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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

los, zur großen Verwunderung der vernünftigen Staatsbürger, die mit ihm
Zu thun haben. Diese Herren sind es denn auch, die ihre milde Hand schützend
über veraltete Zustände halten, die ohne ihre hohe "Protektion" längst der Ver¬
gessenheit anheimgefallen wären. Was aber innerhalb der akademischen Kreise
noch lebendig ist an echter Studcntenpocsie, das hat mit dem Firlefanz des
Verbindungswesens wenig zu thun, das wird sich Wohl auch als unsterblich
erweisen, wie alle echte Poesie. Wir wollen es wenigstens hoffen, zur Ehre
von Deutschlands akademischer Jugend.




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Erwiderung.

In Ur. 28 der Grenzboten beklagt sich ein französischer Leser, Herr
Th. Nnysseu, über die mangelhafte Aufmerksamkeit, die in Deutschland den Erzeugnissen
der wissenschaftlichen und belletristischen Litteratur Frankreichs, sowie der franzö¬
sischen Kunst geschenkt werde, wahrend umgekehrt in Frankreich die deutsche Litte¬
ratur gekannt und gelesen, die deutsche Kunst gepflegt werde. Wie weit der erste
Satz berechtigt ist, wallen wir hier auf sich beruhen lasse". Der zweite hat durch
Herrn Th. Nuyssen selbst eine merkwürdige Bestätigung erhalten in einem Aufsatz
über Ernst Renan, der in der Juuinummer von Westermanns Monatshefte" er¬
schienen ist. In diesem Aufsätze lesen wir in einer Schilderung des von Renan
unvollendet hinterlassenen Wertes über die Geschichte des Volkes Israel: "Es war
freilich kein neuer Gedanke, dasselbe kritische Verfahren beim Schöpfuugsbericht
und beim Buche Jesnias wie bei der Ilias und beim Nolandslied in Anwendung
zu. bringen. Nur war bisher das Wirken der weltliche" Bibelforscher ausschließlich
zerstörend gewesen." Und weiter: "Es bleibt das unvergängliche Verdienst Nenaus.
dem Stamme Beni Israel seinen gebührenden Platz in der Geschichte der Welt
wieder erobert zu haben." Herr Nuyssen hat also keine Kenntnis davon, daß auch
in Deutschland von Ewald bis auf Stade einiges über diesen Gegenstand geschrieben
worden ist, noch weniger davon, daß es deutsche Gelehrte gewesen sind, die zuerst
die Aufgabe gestellt und zu lösen versucht haben, deren Durchführung er Renan
zum "unvergänglichen Verdienst" anrechnet, und daß Renan auf Schritt und Tritt
in den Spuren dieser Gelehrten wandelt. Daß überdies die deutschen Gelehrte" in
der Lösung der Aufgabe viel glücklicher gewesen sind, als der französische Akade¬
miker, davon kann sich Herr Ruysseu selbst überzeugen, wenn er sich die ein¬
schlagende Litteratur einmal ansehen will. Erkundigung bei einem Fachmann oder
Einsicht in die Angaben bei R. Kittel, Geschichte der Hebräer (Gotha, 1888), wird
ihm die nötigen Titel liefern.


Das Wunschzettelprogramm,

das infolge des im vorigen Hefte besprochnen
Konzertwunfchzettels zu stände gekommen ist, ist gennn so ausgefallen, wie wir er¬
wartet hatten, aber jedenfalls ganz anders, als der Herr Musikdirektor erwartet
hatte. Es sind im ganzen 330 Exemplare deS Wunschzettels abgegeben worden.
Die meisten Stimmen haben unter den 12V zur Auswahl gestellten Musikstücken
folgende 12 gehabt:


Maßgebliches und Unmaßgebliches

los, zur großen Verwunderung der vernünftigen Staatsbürger, die mit ihm
Zu thun haben. Diese Herren sind es denn auch, die ihre milde Hand schützend
über veraltete Zustände halten, die ohne ihre hohe „Protektion" längst der Ver¬
gessenheit anheimgefallen wären. Was aber innerhalb der akademischen Kreise
noch lebendig ist an echter Studcntenpocsie, das hat mit dem Firlefanz des
Verbindungswesens wenig zu thun, das wird sich Wohl auch als unsterblich
erweisen, wie alle echte Poesie. Wir wollen es wenigstens hoffen, zur Ehre
von Deutschlands akademischer Jugend.




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Erwiderung.

