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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

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Zveder Aonunmiisnnis "och Aapiwlisinns

Art Erfolg abschätzt, der muß die der Juden noch höher stellen, weil sie mit
einem noch geringern Aufwande von wirklich produktiver Thätigkeit und noch
größerer Energie im Erraffe" noch hoher" Geldgewinn erzielen. In Wirk¬
lichkeit steht natürlich die englische höher, weil sie immerhin noch nützlicher ist.
Aber was den Erfolg in dem angedeuteten Sinne anlangt, so hat uns der
auf den Punkt gebracht, daß jetzt nicht mehr deutsche und russische Kanone",
nicht deutscher und französischer Geist, auch nicht der deutsche Pflug und der
italienische Spaten, sondern englisches, amerikanisches und jüdisches Geld um
die Weltherrschaft ringen.

Auf den Umstand, daß das Einkommen der verschiednen Arbeitenden im
allgemeine" weder ihre" verschiednen Begabungen noch ihren verschiednen
Leistungen entspricht, gedenken wir nicht etwa eine Anklage gegen die be¬
stehende Gesellschaftsordnung zu gründen. Im Gegenteil, die vollkommne Ge¬
rechtigkeit darf auf Erden nie und nirgends verwirklicht sein. I" dem Angen-
blick, wo sie es wäre, und wo jedem der volle Lohn seiner Thaten, wozu anch
der volle Arbeitsertrag gehört, mit naturgesetzlicher Notwendigkeit von selbst
zufiele, gäbe es keine Möglichkeit mehr für den Menschen, seine sittliche Natur
zu entfalten und zu bethätige". Sondern wir haben diese Inkongruenz nur
hervorgehoben, um die Folgerung abzuweisen, daß um der natürlichen Ungleich¬
heit willen die Menschen von geringer Begabung und geringer Leistungsfähig¬
keit sich das allereleudeste und zum Teil ein geradezu unmenschliches und nnter-
menschliches Dasein gefalle" lasse" müßten. Was dazu erforderlich wäre, um
auch dem wenig Tüchtigen ein trauliches Nest und ausreichende Kost zu ver¬
schaffen, brauchte nicht dem wahren Verdienst entzogen zu werden, das in keiner
zukünftigen Gesellschaftsordnung schlechter wegkommen wird, als es heute
wegkommt, sondern nur solchen Menschen, die weit über Gebühr bezahlt werden;
leistet doch selbst der ungeschickteste Erdarbeiter oder ländliche Tagelöhner für
das Gemeinwohl weit mehr, als der geschickteste Cvnpvnabschneider oder Bauke-
rotteur.

Und dann: ist es denn von vornherein ausgemacht, daß alle Menschen
nieder" Standes nur für die niedrigsten Berrichtnugeu befähigt sind? Wer sich
in Volksschule" umgesehen hat, der weiß, daß es dumme und ungeschickte
Jungen vornehmen Standes und talentvolle Tagelöhnertinder giebt; dennoch
werden, das steht im voraus fest, jene die höchsten und bestbezahlten gesell¬
schaftlichen Stellungen einnehmen, und diese die untersten und schlechtes! be¬
zahlten, denn sich aus niedrigen! Staude durch Talent emporzuschwingen, ist
zwar zu allen Zeiten möglich gewesen, ist Sklaven und Hörigen gelungen; in
unsrer Zeit der Freiheit und Gleichberechtigung aber, unter welchen schönen
Namen sich die Alleinherrschaft des Geldes verbirgt, nahezu unmöglich ge¬
worden. Es ist unverantwortlich, wenn Wolf in seinem sehr ernsthaften und
gelehrten Werke folgenden Äußerungen Kleiupauls eine gewisse Beweiskraft


Zveder Aonunmiisnnis »och Aapiwlisinns

Art Erfolg abschätzt, der muß die der Juden noch höher stellen, weil sie mit
einem noch geringern Aufwande von wirklich produktiver Thätigkeit und noch
größerer Energie im Erraffe» noch hoher» Geldgewinn erzielen. In Wirk¬
lichkeit steht natürlich die englische höher, weil sie immerhin noch nützlicher ist.
Aber was den Erfolg in dem angedeuteten Sinne anlangt, so hat uns der
auf den Punkt gebracht, daß jetzt nicht mehr deutsche und russische Kanone»,
nicht deutscher und französischer Geist, auch nicht der deutsche Pflug und der
italienische Spaten, sondern englisches, amerikanisches und jüdisches Geld um
die Weltherrschaft ringen.

Auf den Umstand, daß das Einkommen der verschiednen Arbeitenden im
allgemeine» weder ihre» verschiednen Begabungen noch ihren verschiednen
Leistungen entspricht, gedenken wir nicht etwa eine Anklage gegen die be¬
stehende Gesellschaftsordnung zu gründen. Im Gegenteil, die vollkommne Ge¬
rechtigkeit darf auf Erden nie und nirgends verwirklicht sein. I» dem Angen-
blick, wo sie es wäre, und wo jedem der volle Lohn seiner Thaten, wozu anch
der volle Arbeitsertrag gehört, mit naturgesetzlicher Notwendigkeit von selbst
zufiele, gäbe es keine Möglichkeit mehr für den Menschen, seine sittliche Natur
zu entfalten und zu bethätige«. Sondern wir haben diese Inkongruenz nur
hervorgehoben, um die Folgerung abzuweisen, daß um der natürlichen Ungleich¬
heit willen die Menschen von geringer Begabung und geringer Leistungsfähig¬
keit sich das allereleudeste und zum Teil ein geradezu unmenschliches und nnter-
menschliches Dasein gefalle» lasse» müßten. Was dazu erforderlich wäre, um
auch dem wenig Tüchtigen ein trauliches Nest und ausreichende Kost zu ver¬
schaffen, brauchte nicht dem wahren Verdienst entzogen zu werden, das in keiner
zukünftigen Gesellschaftsordnung schlechter wegkommen wird, als es heute
wegkommt, sondern nur solchen Menschen, die weit über Gebühr bezahlt werden;
leistet doch selbst der ungeschickteste Erdarbeiter oder ländliche Tagelöhner für
das Gemeinwohl weit mehr, als der geschickteste Cvnpvnabschneider oder Bauke-
rotteur.

