Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.Leila die Uatzenprmzessm Wollen Sie mir die Zeitung für ein paar Stunden leihen, Herr Pro¬ Behalten Sie das Blatt, so lange Sie wollen, lieber Herr Hvchstedt! Justus öffnete die Thür und wollte sich verabschieden. Da drängte sich Sehen Sie, Herr Professor, ich bin zu lange bei Ihnen geblieben, meine Walther brach in ein lautes Gelächter aus, Ums die Katze sichtlich übel Es wird wohl ein verzaubertes Frauenzimmer sein, scherzte der Alte, Sehen Sie, sagte Walther, ihr Benehmen gegen mich bestärkt mich Ich will Sie nicht länger stören, Herr Professor, ich sehe, daß Sie heute Unterwegs gedachte er wieder der Worte, die der Professor gesprochen Leila die Uatzenprmzessm Wollen Sie mir die Zeitung für ein paar Stunden leihen, Herr Pro¬ Behalten Sie das Blatt, so lange Sie wollen, lieber Herr Hvchstedt! Justus öffnete die Thür und wollte sich verabschieden. Da drängte sich Sehen Sie, Herr Professor, ich bin zu lange bei Ihnen geblieben, meine Walther brach in ein lautes Gelächter aus, Ums die Katze sichtlich übel Es wird wohl ein verzaubertes Frauenzimmer sein, scherzte der Alte, Sehen Sie, sagte Walther, ihr Benehmen gegen mich bestärkt mich Ich will Sie nicht länger stören, Herr Professor, ich sehe, daß Sie heute Unterwegs gedachte er wieder der Worte, die der Professor gesprochen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0286" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214741"/> <fw type="header" place="top"> Leila die Uatzenprmzessm</fw><lb/> <p xml:id="ID_1083"> Wollen Sie mir die Zeitung für ein paar Stunden leihen, Herr Pro¬<lb/> fessor? fragte er, ich lese hier von einer Begebenheit, die mich interessirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1084"> Behalten Sie das Blatt, so lange Sie wollen, lieber Herr Hvchstedt!<lb/> entgegnete Wnlther.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085"> Justus öffnete die Thür und wollte sich verabschieden. Da drängte sich<lb/> die weiße Katze, die draußen auf ihn gewartet hatte, herein und suchte ihm<lb/> ans alle Weise ihre Freude zu erkennen zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1086"> Sehen Sie, Herr Professor, ich bin zu lange bei Ihnen geblieben, meine<lb/> Freundin wird ungeduldig! Habe ich Ihnen das seltsame Tier schon vor¬<lb/> gestellt? Sie ist nun schon seit Monaten ein ständiger Gast in meiner Woh¬<lb/> nung. Ich wußte ja, daß Katzen kluge Tiere sind, aber daß sie so klug und<lb/> bildungsfähig sind wie diese hier, das hätte ich nie geglaubt. Denken Sie<lb/> sich, wenn sie sich putzen will, klettert sie auf die hohe Lehne meines alten<lb/> Ledersofas und sieht in den Spiegel! Und was das merkwürdigste ist<lb/> ich muß es Ihnen erzählen, auch wenn Sie mich auslachen: das Tier zeigt<lb/> Verständnis für Bücher! Jedesmal, wenn ich sie allein in meiner Studirstube<lb/> lasse und dann unvermutet eintrete, finde ich sie vor meinen Büchern sitzend;<lb/> namentlich die arabischen scheinen ihr zu gefallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Walther brach in ein lautes Gelächter aus, Ums die Katze sichtlich übel<lb/> nahm, denn sie antwortete mit einem grimmigen Fauchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1088"> Es wird wohl ein verzaubertes Frauenzimmer sein, scherzte der Alte,<lb/> vielleicht eine verwunschne Prinzessin. Er beugte sich nieder und versuchte<lb/> die Katze zu streicheln. Aber sie zog sich zurück und suchte bei Justus<lb/> Schutz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1089"> Sehen Sie, sagte Walther, ihr Benehmen gegen mich bestärkt mich<lb/> in meiner Ansicht. So sind die Weiber alle gegen mich gewesen — nun, ein<lb/> Wunder ist es nicht, wenn man eine solche Nase und solches Haar hat und<lb/> dabei hinkt wie der leibhaftige Gottseibeiuns.</p><lb/> <p xml:id="ID_1090"> Ich will Sie nicht länger stören, Herr Professor, ich sehe, daß Sie heute<lb/> «och etwas besondres vorhaben! sagte Justus mit einem Blick auf Staatsrock,<lb/> Perücke und Degen, die auf einem Stuhle bereit lagen. Dann stieg er, von<lb/> seiner Katze begleitet, die Treppe hinaus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1091" next="#ID_1092"> Unterwegs gedachte er wieder der Worte, die der Professor gesprochen<lb/> hatte: eine verwunschne Prinzessin. Ja, das wäre mir schon recht, dann<lb/> bliebe ich wenigstens davor bewahrt, auch so ein alter, eingerosteter Jung¬<lb/> geselle zu werden wie Walther! Wenn ich ein schmuckes Liebchen hätte, ein<lb/> kleines, sorgliches Weibchen, das wäre ein ander Leben! Ich wollte ihr ja<lb/> recht gerne Sprachunterricht geben, sie sollte so viel lernen, wie noch kein Weib<lb/> gelernt hat. Platz habe ich genug — in dem großen Vorderzimmer am Markte<lb/> konnte sie sichs bequem macheu, und die Kammer, wo jetzt der große Spind<lb/> sieht, ließe sich ganz gut zu eiuer Küche herrichte». Und Sonntags nachmittags</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0286]
Leila die Uatzenprmzessm
Wollen Sie mir die Zeitung für ein paar Stunden leihen, Herr Pro¬
fessor? fragte er, ich lese hier von einer Begebenheit, die mich interessirt.
