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Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr.

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Zur Judenfrage

Wo die Juden in dieser Weise durch das Land verbreitet sind, haben
sie einen großen Teil des Verkehrs mit der ländlichen Bevölkerung an sich
gerissen. Gewiß giebt es unter diesen Landjuden auch ordentliche Menschen,
die nur uach redlichem Gewinn streben. Nicht selten sind sie aber wahre
Blutsauger. In der Regel hat jeder Jude seinen bestimmten Bezirk, den er
begeht. Überall späht er die Verhältnisse aus. Er kennt alles, wo sich irgend
ein Geschäft machen läßt. Vor allem versteht er es, die wirtschaftlichen
Schwächen der Menschen auszukundschaften. Wo sich eine solche zeigt, stürzt
er sich darauf, um sie auszubeuten. Wehe dem Bauer, der sich in solcher
Lage mit dem Juden einläßt! Er wird nach und nach nnsgesogen und geht
unfehlbar zu Grunde. Freilich rächt sich der Bauer dadurch, daß er den
Juden mit souveräner Verachtung behandelt. Er nennt ihn nur mit dem
Bornamen und heißt ihn ,,du." Vor Gericht -- natürlich kommt eS zu
unzähligen gerichtlichen Handeln -- wird er nur ,,der Jude" genannt. Während
dessen hat aber der Jude vielleicht schon dem Bauer den Strick um den
Hals geworfen, und er braucht ihn nnr zuzuziehen, um den Bauer zu er¬
drosseln.

Wenn eine Landbevölkerung solche Dinge stets vor Augen hat, ist es
da ein Wunder, wenn sie bei den Wahlen dem ersten besten ihre Stimme
giebt, der verspricht, sie von dieser Plage zu erlösen?

Bei den Juden, die in den größern Städten leben, vielleicht schon einige
Geschlechter hindurch gelebt haben, tritt das jüdische Wesen mehr abgeschliffen
ans. Man begegnet dort unter den Juden sehr begabten und gebildeten
Menschen. Manche von ihnen haben sich wissenschaftlicher oder künstlerischer
Thätigkeit hingegeben. Sie streben nicht bloß nach Gelderwerb, sondern vor
allem auch nach Macht. Sie beherrschen einen großen Teil der Presse. Sie
gewinnen Stellung in der Volksvertretung. Sie suchen anch im öffentlichen
Dienste Stellung zu gewinnen. Aber immer bleibt doch ihr eigentliches
Lebenselement der Handel und das Geldgeschäft. Den Erfolg bezeugen die
ungeheuern Reichtümer, die sie angesammelt haben. Auch bei den höher
gebildeten Juden wird man stets an einzelnen feinern Zügen den Juden
wiedererkennen. Nur selten treten bei ihnen die jüdischen Eigentümlichkeiten
auch in gröber" Erscheinungen zu Tage. Wer hätte z. B. in Frankreich,
wenn nicht der Panamaschwindel schließlich zum Durchbruch gekommen wäre,
eine Ahnung davon gehabt, welche verhängnisvolle Rolle zwei vornehme Juden
in dieser Angelegenheit gespielt haben?

Trotz dieser Stellung, die das Judentum einnimmt, halten wir es aber
doch für übertrieben, wenn die Politiker, die sich "Antisemiten" nennen, die
Sache so darstellen, als ob das Judentum die Quelle alles Übels in Deutsch¬
land sei. Es wäre deshalb auch nicht nötig gewesen, zur Bekämpfung des
Judentums eine besondre Partei zu bilden. Wohl aber erkennen auch wir


Zur Judenfrage

Wo die Juden in dieser Weise durch das Land verbreitet sind, haben
sie einen großen Teil des Verkehrs mit der ländlichen Bevölkerung an sich
gerissen. Gewiß giebt es unter diesen Landjuden auch ordentliche Menschen,
die nur uach redlichem Gewinn streben. Nicht selten sind sie aber wahre
Blutsauger. In der Regel hat jeder Jude seinen bestimmten Bezirk, den er
begeht. Überall späht er die Verhältnisse aus. Er kennt alles, wo sich irgend
ein Geschäft machen läßt. Vor allem versteht er es, die wirtschaftlichen
Schwächen der Menschen auszukundschaften. Wo sich eine solche zeigt, stürzt
er sich darauf, um sie auszubeuten. Wehe dem Bauer, der sich in solcher
Lage mit dem Juden einläßt! Er wird nach und nach nnsgesogen und geht
unfehlbar zu Grunde. Freilich rächt sich der Bauer dadurch, daß er den
Juden mit souveräner Verachtung behandelt. Er nennt ihn nur mit dem
Bornamen und heißt ihn ,,du." Vor Gericht — natürlich kommt eS zu
unzähligen gerichtlichen Handeln — wird er nur ,,der Jude" genannt. Während
dessen hat aber der Jude vielleicht schon dem Bauer den Strick um den
Hals geworfen, und er braucht ihn nnr zuzuziehen, um den Bauer zu er¬
drosseln.

Wenn eine Landbevölkerung solche Dinge stets vor Augen hat, ist es
da ein Wunder, wenn sie bei den Wahlen dem ersten besten ihre Stimme
giebt, der verspricht, sie von dieser Plage zu erlösen?

