Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Drittes Vierteljahr.Loluccio Salutati erkannt und das Kirchengut eingezogen, es war ein Sturm, wie er nach Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Coluccio um dem Gedanken ^) Diese und einige andre Proben aus den Florentiner Staatsschrcibcn hat schon ^rcgorovius in seiner "Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" Bd. VI S. 457 f. ver¬ öffentlicht. Grenzboten III 1893 34
Loluccio Salutati erkannt und das Kirchengut eingezogen, es war ein Sturm, wie er nach Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Coluccio um dem Gedanken ^) Diese und einige andre Proben aus den Florentiner Staatsschrcibcn hat schon ^rcgorovius in seiner „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" Bd. VI S. 457 f. ver¬ öffentlicht. Grenzboten III 1893 34
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Loluccio Salutati
erkannt und das Kirchengut eingezogen, es war ein Sturm, wie er nach
Luthers erstem Auftreten die deutschem Lande durchbrauste.
Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß Coluccio um dem Gedanken
dieser nationalen Liga hervorragenden Anteil hatte. Sicherlich bereitete er sie,
schon bevor er Kanzler geworden war, durch Schreiben aller Art vor. Man
vergleiche z. B. seinen Brief an Francesco Gninigi in Lucca vom 7. Dezember
1374, wo es heißt: „Florenz ist die Stadt und die Florentiner sind das Volk,
das nicht nur daheim die Tyrannei verabscheut, sondern auch auswärtiger
Städte Freiheit mit allen Kräften zu verteidigen bereit ist. Wenn sich der
Staat von Lucca in aufrichtiger Gesinnung an Florenz anschließt, so wird er
seine Freiheit unter alleu Umständen behaupten können. Aus Florenz gehen
wie aus einer Hochburg der Freiheit die getreuesten und reifsten Pläne, die
thatkräftigste Hilfe und endlich Männer hervor, die für ihr und ihrer Freunde
Wohl unablässig wachen und bereit sind, die Freiheit aller zu schützen. Und
wenn du nach dem Nutzen fragen willst, deu Florenz davon für sich hat. so
wisse, daß dieser Stadt ihre eigne Freiheit um so sicherer begründet zu sein
scheint, je weiter freie Völker um sie herum wohnen." Am 6. Januar 1376
schreibt er im Namen der Achtmänner an die Römer: „Erlauchte Herren,
teuerste Brüder, der gerechte Gott hat sich des erniedrigten Italiens erbarmt,
das uuter dem Joche fluchwürdiger Knechtschaft seufzt; er hat den Geist der
Völker erweckt und die Unterdrückten wider die schändliche Tyrannei der Bar¬
baren aufgerichtet. Überall erhebt sich Ausonia und ruft nach Freiheit und
erringt sie sich mit dem Schwert. . .. Auf denn, erhebt auch ihr euch, Römer,
erlauchtes Haupt nicht nur Italiens, sondern der ganzen Welt.... Duldet
nicht, daß euer Italien, das eure Ahnen mit ihrem Blute zur Herrin der
Welt gemacht haben, Barbaren und Fremdlingen Unterthan sei. Erhebt zum
öffentlichen Beschluß jenen Spruch des berühmten Cato: »Wir wollen frei sein,
indem wir mit Freien leben,«"°") und am 1. Februar schließt er ein längeres
Schreiben an die Römer mit den Worten: „Wir haben den Anfang gemacht,
wie den Völkern und Herren italischen Bluts gegen die Fremden einen Bund
ZU errichten zum Heil aller derer, die die heißgeliebte Freiheit ersehnen. Wenn
es euch gefallen wird, in diese Liga einzutreten, vielmehr um schicklicher zu
reden, wenn ihr uns und andre in diesen Bund aufnehmen wollt, so wird
diese Tyrannei ohne Mühe und Blutvergießen hinschwinden und Italien in
alter Freiheit zu seiner Mutter zurückkehren." In einem überlegnen Schreiben
an den Minoriten Nikolaus von Agrigent, der als Publizist fiir das Papst¬
tum wider Florenz aufgetreten war, hält er der Kirche mit den schärfsten
^) Diese und einige andre Proben aus den Florentiner Staatsschrcibcn hat schon
^rcgorovius in seiner „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" Bd. VI S. 457 f. ver¬
öffentlicht.
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