In Ur. 28 der Grenzboten beklagt sich ein französischer Leser, Herr
Th. Nnysseu, über die mangelhafte Aufmerksamkeit, die in Deutschland den Erzeugnissen
der wissenschaftlichen und belletristischen Litteratur Frankreichs, sowie der franzö¬
sischen Kunst geschenkt werde, wahrend umgekehrt in Frankreich die deutsche Litte¬
ratur gekannt und gelesen, die deutsche Kunst gepflegt werde. Wie weit der erste
Satz berechtigt ist, wallen wir hier auf sich beruhen lasse». Der zweite hat durch
Herrn Th. Nuyssen selbst eine merkwürdige Bestätigung erhalten in einem Aufsatz
über Ernst Renan, der in der Juuinummer von Westermanns Monatshefte» er¬
schienen ist. In diesem Aufsätze lesen wir in einer Schilderung des von Renan
unvollendet hinterlassenen Wertes über die Geschichte des Volkes Israel: „Es war
freilich kein neuer Gedanke, dasselbe kritische Verfahren beim Schöpfuugsbericht
und beim Buche Jesnias wie bei der Ilias und beim Nolandslied in Anwendung
zu. bringen. Nur war bisher das Wirken der weltliche» Bibelforscher ausschließlich
zerstörend gewesen." Und weiter: „Es bleibt das unvergängliche Verdienst Nenaus.
dem Stamme Beni Israel seinen gebührenden Platz in der Geschichte der Welt
wieder erobert zu haben." Herr Nuyssen hat also keine Kenntnis davon, daß auch
in Deutschland von Ewald bis auf Stade einiges über diesen Gegenstand geschrieben
worden ist, noch weniger davon, daß es deutsche Gelehrte gewesen sind, die zuerst
die Aufgabe gestellt und zu lösen versucht haben, deren Durchführung er Renan
zum „unvergänglichen Verdienst" anrechnet, und daß Renan auf Schritt und Tritt
in den Spuren dieser Gelehrten wandelt. Daß überdies die deutschen Gelehrte» in
der Lösung der Aufgabe viel glücklicher gewesen sind, als der französische Akade¬
miker, davon kann sich Herr Ruysseu selbst überzeugen, wenn er sich die ein¬
schlagende Litteratur einmal ansehen will. Erkundigung bei einem Fachmann oder
Einsicht in die Angaben bei R. Kittel, Geschichte der Hebräer (Gotha, 1888), wird
ihm die nötigen Titel liefern.


Das Wunschzettelprogramm,

das infolge des im vorigen Hefte besprochnen
Konzertwunfchzettels zu stände gekommen ist, ist gennn so ausgefallen, wie wir er¬
wartet hatten, aber jedenfalls ganz anders, als der Herr Musikdirektor erwartet
hatte. Es sind im ganzen 330 Exemplare deS Wunschzettels abgegeben worden.
Die meisten Stimmen haben unter den 12V zur Auswahl gestellten Musikstücken
folgende 12 gehabt:


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[0434] Maßgebliches und Unmaßgebliches los, zur großen Verwunderung der vernünftigen Staatsbürger, die mit ihm Zu thun haben. Diese Herren sind es denn auch, die ihre milde Hand schützend über veraltete Zustände halten, die ohne ihre hohe „Protektion" längst der Ver¬ gessenheit anheimgefallen wären. Was aber innerhalb der akademischen Kreise noch lebendig ist an echter Studcntenpocsie, das hat mit dem Firlefanz des Verbindungswesens wenig zu thun, das wird sich Wohl auch als unsterblich erweisen, wie alle echte Poesie. Wir wollen es wenigstens hoffen, zur Ehre von Deutschlands akademischer Jugend. Maßgebliches und Unmaßgebliches Erwiderung. In Ur. 28 der Grenzboten beklagt sich ein französischer Leser, Herr Th. Nnysseu, über die mangelhafte Aufmerksamkeit, die in Deutschland den Erzeugnissen der wissenschaftlichen und belletristischen Litteratur Frankreichs, sowie der franzö¬ sischen Kunst geschenkt werde, wahrend umgekehrt in Frankreich die deutsche Litte¬ ratur gekannt und gelesen, die deutsche Kunst gepflegt werde. Wie weit der erste Satz berechtigt ist, wallen wir hier auf sich beruhen lasse». Der zweite hat durch Herrn Th. Nuyssen selbst eine merkwürdige Bestätigung erhalten in einem Aufsatz über Ernst Renan, der in der Juuinummer von Westermanns Monatshefte» er¬ schienen ist. In diesem Aufsätze lesen wir in einer Schilderung des von Renan unvollendet hinterlassenen Wertes über die Geschichte des Volkes Israel: „Es war freilich kein neuer Gedanke, dasselbe kritische Verfahren beim Schöpfuugsbericht und beim Buche Jesnias wie bei der Ilias und beim Nolandslied in Anwendung zu. bringen. Nur war bisher das Wirken der weltliche» Bibelforscher ausschließlich zerstörend gewesen." Und weiter: „Es bleibt das unvergängliche Verdienst Nenaus. dem Stamme Beni Israel seinen gebührenden Platz in der Geschichte der Welt wieder erobert zu haben." Herr Nuyssen hat also keine Kenntnis davon, daß auch in Deutschland von Ewald bis auf Stade einiges über diesen Gegenstand geschrieben worden ist, noch weniger davon, daß es deutsche Gelehrte gewesen sind, die zuerst die Aufgabe gestellt und zu lösen versucht haben, deren Durchführung er Renan zum „unvergänglichen Verdienst" anrechnet, und daß Renan auf Schritt und Tritt in den Spuren dieser Gelehrten wandelt. Daß überdies die deutschen Gelehrte» in der Lösung der Aufgabe viel glücklicher gewesen sind, als der französische Akade¬ miker, davon kann sich Herr Ruysseu selbst überzeugen, wenn er sich die ein¬ schlagende Litteratur einmal ansehen will. Erkundigung bei einem Fachmann oder Einsicht in die Angaben bei R. Kittel, Geschichte der Hebräer (Gotha, 1888), wird ihm die nötigen Titel liefern. Das Wunschzettelprogramm, das infolge des im vorigen Hefte besprochnen Konzertwunfchzettels zu stände gekommen ist, ist gennn so ausgefallen, wie wir er¬ wartet hatten, aber jedenfalls ganz anders, als der Herr Musikdirektor erwartet hatte. Es sind im ganzen 330 Exemplare deS Wunschzettels abgegeben worden. Die meisten Stimmen haben unter den 12V zur Auswahl gestellten Musikstücken folgende 12 gehabt:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_215089/434>, abgerufen am 27.11.2024.