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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches n"d Unmaßgebliches

des Deutschen Volkstheaters, ist witzig, nicht sehr tief, oft banal, kein Stück, sondern
mehr ein munteres und angenehmes Feuilleton von der leichtsinnigen, fideler und
losen Art, die man vor zehn Jahren liebte. Es war hübsch inszenirt, wurde von
Frau Odilon und Fräulein Retty mit Grazie, von den andern ein bischen nüchtern
gespielt und hat gefallen. Freilich meinten dann einige ganz Geschelte beweisen
zu müssen, daß Blumenthal doch kein Dichter ist (sei!), und entrüsteten sich. Ich
bin genügsamer und schon zufrieden, wenn jemand nur kann, was er will. Er
will amüsiren, das gelingt ihm -- wozu also den Leuten die Freude verleiden?"
Pitane und graziös, leicht und nett -- vollständig Pariser Schule!

Nun beachte man aber den völligen Mangel an Ernst und Temperament, an
Charakter und Seele, der an dieser für sämtliche Litteratur-Pariser Frankreichs und
Deutschlands bezeichnenden Stilart hervortritt. Man könnte versucht sein, wenn
man bloß die eine Probe keimt, einen gewissen Idealismus getäuschter Erwartung
dahinter zu wittern. Aber selbst wenn wir uns zu der hohen Annahme auf¬
schwängen, daß dieser Spöttclton vielleicht nur eine Sehnsucht nach großer Kunst
verdenke, selbst dann müßten wir sagen: einen getäuschte" Idealismus so vor¬
zutragen, mit Spöttelei und Witzelei, ist erstens undeutsch und läßt zweitens auf
eine Natur schließen, die selber innerlich matt, gebrochen, angefressen und kampfes¬
müde ist. Sie mag nicht mehr durch ernstes und festes Betonen ihres Ideals
einen Kampf heraufbeschwören, sie spöttelt daher nur: "Na ja, ganz nett, ich habe
ja nichts dawider, im Gegenteil, ich habe mich süperb amüsirt." Das wäre das
höchste, was wir annehmen könnten. Aber selbst hier weiß jeder, der Bcchrs und
der andern gesamtes Wesen überblickt, daß auch diese Stufe für sie längst "über¬
wunden" ist. Der gekränkte Idealismus liegt in aschgrauer Ferne dahinten, und
sie fühlen sich auf ihrem jetzigen Tiefstand eines groben Materialismus und Epi-
kureertums ganz wohl. "Wozu alle Aufregung? Was ist überhaupt Idealismus?
Ich beurteile uicht mehr die Gesamtheit, sondern jeden einzelnen Menschen, nicht
mehr die Kunst, sondern jedes einzelne Kunstwerk, und zwar nach den Gesetzen,
die in ihnen selbst liegen. Deckt sich Wollen und Können, deckt sich Form und
Inhalt, so ist das für mich ein künstlerischer Genuß. Andernfalls weise ich nach,
daß künstlerische Differenzen vorliegen, aber immer auf der Grundlage dessen, was
der zu besprechende Mann will. Den sogenannten Verbrecher beurteile ich demnach
genau so höflich und unbefangen wie den sogenannten edeln Charakter; die Be¬
trachtung dieses wie jenes gewährt mir den gleichen künstlerischen Genuß." Nach
diesem Rezepte, das von deu Positivisten Comte, Taine, Littrs ausgegangen ist,
bespricht Herr Bahr einen Blumenthal ebenso liebenswürdig und graziös wie einen
Shakespeare.

Fühlt man nicht den niederträchtigen Nihilismus, der aus dieser liebens¬
würdigen "Objektivität" grinst? Muß man nicht zugeben, daß diese Art von
"Poesie" und "Kritik" gleichbedeutend ist mit vollständigem seelischem Bankrott?
Beweise und Gründe sind bekanntlich so wohlfeil wie Brombeeren; der Teufel ist
der größte Dialektiker. Aber ich appellire ans Gefühl, an das einfache, natürliche,
warme Gefühl. Und ich behaupte rundweg, daß diese Art unserm deutschen Volks¬
geist -- Volk im edelsten Sinne des Wortes -- ebenso zuwider ist wie Mephisto
dem Faust. Mephisto und Faust -- ja, das ist der richtige Vergleich! Mephisto
führt das Wort in Deutschland, seitdem Heine auch das Edle in der Romantik weg¬
spöttelte, Heinrich Heine, der erste Pariser, das erste Gigerl der ernsten deutschen
Litteratur. Und der eingeborne Faust, der deutsche Volksgeist, ist in die Ecke gedrängt!

Wie sagt doch das liebe Bürgerkind Gretchen mit ihrem feinen, natürlichen
Gefühl?


