Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches geschichte hat nicht nur eine ganze Reihe von Jahren, sondern auch schon mehrere Der neue Verleger der Zeitschrift für Kulturgeschichte ist Emil Felder in Berlin. Berichtigung. Vou dem Magistrat der Stadt Boizenburg a/E. ist uns "In No. 43 Ihrer werthen Zeitschrift findet sich Mg. 173 die Notiz: "wie Wir gestatten uus hierzu zu bemerken, daß das Leiden, welches der Töpfer¬ Wegen seiner Unreinlichkeit war es nach Besprechung mit dem Arzte nicht Für du Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig -- Druck vou Carl Marqunrt in Leipzig Maßgebliches und Unmaßgebliches geschichte hat nicht nur eine ganze Reihe von Jahren, sondern auch schon mehrere Der neue Verleger der Zeitschrift für Kulturgeschichte ist Emil Felder in Berlin. Berichtigung. Vou dem Magistrat der Stadt Boizenburg a/E. ist uns „In No. 43 Ihrer werthen Zeitschrift findet sich Mg. 173 die Notiz: »wie Wir gestatten uus hierzu zu bemerken, daß das Leiden, welches der Töpfer¬ Wegen seiner Unreinlichkeit war es nach Besprechung mit dem Arzte nicht Für du Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig — Druck vou Carl Marqunrt in Leipzig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0344" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/216068"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1124" prev="#ID_1123"> geschichte hat nicht nur eine ganze Reihe von Jahren, sondern auch schon mehrere<lb/> „Folgen" hinter sich; freilich ist sie bis jetzt so gut wie unter Ausschluß der Öffent¬<lb/> lichkeit erschienen. Mit dem 1, Oktober dieses Jahres ist nun nicht nur die Re-<lb/> daktion in andre Hände übergegangen, sondern zugleich ein ausgezeichneter Kreis<lb/> von Mitarbeitern gewonnen worden: Herausgeber ist jetzt Steinhaufen, der Ver¬<lb/> fasser der in den Grenzboten ausführlich gewürdigten Geschichte des deutschen Briefes,<lb/> und die besten Köpfe, die an unsern Universitäten Kulturgeschichte, Kunstgeschichte<lb/> und Sprachgeschichte lehren, haben Beiträge versprochen. Das erste Heft täuscht<lb/> denn anch unsre Erwartungen nicht. Lnmprecht charnkterisirt geschichtlich, d, h. aus<lb/> der Sache heraus entwickelnd, nicht an der Kette der Jahre hin schleifend, das<lb/> deutsche Geistesleben im spätern Mittelalter. Ausgezeichnet hat er den Abschnitt<lb/> über die Architektur durchdacht und gestaltet; in dem über die Malerei dieser Zeit<lb/> fehlt noch das Tüpfelchen ans dem i, nämlich eine reine Darstellung der Entwicklung<lb/> des malerischen Sehens von dem geistigen, Wesen nud Erscheinung thpisch in eins<lb/> sehenden, zum materiellen oder, wenn man so will, absoluten Scheu, dos durch<lb/> keine geistige Vorstellung mehr gebunden ist. Gothein führt den Lesern die Gestalt<lb/> des Thomas Campanella vor, des letzten Dichterphilosophen der italienischen Re¬<lb/> naissance, Steinhausen teilt eine Reihe von sachlich wie sprachlich merkwürdigen<lb/> Briefen deutscher Frauen aus dem Eude des Mittelalters mit (leider mit einigen<lb/> mißglückter Angaben in deu Anmerkungen), und ein letzter Aufsatz führt ius Alter¬<lb/> tum: Liebenau erzählt darin von dem Vereinswesen im römischen Reiche.</p><lb/> <p xml:id="ID_1125"> Der neue Verleger der Zeitschrift für Kulturgeschichte ist Emil Felder in Berlin.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Berichtigung.</head> <p xml:id="ID_1126"> Vou dem Magistrat der Stadt Boizenburg a/E. ist uns<lb/> folgendes Schreiben zugegangen:'</p><lb/> <p xml:id="ID_1127"> „In No. 43 Ihrer werthen Zeitschrift findet sich Mg. 173 die Notiz: »wie<lb/> jener als Krüppel geborene Töpfer zu Boizenburg a/E., der kürzlich in seiner<lb/> Gefänguißzelle umgekommen ist; in vier Wochen hatte der kranke Mensch, der in<lb/> seinen Kleiderlumpeu ohne Hemd auf der Streu lag, uur einmal frisches Stroh<lb/> bekommen. Vorwärts No. 239.«</p><lb/> <p xml:id="ID_1128"> Wir gestatten uus hierzu zu bemerken, daß das Leiden, welches der Töpfer¬<lb/> geselle Giese besaß, eine Blasenfistel, ihn durchaus uicht arbeitsunfähig machte.<lb/> Derselbe war aber ein völlig verkommener, arbeitsscheuer, vou seinem eigenen<lb/> Vater wegen seiner Trunksucht verstoßener Mensch, der 9 Jahre laug unserer<lb/> Armencasse sehr viele Kosten verursachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1129"> Wegen seiner Unreinlichkeit war es nach Besprechung mit dem Arzte nicht<lb/> möglich, ihn ins Krankenhaus aufzunehmen. Er wurde in unserer Pförtnerei, die<lb/> im Winter stetig zum Aufenthalt von Kranken dient, gilt verpflegt; daß er das<lb/> unter ihm liegende Stroh, welches alle 14 Tage gewechselt ist, stets verunreinigte<lb/> und eiuen unerträglichen Geruch um sich verbreitete, lag an seiner ehnischen Natur.<lb/> Mit einem Hemde war er gleichfalls bekleidet."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Für du Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig<lb/> Verlag von Fr. Wilh. Grunvw in Leipzig — Druck vou Carl Marqunrt in Leipzig</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0344]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
geschichte hat nicht nur eine ganze Reihe von Jahren, sondern auch schon mehrere
„Folgen" hinter sich; freilich ist sie bis jetzt so gut wie unter Ausschluß der Öffent¬
lichkeit erschienen. Mit dem 1, Oktober dieses Jahres ist nun nicht nur die Re-
daktion in andre Hände übergegangen, sondern zugleich ein ausgezeichneter Kreis
von Mitarbeitern gewonnen worden: Herausgeber ist jetzt Steinhaufen, der Ver¬
fasser der in den Grenzboten ausführlich gewürdigten Geschichte des deutschen Briefes,
und die besten Köpfe, die an unsern Universitäten Kulturgeschichte, Kunstgeschichte
und Sprachgeschichte lehren, haben Beiträge versprochen. Das erste Heft täuscht
denn anch unsre Erwartungen nicht. Lnmprecht charnkterisirt geschichtlich, d, h. aus
der Sache heraus entwickelnd, nicht an der Kette der Jahre hin schleifend, das
deutsche Geistesleben im spätern Mittelalter. Ausgezeichnet hat er den Abschnitt
über die Architektur durchdacht und gestaltet; in dem über die Malerei dieser Zeit
fehlt noch das Tüpfelchen ans dem i, nämlich eine reine Darstellung der Entwicklung
des malerischen Sehens von dem geistigen, Wesen nud Erscheinung thpisch in eins
sehenden, zum materiellen oder, wenn man so will, absoluten Scheu, dos durch
keine geistige Vorstellung mehr gebunden ist. Gothein führt den Lesern die Gestalt
des Thomas Campanella vor, des letzten Dichterphilosophen der italienischen Re¬
naissance, Steinhausen teilt eine Reihe von sachlich wie sprachlich merkwürdigen
Briefen deutscher Frauen aus dem Eude des Mittelalters mit (leider mit einigen
mißglückter Angaben in deu Anmerkungen), und ein letzter Aufsatz führt ius Alter¬
tum: Liebenau erzählt darin von dem Vereinswesen im römischen Reiche.
Der neue Verleger der Zeitschrift für Kulturgeschichte ist Emil Felder in Berlin.
Berichtigung. Vou dem Magistrat der Stadt Boizenburg a/E. ist uns
folgendes Schreiben zugegangen:'
„In No. 43 Ihrer werthen Zeitschrift findet sich Mg. 173 die Notiz: »wie
jener als Krüppel geborene Töpfer zu Boizenburg a/E., der kürzlich in seiner
Gefänguißzelle umgekommen ist; in vier Wochen hatte der kranke Mensch, der in
seinen Kleiderlumpeu ohne Hemd auf der Streu lag, uur einmal frisches Stroh
bekommen. Vorwärts No. 239.«
Wir gestatten uus hierzu zu bemerken, daß das Leiden, welches der Töpfer¬
geselle Giese besaß, eine Blasenfistel, ihn durchaus uicht arbeitsunfähig machte.
Derselbe war aber ein völlig verkommener, arbeitsscheuer, vou seinem eigenen
Vater wegen seiner Trunksucht verstoßener Mensch, der 9 Jahre laug unserer
Armencasse sehr viele Kosten verursachte.
Wegen seiner Unreinlichkeit war es nach Besprechung mit dem Arzte nicht
möglich, ihn ins Krankenhaus aufzunehmen. Er wurde in unserer Pförtnerei, die
im Winter stetig zum Aufenthalt von Kranken dient, gilt verpflegt; daß er das
unter ihm liegende Stroh, welches alle 14 Tage gewechselt ist, stets verunreinigte
und eiuen unerträglichen Geruch um sich verbreitete, lag an seiner ehnischen Natur.
Mit einem Hemde war er gleichfalls bekleidet."
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