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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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Zur Unfallversicherung der Arbeiter
1336 3473435 Personen
1837 3861560
1883 4320663
1889 4742548
1890 4926672

Von diesen sind nach den eingegangnen Unfallanzeigen im Betriebe verletzt
worden:

1886 92319 Personen, d. h. je 26,91 von 1000 Versicherten
1387 105897 " " " 27,42 " "
1833 121164 " " " 28,04 " "
1389 139549 " " " 29,42 ,, "
1890 149183 " " " 30,28 " "

Entschädigungen wurden festgestellt für neue entschädigungspflichtig gewordne
Unfälle:

1886 9723 d. h. sür 2,83 Unfälle auf je 1000 Versicherte
1887 15970 ., " 4,14.....,
1888 18309 " " 4,35
1889 22340 " " 4,71
1890 26403 " " 5,36

Die Prozentsätze der gemeldeten wie der neu entschädigten Unfälle zeigen
also von Jahr zu Jahr eine Steigerung. Das ist aber ein ungünstiges Zeichen.
Es bedeutet, daß die Sicherheit in den Betrieben abgenommen hat, und daß
die Unfallgefahr größer geworden ist.

In maßgebenden Kreisen mußte diese Thatsache mit Recht Bedenken er¬
regen, man hatte alles andre für möglich gehaltet", nur nicht, daß die Zahl
Unfälle eine Steigerung erfahren würde, und so hielt das Neichsver-
sicherungsamt im Jahre 1891 bei den ihm unterstellten Verwaltungskörpern
eme Umfrage, ob Gründe für diese Erscheinung zu ihrer Kenntnis gelangt seien.

Die Antworten lauteten, soweit solche überhaupt gegeben wurden, ver¬
schieden. Für die Zunahme der angemeldeten Unfälle wurde die verschärfte
Kontrolle über die Anmeldung als Grund angeführt, und nicht mit Unrecht.
den ersten Jahren kamen kleinere, unbedeutendere Unfälle, die voraussicht¬
lich keine längere Erwerbsunfähigkeit zur Folge haben würden, nicht regel¬
mäßig zur Kenntnis der Genossenschaftsvorstände. Die Unternehmer fürchteten
durch die Unfälle in Mißkredit zu kommen und meldeten vielfach nur da, wo
die Meldung nicht zu umgehn war. Später machte man die Erfahrung, daß
sich aus kleinen, anfangs ganz harmlos erscheinenden Verletzungen durch Ver¬
nachlässigung schwere, dauernde Erwerbsunfähigkeit bilden kann, daß es dann
nach Wochen und Monaten oft unmöglich ist, sich in der Sache Klarheit zu
Erschaffen, wenn nicht gleich zu Anfang durch eine Untersuchung an Ort und
Stelle der Hergang des Unfalls und die Art der Beschädigung festgestellt
worden ist. Wenn Arbeiter außerhalb des Betriebes einen Schaden erlitten


Zur Unfallversicherung der Arbeiter
1336 3473435 Personen
1837 3861560
1883 4320663
1889 4742548
1890 4926672

Von diesen sind nach den eingegangnen Unfallanzeigen im Betriebe verletzt
worden:

1886 92319 Personen, d. h. je 26,91 von 1000 Versicherten
1387 105897 „ „ „ 27,42 „ „
1833 121164 „ „ „ 28,04 „ „
1389 139549 „ „ „ 29,42 ,, „
1890 149183 „ „ „ 30,28 „ „

Entschädigungen wurden festgestellt für neue entschädigungspflichtig gewordne
Unfälle:

1886 9723 d. h. sür 2,83 Unfälle auf je 1000 Versicherte
1887 15970 ., „ 4,14.....,
1888 18309 „ „ 4,35
1889 22340 „ „ 4,71
1890 26403 „ „ 5,36

Die Prozentsätze der gemeldeten wie der neu entschädigten Unfälle zeigen
also von Jahr zu Jahr eine Steigerung. Das ist aber ein ungünstiges Zeichen.
Es bedeutet, daß die Sicherheit in den Betrieben abgenommen hat, und daß
die Unfallgefahr größer geworden ist.

In maßgebenden Kreisen mußte diese Thatsache mit Recht Bedenken er¬
regen, man hatte alles andre für möglich gehaltet«, nur nicht, daß die Zahl
Unfälle eine Steigerung erfahren würde, und so hielt das Neichsver-
sicherungsamt im Jahre 1891 bei den ihm unterstellten Verwaltungskörpern
eme Umfrage, ob Gründe für diese Erscheinung zu ihrer Kenntnis gelangt seien.