Maßgebliches n»d Unmaßgebliches

des Deutschen Volkstheaters, ist witzig, nicht sehr tief, oft banal, kein Stück, sondern
mehr ein munteres und angenehmes Feuilleton von der leichtsinnigen, fideler und
losen Art, die man vor zehn Jahren liebte. Es war hübsch inszenirt, wurde von
Frau Odilon und Fräulein Retty mit Grazie, von den andern ein bischen nüchtern
gespielt und hat gefallen. Freilich meinten dann einige ganz Geschelte beweisen
zu müssen, daß Blumenthal doch kein Dichter ist (sei!), und entrüsteten sich. Ich
bin genügsamer und schon zufrieden, wenn jemand nur kann, was er will. Er
will amüsiren, das gelingt ihm — wozu also den Leuten die Freude verleiden?"
Pitane und graziös, leicht und nett — vollständig Pariser Schule!

Nun beachte man aber den völligen Mangel an Ernst und Temperament, an
Charakter und Seele, der an dieser für sämtliche Litteratur-Pariser Frankreichs und
Deutschlands bezeichnenden Stilart hervortritt. Man könnte versucht sein, wenn
man bloß die eine Probe keimt, einen gewissen Idealismus getäuschter Erwartung
dahinter zu wittern. Aber selbst wenn wir uns zu der hohen Annahme auf¬
schwängen, daß dieser Spöttclton vielleicht nur eine Sehnsucht nach großer Kunst
verdenke, selbst dann müßten wir sagen: einen getäuschte» Idealismus so vor¬
zutragen, mit Spöttelei und Witzelei, ist erstens undeutsch und läßt zweitens auf
eine Natur schließen, die selber innerlich matt, gebrochen, angefressen und kampfes¬
müde ist. Sie mag nicht mehr durch ernstes und festes Betonen ihres Ideals
einen Kampf heraufbeschwören, sie spöttelt daher nur: „Na ja, ganz nett, ich habe
ja nichts dawider, im Gegenteil, ich habe mich süperb amüsirt." Das wäre das
höchste, was wir annehmen könnten. Aber selbst hier weiß jeder, der Bcchrs und
der andern gesamtes Wesen überblickt, daß auch diese Stufe für sie längst „über¬
wunden" ist. Der gekränkte Idealismus liegt in aschgrauer Ferne dahinten, und
sie fühlen sich auf ihrem jetzigen Tiefstand eines groben Materialismus und Epi-
kureertums ganz wohl. „Wozu alle Aufregung? Was ist überhaupt Idealismus?
Ich beurteile uicht mehr die Gesamtheit, sondern jeden einzelnen Menschen, nicht
mehr die Kunst, sondern jedes einzelne Kunstwerk, und zwar nach den Gesetzen,
die in ihnen selbst liegen. Deckt sich Wollen und Können, deckt sich Form und
Inhalt, so ist das für mich ein künstlerischer Genuß. Andernfalls weise ich nach,
daß künstlerische Differenzen vorliegen, aber immer auf der Grundlage dessen, was
der zu besprechende Mann will. Den sogenannten Verbrecher beurteile ich demnach
genau so höflich und unbefangen wie den sogenannten edeln Charakter; die Be¬
trachtung dieses wie jenes gewährt mir den gleichen künstlerischen Genuß." Nach
diesem Rezepte, das von deu Positivisten Comte, Taine, Littrs ausgegangen ist,
bespricht Herr Bahr einen Blumenthal ebenso liebenswürdig und graziös wie einen
Shakespeare.

Fühlt man nicht den niederträchtigen Nihilismus, der aus dieser liebens¬
würdigen „Objektivität" grinst? Muß man nicht zugeben, daß diese Art von
„Poesie" und „Kritik" gleichbedeutend ist mit vollständigem seelischem Bankrott?
Beweise und Gründe sind bekanntlich so wohlfeil wie Brombeeren; der Teufel ist
der größte Dialektiker. Aber ich appellire ans Gefühl, an das einfache, natürliche,
warme Gefühl. Und ich behaupte rundweg, daß diese Art unserm deutschen Volks¬
geist — Volk im edelsten Sinne des Wortes — ebenso zuwider ist wie Mephisto
dem Faust. Mephisto und Faust — ja, das ist der richtige Vergleich! Mephisto
führt das Wort in Deutschland, seitdem Heine auch das Edle in der Romantik weg¬
spöttelte, Heinrich Heine, der erste Pariser, das erste Gigerl der ernsten deutschen
Litteratur. Und der eingeborne Faust, der deutsche Volksgeist, ist in die Ecke gedrängt!

Wie sagt doch das liebe Bürgerkind Gretchen mit ihrem feinen, natürlichen
Gefühl?


