Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
An Bord von S, !N> S. Brandenburg

Rümpfen der "Hansa" und des "Prinzen Adalbert," die jetzt als Matrosenkasernen
dienen, unten am Strande, dann die noch leeren, riesigen Schleichen des Nordost¬
seekanals bei Holtenau, endlich die langgestreckten, hohen Fronten der Kasernen bei
Friedrichsort und die grünen Wälle der starken Forts, die den Eingang der Föhrde
decken. Als wir um 9 Uhr, also nur nach einviertelstündiger Fahrt, den weiß-roten
Leuchtturm vou Friedrichsort passirten, kam uus ein einlaufender Dampfer entgegen,
der zufällig eine Musikkapelle an Bord hatte; sie begrüßte uus unter dem unwillkür¬
lichen Eindrucke des stolzen Schlachtschiffs mit "Deutschland, Deutschland über alles."
Eine Viertelstunde später ließen wir den weiß-rot-weißen Leuchtturm von Bull hinter
uns, um^/z10 das Feuerschiff "Stoiker Grund"; mit 14 Knoten (Seemeilen zu 1,8 Kilo¬
meter) Geschwindigkeit in der Stunde (also 25,2 Kilometer) ging die "Branden¬
burg" in die offne See hinaus. Die hohe, zum Teil bewaldete Küste wurde zu
einem undeutlichen graublauen Streifen und begaun zu versinken, ein blauer Himmel
strahlte über dem leicht bewegten Meere, doch bald tauchte rechts die ziemlich hohe
Küste von Fehmarn auf, mit dem Kirchturme von Burg, einer weithin sichtbaren
Landmarke für den Seefahrer. Währenddem nahm der "Dienst" seinen ruhigen
Gang, als ob das Schiff im Hafen gelegen hätte. Geschütze und Handwaffen
wurden geputzt, der Kommandant versammelte den größten Teil der Mannschaft,
dem Anschein nach mehrere Hundert, auf dem geräumigen Achterdeck zu einer An¬
sprache, dann traten die Divisionen zur Musterung an, wobei es merkwürdig ruhig
und fast ohne lautes Kommando zuging, zwischen durch gingen Signale zur Übung
der Leute und des Signcilkadetteu in die Höhe, die teils international vereinbarte
und daher allgemein bekannte, teils besondre der eignen Kriegsmarine sind und
deshalb streng geheim gehalten werden. Ein Segelexerzieren, früher die wichtigste
Übung, ist auf diesen Schiffen natürlich unmöglich, zum Leidwesen manches Offi¬
ziers? die Matrosen sind jetzt wesentlich Artilleristen und werden daher jetzt zum
Teil aus Laudersatz ergänzt (scherzhaft "Zuckerbäcker"). Der wachthabende Offizier,
von einem Seekadetten unterstützt, in Waffenrock, Schärpe, Säbel und Mütze "ging"
seine Wache, jedesmal vier Stunden, ein andrer gab mit dem ersten Steuermann
(der selbst nicht steuert) mit Hilfe der Seekarte und des Kompasses bei jeder
Wendung den Kurs an und trug ihn auf der Karte durch eine gerade Linie ein,
und der riesige Bau gehorchte dem leichten Drucke der Hand am Rade so willig,
wie ein gutgeschultes Roß dem Zügel; uur bei stärkerer Drehung neigte er sich
leise auf die Seite, um sich sofort wieder aufzurichten. Ein breiter, schneeweißer
Streifen im Meere, das Kielwasser, bezeichnete bis an den Horizont die zurück¬
gelegte Bahn, rauschend und klatschend schlugen die aufgerührten Wellen an die
Wandungen und spritzten durch die Bulleys der Osfizierskammern unter Deck,
obwohl diese doch etwa 3 Meter über dem Wasserspiegel liegen, und vorn am
scharfen Rammbug, der die Fluten wie ein Messer durchschnitt, rauschten die
grünlichweißen Schaumwogen der "Bugwelle" beinahe bis zum Gallionbilde des
