Strafe auf die Verkündigung des Wortes setzt; das ist Gewissenszwang. Doch was sollen wir thun? Sollen wir nicht einen Anhang werben und dann eine Adresse an den Hohen Rat einreichen, oder versuchen, wie wir in eine Synode kommen? Es wäre nicht unmöglich, daß wir so durch ein Kartell mit unsern sonstigen Gegnern bei der Abstimmung die Majorität bekamen und so Gewissensfreiheit erlangten.« Gott im Himmel! Ihr ehrwürdigen Gestatte», vergeht, daß ich so habe reden müssen; es war notwendig. Wie benahmen sie sich vielmehr? Der Apostel ist wesentlich ein einzelner Mann. > Alle Gewissensfragen, heißt es weiterhin, betreffen nur den einzelnen Mann, denn ein Kollektivgewissen giebt es nicht; der einzelne Mann hat für sich allein leidend zu streiten und das Martyrium zu wählen^; Apostel halten sich nicht als Partei zusammen, das ist gar nicht zu denken; denn der eine sieht nicht auf den andern, was er thun soll; jeder ist sür sich an Gott gebunden. So berät sich der Apostel mit Gott und seinem Gewissen. Darauf schließt er seine Thür auf und geht mir nichts dir nichts, aber mit Gott, auf die Straße, um das Wort zu verkünden. Angenommen, es begegnet ihm einer und sagt: »Weißt du, daß der Hohe Rat Geißelung auf die Verkündigung des Wortes gesetzt hat?« Der Apostel erwidert: »So, hat der Hohe Rat das gethan? so werde ich also gegeißelt werden.« »Morgen droht der Rat mit Todesstrafe.« »So? Hat der Hohe Rat das gethan, so werde ich also hingerichtet werden.« Er läßt also das Bestehende bestehen; nichts von Veränderung im Äußern, uicht ein Wort, nicht eine Silbe, nicht ein Buchstabe davon, nicht der flüchtigste Gedanke in seinem Kopfe, nicht ein Blinzeln mit den Angen, kein Zucken mit einer Miene in dieser Richtung. »Nein, sagt der Apostel, laß dieses Bestehende uur unverrllckt feststehen, denn es steht mit Gottes Hilfe auch unverrückt fest, daß ich heute gegeißelt und-morgen hingerichtet werde; oder, was dasselbe ist, heute verkündige ich das Wort, und morgen, Amen.« O, habe Dank, Dank, daß du dich so benahmst; hättest du dich so benommen wie die modernen Christen, so wäre das Christentum nie in die Welt gekommen." Ebenso stellt er dar, wie sich Luther bei seiner Verehelichung benommen und nicht benommen hat; das muß man an Ort und Stelle, Seite 383, lesen, es ist köstlich. Eine Persönlichkeit wie Sören Kierkegaard kann man nicht auf ein paar Seiten darstellen und noch weniger kritisiren; wir wollten nur darauf aufmerksam machen, daß Worte wie die seinen bei der gegenwärtigen Stimmung in Deutschland einen tiefen Eindruck hervorbringen müssen. Unsre eigne Stellung dem Radikalismus gegenüber, den er und mancher andre moderne Apostel vertritt, werden wir viel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/63>, abgerufen am 01.09.2024.