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[0454] Maßgebliches n»d Unmaßgebliches des Deutschen Volkstheaters, ist witzig, nicht sehr tief, oft banal, kein Stück, sondern mehr ein munteres und angenehmes Feuilleton von der leichtsinnigen, fideler und losen Art, die man vor zehn Jahren liebte. Es war hübsch inszenirt, wurde von Frau Odilon und Fräulein Retty mit Grazie, von den andern ein bischen nüchtern gespielt und hat gefallen. Freilich meinten dann einige ganz Geschelte beweisen zu müssen, daß Blumenthal doch kein Dichter ist (sei!), und entrüsteten sich. Ich bin genügsamer und schon zufrieden, wenn jemand nur kann, was er will. Er will amüsiren, das gelingt ihm — wozu also den Leuten die Freude verleiden?" Pitane und graziös, leicht und nett — vollständig Pariser Schule! Nun beachte man aber den völligen Mangel an Ernst und Temperament, an Charakter und Seele, der an dieser für sämtliche Litteratur-Pariser Frankreichs und Deutschlands bezeichnenden Stilart hervortritt. Man könnte versucht sein, wenn man bloß die eine Probe keimt, einen gewissen Idealismus getäuschter Erwartung dahinter zu wittern. Aber selbst wenn wir uns zu der hohen Annahme auf¬ schwängen, daß dieser Spöttclton vielleicht nur eine Sehnsucht nach großer Kunst verdenke, selbst dann müßten wir sagen: einen getäuschte» Idealismus so vor¬ zutragen, mit Spöttelei und Witzelei, ist erstens undeutsch und läßt zweitens auf eine Natur schließen, die selber innerlich matt, gebrochen, angefressen und kampfes¬ müde ist. Sie mag nicht mehr durch ernstes und festes Betonen ihres Ideals einen Kampf heraufbeschwören, sie spöttelt daher nur: „Na ja, ganz nett, ich habe ja nichts dawider, im Gegenteil, ich habe mich süperb amüsirt." Das wäre das höchste, was wir annehmen könnten. Aber selbst hier weiß jeder, der Bcchrs und der andern gesamtes Wesen überblickt, daß auch diese Stufe für sie längst „über¬ wunden" ist. Der gekränkte Idealismus liegt in aschgrauer Ferne dahinten, und sie fühlen sich auf ihrem jetzigen Tiefstand eines groben Materialismus und Epi- kureertums ganz wohl. „Wozu alle Aufregung? Was ist überhaupt Idealismus? Ich beurteile uicht mehr die Gesamtheit, sondern jeden einzelnen Menschen, nicht mehr die Kunst, sondern jedes einzelne Kunstwerk, und zwar nach den Gesetzen, die in ihnen selbst liegen. Deckt sich Wollen und Können, deckt sich Form und Inhalt, so ist das für mich ein künstlerischer Genuß. Andernfalls weise ich nach, daß künstlerische Differenzen vorliegen, aber immer auf der Grundlage dessen, was der zu besprechende Mann will. Den sogenannten Verbrecher beurteile ich demnach genau so höflich und unbefangen wie den sogenannten edeln Charakter; die Be¬ trachtung dieses wie jenes gewährt mir den gleichen künstlerischen Genuß." Nach diesem Rezepte, das von deu Positivisten Comte, Taine, Littrs ausgegangen ist, bespricht Herr Bahr einen Blumenthal ebenso liebenswürdig und graziös wie einen Shakespeare. Fühlt man nicht den niederträchtigen Nihilismus, der aus dieser liebens¬ würdigen „Objektivität" grinst? Muß man nicht zugeben, daß diese Art von „Poesie" und „Kritik" gleichbedeutend ist mit vollständigem seelischem Bankrott? Beweise und Gründe sind bekanntlich so wohlfeil wie Brombeeren; der Teufel ist der größte Dialektiker. Aber ich appellire ans Gefühl, an das einfache, natürliche, warme Gefühl. Und ich behaupte rundweg, daß diese Art unserm deutschen Volks¬ geist — Volk im edelsten Sinne des Wortes — ebenso zuwider ist wie Mephisto dem Faust. Mephisto und Faust — ja, das ist der richtige Vergleich! Mephisto führt das Wort in Deutschland, seitdem Heine auch das Edle in der Romantik weg¬ spöttelte, Heinrich Heine, der erste Pariser, das erste Gigerl der ernsten deutschen Litteratur. Und der eingeborne Faust, der deutsche Volksgeist, ist in die Ecke gedrängt! Wie sagt doch das liebe Bürgerkind Gretchen mit ihrem feinen, natürlichen Gefühl?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/454>, abgerufen am 01.07.2024.