Und dann: ist es denn von vornherein ausgemacht, daß alle Menschen
nieder» Standes nur für die niedrigsten Berrichtnugeu befähigt sind? Wer sich
in Volksschule» umgesehen hat, der weiß, daß es dumme und ungeschickte
Jungen vornehmen Standes und talentvolle Tagelöhnertinder giebt; dennoch
werden, das steht im voraus fest, jene die höchsten und bestbezahlten gesell¬
schaftlichen Stellungen einnehmen, und diese die untersten und schlechtes! be¬
zahlten, denn sich aus niedrigen! Staude durch Talent emporzuschwingen, ist
zwar zu allen Zeiten möglich gewesen, ist Sklaven und Hörigen gelungen; in
unsrer Zeit der Freiheit und Gleichberechtigung aber, unter welchen schönen
Namen sich die Alleinherrschaft des Geldes verbirgt, nahezu unmöglich ge¬
worden. Es ist unverantwortlich, wenn Wolf in seinem sehr ernsthaften und
gelehrten Werke folgenden Äußerungen Kleiupauls eine gewisse Beweiskraft


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[0628] Zveder Aonunmiisnnis »och Aapiwlisinns Art Erfolg abschätzt, der muß die der Juden noch höher stellen, weil sie mit einem noch geringern Aufwande von wirklich produktiver Thätigkeit und noch größerer Energie im Erraffe» noch hoher» Geldgewinn erzielen. In Wirk¬ lichkeit steht natürlich die englische höher, weil sie immerhin noch nützlicher ist. Aber was den Erfolg in dem angedeuteten Sinne anlangt, so hat uns der auf den Punkt gebracht, daß jetzt nicht mehr deutsche und russische Kanone», nicht deutscher und französischer Geist, auch nicht der deutsche Pflug und der italienische Spaten, sondern englisches, amerikanisches und jüdisches Geld um die Weltherrschaft ringen. Auf den Umstand, daß das Einkommen der verschiednen Arbeitenden im allgemeine» weder ihre» verschiednen Begabungen noch ihren verschiednen Leistungen entspricht, gedenken wir nicht etwa eine Anklage gegen die be¬ stehende Gesellschaftsordnung zu gründen. Im Gegenteil, die vollkommne Ge¬ rechtigkeit darf auf Erden nie und nirgends verwirklicht sein. I» dem Angen- blick, wo sie es wäre, und wo jedem der volle Lohn seiner Thaten, wozu anch der volle Arbeitsertrag gehört, mit naturgesetzlicher Notwendigkeit von selbst zufiele, gäbe es keine Möglichkeit mehr für den Menschen, seine sittliche Natur zu entfalten und zu bethätige«. Sondern wir haben diese Inkongruenz nur hervorgehoben, um die Folgerung abzuweisen, daß um der natürlichen Ungleich¬ heit willen die Menschen von geringer Begabung und geringer Leistungsfähig¬ keit sich das allereleudeste und zum Teil ein geradezu unmenschliches und nnter- menschliches Dasein gefalle» lasse» müßten. Was dazu erforderlich wäre, um auch dem wenig Tüchtigen ein trauliches Nest und ausreichende Kost zu ver¬ schaffen, brauchte nicht dem wahren Verdienst entzogen zu werden, das in keiner zukünftigen Gesellschaftsordnung schlechter wegkommen wird, als es heute wegkommt, sondern nur solchen Menschen, die weit über Gebühr bezahlt werden; leistet doch selbst der ungeschickteste Erdarbeiter oder ländliche Tagelöhner für das Gemeinwohl weit mehr, als der geschickteste Cvnpvnabschneider oder Bauke- rotteur. Und dann: ist es denn von vornherein ausgemacht, daß alle Menschen nieder» Standes nur für die niedrigsten Berrichtnugeu befähigt sind? Wer sich in Volksschule» umgesehen hat, der weiß, daß es dumme und ungeschickte Jungen vornehmen Standes und talentvolle Tagelöhnertinder giebt; dennoch werden, das steht im voraus fest, jene die höchsten und bestbezahlten gesell¬ schaftlichen Stellungen einnehmen, und diese die untersten und schlechtes! be¬ zahlten, denn sich aus niedrigen! Staude durch Talent emporzuschwingen, ist zwar zu allen Zeiten möglich gewesen, ist Sklaven und Hörigen gelungen; in unsrer Zeit der Freiheit und Gleichberechtigung aber, unter welchen schönen Namen sich die Alleinherrschaft des Geldes verbirgt, nahezu unmöglich ge¬ worden. Es ist unverantwortlich, wenn Wolf in seinem sehr ernsthaften und gelehrten Werke folgenden Äußerungen Kleiupauls eine gewisse Beweiskraft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/628>, abgerufen am 26.06.2024.