Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.sagen, daß irgend einmal ein Volk von solcher Körperbeschaffenheit und Große, Was endlich die Mythologie anlangt, so ist längst bekannt, daß die Götter sagen, daß irgend einmal ein Volk von solcher Körperbeschaffenheit und Große, Was endlich die Mythologie anlangt, so ist längst bekannt, daß die Götter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212699"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_731" prev="#ID_730"> sagen, daß irgend einmal ein Volk von solcher Körperbeschaffenheit und Große,<lb/> von diesem bestimmten Kulturgrade in dieser Gegend gehaust habe, und aus<lb/> der Bodenschicht, in der ein gewisser Fund gemacht wird, können die Geologen<lb/> vielleicht mit einiger Wahrscheinlichkeit sein Alter bestimmen, aber ob das frag¬<lb/> liche Volk von Norden oder von Süden an den Fundort gelaugt sei, darüber<lb/> können die Bestandteile des Fundes keine Auskunft geben; das könnten nnr<lb/> geschriebne Urkunden und Nachrichten, die eben leider nicht vorhanden sind.<lb/> Krause selbst ist auch besonnen genng, aus deu „megalithischen Denkmalen,"<lb/> die er betrachtet hat, weiter nichts zu schließen, als „daß sie von einer dolicho-<lb/> kephalen (langschädligen) Nasse herrühren, bei der persönliche Tapferkeit und<lb/> Heldentum im höchsten Ansehen standen. Ferner ist deutlich eine große Vor¬<lb/> liebe für das Wasser zu erkennen; denn längs der baltischen und atlantischen<lb/> Küsten, auf den Inseln und Halbinseln, an dem untern Lause und deu Mün¬<lb/> dungen schiffbarer Flüsse zieht sich die dichteste Reihe dieser Denkmale hin,<lb/> während das Binnenland Europas auffallend arm an denselben (!) geblieben ist.<lb/> Man kaun aus dieser Eigentümlichkeit der Verbreitungsweise zwei Schlüsse<lb/> ziehen, erstlich den unsichern, wenn auch nicht gerade verwerflichen, daß der<lb/> mit Wanderblöcken besäte Gürtel Nordeuropas gewissermaßen von selbst zur<lb/> Errichtung solcher Denkmale aufforderte, und daß daher hier das Ursprungs¬<lb/> land der Sitte zu suchen sei; zweitens, daß die Wanderungen dieses Volks<lb/> vielfach zu Wasser mittels Küstenschiffahrt in kleinen Kähnen geschehen sein<lb/> dürften." Also nur deu Urspruugsort einer Sitte, nicht den eines Volks<lb/> glaubt er hier gefunden zu haben. Sehr hübsch ist die Charakteristik der lang-<lb/> uuo kurzschüdligen Menschen: die erstem geborne Krieger, Herrscher, Organi¬<lb/> satoren und — Protestanten, die andern zum Arbeiten und Dienen geschickt<lb/> und dem Katholizismus zugeneigt. Doch weist Krause mit gerechtem Unwillen<lb/> die schon 1814 von Pehrvnx de la Cordonnwre aufgestellte Behauptung zurück,<lb/> daß die „aktive Rasse" allein Kultur schaffe; woraus dann weiter die Folge¬<lb/> rung gezogen worden ist, die „passive" sei von der Natur zur Sklaverei be¬<lb/> stimmt. Wie immer die Rassen sich ursprünglich unterschieden haben mögen,<lb/> hente findet man oft genug lange und kurze, kluge und dumme, regierungs¬<lb/> fähige und regierungsbedürftige Schädel in ein und derselben Familie bei¬<lb/> sammen, und mit einer ans anthropologische Unterschiede gegründeten Politik<lb/> würde mau nicht weit kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_732" next="#ID_733"> Was endlich die Mythologie anlangt, so ist längst bekannt, daß die Götter<lb/> ursprünglich Personifikationen von Naturmächtcn waren, und daß die Sonne<lb/> im Norden als die wohlthätigste aller Gottheiten verehrt zu werden pflegt,<lb/> während sie im Süden, wo ihre Strahlen nicht selten deu Menschen und seine<lb/> Saaten toten, eine Doppelnatur annimmt, als bald wohlthätige, bald schreck¬<lb/> liche Gottheit. Ferner daß die zu Fanatismus und Wollust hinneigenden<lb/> Semiten den feindlichen Sonnen- oder Feuergott mit grausamen Menschen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0223]
sagen, daß irgend einmal ein Volk von solcher Körperbeschaffenheit und Große,
von diesem bestimmten Kulturgrade in dieser Gegend gehaust habe, und aus
der Bodenschicht, in der ein gewisser Fund gemacht wird, können die Geologen
vielleicht mit einiger Wahrscheinlichkeit sein Alter bestimmen, aber ob das frag¬
liche Volk von Norden oder von Süden an den Fundort gelaugt sei, darüber
können die Bestandteile des Fundes keine Auskunft geben; das könnten nnr
geschriebne Urkunden und Nachrichten, die eben leider nicht vorhanden sind.
