Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die Judenfrage eine ethische Frage es jedoch eines Verbündeten: der Presse. So wurde diese zum Markt¬ Wie käuflich und verlogen diese Presse ist, wie sie trotz beßrer Einsicht Die Juden leugnen freilich in ihrer falschen Solidarität alle diese That¬ Darauf läßt sich mit gutem Gewissen antworten, was die tägliche Er¬ Grenzboten III 1892 57
Die Judenfrage eine ethische Frage es jedoch eines Verbündeten: der Presse. So wurde diese zum Markt¬ Wie käuflich und verlogen diese Presse ist, wie sie trotz beßrer Einsicht Die Juden leugnen freilich in ihrer falschen Solidarität alle diese That¬ Darauf läßt sich mit gutem Gewissen antworten, was die tägliche Er¬ Grenzboten III 1892 57
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0457" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212933"/> <fw type="header" place="top"> Die Judenfrage eine ethische Frage</fw><lb/> <p xml:id="ID_1534" prev="#ID_1533"> es jedoch eines Verbündeten: der Presse. So wurde diese zum Markt¬<lb/> schreier der Börse, zu ihrem bezahlten, aber nicht minder treuen Prä-<lb/> toriauer, und damit war die Notwendigkeit geschaffen, auch sie in die<lb/> Hand zu bekommen, wenn man auf der Börse siegen, wenn man dem ge¬<lb/> samten wirtschaftlichen Leben der Gegenwart den Fuß auf den Nacken setzen<lb/> wollte. So geschah es, daß sich die Juden in vielen Ländern der Presse be¬<lb/> mächtigten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1535"> Wie käuflich und verlogen diese Presse ist, wie sie trotz beßrer Einsicht<lb/> immer der verkrachten manchesterlichen Doktrin das Wort redet, weil nur diese<lb/> ihren Gönnern volle Freiheit der Bewegung gestattet, wie sie mit hochmütigen<lb/> Witzworten über den Zusammenhang zwischen Sittlichkeit und Volkswirtschaft<lb/> hinweggeht, wie sie in ihrer Hexenküche Aufregung, Begeisterung, Gleichgiltig-<lb/> keit, Haß und Verachtung je nach Bedürfnis und Auftrag der Börse künstlich<lb/> herzustellen versteht, wie sie anstatt des Beweises die Phrase setzt, den Hohn,<lb/> die Intrigue, den Schimpf oder das Todschweigen, wie sie jede sachliche Aus¬<lb/> einandersetzung verschmäht, mit welchem Eifer sie für den Materialismus<lb/> Propaganda macht, weil er ihrem nicht jüdischen, sondern geradezu gottes-<lb/> leuguerischen Handeln ein gewisses wissenschaftliches .iir verleiht, das alles<lb/> sind Erscheinungen, die, natürlich weit entfernt, den Antisemitismus gro߬<lb/> ziehen zu wollen, ihn doch recht eigentlich züchten und ihm, wenn sie nicht<lb/> bald verschwinden, die Unterstützung aller Unparteiischen — die anständigen<lb/> Juden selbst nicht ausgeschlossen! — sichern werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1536"> Die Juden leugnen freilich in ihrer falschen Solidarität alle diese That¬<lb/> sachen, sie verschließen sich geradezu jeder Erkenntnis, weil sie darin einen<lb/> Verrat an der eignen Sache erblicken. Sie sagen einfach: Unsere Betrüger<lb/> sind Betrüger, weil sie Kaufleute, nicht weil sie Juden sind; auf der Börse<lb/> und in der Presse giebt es auch Christen, die es ebenso oder noch ärger<lb/> treiben; mit welchem Rechte verlangt man, daß die Juden besser sein sollen<lb/> als die Christen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1537" next="#ID_1538"> Darauf läßt sich mit gutem Gewissen antworten, was die tägliche Er¬<lb/> fahrung lehrt, daß nämlich der christliche Kaufmann durchschnittlich ehrlicher<lb/> ist als der jüdische, daß die Kriminnlstatistik bedeutend mehr Verbrechen ans<lb/> Gewinnsucht unter Juden aufweist, als sich aus ihrer Beteiligung am Kauf¬<lb/> mannsstande zur Not erklären ließe, und daß doch schließlich in jedem Stande<lb/> die Möglichkeit der Übervorteilung in gleichem Grade geboten ist — im Kauf¬<lb/> mannsstande nicht mehr als im Unternehmerberufe, in diesem uicht mehr als<lb/> im Grund- oder Hausbesitzerstand, und in diesem ebenso wie in dem Berufe<lb/> des Nechtscmwalts oder des Arztes. Der Tagelöhner, der Fabrikarbeiter, der<lb/> Mieter, der Klient, der Patient kann ebenso gut ausgebeutet werden, wie der<lb/> Käufer im Kaufmannsladen oder im Kondor. Die christlichen Börsianer und<lb/> käuflichen Journalisten sind selbst absolut, den jüdischen gegenüber, in ver-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1892 57</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0457]
Die Judenfrage eine ethische Frage
es jedoch eines Verbündeten: der Presse. So wurde diese zum Markt¬
schreier der Börse, zu ihrem bezahlten, aber nicht minder treuen Prä-
toriauer, und damit war die Notwendigkeit geschaffen, auch sie in die
Hand zu bekommen, wenn man auf der Börse siegen, wenn man dem ge¬
samten wirtschaftlichen Leben der Gegenwart den Fuß auf den Nacken setzen
wollte. So geschah es, daß sich die Juden in vielen Ländern der Presse be¬
mächtigten.
