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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Robert Schumann und Robena Laidlaw

den besten Erfolg und die reichste Anerkennung Ihres großen Talentes! In Wahrer
Verehrung empfehle ich mich Ihrem geneigten Andenken.

Stettin den 11^ Nov. 1833


Dr, Lvcwc

P. v. Lindpaintncr

Stuttgart am 5^ November 1839

Es war mir eine große Freude, um Ihrem so schon ausgebildeten Talente
einen neuen Beweis von der Vortrefflichkeit Ihres Lehrers, meines unvergeßlichen
Freundes Ludwig Berger zu sehen. -- Schenken Sie dem Schreiber dieses, auch
in der Ferne, ein freundliches Andenken.


Wolfgang A. Mozart

Wien am 29.^1 Jttnner 1340

Von L. Bergers Hand enthält das Album ein sinniges Abschiedslied,
nngenscheinlich zuerst als Klavierstück niedergeschrieben (6-moll, -/^), dem später
in einigen Takten eine Singstimme, auf die Worte: lioderig. lÄre^oll! zu singen,
hinzugefügt wurde. Die originelle Unterschrift leintet: Uvinomdi'ÄnvL c>t'
I.. Lsrg'gr, horn Lvrliri 18"' 1777, cupa Lsrlw 3 Naroki 1836 -- d. h. ge¬
storben an dem Tage, als Miß Laidlaw von Berlin abreiste.

So viel Lobsprüche der Künstlerin von allen Seiten gespendet wurden --
sie selbst urteilte immer sehr bescheiden über ihre Leistungen. "Möchte" Sie
mich nicht für eitel halten, schrieb sie mir bei Übersendung des Albums, ich
bin immer für stolz, niemals für eitel gehalten worden. Mit meinem Spiel
war ich selten ganz zufrieden, ich sann immer nur darauf, wie es besser werde"
müßte." Man wird hiernach erkennen können, welcher Art die Künstlerin war,
und verstehen, daß sie auch Schumanns ganze Hochachtung gewann.

Auf der Fahrt im Schnellwagcn von Dresden nach Leipzig machte Miß
Lnidlaw, die in Begleitung ihrer Mutter reiste, die Bekanntschaft eines Herrn
Fürstenau, eines Bruders des Dresdner Flötisten. Als er hörte, daß sie vor
allem auf Schumann gespannt sei, dem ihr erster Besuch gelten würde, wie¬
wohl sie gerade an ihn kein Empfehlungsschreiben habe, erbot er sich, sie zu
Schumann zu geleiten. Das wurde dankbar angenommen, und der Besuch
gleich am folgenden Morgen ausgeführt. "Als ich bei Schumann eintrat,
schreibt Miß Laidlaw, fiel mir die Einfachheit und Anspruchslosigkeit seines
Zimmers auf. Schumann saß im Morgenanzug, eine Cigarre rauchend, am
Schreibtisch. Seine einfache Toilette schien ihn zuerst etwas in Verlegenheit
SU setzen, aber als wir die Unterhaltung begannen und ihm unsern Führer,
Herrn Fürstenau, vorstellten, kam er bald in eine sehr freundliche Plauderei
mit uns, und wir verweilten einige Zeit in seinem Zimmer. Ich erinnere
mich eines Flügels zwischen seinen einfachen Möbeln, aber da ich nicht auf
Nebensachen zu achten Pflege, so war meine ganze Aufmerksamkeit von dem
vornehmen und nugeküustelteu (unÄllsotgä) Mann gefesselt, den wir b esuchten.


Robert Schumann und Robena Laidlaw

den besten Erfolg und die reichste Anerkennung Ihres großen Talentes! In Wahrer
Verehrung empfehle ich mich Ihrem geneigten Andenken.

Stettin den 11^ Nov. 1833


Dr, Lvcwc

P. v. Lindpaintncr

Stuttgart am 5^ November 1839

Es war mir eine große Freude, um Ihrem so schon ausgebildeten Talente
einen neuen Beweis von der Vortrefflichkeit Ihres Lehrers, meines unvergeßlichen
Freundes Ludwig Berger zu sehen. — Schenken Sie dem Schreiber dieses, auch
in der Ferne, ein freundliches Andenken.


Wolfgang A. Mozart

Wien am 29.^1 Jttnner 1340

Von L. Bergers Hand enthält das Album ein sinniges Abschiedslied,
nngenscheinlich zuerst als Klavierstück niedergeschrieben (6-moll, -/^), dem später
in einigen Takten eine Singstimme, auf die Worte: lioderig. lÄre^oll! zu singen,
hinzugefügt wurde. Die originelle Unterschrift leintet: Uvinomdi'ÄnvL c>t'
I.. Lsrg'gr, horn Lvrliri 18»' 1777, cupa Lsrlw 3 Naroki 1836 — d. h. ge¬
storben an dem Tage, als Miß Laidlaw von Berlin abreiste.

So viel Lobsprüche der Künstlerin von allen Seiten gespendet wurden —
sie selbst urteilte immer sehr bescheiden über ihre Leistungen. „Möchte» Sie
mich nicht für eitel halten, schrieb sie mir bei Übersendung des Albums, ich
bin immer für stolz, niemals für eitel gehalten worden. Mit meinem Spiel
war ich selten ganz zufrieden, ich sann immer nur darauf, wie es besser werde»
müßte." Man wird hiernach erkennen können, welcher Art die Künstlerin war,
und verstehen, daß sie auch Schumanns ganze Hochachtung gewann.

Auf der Fahrt im Schnellwagcn von Dresden nach Leipzig machte Miß
Lnidlaw, die in Begleitung ihrer Mutter reiste, die Bekanntschaft eines Herrn
Fürstenau, eines Bruders des Dresdner Flötisten. Als er hörte, daß sie vor
allem auf Schumann gespannt sei, dem ihr erster Besuch gelten würde, wie¬
wohl sie gerade an ihn kein Empfehlungsschreiben habe, erbot er sich, sie zu
Schumann zu geleiten. Das wurde dankbar angenommen, und der Besuch
gleich am folgenden Morgen ausgeführt. „Als ich bei Schumann eintrat,
schreibt Miß Laidlaw, fiel mir die Einfachheit und Anspruchslosigkeit seines
Zimmers auf. Schumann saß im Morgenanzug, eine Cigarre rauchend, am
Schreibtisch. Seine einfache Toilette schien ihn zuerst etwas in Verlegenheit
SU setzen, aber als wir die Unterhaltung begannen und ihm unsern Führer,
Herrn Fürstenau, vorstellten, kam er bald in eine sehr freundliche Plauderei
mit uns, und wir verweilten einige Zeit in seinem Zimmer. Ich erinnere
mich eines Flügels zwischen seinen einfachen Möbeln, aber da ich nicht auf
Nebensachen zu achten Pflege, so war meine ganze Aufmerksamkeit von dem
vornehmen und nugeküustelteu (unÄllsotgä) Mann gefesselt, den wir b esuchten.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/325>, abgerufen am 24.07.2024.