Die Antworten lauteten, soweit solche überhaupt gegeben wurden, ver¬
schieden. Für die Zunahme der angemeldeten Unfälle wurde die verschärfte
Kontrolle über die Anmeldung als Grund angeführt, und nicht mit Unrecht.
den ersten Jahren kamen kleinere, unbedeutendere Unfälle, die voraussicht¬
lich keine längere Erwerbsunfähigkeit zur Folge haben würden, nicht regel¬
mäßig zur Kenntnis der Genossenschaftsvorstände. Die Unternehmer fürchteten
durch die Unfälle in Mißkredit zu kommen und meldeten vielfach nur da, wo
die Meldung nicht zu umgehn war. Später machte man die Erfahrung, daß
sich aus kleinen, anfangs ganz harmlos erscheinenden Verletzungen durch Ver¬
nachlässigung schwere, dauernde Erwerbsunfähigkeit bilden kann, daß es dann
nach Wochen und Monaten oft unmöglich ist, sich in der Sache Klarheit zu
Erschaffen, wenn nicht gleich zu Anfang durch eine Untersuchung an Ort und
Stelle der Hergang des Unfalls und die Art der Beschädigung festgestellt
worden ist. Wenn Arbeiter außerhalb des Betriebes einen Schaden erlitten


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[0495] Zur Unfallversicherung der Arbeiter 1336 3473435 Personen 1837 3861560 1883 4320663 1889 4742548 1890 4926672 Von diesen sind nach den eingegangnen Unfallanzeigen im Betriebe verletzt worden: 1886 92319 Personen, d. h. je 26,91 von 1000 Versicherten 1387 105897 „ „ „ 27,42 „ „ 1833 121164 „ „ „ 28,04 „ „ 1389 139549 „ „ „ 29,42 ,, „ 1890 149183 „ „ „ 30,28 „ „ Entschädigungen wurden festgestellt für neue entschädigungspflichtig gewordne Unfälle: 1886 9723 d. h. sür 2,83 Unfälle auf je 1000 Versicherte 1887 15970 ., „ 4,14....., 1888 18309 „ „ 4,35 1889 22340 „ „ 4,71 1890 26403 „ „ 5,36 Die Prozentsätze der gemeldeten wie der neu entschädigten Unfälle zeigen also von Jahr zu Jahr eine Steigerung. Das ist aber ein ungünstiges Zeichen. Es bedeutet, daß die Sicherheit in den Betrieben abgenommen hat, und daß die Unfallgefahr größer geworden ist. In maßgebenden Kreisen mußte diese Thatsache mit Recht Bedenken er¬ regen, man hatte alles andre für möglich gehaltet«, nur nicht, daß die Zahl Unfälle eine Steigerung erfahren würde, und so hielt das Neichsver- sicherungsamt im Jahre 1891 bei den ihm unterstellten Verwaltungskörpern eme Umfrage, ob Gründe für diese Erscheinung zu ihrer Kenntnis gelangt seien. Die Antworten lauteten, soweit solche überhaupt gegeben wurden, ver¬ schieden. Für die Zunahme der angemeldeten Unfälle wurde die verschärfte Kontrolle über die Anmeldung als Grund angeführt, und nicht mit Unrecht. den ersten Jahren kamen kleinere, unbedeutendere Unfälle, die voraussicht¬ lich keine längere Erwerbsunfähigkeit zur Folge haben würden, nicht regel¬ mäßig zur Kenntnis der Genossenschaftsvorstände. Die Unternehmer fürchteten durch die Unfälle in Mißkredit zu kommen und meldeten vielfach nur da, wo die Meldung nicht zu umgehn war. Später machte man die Erfahrung, daß sich aus kleinen, anfangs ganz harmlos erscheinenden Verletzungen durch Ver¬ nachlässigung schwere, dauernde Erwerbsunfähigkeit bilden kann, daß es dann nach Wochen und Monaten oft unmöglich ist, sich in der Sache Klarheit zu Erschaffen, wenn nicht gleich zu Anfang durch eine Untersuchung an Ort und Stelle der Hergang des Unfalls und die Art der Beschädigung festgestellt worden ist. Wenn Arbeiter außerhalb des Betriebes einen Schaden erlitten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/495>, abgerufen am 08.01.2025.