Wie käuflich und verlogen diese Presse ist, wie sie trotz beßrer Einsicht
immer der verkrachten manchesterlichen Doktrin das Wort redet, weil nur diese
ihren Gönnern volle Freiheit der Bewegung gestattet, wie sie mit hochmütigen
Witzworten über den Zusammenhang zwischen Sittlichkeit und Volkswirtschaft
hinweggeht, wie sie in ihrer Hexenküche Aufregung, Begeisterung, Gleichgiltig-
keit, Haß und Verachtung je nach Bedürfnis und Auftrag der Börse künstlich
herzustellen versteht, wie sie anstatt des Beweises die Phrase setzt, den Hohn,
die Intrigue, den Schimpf oder das Todschweigen, wie sie jede sachliche Aus¬
einandersetzung verschmäht, mit welchem Eifer sie für den Materialismus
Propaganda macht, weil er ihrem nicht jüdischen, sondern geradezu gottes-
leuguerischen Handeln ein gewisses wissenschaftliches .iir verleiht, das alles
sind Erscheinungen, die, natürlich weit entfernt, den Antisemitismus gro߬
ziehen zu wollen, ihn doch recht eigentlich züchten und ihm, wenn sie nicht
bald verschwinden, die Unterstützung aller Unparteiischen — die anständigen
Juden selbst nicht ausgeschlossen! — sichern werden.
Die Juden leugnen freilich in ihrer falschen Solidarität alle diese That¬
sachen, sie verschließen sich geradezu jeder Erkenntnis, weil sie darin einen
Verrat an der eignen Sache erblicken. Sie sagen einfach: Unsere Betrüger
sind Betrüger, weil sie Kaufleute, nicht weil sie Juden sind; auf der Börse
und in der Presse giebt es auch Christen, die es ebenso oder noch ärger
treiben; mit welchem Rechte verlangt man, daß die Juden besser sein sollen
als die Christen?
Darauf läßt sich mit gutem Gewissen antworten, was die tägliche Er¬
fahrung lehrt, daß nämlich der christliche Kaufmann durchschnittlich ehrlicher
ist als der jüdische, daß die Kriminnlstatistik bedeutend mehr Verbrechen ans
Gewinnsucht unter Juden aufweist, als sich aus ihrer Beteiligung am Kauf¬
mannsstande zur Not erklären ließe, und daß doch schließlich in jedem Stande
die Möglichkeit der Übervorteilung in gleichem Grade geboten ist — im Kauf¬
mannsstande nicht mehr als im Unternehmerberufe, in diesem uicht mehr als
im Grund- oder Hausbesitzerstand, und in diesem ebenso wie in dem Berufe
des Nechtscmwalts oder des Arztes. Der Tagelöhner, der Fabrikarbeiter, der
Mieter, der Klient, der Patient kann ebenso gut ausgebeutet werden, wie der
Käufer im Kaufmannsladen oder im Kondor. Die christlichen Börsianer und
käuflichen Journalisten sind selbst absolut, den jüdischen gegenüber, in ver-
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