Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Zweites Vierteljahr.und nun kann sie auch in Ordnung erhalten werden ; die Mittel reichen Die vorstehenden Ausführungen sind nicht im mindesten aus einer Ge¬ Die Grenzen des ärztlichen Berufs V. Bähr von as deutsche Strafgesetzbuch bestimmt: "Wer. vorsätzlich einen und nun kann sie auch in Ordnung erhalten werden ; die Mittel reichen Die vorstehenden Ausführungen sind nicht im mindesten aus einer Ge¬ Die Grenzen des ärztlichen Berufs V. Bähr von as deutsche Strafgesetzbuch bestimmt: „Wer. vorsätzlich einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/214475"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_22" prev="#ID_21"> und nun kann sie auch in Ordnung erhalten werden ; die Mittel reichen<lb/> aus. deun die nicht gelesenen Bände bleiben unbeschädigt. Der Chefarzt sagt<lb/> sich: die Bibliothek ist in Ordnung! Der revidirende Generalarzt stimmt gern<lb/> bei. wenn er überhaupt Zeit hat. auf die Bibliothek eiuen Blick zu werfen.<lb/> Der Soldat aber leidet Not. Solche Not ist für den. der von vornherein<lb/> geistig tot war — und solcher giebt es viele — nicht drückend, er fühlt sie<lb/> gar nicht; aber um so schmerzlicher empfindet sie der, der gewohnt ist. sich<lb/> geistig zu beschäftigen. Mannschastsbibliotheken sind fast allgemein eingeführt,<lb/> die Kasernen werden mit patriotischen und erbnulicheu Tagesblättern fast über¬<lb/> schwemmt. Aber in der Kaserne hat der Soldat viel weniger Zeit, sie zu<lb/> lesen, als in den Lazaretten, wo gewissenhaft dafür gesorgt wird, daß kein<lb/> Halbgenesener entlassen wird, und wo darum die Gesundenden oft monatelang<lb/> zubringen. In dieser Zeit bedarf der Soldat geistiger Nahrung; aber er be¬<lb/> kommt davon im besten Falle wenig, meist so gut wie nichts. Als Ersatz<lb/> wird dann von besuchenden Kameraden Hintertreppenlitteratnr, zuweilen recht<lb/> schlüpfrigen Inhalts, gebracht. Der hieraus folgende Schaden ist leicht er¬<lb/> sichtlich. Auch hier darf mit Recht von Soldatennot geredet werden, und<lb/> doch wäre hier mit geringen Mitteln so leicht zu helfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_23"> Die vorstehenden Ausführungen sind nicht im mindesten aus einer Ge¬<lb/> sinnung hervorgegangen, die durchaus tadeln will und darum mit Behagen<lb/> ans kleine Mißstünde hinweist und ihnen mehr Wichtigkeit beimißt, als sie<lb/> haben. Der Verfasser dieser Zeilen hat ans seinen Erfahrungen geschöpft und<lb/> ist gewiß einer der aufrichtigsten Bewunderer unsers großen Kriegsheers und<lb/> dessen, was es zu des Vaterlandes Ruhm und Größe gethan hat. Aber der<lb/> Glanz des Ganzen darf den Blick nicht blenden für kleine ischädem Es<lb/> gilt, die Hand zu regen, wo Bessermachen möglich ist. An einigen Stellen<lb/> ist das leicht möglich. Soldatennot ist in Deutschland eine Not aller. Darum<lb/> hilft allen, wer hier zur Besserung beiträgt — er dient damit dem Vaterlande.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Grenzen des ärztlichen Berufs<lb/><note type="byline"> V. Bähr</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_24" next="#ID_25"> as deutsche Strafgesetzbuch bestimmt: „Wer. vorsätzlich einen<lb/> andern körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit schädigt,<lb/> wird mit Gefängnis oder Geldstrafe bestraft." Nun nehmen<lb/> alltäglich Ärzte und Wundärzte Eingriffe in den menschlichen<lb/> Körper vor, die sich der äußern Erscheinung nach als Körper-<lb/> tzungen oder Gesundheitsstörungen darstellen. Gleichwohl fällt es nie-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
und nun kann sie auch in Ordnung erhalten werden ; die Mittel reichen
aus. deun die nicht gelesenen Bände bleiben unbeschädigt. Der Chefarzt sagt
sich: die Bibliothek ist in Ordnung! Der revidirende Generalarzt stimmt gern
bei. wenn er überhaupt Zeit hat. auf die Bibliothek eiuen Blick zu werfen.
Der Soldat aber leidet Not. Solche Not ist für den. der von vornherein
geistig tot war — und solcher giebt es viele — nicht drückend, er fühlt sie
gar nicht; aber um so schmerzlicher empfindet sie der, der gewohnt ist. sich
geistig zu beschäftigen. Mannschastsbibliotheken sind fast allgemein eingeführt,
die Kasernen werden mit patriotischen und erbnulicheu Tagesblättern fast über¬
schwemmt. Aber in der Kaserne hat der Soldat viel weniger Zeit, sie zu
lesen, als in den Lazaretten, wo gewissenhaft dafür gesorgt wird, daß kein
Halbgenesener entlassen wird, und wo darum die Gesundenden oft monatelang
zubringen. In dieser Zeit bedarf der Soldat geistiger Nahrung; aber er be¬
kommt davon im besten Falle wenig, meist so gut wie nichts. Als Ersatz
wird dann von besuchenden Kameraden Hintertreppenlitteratnr, zuweilen recht
schlüpfrigen Inhalts, gebracht. Der hieraus folgende Schaden ist leicht er¬
sichtlich. Auch hier darf mit Recht von Soldatennot geredet werden, und
doch wäre hier mit geringen Mitteln so leicht zu helfen.
Die vorstehenden Ausführungen sind nicht im mindesten aus einer Ge¬
sinnung hervorgegangen, die durchaus tadeln will und darum mit Behagen
ans kleine Mißstünde hinweist und ihnen mehr Wichtigkeit beimißt, als sie
haben. Der Verfasser dieser Zeilen hat ans seinen Erfahrungen geschöpft und
ist gewiß einer der aufrichtigsten Bewunderer unsers großen Kriegsheers und
dessen, was es zu des Vaterlandes Ruhm und Größe gethan hat. Aber der
Glanz des Ganzen darf den Blick nicht blenden für kleine ischädem Es
gilt, die Hand zu regen, wo Bessermachen möglich ist. An einigen Stellen
ist das leicht möglich. Soldatennot ist in Deutschland eine Not aller. Darum
hilft allen, wer hier zur Besserung beiträgt — er dient damit dem Vaterlande.
Die Grenzen des ärztlichen Berufs
V. Bähr von
as deutsche Strafgesetzbuch bestimmt: „Wer. vorsätzlich einen
andern körperlich mißhandelt oder an der Gesundheit schädigt,
wird mit Gefängnis oder Geldstrafe bestraft." Nun nehmen
alltäglich Ärzte und Wundärzte Eingriffe in den menschlichen
Körper vor, die sich der äußern Erscheinung nach als Körper-
tzungen oder Gesundheitsstörungen darstellen. Gleichwohl fällt es nie-
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