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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr.

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Nicolaus Becker und sein Rheinlied
Es klang ein Lied vom Rhein,
Ein Lied aus deutschem Munde,
Und schnell wie Blitzcsschein
Durchflogs die weite Runde.
Und heiß wie Blitzesschein
Durchzuckt es jede Brust
Mit alter Wesen Pein,
Mit junger Freuden Lust.
Sein Heller Wiederklang
Vom Süden sort zum Norden
Ist gleich wie Wehrgesang
Des Vaterlands geworden.
Nun brause fröhlich, Rhein:
Nie soll ob meinem Bord
Ein Welscher Wächter sein!
Das brause fort und fort.

Und so wie er, sangen viele. Auch aus dem Kreise der politisch oppo¬
sitionellen Dichter ertönten Stimmen im gleichen Sinne. Im Oktober 1840
stimmte Herwegh sein kampffreudiges, prächtiges "Nheiuweinlied" an:

In einem andern Liede aber, "Protest," bringt Herwegh einen Gedanken,
der an sich nichts mit der Verteidigung des Rheins zu thun hat:

Dieser Gedanke, der hier noch in halb scherzhafter Form ausgesprochen
ist, bildet den Inhalt einer ganzen Reihe von Nheinliedern. Das bekannteste,
"Der Rhein" von Robert Prutz (1841). fand damals gewaltigen Beifall.
Prutz stellt sich zwar noch nicht in Gegensatz zu Becker:


Nicolaus Becker und sein Rheinlied
Es klang ein Lied vom Rhein,
Ein Lied aus deutschem Munde,
Und schnell wie Blitzcsschein
Durchflogs die weite Runde.
Und heiß wie Blitzesschein
Durchzuckt es jede Brust
Mit alter Wesen Pein,
Mit junger Freuden Lust.
Sein Heller Wiederklang
Vom Süden sort zum Norden
Ist gleich wie Wehrgesang
Des Vaterlands geworden.
Nun brause fröhlich, Rhein:
Nie soll ob meinem Bord
Ein Welscher Wächter sein!
Das brause fort und fort.

Und so wie er, sangen viele. Auch aus dem Kreise der politisch oppo¬
sitionellen Dichter ertönten Stimmen im gleichen Sinne. Im Oktober 1840
stimmte Herwegh sein kampffreudiges, prächtiges „Nheiuweinlied" an:

In einem andern Liede aber, „Protest," bringt Herwegh einen Gedanken,
der an sich nichts mit der Verteidigung des Rheins zu thun hat:

Dieser Gedanke, der hier noch in halb scherzhafter Form ausgesprochen
ist, bildet den Inhalt einer ganzen Reihe von Nheinliedern. Das bekannteste,
„Der Rhein" von Robert Prutz (1841). fand damals gewaltigen Beifall.
Prutz stellt sich zwar noch nicht in Gegensatz zu Becker:


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[0574] Nicolaus Becker und sein Rheinlied Es klang ein Lied vom Rhein, Ein Lied aus deutschem Munde, Und schnell wie Blitzcsschein Durchflogs die weite Runde. Und heiß wie Blitzesschein Durchzuckt es jede Brust Mit alter Wesen Pein, Mit junger Freuden Lust. Sein Heller Wiederklang Vom Süden sort zum Norden Ist gleich wie Wehrgesang Des Vaterlands geworden. Nun brause fröhlich, Rhein: Nie soll ob meinem Bord Ein Welscher Wächter sein! Das brause fort und fort. Und so wie er, sangen viele. Auch aus dem Kreise der politisch oppo¬ sitionellen Dichter ertönten Stimmen im gleichen Sinne. Im Oktober 1840 stimmte Herwegh sein kampffreudiges, prächtiges „Nheiuweinlied" an: In einem andern Liede aber, „Protest," bringt Herwegh einen Gedanken, der an sich nichts mit der Verteidigung des Rheins zu thun hat: Dieser Gedanke, der hier noch in halb scherzhafter Form ausgesprochen ist, bildet den Inhalt einer ganzen Reihe von Nheinliedern. Das bekannteste, „Der Rhein" von Robert Prutz (1841). fand damals gewaltigen Beifall. Prutz stellt sich zwar noch nicht in Gegensatz zu Becker:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220325/574>, abgerufen am 26.06.2024.