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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.

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Die Frankfurter Haushaltungsschulen

Eltern überhaupt ein Unterschied bemerkbar wird -- von Hause aus etwas
besser bemittelt, d. h. weniger unbemittelt sind. Es ist manche unter ihnen,
die am Nachmittage doch irgend welche Lohnarbeit, z. B. Zeitungentragen, be¬
sorgen muß; andre, und zwar die meisten, sind während der nicht in der Haus¬
haltungsschule verbrachten Stunden nach dem Maße der schon erlangten wirt¬
schaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten, im elterlichen Haushalt thätig. Gehn
somit die Morgenkurse über den bezeichneten Vereinszweck hinaus, so entsprechen
sie doch einem Bedürfnis derselben ürmern Bevölkerungsschicht, aus der unsre
Frankfurter Schülerinnen im Alter von fünfzehn bis einundzwanzig Jahren
überhaupt hervorgehn. Sie dienen den etwas jüngern und schwächern, den
um ein geringes besser gestellten Kindern in der kurzen Zeitspanne, die der
vollen Tageslohnarbeit vorhergeht; und sie werden, was uus ihre Errichtung
auch sehr nahe gelegt hat, in denselben Schulräumen und meist mit denselben
Lehrkräften abgehalten, die von den andern Kursen nur abends beansprucht
sind. Die letztern bleiben schon in der durchgängig großer" Zahl ihrer Be-
sucherinnen wie der Anfang so der Mittelpunkt der Vcreinsbestrebungen.

In beiden Lehrgängen findet, in dem einen zwei, in dem andern drei
Stunden täglich der gleiche Unterricht statt. Er wird räumlich getrennt, von
verschiednen. natürlich weiblichen Lehrkräften erteilt: in Handarbeiten, im Bügeln
(oder Plätten) und im Kochen. Da aber Freitags und Sonnabends auch alle
in den Schulräumen befindlichen Gegenstände und die Räume selbst, abgesehn von
ihrer täglichen Reinigung, noch eine gründliche Wochensänberung erfahren, so
werden die drei Hauptteile auch der einfachsten Haushaltsführung: Kleidung,
Nahrung und Erhaltung von Wohnung und Hausgerüt, im Verlauf einer
Schulwoche praktisch gelehrt und eingeübt. Eigentlich vollzieht sich der
Kreislauf der Unterrichtsgegenstände in zwei Wochen oder, da die Sonntage
frei bleiben, an zwölf Schulabenden und Schulmorgen. Ist z. B. die Ge¬
samtzahl der Schülerinnen eines Kursus dreißig, so sind fünfzehn in der einen
Woche im Handarbeitssaal beschäftigt mit allein, was die eigne Kleidung oder
die der Eltern und Geschwister an auszubessernden und neuzufertigeudeu
Sachen einem für Schülerinnen berechneten Handarbeitsunterricht liefert. Die
fünfzehn andern verbringen die halbe Woche in der Küche und im Bügel¬
zimmer, und zwar in letzterm immer fünf Schülerinnen je zwei Abende oder
zwei Morgen, sodaß die ganze Küchenhälfte im Verlauf einer Woche vier Abende
mit Kochen und zwei Abende mit Bügeln beschäftigt ist. Es kommen daher
auf die zwölf Schultage oder zwei Wochen: sechs Hcmdarbeits-, vier Koch-
und zwei Bügelabeude. Dieser Wechsel vollzieht sich für beide Hälften Woche
um Woche, sodaß am Schluß der halbjährigen Kurse jede regelmäßig erschei¬
nende Schülerin in den drei Lehrgegenständen die gleiche Stundenzahl erhalten
hat. Ein regelmäßiger Besuch ohne Versäumnisse hat sich aber in den drei
nun verflossenen Schuljahren immer mehr eingebürgert, obgleich die ganze


Grenzboten III 1892 52
Die Frankfurter Haushaltungsschulen

Eltern überhaupt ein Unterschied bemerkbar wird — von Hause aus etwas
besser bemittelt, d. h. weniger unbemittelt sind. Es ist manche unter ihnen,
die am Nachmittage doch irgend welche Lohnarbeit, z. B. Zeitungentragen, be¬
sorgen muß; andre, und zwar die meisten, sind während der nicht in der Haus¬
haltungsschule verbrachten Stunden nach dem Maße der schon erlangten wirt¬
schaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten, im elterlichen Haushalt thätig. Gehn
somit die Morgenkurse über den bezeichneten Vereinszweck hinaus, so entsprechen
sie doch einem Bedürfnis derselben ürmern Bevölkerungsschicht, aus der unsre
Frankfurter Schülerinnen im Alter von fünfzehn bis einundzwanzig Jahren
überhaupt hervorgehn. Sie dienen den etwas jüngern und schwächern, den
um ein geringes besser gestellten Kindern in der kurzen Zeitspanne, die der
vollen Tageslohnarbeit vorhergeht; und sie werden, was uus ihre Errichtung
auch sehr nahe gelegt hat, in denselben Schulräumen und meist mit denselben
Lehrkräften abgehalten, die von den andern Kursen nur abends beansprucht
sind. Die letztern bleiben schon in der durchgängig großer» Zahl ihrer Be-
sucherinnen wie der Anfang so der Mittelpunkt der Vcreinsbestrebungen.

