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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Das Petroleum

namentlich in den Händen derer waren, die sie genau beurteilen konnten. Nun
zählte man die Aktien, die bereits im Besitz der Verschwornen waren, und
dann kaufte man ganz unter der Hand dnrch irgend einen der Herren oder
durch einen Makler, der vorläufig den Namen feines Auftraggebers gar nicht
nannte, noch soviel dazu, daß die Gesamtheit der Standardleute die Hälfte
und noch eine der Aktien hatte. Nachdem man dieses Manöver ganz in aller
Stille mit allen Fabriken durchgeführt hatte, die wichtig waren, schloß man
den Vertrag und führte diese Aktionürgruppen als Trustmitglieder auf. Statt
g, xortion c>k tuo niLinb<zi'8 hätte man ehrlicher sagen können: die Mehrheit.
Der weitere Verlauf war dann der, daß in allen diesen Gesellschaften General¬
versammlungen stattfanden, die unbequemen Direktoren abgesetzt und dienst¬
bereite Kreaturen als Direktoren angestellt wurden, die vor allem den Auftrag
hatten, möglichst schlechte Geschäfte zu machen, damit die Aktien, die sich noch
auf offnem Markte befanden, möglichst billig dazugekauft werden konnten.

Diese drei Klaffen von xartis8 übertrugen nun allen ihren Besitz an
Fabriken, an Maschinen, an Einrichtungen, an Verkehrsmitteln, an Aktien und
Prioritäten neun Vertrauensmännern (trustsss), an deren Spitze selbstverständlich
Johny mit seinem Bruder Bill stand. Diese beiden und an dritter Stelle
O. H. Payne wurden sofort auf etwas über drei Jahre gewählt, nämlich bis
zur ersten Mittwoch im April des Jahres 1885, drei weitere wurden bis zur
ersten Mittwoch im April des Jahres 1884 und noch drei schließlich bis zur
ersten Mittwoch im April des Jahres 1883 gewählt. Durch jährliche Neu¬
wahlen wurden die Trustees, deren Amtstermin ablief, ersetzt oder wieder¬
gewählt. Soviel ich weiß, sind nur Veränderungen durch Tod vorgekommen,
denn die gewählten neun Leute waren eben die bei weitem mächtigsten Besitzer.
Geleitet wurde der Trust ganz straff einheitlich, und selbst Leute, die dazu
gehörten, kannten die Pläne, die Absichten und den augenblicklichen Stand der
Gesamtunternehmung häufig gerade so wenig wie ein draußenstehender, obgleich
sie ihr ganzes Vermögen, soweit es Petroleum betraf, den Leitern in die Hände
gegeben hatten.

Was ich da eben von der gegen die eigne Gesellschaft gerichteten Thätig¬
keit gewisser Direktoren gesagt habe, ist nicht etwa eine Verdächtigung ins
Blaue hinein, eine Reihe von Fällen ist in Amerika allgemein bekannt, und
Punkt 15 des Agreements drückt sich ebenso frech-naiv wie stilvoll folgender¬
maßen aus: Es soll Pflicht der Trusters sein, als Aktionäre genannter Ge¬
sellschaften zu deren Leitern und Beamten getreue und tüchtige Leute zu
wählen. Wenn sie es als geeignet erkennen, dürfen sie sich selbst in solche
Stellungen wählen, und sie sollen sich bemühen, daß die Geschäfte der ge¬
nannten Gesellschaften so beaufsichtigt und geleitet werden, wie sie glauben,
daß es dem größern Vorteil der Inhaber der Trustzertifikate entspricht. Aus
diesen getreuen Männern Mtutul inen) hat sich der Trust dann einen ganzen


Das Petroleum

namentlich in den Händen derer waren, die sie genau beurteilen konnten. Nun
zählte man die Aktien, die bereits im Besitz der Verschwornen waren, und
dann kaufte man ganz unter der Hand dnrch irgend einen der Herren oder
durch einen Makler, der vorläufig den Namen feines Auftraggebers gar nicht
nannte, noch soviel dazu, daß die Gesamtheit der Standardleute die Hälfte
und noch eine der Aktien hatte. Nachdem man dieses Manöver ganz in aller
Stille mit allen Fabriken durchgeführt hatte, die wichtig waren, schloß man
den Vertrag und führte diese Aktionürgruppen als Trustmitglieder auf. Statt
g, xortion c>k tuo niLinb<zi'8 hätte man ehrlicher sagen können: die Mehrheit.
Der weitere Verlauf war dann der, daß in allen diesen Gesellschaften General¬
versammlungen stattfanden, die unbequemen Direktoren abgesetzt und dienst¬
bereite Kreaturen als Direktoren angestellt wurden, die vor allem den Auftrag
hatten, möglichst schlechte Geschäfte zu machen, damit die Aktien, die sich noch
auf offnem Markte befanden, möglichst billig dazugekauft werden konnten.

Diese drei Klaffen von xartis8 übertrugen nun allen ihren Besitz an
Fabriken, an Maschinen, an Einrichtungen, an Verkehrsmitteln, an Aktien und
Prioritäten neun Vertrauensmännern (trustsss), an deren Spitze selbstverständlich
Johny mit seinem Bruder Bill stand. Diese beiden und an dritter Stelle
O. H. Payne wurden sofort auf etwas über drei Jahre gewählt, nämlich bis
zur ersten Mittwoch im April des Jahres 1885, drei weitere wurden bis zur
ersten Mittwoch im April des Jahres 1884 und noch drei schließlich bis zur
ersten Mittwoch im April des Jahres 1883 gewählt. Durch jährliche Neu¬
wahlen wurden die Trustees, deren Amtstermin ablief, ersetzt oder wieder¬
gewählt. Soviel ich weiß, sind nur Veränderungen durch Tod vorgekommen,
denn die gewählten neun Leute waren eben die bei weitem mächtigsten Besitzer.
Geleitet wurde der Trust ganz straff einheitlich, und selbst Leute, die dazu
gehörten, kannten die Pläne, die Absichten und den augenblicklichen Stand der
Gesamtunternehmung häufig gerade so wenig wie ein draußenstehender, obgleich
sie ihr ganzes Vermögen, soweit es Petroleum betraf, den Leitern in die Hände
gegeben hatten.

Was ich da eben von der gegen die eigne Gesellschaft gerichteten Thätig¬
keit gewisser Direktoren gesagt habe, ist nicht etwa eine Verdächtigung ins
Blaue hinein, eine Reihe von Fällen ist in Amerika allgemein bekannt, und
Punkt 15 des Agreements drückt sich ebenso frech-naiv wie stilvoll folgender¬
maßen aus: Es soll Pflicht der Trusters sein, als Aktionäre genannter Ge¬
sellschaften zu deren Leitern und Beamten getreue und tüchtige Leute zu
wählen. Wenn sie es als geeignet erkennen, dürfen sie sich selbst in solche
Stellungen wählen, und sie sollen sich bemühen, daß die Geschäfte der ge¬
nannten Gesellschaften so beaufsichtigt und geleitet werden, wie sie glauben,
daß es dem größern Vorteil der Inhaber der Trustzertifikate entspricht. Aus
diesen getreuen Männern Mtutul inen) hat sich der Trust dann einen ganzen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/572>, abgerufen am 24.07.2024.