Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Bilder aus dein Westen Stellen gebildet und allmählich durch Zuläufer von Grundstücken vergrößert Bilder aus dem Westen L. Below von 3. Beim Rollegen s kostete mich Mühe, das Erstaunen zu verbergen, das mich beim Unter der Apotheke im Souterrain war eine Bierstube, ein Whiskeysalvn Bilder aus dein Westen Stellen gebildet und allmählich durch Zuläufer von Grundstücken vergrößert Bilder aus dem Westen L. Below von 3. Beim Rollegen s kostete mich Mühe, das Erstaunen zu verbergen, das mich beim Unter der Apotheke im Souterrain war eine Bierstube, ein Whiskeysalvn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0313" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214768"/> <fw type="header" place="top"> Bilder aus dein Westen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1185" prev="#ID_1184"> Stellen gebildet und allmählich durch Zuläufer von Grundstücken vergrößert<lb/> werden können. Wo aber dieses Land hernehmen? Diese Frage ist auch dein<lb/> Reichskanzler Caprivi in der letzten großen Agrardebatte einmal entfahren.<lb/> In Nordamerika ist die Sache etwa hundertundfunfzig Jahre hindurch wirklich<lb/> so verlaufen. Dort hatte man den lin- ^Vest. der auch jetzt noch nicht ganz<lb/> besiedelt ist. Unsre, der Deutschen Blicke, können sich nirgends anders hin<lb/> richten, als nach dem fernen Osten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Bilder aus dem Westen<lb/><note type="byline"> L. Below</note> von<lb/> 3. Beim Rollegen</head><lb/> <p xml:id="ID_1186"> s kostete mich Mühe, das Erstaunen zu verbergen, das mich beim<lb/> Anblick dieses Gebäudes, beim Eintritt und beim Hinaufsteigen<lb/> in immer wachsendem Maße ergriffen holte, als ich nun dem<lb/> Kollegen vorgestellt wurde und die ersten üblichen Worte mit ihm<lb/> wechselte; denn ein solches mitten im Straßengewirr und in dein<lb/> Lärm der Frachtwagen und Bahnklingeln gelegnes ärztliches Etablissement war<lb/> mir selbst in Newyork nicht vorgekommen. Hier praktizirte nicht ein Arzt,<lb/> sondern ein halbes Schock Arzte. Hier hingen von einem Balkon Bruchbänder<lb/> herab von der Größe des Balkons selbst; dort schlotterten künstliche Glied¬<lb/> maßen von Riesengröße aus den Fenstern. Die Wände zwischen den Fenstern<lb/> waren mit Inschriften bedeckt, und jede Fensterscheibe war wieder mit einem<lb/> andern Doktorschilde aus Glas mit Goldbuchstaben geschmückt. Es schien ein<lb/> Nest von Ärzten zu sein, dieses Haus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1187" next="#ID_1188"> Unter der Apotheke im Souterrain war eine Bierstube, ein Whiskeysalvn<lb/> und ein Barbiersalvn mit den obligaten davor herumlungernden Gestalten,<lb/> Deutschen, Iren, Niggers, den Vertretern von Vier, Whiskey und Stiefelwichse.<lb/> Drängte man sich an ihnen vorbei und betrat den Hausflur, so las mau an<lb/> jeder Treppenstufe die von zeigenden Händen begleiteten Inschriften, die einen<lb/> entweder zu dem berühmten elektrischen Arzt mit den elektrischen Gürteln ver¬<lb/> wiesen, oder oben hinaus zum Homöopathen, oder auch zum „Eklektiker."<lb/> Dabei zog sich quer über die Straße eine Rieseuinschrift auf Segeltuch, die<lb/> von den dreißig neu angekommnen internationalen Ärzten zeugte, die dreißig<lb/> Tage freie Behandlung gewährten, keine unheilbaren Fälle kannten und<lb/> keinen umgehend entließen. Doch die hausten, Gott sei Dank, in dem gegen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0313]
Bilder aus dein Westen
Stellen gebildet und allmählich durch Zuläufer von Grundstücken vergrößert
werden können. Wo aber dieses Land hernehmen? Diese Frage ist auch dein
Reichskanzler Caprivi in der letzten großen Agrardebatte einmal entfahren.
In Nordamerika ist die Sache etwa hundertundfunfzig Jahre hindurch wirklich
so verlaufen. Dort hatte man den lin- ^Vest. der auch jetzt noch nicht ganz
besiedelt ist. Unsre, der Deutschen Blicke, können sich nirgends anders hin
richten, als nach dem fernen Osten.
Bilder aus dem Westen
L. Below von
3. Beim Rollegen
s kostete mich Mühe, das Erstaunen zu verbergen, das mich beim
Anblick dieses Gebäudes, beim Eintritt und beim Hinaufsteigen
in immer wachsendem Maße ergriffen holte, als ich nun dem
Kollegen vorgestellt wurde und die ersten üblichen Worte mit ihm
wechselte; denn ein solches mitten im Straßengewirr und in dein
Lärm der Frachtwagen und Bahnklingeln gelegnes ärztliches Etablissement war
mir selbst in Newyork nicht vorgekommen. Hier praktizirte nicht ein Arzt,
sondern ein halbes Schock Arzte. Hier hingen von einem Balkon Bruchbänder
herab von der Größe des Balkons selbst; dort schlotterten künstliche Glied¬
maßen von Riesengröße aus den Fenstern. Die Wände zwischen den Fenstern
waren mit Inschriften bedeckt, und jede Fensterscheibe war wieder mit einem
andern Doktorschilde aus Glas mit Goldbuchstaben geschmückt. Es schien ein
Nest von Ärzten zu sein, dieses Haus.
Unter der Apotheke im Souterrain war eine Bierstube, ein Whiskeysalvn
und ein Barbiersalvn mit den obligaten davor herumlungernden Gestalten,
Deutschen, Iren, Niggers, den Vertretern von Vier, Whiskey und Stiefelwichse.
Drängte man sich an ihnen vorbei und betrat den Hausflur, so las mau an
jeder Treppenstufe die von zeigenden Händen begleiteten Inschriften, die einen
entweder zu dem berühmten elektrischen Arzt mit den elektrischen Gürteln ver¬
wiesen, oder oben hinaus zum Homöopathen, oder auch zum „Eklektiker."
Dabei zog sich quer über die Straße eine Rieseuinschrift auf Segeltuch, die
von den dreißig neu angekommnen internationalen Ärzten zeugte, die dreißig
Tage freie Behandlung gewährten, keine unheilbaren Fälle kannten und
keinen umgehend entließen. Doch die hausten, Gott sei Dank, in dem gegen-
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