Behalten Sie das Blatt, so lange Sie wollen, lieber Herr Hvchstedt!
entgegnete Wnlther.
Justus öffnete die Thür und wollte sich verabschieden. Da drängte sich
die weiße Katze, die draußen auf ihn gewartet hatte, herein und suchte ihm
ans alle Weise ihre Freude zu erkennen zu geben.
Sehen Sie, Herr Professor, ich bin zu lange bei Ihnen geblieben, meine
Freundin wird ungeduldig! Habe ich Ihnen das seltsame Tier schon vor¬
gestellt? Sie ist nun schon seit Monaten ein ständiger Gast in meiner Woh¬
nung. Ich wußte ja, daß Katzen kluge Tiere sind, aber daß sie so klug und
bildungsfähig sind wie diese hier, das hätte ich nie geglaubt. Denken Sie
sich, wenn sie sich putzen will, klettert sie auf die hohe Lehne meines alten
Ledersofas und sieht in den Spiegel! Und was das merkwürdigste ist
ich muß es Ihnen erzählen, auch wenn Sie mich auslachen: das Tier zeigt
Verständnis für Bücher! Jedesmal, wenn ich sie allein in meiner Studirstube
lasse und dann unvermutet eintrete, finde ich sie vor meinen Büchern sitzend;
namentlich die arabischen scheinen ihr zu gefallen.
Walther brach in ein lautes Gelächter aus, Ums die Katze sichtlich übel
nahm, denn sie antwortete mit einem grimmigen Fauchen.
Es wird wohl ein verzaubertes Frauenzimmer sein, scherzte der Alte,
vielleicht eine verwunschne Prinzessin. Er beugte sich nieder und versuchte
die Katze zu streicheln. Aber sie zog sich zurück und suchte bei Justus
Schutz.
Sehen Sie, sagte Walther, ihr Benehmen gegen mich bestärkt mich
in meiner Ansicht. So sind die Weiber alle gegen mich gewesen — nun, ein
Wunder ist es nicht, wenn man eine solche Nase und solches Haar hat und
dabei hinkt wie der leibhaftige Gottseibeiuns.
Ich will Sie nicht länger stören, Herr Professor, ich sehe, daß Sie heute
«och etwas besondres vorhaben! sagte Justus mit einem Blick auf Staatsrock,
Perücke und Degen, die auf einem Stuhle bereit lagen. Dann stieg er, von
seiner Katze begleitet, die Treppe hinaus.
Unterwegs gedachte er wieder der Worte, die der Professor gesprochen
hatte: eine verwunschne Prinzessin. Ja, das wäre mir schon recht, dann
bliebe ich wenigstens davor bewahrt, auch so ein alter, eingerosteter Jung¬
geselle zu werden wie Walther! Wenn ich ein schmuckes Liebchen hätte, ein
kleines, sorgliches Weibchen, das wäre ein ander Leben! Ich wollte ihr ja
recht gerne Sprachunterricht geben, sie sollte so viel lernen, wie noch kein Weib
gelernt hat. Platz habe ich genug — in dem großen Vorderzimmer am Markte
konnte sie sichs bequem macheu, und die Kammer, wo jetzt der große Spind
sieht, ließe sich ganz gut zu eiuer Küche herrichte». Und Sonntags nachmittags
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