Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.auf dem Gymnasium nur drei Jahre betrieben würde. Freilich würden dann Land und Leute in Ostfriesland von G. F. Göbel tSchlus;) it andern deutschen Volksstämmen hat der Ostfriese das gemein, auf dem Gymnasium nur drei Jahre betrieben würde. Freilich würden dann Land und Leute in Ostfriesland von G. F. Göbel tSchlus;) it andern deutschen Volksstämmen hat der Ostfriese das gemein, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215170"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_263" prev="#ID_262"> auf dem Gymnasium nur drei Jahre betrieben würde. Freilich würden dann<lb/> gute Übersetzungen griechischer Schriftsteller schon in den Mittelklassen gelesen<lb/> werden müssen. In den Oberklassen würde man dann die Schüler mit<lb/> den wichtigsten grammatischen Eigentümlichkeiten der griechischen Sprache<lb/> bekannt machen, um ihnen, d. h. den Theologen, Philologen und allen<lb/> denen, die sich einer ausschließlich gelehrten Laufbahn zuwenden wollen, das<lb/> Studium des Griechischen ans der Universität zu erleichtern. Dann könnte<lb/> die höhere Bürgerschule (Realschule) der natürliche Unterbau der gymnasiale!?<lb/> Anstalten werden, wie die Volksschule bis zum zehnten Lebensjahre der natür¬<lb/> liche Unterbau der höhern Bürgerschule ist. Dann würden auch die Mutter¬<lb/> sprache, die neuern Sprachen und die Naturwissenschaften zu ihrem Rechte<lb/> kommen, und kein vorurteilsfreier Gymnasialrektor, kein vorurteilsfreier Uni¬<lb/> versitätsprofessor, kein in der Praxis stehender vorurteilsfreier Jurist oder<lb/> Mediziner würde behaupte» können, daß das Bildungsziel dieser höhern<lb/> Schule geringer sei als das Bildungsziel des jetzigen Gymnasiums. Nach<lb/> dem, was jetzt auf dem Gebiete des Gymnasiums selbst vorgeht, rücken wir<lb/> diesem Ziele merklich näher. Hat doch die Generalversammlung des Vereins<lb/> von Lehrern höherer Unterrichtsanstalten Ost- und Westpreußens zu Pfingsten<lb/> 1891 den Vortrag Bahnschs mit „vielseitigem Beifall" begrüßt, ja der Vor¬<lb/> stand dieses Vereins den Druck ausdrücklich gewünscht, und nnter denen, die<lb/> beistimmten, waren anch Philologen vom reinsten Wasser.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Land und Leute in Ostfriesland<lb/><note type="byline"> von G. F. Göbel</note> tSchlus;)</head><lb/> <p xml:id="ID_264"> it andern deutschen Volksstämmen hat der Ostfriese das gemein,<lb/> daß er besondre Stände besonders gern aufs Korn nimmt, nament¬<lb/> lich die Advokaten, die Apotheker, die Müller, die Schneider<lb/> und — die Bauern. Der ostfriesische Marschbauer kann sich ein<lb/> bischen Neckerei schon gefallen lassen, denn er sitzt dick im Fett.<lb/> Man hat auch nichts davon gehört, daß einer unter den Agrariern gesehen<lb/> worden wäre. Ein großer Teil der Landwirtschaft besteht hier einfach darin,<lb/> daß das liebe Vieh im Frühling auf die saftigen Weiden getrieben und bis<lb/> zum Spätherbst Tag und Nacht dort gelassen wird. Wers so leicht hat, der<lb/> tröstet sich über allerhand Scherze leicht mit dem Gedanken, daß Neider besser<lb/> sind als Mitlcider.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
auf dem Gymnasium nur drei Jahre betrieben würde. Freilich würden dann
gute Übersetzungen griechischer Schriftsteller schon in den Mittelklassen gelesen
werden müssen. In den Oberklassen würde man dann die Schüler mit
den wichtigsten grammatischen Eigentümlichkeiten der griechischen Sprache
bekannt machen, um ihnen, d. h. den Theologen, Philologen und allen
denen, die sich einer ausschließlich gelehrten Laufbahn zuwenden wollen, das
Studium des Griechischen ans der Universität zu erleichtern. Dann könnte
die höhere Bürgerschule (Realschule) der natürliche Unterbau der gymnasiale!?
Anstalten werden, wie die Volksschule bis zum zehnten Lebensjahre der natür¬
liche Unterbau der höhern Bürgerschule ist. Dann würden auch die Mutter¬
sprache, die neuern Sprachen und die Naturwissenschaften zu ihrem Rechte
kommen, und kein vorurteilsfreier Gymnasialrektor, kein vorurteilsfreier Uni¬
versitätsprofessor, kein in der Praxis stehender vorurteilsfreier Jurist oder
Mediziner würde behaupte» können, daß das Bildungsziel dieser höhern
Schule geringer sei als das Bildungsziel des jetzigen Gymnasiums. Nach
dem, was jetzt auf dem Gebiete des Gymnasiums selbst vorgeht, rücken wir
diesem Ziele merklich näher. Hat doch die Generalversammlung des Vereins
von Lehrern höherer Unterrichtsanstalten Ost- und Westpreußens zu Pfingsten
1891 den Vortrag Bahnschs mit „vielseitigem Beifall" begrüßt, ja der Vor¬
stand dieses Vereins den Druck ausdrücklich gewünscht, und nnter denen, die
beistimmten, waren anch Philologen vom reinsten Wasser.
Land und Leute in Ostfriesland
von G. F. Göbel tSchlus;)
it andern deutschen Volksstämmen hat der Ostfriese das gemein,
daß er besondre Stände besonders gern aufs Korn nimmt, nament¬
lich die Advokaten, die Apotheker, die Müller, die Schneider
und — die Bauern. Der ostfriesische Marschbauer kann sich ein
bischen Neckerei schon gefallen lassen, denn er sitzt dick im Fett.
Man hat auch nichts davon gehört, daß einer unter den Agrariern gesehen
worden wäre. Ein großer Teil der Landwirtschaft besteht hier einfach darin,
daß das liebe Vieh im Frühling auf die saftigen Weiden getrieben und bis
zum Spätherbst Tag und Nacht dort gelassen wird. Wers so leicht hat, der
tröstet sich über allerhand Scherze leicht mit dem Gedanken, daß Neider besser
sind als Mitlcider.
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