roten Adlers herauf. Deun der Eisenkoloß lief jetzt mit 16 bis 17 Knoten Fahrt
(30 Kilometer in der Stunde) und 8000 Pferdckräften aus seinen 12 Kesseln, also
beinahe mit Volldampf (der bei künstlichem Gebläse bis auf 10 000 Pferdekrttfte
gesteigert werden kann), und verbrauchte dabei, eine Pferdekraft und eine Stunde
zu 0,85 Kilogramm Kohlen gerechnet, in jeder Stunde 6800 Kilogramm west¬
fälischer Kohle, wie sie jetzt in unsrer Marine fast ausschließlich verwendet wird. Und
doch quollen nur dünne, braune Rauchwolken aus den Schornsteinen, und der
Gang des Schiffes war so ruhig, daß man unter Deck kaum an dem dumpfen
Rollen der ungeheuern Schraubenwellen etwas von der Bewegung bemerkte, weiter


An Bord von S, !N> S. Brandenburg

Rümpfen der „Hansa" und des „Prinzen Adalbert," die jetzt als Matrosenkasernen
dienen, unten am Strande, dann die noch leeren, riesigen Schleichen des Nordost¬
seekanals bei Holtenau, endlich die langgestreckten, hohen Fronten der Kasernen bei
Friedrichsort und die grünen Wälle der starken Forts, die den Eingang der Föhrde
decken. Als wir um 9 Uhr, also nur nach einviertelstündiger Fahrt, den weiß-roten
Leuchtturm vou Friedrichsort passirten, kam uus ein einlaufender Dampfer entgegen,
der zufällig eine Musikkapelle an Bord hatte; sie begrüßte uus unter dem unwillkür¬
lichen Eindrucke des stolzen Schlachtschiffs mit „Deutschland, Deutschland über alles."
Eine Viertelstunde später ließen wir den weiß-rot-weißen Leuchtturm von Bull hinter
uns, um^/z10 das Feuerschiff „Stoiker Grund"; mit 14 Knoten (Seemeilen zu 1,8 Kilo¬
meter) Geschwindigkeit in der Stunde (also 25,2 Kilometer) ging die „Branden¬
burg" in die offne See hinaus. Die hohe, zum Teil bewaldete Küste wurde zu
einem undeutlichen graublauen Streifen und begaun zu versinken, ein blauer Himmel
strahlte über dem leicht bewegten Meere, doch bald tauchte rechts die ziemlich hohe
Küste von Fehmarn auf, mit dem Kirchturme von Burg, einer weithin sichtbaren
Landmarke für den Seefahrer. Währenddem nahm der „Dienst" seinen ruhigen
Gang, als ob das Schiff im Hafen gelegen hätte. Geschütze und Handwaffen
wurden geputzt, der Kommandant versammelte den größten Teil der Mannschaft,
dem Anschein nach mehrere Hundert, auf dem geräumigen Achterdeck zu einer An¬
sprache, dann traten die Divisionen zur Musterung an, wobei es merkwürdig ruhig
und fast ohne lautes Kommando zuging, zwischen durch gingen Signale zur Übung
der Leute und des Signcilkadetteu in die Höhe, die teils international vereinbarte
und daher allgemein bekannte, teils besondre der eignen Kriegsmarine sind und
deshalb streng geheim gehalten werden. Ein Segelexerzieren, früher die wichtigste
Übung, ist auf diesen Schiffen natürlich unmöglich, zum Leidwesen manches Offi¬
ziers? die Matrosen sind jetzt wesentlich Artilleristen und werden daher jetzt zum
Teil aus Laudersatz ergänzt (scherzhaft „Zuckerbäcker"). Der wachthabende Offizier,
von einem Seekadetten unterstützt, in Waffenrock, Schärpe, Säbel und Mütze „ging"
seine Wache, jedesmal vier Stunden, ein andrer gab mit dem ersten Steuermann
(der selbst nicht steuert) mit Hilfe der Seekarte und des Kompasses bei jeder
Wendung den Kurs an und trug ihn auf der Karte durch eine gerade Linie ein,
und der riesige Bau gehorchte dem leichten Drucke der Hand am Rade so willig,