Krause selbst ist auch besonnen genng, aus deu „megalithischen Denkmalen,"
die er betrachtet hat, weiter nichts zu schließen, als „daß sie von einer dolicho-
kephalen (langschädligen) Nasse herrühren, bei der persönliche Tapferkeit und
Heldentum im höchsten Ansehen standen. Ferner ist deutlich eine große Vor¬
liebe für das Wasser zu erkennen; denn längs der baltischen und atlantischen
Küsten, auf den Inseln und Halbinseln, an dem untern Lause und deu Mün¬
dungen schiffbarer Flüsse zieht sich die dichteste Reihe dieser Denkmale hin,
während das Binnenland Europas auffallend arm an denselben (!) geblieben ist.
Man kaun aus dieser Eigentümlichkeit der Verbreitungsweise zwei Schlüsse
ziehen, erstlich den unsichern, wenn auch nicht gerade verwerflichen, daß der
mit Wanderblöcken besäte Gürtel Nordeuropas gewissermaßen von selbst zur
Errichtung solcher Denkmale aufforderte, und daß daher hier das Ursprungs¬
land der Sitte zu suchen sei; zweitens, daß die Wanderungen dieses Volks
vielfach zu Wasser mittels Küstenschiffahrt in kleinen Kähnen geschehen sein
dürften." Also nur deu Urspruugsort einer Sitte, nicht den eines Volks
glaubt er hier gefunden zu haben. Sehr hübsch ist die Charakteristik der lang-
uuo kurzschüdligen Menschen: die erstem geborne Krieger, Herrscher, Organi¬
satoren und — Protestanten, die andern zum Arbeiten und Dienen geschickt
und dem Katholizismus zugeneigt. Doch weist Krause mit gerechtem Unwillen
die schon 1814 von Pehrvnx de la Cordonnwre aufgestellte Behauptung zurück,
daß die „aktive Rasse" allein Kultur schaffe; woraus dann weiter die Folge¬
rung gezogen worden ist, die „passive" sei von der Natur zur Sklaverei be¬
stimmt. Wie immer die Rassen sich ursprünglich unterschieden haben mögen,
hente findet man oft genug lange und kurze, kluge und dumme, regierungs¬
fähige und regierungsbedürftige Schädel in ein und derselben Familie bei¬
sammen, und mit einer ans anthropologische Unterschiede gegründeten Politik
würde mau nicht weit kommen.
Was endlich die Mythologie anlangt, so ist längst bekannt, daß die Götter
ursprünglich Personifikationen von Naturmächtcn waren, und daß die Sonne
im Norden als die wohlthätigste aller Gottheiten verehrt zu werden pflegt,
während sie im Süden, wo ihre Strahlen nicht selten deu Menschen und seine
Saaten toten, eine Doppelnatur annimmt, als bald wohlthätige, bald schreck¬
liche Gottheit. Ferner daß die zu Fanatismus und Wollust hinneigenden
Semiten den feindlichen Sonnen- oder Feuergott mit grausamen Menschen-
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