Bei den Juden, die in den größern Städten leben, vielleicht schon einige
Geschlechter hindurch gelebt haben, tritt das jüdische Wesen mehr abgeschliffen
ans. Man begegnet dort unter den Juden sehr begabten und gebildeten
Menschen. Manche von ihnen haben sich wissenschaftlicher oder künstlerischer
Thätigkeit hingegeben. Sie streben nicht bloß nach Gelderwerb, sondern vor
allem auch nach Macht. Sie beherrschen einen großen Teil der Presse. Sie
gewinnen Stellung in der Volksvertretung. Sie suchen anch im öffentlichen
Dienste Stellung zu gewinnen. Aber immer bleibt doch ihr eigentliches
Lebenselement der Handel und das Geldgeschäft. Den Erfolg bezeugen die
ungeheuern Reichtümer, die sie angesammelt haben. Auch bei den höher
gebildeten Juden wird man stets an einzelnen feinern Zügen den Juden
wiedererkennen. Nur selten treten bei ihnen die jüdischen Eigentümlichkeiten
auch in gröber» Erscheinungen zu Tage. Wer hätte z. B. in Frankreich,
wenn nicht der Panamaschwindel schließlich zum Durchbruch gekommen wäre,
eine Ahnung davon gehabt, welche verhängnisvolle Rolle zwei vornehme Juden
in dieser Angelegenheit gespielt haben?

Trotz dieser Stellung, die das Judentum einnimmt, halten wir es aber
doch für übertrieben, wenn die Politiker, die sich „Antisemiten" nennen, die
Sache so darstellen, als ob das Judentum die Quelle alles Übels in Deutsch¬
land sei. Es wäre deshalb auch nicht nötig gewesen, zur Bekämpfung des
Judentums eine besondre Partei zu bilden. Wohl aber erkennen auch wir


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[0431] Zur Judenfrage Wo die Juden in dieser Weise durch das Land verbreitet sind, haben sie einen großen Teil des Verkehrs mit der ländlichen Bevölkerung an sich gerissen. Gewiß giebt es unter diesen Landjuden auch ordentliche Menschen, die nur uach redlichem Gewinn streben. Nicht selten sind sie aber wahre Blutsauger. In der Regel hat jeder Jude seinen bestimmten Bezirk, den er begeht. Überall späht er die Verhältnisse aus. Er kennt alles, wo sich irgend ein Geschäft machen läßt. Vor allem versteht er es, die wirtschaftlichen Schwächen der Menschen auszukundschaften. Wo sich eine solche zeigt, stürzt er sich darauf, um sie auszubeuten. Wehe dem Bauer, der sich in solcher Lage mit dem Juden einläßt! Er wird nach und nach nnsgesogen und geht unfehlbar zu Grunde. Freilich rächt sich der Bauer dadurch, daß er den Juden mit souveräner Verachtung behandelt. Er nennt ihn nur mit dem Bornamen und heißt ihn ,,du." Vor Gericht — natürlich kommt eS zu unzähligen gerichtlichen Handeln — wird er nur ,,der Jude" genannt. Während dessen hat aber der Jude vielleicht schon dem Bauer den Strick um den Hals geworfen, und er braucht ihn nnr zuzuziehen, um den Bauer zu er¬ drosseln. Wenn eine Landbevölkerung solche Dinge stets vor Augen hat, ist es da ein Wunder, wenn sie bei den Wahlen dem ersten besten ihre Stimme giebt, der verspricht, sie von dieser Plage zu erlösen? Bei den Juden, die in den größern Städten leben, vielleicht schon einige Geschlechter hindurch gelebt haben, tritt das jüdische Wesen mehr abgeschliffen ans. Man begegnet dort unter den Juden sehr begabten und gebildeten Menschen. Manche von ihnen haben sich wissenschaftlicher oder künstlerischer Thätigkeit hingegeben. Sie streben nicht bloß nach Gelderwerb, sondern vor allem auch nach Macht. Sie beherrschen einen großen Teil der Presse. Sie gewinnen Stellung in der Volksvertretung. Sie suchen anch im öffentlichen Dienste Stellung zu gewinnen. Aber immer bleibt doch ihr eigentliches Lebenselement der Handel und das Geldgeschäft. Den Erfolg bezeugen die ungeheuern Reichtümer, die sie angesammelt haben. Auch bei den höher gebildeten Juden wird man stets an einzelnen feinern Zügen den Juden wiedererkennen. Nur selten treten bei ihnen die jüdischen Eigentümlichkeiten auch in gröber» Erscheinungen zu Tage. Wer hätte z. B. in Frankreich, wenn nicht der Panamaschwindel schließlich zum Durchbruch gekommen wäre, eine Ahnung davon gehabt, welche verhängnisvolle Rolle zwei vornehme Juden in dieser Angelegenheit gespielt haben? Trotz dieser Stellung, die das Judentum einnimmt, halten wir es aber doch für übertrieben, wenn die Politiker, die sich „Antisemiten" nennen, die Sache so darstellen, als ob das Judentum die Quelle alles Übels in Deutsch¬ land sei. Es wäre deshalb auch nicht nötig gewesen, zur Bekämpfung des Judentums eine besondre Partei zu bilden. Wohl aber erkennen auch wir

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 52, 1893, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341857_213791/431>, abgerufen am 25.11.2024.