wie ein gutgeschultes Roß dem Zügel; uur bei stärkerer Drehung neigte er sich
leise auf die Seite, um sich sofort wieder aufzurichten. Ein breiter, schneeweißer
Streifen im Meere, das Kielwasser, bezeichnete bis an den Horizont die zurück¬
gelegte Bahn, rauschend und klatschend schlugen die aufgerührten Wellen an die
Wandungen und spritzten durch die Bulleys der Osfizierskammern unter Deck,
obwohl diese doch etwa 3 Meter über dem Wasserspiegel liegen, und vorn am
scharfen Rammbug, der die Fluten wie ein Messer durchschnitt, rauschten die
grünlichweißen Schaumwogen der „Bugwelle" beinahe bis zum Gallionbilde des
roten Adlers herauf. Deun der Eisenkoloß lief jetzt mit 16 bis 17 Knoten Fahrt
(30 Kilometer in der Stunde) und 8000 Pferdckräften aus seinen 12 Kesseln, also
beinahe mit Volldampf (der bei künstlichem Gebläse bis auf 10 000 Pferdekrttfte
gesteigert werden kann), und verbrauchte dabei, eine Pferdekraft und eine Stunde
zu 0,85 Kilogramm Kohlen gerechnet, in jeder Stunde 6800 Kilogramm west¬
fälischer Kohle, wie sie jetzt in unsrer Marine fast ausschließlich verwendet wird. Und
doch quollen nur dünne, braune Rauchwolken aus den Schornsteinen, und der
Gang des Schiffes war so ruhig, daß man unter Deck kaum an dem dumpfen
Rollen der ungeheuern Schraubenwellen etwas von der Bewegung bemerkte, weiter


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222133"/>
          <fw type="header" place="top"> An Bord von S, !N&gt; S. Brandenburg</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1603" prev="#ID_1602" next="#ID_1604"> Rümpfen der &#x201E;Hansa" und des &#x201E;Prinzen Adalbert," die jetzt als Matrosenkasernen<lb/>
dienen, unten am Strande, dann die noch leeren, riesigen Schleichen des Nordost¬<lb/>
seekanals bei Holtenau, endlich die langgestreckten, hohen Fronten der Kasernen bei<lb/>
Friedrichsort und die grünen Wälle der starken Forts, die den Eingang der Föhrde<lb/>
decken. Als wir um 9 Uhr, also nur nach einviertelstündiger Fahrt, den weiß-roten<lb/>
Leuchtturm vou Friedrichsort passirten, kam uus ein einlaufender Dampfer entgegen,<lb/>
der zufällig eine Musikkapelle an Bord hatte; sie begrüßte uus unter dem unwillkür¬<lb/>
lichen Eindrucke des stolzen Schlachtschiffs mit &#x201E;Deutschland, Deutschland über alles."<lb/>
Eine Viertelstunde später ließen wir den weiß-rot-weißen Leuchtturm von Bull hinter<lb/>
uns, um^/z10 das Feuerschiff &#x201E;Stoiker Grund"; mit 14 Knoten (Seemeilen zu 1,8 Kilo¬<lb/>
meter) Geschwindigkeit in der Stunde (also 25,2 Kilometer) ging die &#x201E;Branden¬<lb/>
burg" in die offne See hinaus. Die hohe, zum Teil bewaldete Küste wurde zu<lb/>
einem undeutlichen graublauen Streifen und begaun zu versinken, ein blauer Himmel<lb/>
strahlte über dem leicht bewegten Meere, doch bald tauchte rechts die ziemlich hohe<lb/>
Küste von Fehmarn auf, mit dem Kirchturme von Burg, einer weithin sichtbaren<lb/>
Landmarke für den Seefahrer. Währenddem nahm der &#x201E;Dienst" seinen ruhigen<lb/>
Gang, als ob das Schiff im Hafen gelegen hätte. Geschütze und Handwaffen<lb/>
wurden geputzt, der Kommandant versammelte den größten Teil der Mannschaft,<lb/>
dem Anschein nach mehrere Hundert, auf dem geräumigen Achterdeck zu einer An¬<lb/>
sprache, dann traten die Divisionen zur Musterung an, wobei es merkwürdig ruhig<lb/>