In beiden Lehrgängen findet, in dem einen zwei, in dem andern drei
Stunden täglich der gleiche Unterricht statt. Er wird räumlich getrennt, von
verschiednen. natürlich weiblichen Lehrkräften erteilt: in Handarbeiten, im Bügeln
(oder Plätten) und im Kochen. Da aber Freitags und Sonnabends auch alle
in den Schulräumen befindlichen Gegenstände und die Räume selbst, abgesehn von
ihrer täglichen Reinigung, noch eine gründliche Wochensänberung erfahren, so
werden die drei Hauptteile auch der einfachsten Haushaltsführung: Kleidung,
Nahrung und Erhaltung von Wohnung und Hausgerüt, im Verlauf einer
Schulwoche praktisch gelehrt und eingeübt. Eigentlich vollzieht sich der
Kreislauf der Unterrichtsgegenstände in zwei Wochen oder, da die Sonntage
frei bleiben, an zwölf Schulabenden und Schulmorgen. Ist z. B. die Ge¬
samtzahl der Schülerinnen eines Kursus dreißig, so sind fünfzehn in der einen
Woche im Handarbeitssaal beschäftigt mit allein, was die eigne Kleidung oder
die der Eltern und Geschwister an auszubessernden und neuzufertigeudeu
Sachen einem für Schülerinnen berechneten Handarbeitsunterricht liefert. Die
fünfzehn andern verbringen die halbe Woche in der Küche und im Bügel¬
zimmer, und zwar in letzterm immer fünf Schülerinnen je zwei Abende oder
zwei Morgen, sodaß die ganze Küchenhälfte im Verlauf einer Woche vier Abende
mit Kochen und zwei Abende mit Bügeln beschäftigt ist. Es kommen daher
auf die zwölf Schultage oder zwei Wochen: sechs Hcmdarbeits-, vier Koch-
und zwei Bügelabeude. Dieser Wechsel vollzieht sich für beide Hälften Woche
um Woche, sodaß am Schluß der halbjährigen Kurse jede regelmäßig erschei¬
nende Schülerin in den drei Lehrgegenständen die gleiche Stundenzahl erhalten
hat. Ein regelmäßiger Besuch ohne Versäumnisse hat sich aber in den drei
nun verflossenen Schuljahren immer mehr eingebürgert, obgleich die ganze


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[0417] Die Frankfurter Haushaltungsschulen Eltern überhaupt ein Unterschied bemerkbar wird — von Hause aus etwas besser bemittelt, d. h. weniger unbemittelt sind. Es ist manche unter ihnen, die am Nachmittage doch irgend welche Lohnarbeit, z. B. Zeitungentragen, be¬ sorgen muß; andre, und zwar die meisten, sind während der nicht in der Haus¬ haltungsschule verbrachten Stunden nach dem Maße der schon erlangten wirt¬ schaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten, im elterlichen Haushalt thätig. Gehn somit die Morgenkurse über den bezeichneten Vereinszweck hinaus, so entsprechen sie doch einem Bedürfnis derselben ürmern Bevölkerungsschicht, aus der unsre Frankfurter Schülerinnen im Alter von fünfzehn bis einundzwanzig Jahren überhaupt hervorgehn. Sie dienen den etwas jüngern und schwächern, den um ein geringes besser gestellten Kindern in der kurzen Zeitspanne, die der vollen Tageslohnarbeit vorhergeht; und sie werden, was uus ihre Errichtung auch sehr nahe gelegt hat, in denselben Schulräumen und meist mit denselben Lehrkräften abgehalten, die von den andern Kursen nur abends beansprucht sind. Die letztern bleiben schon in der durchgängig großer» Zahl ihrer Be- sucherinnen wie der Anfang so der Mittelpunkt der Vcreinsbestrebungen. In beiden Lehrgängen findet, in dem einen zwei, in dem andern drei Stunden täglich der gleiche Unterricht statt. Er wird räumlich getrennt, von verschiednen. natürlich weiblichen Lehrkräften erteilt: in Handarbeiten, im Bügeln (oder Plätten) und im Kochen. Da aber Freitags und Sonnabends auch alle in den Schulräumen befindlichen Gegenstände und die Räume selbst, abgesehn von ihrer täglichen Reinigung, noch eine gründliche Wochensänberung erfahren, so werden die drei Hauptteile auch der einfachsten Haushaltsführung: Kleidung, Nahrung und Erhaltung von Wohnung und Hausgerüt, im Verlauf einer Schulwoche praktisch gelehrt und eingeübt. Eigentlich vollzieht sich der Kreislauf der Unterrichtsgegenstände in zwei Wochen oder, da die Sonntage frei bleiben, an zwölf Schulabenden und Schulmorgen. Ist z. B. die Ge¬ samtzahl der Schülerinnen eines Kursus dreißig, so sind fünfzehn in der einen Woche im Handarbeitssaal beschäftigt mit allein, was die eigne Kleidung oder die der Eltern und Geschwister an auszubessernden und neuzufertigeudeu Sachen einem für Schülerinnen berechneten Handarbeitsunterricht liefert. Die fünfzehn andern verbringen die halbe Woche in der Küche und im Bügel¬ zimmer, und zwar in letzterm immer fünf Schülerinnen je zwei Abende oder zwei Morgen, sodaß die ganze Küchenhälfte im Verlauf einer Woche vier Abende mit Kochen und zwei Abende mit Bügeln beschäftigt ist. Es kommen daher auf die zwölf Schultage oder zwei Wochen: sechs Hcmdarbeits-, vier Koch- und zwei Bügelabeude. Dieser Wechsel vollzieht sich für beide Hälften Woche um Woche, sodaß am Schluß der halbjährigen Kurse jede regelmäßig erschei¬ nende Schülerin in den drei Lehrgegenständen die gleiche Stundenzahl erhalten hat. Ein regelmäßiger Besuch ohne Versäumnisse hat sich aber in den drei nun verflossenen Schuljahren immer mehr eingebürgert, obgleich die ganze Grenzboten III 1892 52

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_212475/417>, abgerufen am 08.01.2025.