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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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Die Angriffe aus die Grenzboten

ir fühlen das Bedürfnis, uns einmal offen misznsprechen, denn
die planmäßig wiederholten Ausfälle eines Teils der Tages¬
presse gegen uns können uns nicht gleichgiltig lassen.

?
KMxEs ist bekannt, oder es ist vielleicht nicht mehr bekannt, daß
wir eine lange Zeit für Seine Durchlaucht den Fürsten Bismarck
unsre Haut zu Markte getragen haben, als er alle Welt gegen sich hatte. Während
die Leute, die uns jetzt dadurch zu schädigen suchen, daß sie uns gegen ihr besseres
Wissen und gegen ihr Gewissen -- denn jedes unsrer Hefte straft sie Lügen --
svzialdemokratischer Anwandlungen zeihen, in ihrem Verhalten gegen den Fürsten
hin- und hergeweht wurden wie das Rohr im Winde, sind wir bismarckisch
gewesen bis in die Knochen, ganz einerlei, was für Schimpf wir uns dadurch
zuzogen, ganz einerlei, wie wir dabei bestanden. Wir wußten, was Kaiser
und Reich an diesem Manne, was das deutsche Volk an ihm hatte, wir zogen
für ihn zu Felde aus freier Überzeugung, als seine Leute. Dank ist uns dafür
niemals geworden, wir haben auch nicht um Dank gedient; es verstand sich
sür uns von selbst, wie es sich für den Fürsten Bismarck allezeit von selbst
verstanden hat, daß man für eine Sache, von der man überzeugt ist, daß man
für seine Sache -- insörvienclo von8umitur.

Die Dinge haben sich geändert. Ein Teil der Leute, die zu den bittersten
Gegnern des Fürsten gehört haben, gefällt sich jetzt in auffälligen Liebes¬
diensten gegen ihn. Die Leute, die nicht wußten, wie sie sich genng thun sollten
in den Ausdrücken ihres Neides und ihres Hasses, heben ihn jetzt dreist auf
ihren Schild. Wir meinen nicht die Leute, die harmlos uach Friedrichsruh
gewallfahrtet sind. Sie hatten wohl auch früher auf ihre Zeitung geschworen,
als diese mcmnesmutig und überzeuguugstreu gegen den Fürsten Front machte;


Grelizboten IV 1895 32


Die Angriffe aus die Grenzboten

ir fühlen das Bedürfnis, uns einmal offen misznsprechen, denn
die planmäßig wiederholten Ausfälle eines Teils der Tages¬
presse gegen uns können uns nicht gleichgiltig lassen.

?
KMxEs ist bekannt, oder es ist vielleicht nicht mehr bekannt, daß
wir eine lange Zeit für Seine Durchlaucht den Fürsten Bismarck
unsre Haut zu Markte getragen haben, als er alle Welt gegen sich hatte. Während
die Leute, die uns jetzt dadurch zu schädigen suchen, daß sie uns gegen ihr besseres
Wissen und gegen ihr Gewissen — denn jedes unsrer Hefte straft sie Lügen —
svzialdemokratischer Anwandlungen zeihen, in ihrem Verhalten gegen den Fürsten
hin- und hergeweht wurden wie das Rohr im Winde, sind wir bismarckisch
gewesen bis in die Knochen, ganz einerlei, was für Schimpf wir uns dadurch
zuzogen, ganz einerlei, wie wir dabei bestanden. Wir wußten, was Kaiser
und Reich an diesem Manne, was das deutsche Volk an ihm hatte, wir zogen
für ihn zu Felde aus freier Überzeugung, als seine Leute. Dank ist uns dafür
niemals geworden, wir haben auch nicht um Dank gedient; es verstand sich
sür uns von selbst, wie es sich für den Fürsten Bismarck allezeit von selbst
verstanden hat, daß man für eine Sache, von der man überzeugt ist, daß man
für seine Sache — insörvienclo von8umitur.

Die Dinge haben sich geändert. Ein Teil der Leute, die zu den bittersten
Gegnern des Fürsten gehört haben, gefällt sich jetzt in auffälligen Liebes¬
diensten gegen ihn. Die Leute, die nicht wußten, wie sie sich genng thun sollten
in den Ausdrücken ihres Neides und ihres Hasses, heben ihn jetzt dreist auf
ihren Schild. Wir meinen nicht die Leute, die harmlos uach Friedrichsruh
gewallfahrtet sind. Sie hatten wohl auch früher auf ihre Zeitung geschworen,
als diese mcmnesmutig und überzeuguugstreu gegen den Fürsten Front machte;


Grelizboten IV 1895 32
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[0257] [Abbildung] Die Angriffe aus die Grenzboten ir fühlen das Bedürfnis, uns einmal offen misznsprechen, denn die planmäßig wiederholten Ausfälle eines Teils der Tages¬ presse gegen uns können uns nicht gleichgiltig lassen. ? KMxEs ist bekannt, oder es ist vielleicht nicht mehr bekannt, daß wir eine lange Zeit für Seine Durchlaucht den Fürsten Bismarck unsre Haut zu Markte getragen haben, als er alle Welt gegen sich hatte. Während die Leute, die uns jetzt dadurch zu schädigen suchen, daß sie uns gegen ihr besseres Wissen und gegen ihr Gewissen — denn jedes unsrer Hefte straft sie Lügen — svzialdemokratischer Anwandlungen zeihen, in ihrem Verhalten gegen den Fürsten hin- und hergeweht wurden wie das Rohr im Winde, sind wir bismarckisch gewesen bis in die Knochen, ganz einerlei, was für Schimpf wir uns dadurch zuzogen, ganz einerlei, wie wir dabei bestanden. Wir wußten, was Kaiser und Reich an diesem Manne, was das deutsche Volk an ihm hatte, wir zogen für ihn zu Felde aus freier Überzeugung, als seine Leute. Dank ist uns dafür niemals geworden, wir haben auch nicht um Dank gedient; es verstand sich sür uns von selbst, wie es sich für den Fürsten Bismarck allezeit von selbst verstanden hat, daß man für eine Sache, von der man überzeugt ist, daß man für seine Sache — insörvienclo von8umitur. Die Dinge haben sich geändert. Ein Teil der Leute, die zu den bittersten Gegnern des Fürsten gehört haben, gefällt sich jetzt in auffälligen Liebes¬ diensten gegen ihn. Die Leute, die nicht wußten, wie sie sich genng thun sollten in den Ausdrücken ihres Neides und ihres Hasses, heben ihn jetzt dreist auf ihren Schild. Wir meinen nicht die Leute, die harmlos uach Friedrichsruh gewallfahrtet sind. Sie hatten wohl auch früher auf ihre Zeitung geschworen, als diese mcmnesmutig und überzeuguugstreu gegen den Fürsten Front machte; Grelizboten IV 1895 32

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/257>, abgerufen am 01.09.2024.