und fast ohne lautes Kommando zuging, zwischen durch gingen Signale zur Übung<lb/>
der Leute und des Signcilkadetteu in die Höhe, die teils international vereinbarte<lb/>
und daher allgemein bekannte, teils besondre der eignen Kriegsmarine sind und<lb/>
deshalb streng geheim gehalten werden. Ein Segelexerzieren, früher die wichtigste<lb/>
Übung, ist auf diesen Schiffen natürlich unmöglich, zum Leidwesen manches Offi¬<lb/>
ziers? die Matrosen sind jetzt wesentlich Artilleristen und werden daher jetzt zum<lb/>
Teil aus Laudersatz ergänzt (scherzhaft &#x201E;Zuckerbäcker"). Der wachthabende Offizier,<lb/>
von einem Seekadetten unterstützt, in Waffenrock, Schärpe, Säbel und Mütze &#x201E;ging"<lb/>
seine Wache, jedesmal vier Stunden, ein andrer gab mit dem ersten Steuermann<lb/>
(der selbst nicht steuert) mit Hilfe der Seekarte und des Kompasses bei jeder<lb/>
Wendung den Kurs an und trug ihn auf der Karte durch eine gerade Linie ein,<lb/>
und der riesige Bau gehorchte dem leichten Drucke der Hand am Rade so willig,<lb/>
wie ein gutgeschultes Roß dem Zügel; uur bei stärkerer Drehung neigte er sich<lb/>
leise auf die Seite, um sich sofort wieder aufzurichten. Ein breiter, schneeweißer<lb/>
Streifen im Meere, das Kielwasser, bezeichnete bis an den Horizont die zurück¬<lb/>
gelegte Bahn, rauschend und klatschend schlugen die aufgerührten Wellen an die<lb/>
Wandungen und spritzten durch die Bulleys der Osfizierskammern unter Deck,<lb/>
obwohl diese doch etwa 3 Meter über dem Wasserspiegel liegen, und vorn am<lb/>
scharfen Rammbug, der die Fluten wie ein Messer durchschnitt, rauschten die<lb/>
grünlichweißen Schaumwogen der &#x201E;Bugwelle" beinahe bis zum Gallionbilde des<lb/>
roten Adlers herauf. Deun der Eisenkoloß lief jetzt mit 16 bis 17 Knoten Fahrt<lb/>
(30 Kilometer in der Stunde) und 8000 Pferdckräften aus seinen 12 Kesseln, also<lb/>
beinahe mit Volldampf (der bei künstlichem Gebläse bis auf 10 000 Pferdekrttfte<lb/>
gesteigert werden kann), und verbrauchte dabei, eine Pferdekraft und eine Stunde<lb/>
zu 0,85 Kilogramm Kohlen gerechnet, in jeder Stunde 6800 Kilogramm west¬<lb/>
fälischer Kohle, wie sie jetzt in unsrer Marine fast ausschließlich verwendet wird. Und<lb/>
doch quollen nur dünne, braune Rauchwolken aus den Schornsteinen, und der<lb/>
Gang des Schiffes war so ruhig, daß man unter Deck kaum an dem dumpfen<lb/>
Rollen der ungeheuern Schraubenwellen etwas von der Bewegung bemerkte, weiter</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0487] An Bord von S, !N> S. Brandenburg Rümpfen der „Hansa" und des „Prinzen Adalbert," die jetzt als Matrosenkasernen dienen, unten am Strande, dann die noch leeren, riesigen Schleichen des Nordost¬ seekanals bei Holtenau, endlich die langgestreckten, hohen Fronten der Kasernen bei Friedrichsort und die grünen Wälle der starken Forts, die den Eingang der Föhrde decken. Als wir um 9 Uhr, also nur nach einviertelstündiger Fahrt, den weiß-roten Leuchtturm vou Friedrichsort passirten, kam uus ein einlaufender Dampfer entgegen, der zufällig eine Musikkapelle an Bord hatte; sie begrüßte uus unter dem unwillkür¬ lichen Eindrucke des stolzen Schlachtschiffs mit „Deutschland, Deutschland über alles." Eine Viertelstunde später ließen wir den weiß-rot-weißen Leuchtturm von Bull