Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.<LH-irles Knigsley als Dichter und So^ialreforiner Um die Flnchwürdigkeit dieses Systems den gebildeten Lesern noch ein¬ ^Iton I^volee (^.'auellnit" Lclition. Übersetzt von P. Spangenberg und Akkon Locke wächst in einem der armseligsten Viertel Londons auf. Nach <LH-irles Knigsley als Dichter und So^ialreforiner Um die Flnchwürdigkeit dieses Systems den gebildeten Lesern noch ein¬ ^Iton I^volee (^.'auellnit« Lclition. Übersetzt von P. Spangenberg und Akkon Locke wächst in einem der armseligsten Viertel Londons auf. Nach <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/215461"/> <fw type="header" place="top"> <LH-irles Knigsley als Dichter und So^ialreforiner</fw><lb/> <p xml:id="ID_1363"> Um die Flnchwürdigkeit dieses Systems den gebildeten Lesern noch ein¬<lb/> dringlicher zu Gemüte zu führen, schrieb Kingsley seinen Roman ^Iton I^volee,<lb/> Lailor Ma 1>ost. ^utobioAravuz^. Er ist, wie ein Kritiker sagt, ins<lb/> nobis«t> MA nrost olnirg.<ztsri8die; boolc, ire one,e Iris Areiltest poein unä bis<lb/> Fr-rnciest sermon. Cnrlyle rühmt an dem Roman: iidunclg-roe, na^ sxubsriZ.roe<lb/> os generous luz-rcklong' iinpetuosit^ ok cletorininÄtion tovarcks the nrmrkul<lb/> siäs vn all manner ok ciuestions; snÄtobsK ok exoollsnt pvet-le cleLvription,<lb/> ovvÄ3iovÄl 8undui'8tL ok noble LnsiZItt; voor/vltvrs Ä vertitin vital intensiv,<lb/> vniolr boläs the re-raker kÄkt b)- -i. »pett.</p><lb/> <p xml:id="ID_1364"> ^Iton I^volee (^.'auellnit« Lclition. Übersetzt von P. Spangenberg und<lb/> M. von Harbvu, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1891) gehört zu den<lb/> wirkungsvollsten Romanen der englischen Litteratur. Die furchtbaren Bilder<lb/> menschlichen Elends, die der Dichter hier entwirft, die unglaubliche Ver¬<lb/> kommenheit der untern Schichten in London, die Kaltherzigkeit und Roheit<lb/> der Arbeitgeber, die sittlichen Schaden unter den Geistlichen und im Kirchen-<lb/> regiment, die fieberhaften Agitationen der Chartisten nach der französischen<lb/> Februarrevolution, heftige Parteikämpfe und blutiger Aufstand — alles Prägt<lb/> sich unserm Geiste unauslöschlich ein. Mitten in diesem Wirrwarr politischer,<lb/> religiöser und sozialer Kämpfe steht der Held des Romans, Akkon Locke, der<lb/> Handwerker und Volksdichter, der zu Grunde geht, ohne seine sozialen Träume<lb/> verwirklicht zu sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1365" next="#ID_1366"> Akkon Locke wächst in einem der armseligsten Viertel Londons auf. Nach<lb/> dem frühen Tode des Vaters wird die Mutter mit ihren beiden Kindern<lb/> kümmerlich von Verwandten unterhalten. Die Mutter gehört zur Baptisten¬<lb/> gemeinde und gilt dort als eine „Auserwühlte im Herrn." Mit bitterm<lb/> Groll sieht Akkon, wie die Prediger die „Mutter in Israel" immer mehr<lb/> umstricken und keine Bedenken tragen, der Ärmsten auch noch ihr dürftiges<lb/> ^we zu nehmen. Er sagt sich im Innern von der Gemeinde los; zwei<lb/> Bücher tragen ihn heraus aus seiner verpesteten Umgebung, aus seinem Ge¬<lb/> fängnis von Eisen und Stein, über dem ewig eine undurchdringliche Decke<lb/> aus Nebel und giftigem Rauch liegt: die Bibel und BnuynnS berühmtes<lb/> Werk: Die Wallfahrt des Pilgers. Die jüdischen Männer aus der Bibel:<lb/> Moses, Gideon, Simson werden seine Helden. Dann liest er Missionsschriften,<lb/> und es ergreift ihn ein glühendes Verlangen, alle ausländische Pracht<lb/> on sehen, die in jenen Schriften geschildert wird. „Es steht mir noch<lb/> klar vor Augen — sagt er —, wie ich mich eines Tages in dem kleinen,<lb/> schmutzigen, dunstigen, stinkenden Hinterhof aufhielt, der nur zwölf Fuß ins<lb/> Geviert maß, und dessen himmelhohe, rußige Feuermauern jeden Luftzug<lb/> und fast alles Himmelslicht ausschlossen. Ich war zwischen der Mauerecke<lb/> und der Wassertonne hinaufgeklettert und wollte aus der trüben Flüssigkeit,<lb/> mit Ruß bedeckt war, und die von Insekten wimmelte — denn das</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0371]
