Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Viertes Vierteljahr.![]() Weder Kommunismus noch Kapitalismus (Schluß) landen Sie um Gottes willen nicht an die Weisheit von uns Es wird uns nichts übrig bleiben, als einmal auf die Quelle zurückzu¬ Der nächste*) Zweck der Volkswirtschaft ist die Versorgung des Volkes Den entfernter" Zweck, jedem Volksgenossen einen angemessenen Wirkungskreis zu
sichern, haben wir im ersten Abschnitt unsers Aufsatzes beleuchtet. Als dieser schon in Druck gegeben war, erfuhren wir aus Ur. 243 des Vorwärts, daß auch Professor Adolf Wagner ![]() Weder Kommunismus noch Kapitalismus (Schluß) landen Sie um Gottes willen nicht an die Weisheit von uns Es wird uns nichts übrig bleiben, als einmal auf die Quelle zurückzu¬ Der nächste*) Zweck der Volkswirtschaft ist die Versorgung des Volkes Den entfernter» Zweck, jedem Volksgenossen einen angemessenen Wirkungskreis zu
sichern, haben wir im ersten Abschnitt unsers Aufsatzes beleuchtet. Als dieser schon in Druck gegeben war, erfuhren wir aus Ur. 243 des Vorwärts, daß auch Professor Adolf Wagner <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215939"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341857_215723/figures/grenzboten_341857_215723_215939_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Weder Kommunismus noch Kapitalismus<lb/> (Schluß) </head><lb/> <p xml:id="ID_572"> landen Sie um Gottes willen nicht an die Weisheit von uns<lb/> heutigen Nationalökonomen — schrieb Rodbertus 1871 an Lud¬<lb/> wig Friedländer in einem Briefe, den dieser im dritten Teile<lb/> seiner Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, S. 159, mit¬<lb/> teilt. „Keine Wissenschaft kocht heute mehr mit Wasser als die<lb/> unsrige. Es sind erst wenige, die auch nur versucht haben, einen Blick zu<lb/> werfen hinter die auf dem Grund- und Kapitaleigentum aufgeführte Metall¬<lb/> geldwand, die uns die Wesenheit der volkswirtschaftlichen Verhältnisse nur zu<lb/> sehr verdeckt." Solchen Leuten, deren Lebensberuf das Geldgeschäft ist, deren<lb/> Blick also beständig auf die Geldwaud gerichtet sein muß, sällt es natürlich<lb/> am wenigsten ein, auch einmal dahinter zu schauen, ja sie sind geneigt, die<lb/> Geldform des Verkehrs für die höchste Errungenschaft der Kultur und jeden<lb/> Angriff darauf oder wohl schon jeden Zweifel an der alles überragenden<lb/> Wohlthätigkeit dieser Einrichtung für das schlimmste aller Verbrechen anzu¬<lb/> sehen. Und so können wir es denn dem Organ des deutschen Sparkassen¬<lb/> verbands, der Halbmonatsschrift „Die Sparkasse," nicht übel nehmen, daß sie<lb/> in ihrer Nummer 271 nach einigen anerkennenden Bemerkungen über unser<lb/> Buch, die wir doppelt hoch schätzen müssen, die darin aufgestellten Lehrsätze<lb/> über das Sparen mit spöttischer Verwunderung zurückweist.</p><lb/> <p xml:id="ID_573"> Es wird uns nichts übrig bleiben, als einmal auf die Quelle zurückzu¬<lb/> gehen und das dritte Kapitel des zweiten Buchs von Adam Smiths ^VeaM<lb/> ot' Mtions einer gründlichen Kritik zu unterziehen, denn daraus haben die<lb/> Modernen, nicht ohne den Meister vielfach mißzuverstehen und zu fälschen,<lb/> ihre Spartheorie geschöpft. Für heute müssen wir uns darauf beschränken,<lb/> zur Abwehr von Mißverstündnissen und böswilligen Mißdeutungen unsre eigne<lb/> Lehre noch einmal in gedrängter Übersicht vorzutragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_574" next="#ID_575"> Der nächste*) Zweck der Volkswirtschaft ist die Versorgung des Volkes<lb/> mit Einkommen, d. h. mit Gebrauchsgütern: mit Nahrung, Kleidung, Wohnung,</p><lb/> <note xml:id="FID_43" place="foot" next="#FID_44"> Den entfernter» Zweck, jedem Volksgenossen einen angemessenen Wirkungskreis zu<lb/> sichern, haben wir im ersten Abschnitt unsers Aufsatzes beleuchtet. Als dieser schon in Druck<lb/> gegeben war, erfuhren wir aus Ur. 243 des Vorwärts, daß auch Professor Adolf Wagner</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
[Abbildung]
Weder Kommunismus noch Kapitalismus
(Schluß)
landen Sie um Gottes willen nicht an die Weisheit von uns
heutigen Nationalökonomen — schrieb Rodbertus 1871 an Lud¬
wig Friedländer in einem Briefe, den dieser im dritten Teile
seiner Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms, S. 159, mit¬
teilt. „Keine Wissenschaft kocht heute mehr mit Wasser als die
unsrige. Es sind erst wenige, die auch nur versucht haben, einen Blick zu
werfen hinter die auf dem Grund- und Kapitaleigentum aufgeführte Metall¬
geldwand, die uns die Wesenheit der volkswirtschaftlichen Verhältnisse nur zu
sehr verdeckt." Solchen Leuten, deren Lebensberuf das Geldgeschäft ist, deren
Blick also beständig auf die Geldwaud gerichtet sein muß, sällt es natürlich
am wenigsten ein, auch einmal dahinter zu schauen, ja sie sind geneigt, die
Geldform des Verkehrs für die höchste Errungenschaft der Kultur und jeden
Angriff darauf oder wohl schon jeden Zweifel an der alles überragenden
Wohlthätigkeit dieser Einrichtung für das schlimmste aller Verbrechen anzu¬
sehen. Und so können wir es denn dem Organ des deutschen Sparkassen¬
verbands, der Halbmonatsschrift „Die Sparkasse," nicht übel nehmen, daß sie
in ihrer Nummer 271 nach einigen anerkennenden Bemerkungen über unser
Buch, die wir doppelt hoch schätzen müssen, die darin aufgestellten Lehrsätze
über das Sparen mit spöttischer Verwunderung zurückweist.
Es wird uns nichts übrig bleiben, als einmal auf die Quelle zurückzu¬
gehen und das dritte Kapitel des zweiten Buchs von Adam Smiths ^VeaM
ot' Mtions einer gründlichen Kritik zu unterziehen, denn daraus haben die
Modernen, nicht ohne den Meister vielfach mißzuverstehen und zu fälschen,
ihre Spartheorie geschöpft. Für heute müssen wir uns darauf beschränken,
zur Abwehr von Mißverstündnissen und böswilligen Mißdeutungen unsre eigne
Lehre noch einmal in gedrängter Übersicht vorzutragen.
Der nächste*) Zweck der Volkswirtschaft ist die Versorgung des Volkes
mit Einkommen, d. h. mit Gebrauchsgütern: mit Nahrung, Kleidung, Wohnung,
Den entfernter» Zweck, jedem Volksgenossen einen angemessenen Wirkungskreis zu
sichern, haben wir im ersten Abschnitt unsers Aufsatzes beleuchtet. Als dieser schon in Druck
gegeben war, erfuhren wir aus Ur. 243 des Vorwärts, daß auch Professor Adolf Wagner
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