hinter uns, um^/z10 das Feuerschiff „Stoiker Grund"; mit 14 Knoten (Seemeilen zu 1,8 Kilo¬ meter) Geschwindigkeit in der Stunde (also 25,2 Kilometer) ging die „Branden¬ burg" in die offne See hinaus. Die hohe, zum Teil bewaldete Küste wurde zu einem undeutlichen graublauen Streifen und begaun zu versinken, ein blauer Himmel strahlte über dem leicht bewegten Meere, doch bald tauchte rechts die ziemlich hohe Küste von Fehmarn auf, mit dem Kirchturme von Burg, einer weithin sichtbaren Landmarke für den Seefahrer. Währenddem nahm der „Dienst" seinen ruhigen Gang, als ob das Schiff im Hafen gelegen hätte. Geschütze und Handwaffen wurden geputzt, der Kommandant versammelte den größten Teil der Mannschaft, dem Anschein nach mehrere Hundert, auf dem geräumigen Achterdeck zu einer An¬ sprache, dann traten die Divisionen zur Musterung an, wobei es merkwürdig ruhig und fast ohne lautes Kommando zuging, zwischen durch gingen Signale zur Übung der Leute und des Signcilkadetteu in die Höhe, die teils international vereinbarte und daher allgemein bekannte, teils besondre der eignen Kriegsmarine sind und deshalb streng geheim gehalten werden. Ein Segelexerzieren, früher die wichtigste Übung, ist auf diesen Schiffen natürlich unmöglich, zum Leidwesen manches Offi¬ ziers? die Matrosen sind jetzt wesentlich Artilleristen und werden daher jetzt zum Teil aus Laudersatz ergänzt (scherzhaft „Zuckerbäcker"). Der wachthabende Offizier, von einem Seekadetten unterstützt, in Waffenrock, Schärpe, Säbel und Mütze „ging" seine Wache, jedesmal vier Stunden, ein andrer gab mit dem ersten Steuermann (der selbst nicht steuert) mit Hilfe der Seekarte und des Kompasses bei jeder Wendung den Kurs an und trug ihn auf der Karte durch eine gerade Linie ein, und der riesige Bau gehorchte dem leichten Drucke der Hand am Rade so willig, wie ein gutgeschultes Roß dem Zügel; uur bei stärkerer Drehung neigte er sich leise auf die Seite, um sich sofort wieder aufzurichten. Ein breiter, schneeweißer Streifen im Meere, das Kielwasser, bezeichnete bis an den Horizont die zurück¬ gelegte Bahn, rauschend und klatschend schlugen die aufgerührten Wellen an die Wandungen und spritzten durch die Bulleys der Osfizierskammern unter Deck, obwohl diese doch etwa 3 Meter über dem Wasserspiegel liegen, und vorn am scharfen Rammbug, der die Fluten wie ein Messer durchschnitt, rauschten die grünlichweißen Schaumwogen der „Bugwelle" beinahe bis zum Gallionbilde des roten Adlers herauf. Deun der Eisenkoloß lief jetzt mit 16 bis 17 Knoten Fahrt (30 Kilometer in der Stunde) und 8000 Pferdckräften aus seinen 12 Kesseln, also beinahe mit Volldampf (der bei künstlichem Gebläse bis auf 10 000 Pferdekrttfte gesteigert werden kann), und verbrauchte dabei, eine Pferdekraft und eine Stunde zu 0,85 Kilogramm Kohlen gerechnet, in jeder Stunde 6800 Kilogramm west¬ fälischer Kohle, wie sie jetzt in unsrer Marine fast ausschließlich verwendet wird. Und doch quollen nur dünne, braune Rauchwolken aus den Schornsteinen, und der Gang des Schiffes war so ruhig, daß man unter Deck kaum an dem dumpfen Rollen der ungeheuern Schraubenwellen etwas von der Bewegung bemerkte, weiter

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/487
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/487>, abgerufen am 26.11.2024.