<LH-irles Knigsley als Dichter und So^ialreforiner
Um die Flnchwürdigkeit dieses Systems den gebildeten Lesern noch ein¬
dringlicher zu Gemüte zu führen, schrieb Kingsley seinen Roman ^Iton I^volee,
Lailor Ma 1>ost. ^utobioAravuz^. Er ist, wie ein Kritiker sagt, ins
nobis«t> MA nrost olnirg.<ztsri8die; boolc, ire one,e Iris Areiltest poein unä bis
Fr-rnciest sermon. Cnrlyle rühmt an dem Roman: iidunclg-roe, na^ sxubsriZ.roe
os generous luz-rcklong' iinpetuosit^ ok cletorininÄtion tovarcks the nrmrkul
siäs vn all manner ok ciuestions; snÄtobsK ok exoollsnt pvet-le cleLvription,
ovvÄ3iovÄl 8undui'8tL ok noble LnsiZItt; voor/vltvrs Ä vertitin vital intensiv,
vniolr boläs the re-raker kÄkt b)- -i. »pett.
^Iton I^volee (^.'auellnit« Lclition. Übersetzt von P. Spangenberg und
M. von Harbvu, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1891) gehört zu den
wirkungsvollsten Romanen der englischen Litteratur. Die furchtbaren Bilder
menschlichen Elends, die der Dichter hier entwirft, die unglaubliche Ver¬
kommenheit der untern Schichten in London, die Kaltherzigkeit und Roheit
der Arbeitgeber, die sittlichen Schaden unter den Geistlichen und im Kirchen-
regiment, die fieberhaften Agitationen der Chartisten nach der französischen
Februarrevolution, heftige Parteikämpfe und blutiger Aufstand — alles Prägt
sich unserm Geiste unauslöschlich ein. Mitten in diesem Wirrwarr politischer,
religiöser und sozialer Kämpfe steht der Held des Romans, Akkon Locke, der
Handwerker und Volksdichter, der zu Grunde geht, ohne seine sozialen Träume
verwirklicht zu sehen.
Akkon Locke wächst in einem der armseligsten Viertel Londons auf. Nach
dem frühen Tode des Vaters wird die Mutter mit ihren beiden Kindern
kümmerlich von Verwandten unterhalten. Die Mutter gehört zur Baptisten¬
gemeinde und gilt dort als eine „Auserwühlte im Herrn." Mit bitterm
Groll sieht Akkon, wie die Prediger die „Mutter in Israel" immer mehr
umstricken und keine Bedenken tragen, der Ärmsten auch noch ihr dürftiges
^we zu nehmen. Er sagt sich im Innern von der Gemeinde los; zwei
Bücher tragen ihn heraus aus seiner verpesteten Umgebung, aus seinem Ge¬
fängnis von Eisen und Stein, über dem ewig eine undurchdringliche Decke
aus Nebel und giftigem Rauch liegt: die Bibel und BnuynnS berühmtes
Werk: Die Wallfahrt des Pilgers. Die jüdischen Männer aus der Bibel:
Moses, Gideon, Simson werden seine Helden. Dann liest er Missionsschriften,
und es ergreift ihn ein glühendes Verlangen, alle ausländische Pracht
on sehen, die in jenen Schriften geschildert wird. „Es steht mir noch
klar vor Augen — sagt er —, wie ich mich eines Tages in dem kleinen,
schmutzigen, dunstigen, stinkenden Hinterhof aufhielt, der nur zwölf Fuß ins
Geviert maß, und dessen himmelhohe, rußige Feuermauern jeden Luftzug
und fast alles Himmelslicht ausschlossen. Ich war zwischen der Mauerecke
und der Wassertonne hinaufgeklettert und wollte aus der trüben Flüssigkeit,
mit Ruß bedeckt war, und die von Insekten wimmelte — denn das
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |