Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.Die akademische Kunstausstellung in Berlin Körper nach Nordafrika trug, weil es ihn trieb, die bei einem frühern Auf¬ Gewisse Richtungen der Lcmdschcifts- und Marinemalerei sind freilich Zier¬ Aus der Landschaftsmalerei und zwar aus ihrer jüngern realistischen Rich¬ Die akademische Kunstausstellung in Berlin Körper nach Nordafrika trug, weil es ihn trieb, die bei einem frühern Auf¬ Gewisse Richtungen der Lcmdschcifts- und Marinemalerei sind freilich Zier¬ Aus der Landschaftsmalerei und zwar aus ihrer jüngern realistischen Rich¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212666"/> <fw type="header" place="top"> Die akademische Kunstausstellung in Berlin</fw><lb/> <p xml:id="ID_593" prev="#ID_592"> Körper nach Nordafrika trug, weil es ihn trieb, die bei einem frühern Auf¬<lb/> enthalt in Tunis und Marokko gewonnenen Eindrücke zu vertiefen und darnach<lb/> sein weiteres Schaffen einzurichten.</p><lb/> <p xml:id="ID_594"> Gewisse Richtungen der Lcmdschcifts- und Marinemalerei sind freilich Zier¬<lb/> pflanzen einer Liebhaberei, deren Dauerhaftigkeit nicht zu berechnen ist. Seit 1888<lb/> hat sich in Berlin eine Kolonie von Marinemalern gebildet, die so schnell an Mit¬<lb/> gliedern zugenommen hat, daß ein Zusammenhang zwischen dieser Neubildung<lb/> und den Neigungen des jetzigen Kaisers klar ist. Eine Pflanzstätte hatte die<lb/> Marinemalerci immer in Berlin; jetzt ist sie aber zur Treibhausknltnr ge¬<lb/> worden. Ein gleiches gilt von der Nordlandsmalerei, von den Schilderungen<lb/> norwegischer Fjorde, Gebirgsthäler, Inseln und Strandlandschaften. Sie hatte<lb/> früher, schon seit dem Ende der vierziger Jahre, ihren Sitz in Düsseldorf ge¬<lb/> habt, dessen Akademie die norwegischen und schwedischen Kunstjünger an sich<lb/> zog und festhielt. Jetzt hat Düsseldorf seine führende Rolle an Berlin ab¬<lb/> gegeben, wohin die deutschen und skandinavischen Nordlandsmaler übergesiedelt<lb/> sind, vielleicht in der Meinung, daß man das Eisen schmieden müsse, so lange<lb/> es warm ist. Daraus hat sich eine Massenproduktion entwickelt, der man zum<lb/> Glück nicht nachsagen kann, daß sie an Tiefe und Gründlichkeit verliere. Es ist<lb/> sogar ein förmlicher Wettlauf entstanden, der sich bisweilen, ganz wie beim<lb/> Sport, um ein bestimmtes Motiv dreht. Drei unsrer ersten Nordlandmaler,<lb/> Adelsteen Normann, von Eckenbrecher und Fritz Grebe, haben das Naeröthal<lb/> von Stalheim aus gemalt, jeder in einer andern perspektivischen Verschiebung<lb/> der das Thal überragenden Spitzen und Kuppen, und die Berliner Marine¬<lb/> maler haben mit einander gewetteifert, alle Nüancen des Meerwassers bei<lb/> ruhiger, leicht bewegter und stürmischer See, bei allen nur möglichen Wand¬<lb/> lungen des Dunstkreises zu ergründen und koloristisch festzuhalten, und zwar<lb/> mit einer Virtuosität, daß man am Ende doch zu dem Glanben geführt wird,<lb/> daß die Kunst — wenigstens in einzelnen ihrer Gebilde — der Natur gleich¬<lb/> kommen könne. Die Mariner mit Schiffsporträts und mit Darstellungen von<lb/> Schisfsmauövern, die Jagd- und Tierstücke und die militärischen Genrebilder,<lb/> die sich hoher Neigung erfreuen, wollen wir nicht nach ihrem künstlerischen<lb/> Verdienst beurteilen. Aber eines kommt zum andern, und schon die Wahr-<lb/> nehmung eines Schutzes, eiuer Förderung von hoher Seite ist ein Sporn für<lb/> die Kunst, auch wenn diese Förderung zunächst mehr an dem Stoff als an<lb/> der künstlerischen Form haftet.</p><lb/> <p xml:id="ID_595" next="#ID_596"> Aus der Landschaftsmalerei und zwar aus ihrer jüngern realistischen Rich¬<lb/> tung, die hauptsächlich uach dem Ausdruck eiuer starken Stimmung strebt, ist<lb/> auch das Bild erwachsen, das auf unsrer Kunstausstellung in Bezug auf selb¬<lb/> ständige Erfindung und die Bethätigung eignen Denkens die erste Stelle ein¬<lb/> nimmt: eine nach Art der mittelalterlichen Tripthcha aus drei Abteilungen,<lb/> einem breiten Mittel- und zwei schmälern Flügelbildern, bestehende, durch ihren</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
Die akademische Kunstausstellung in Berlin
Körper nach Nordafrika trug, weil es ihn trieb, die bei einem frühern Auf¬
enthalt in Tunis und Marokko gewonnenen Eindrücke zu vertiefen und darnach
sein weiteres Schaffen einzurichten.
Gewisse Richtungen der Lcmdschcifts- und Marinemalerei sind freilich Zier¬
pflanzen einer Liebhaberei, deren Dauerhaftigkeit nicht zu berechnen ist. Seit 1888
hat sich in Berlin eine Kolonie von Marinemalern gebildet, die so schnell an Mit¬
gliedern zugenommen hat, daß ein Zusammenhang zwischen dieser Neubildung
und den Neigungen des jetzigen Kaisers klar ist. Eine Pflanzstätte hatte die
Marinemalerci immer in Berlin; jetzt ist sie aber zur Treibhausknltnr ge¬
worden. Ein gleiches gilt von der Nordlandsmalerei, von den Schilderungen
norwegischer Fjorde, Gebirgsthäler, Inseln und Strandlandschaften. Sie hatte
früher, schon seit dem Ende der vierziger Jahre, ihren Sitz in Düsseldorf ge¬
habt, dessen Akademie die norwegischen und schwedischen Kunstjünger an sich
zog und festhielt. Jetzt hat Düsseldorf seine führende Rolle an Berlin ab¬
gegeben, wohin die deutschen und skandinavischen Nordlandsmaler übergesiedelt
sind, vielleicht in der Meinung, daß man das Eisen schmieden müsse, so lange
es warm ist. Daraus hat sich eine Massenproduktion entwickelt, der man zum
Glück nicht nachsagen kann, daß sie an Tiefe und Gründlichkeit verliere. Es ist
sogar ein förmlicher Wettlauf entstanden, der sich bisweilen, ganz wie beim
Sport, um ein bestimmtes Motiv dreht. Drei unsrer ersten Nordlandmaler,
Adelsteen Normann, von Eckenbrecher und Fritz Grebe, haben das Naeröthal
von Stalheim aus gemalt, jeder in einer andern perspektivischen Verschiebung
der das Thal überragenden Spitzen und Kuppen, und die Berliner Marine¬
maler haben mit einander gewetteifert, alle Nüancen des Meerwassers bei
ruhiger, leicht bewegter und stürmischer See, bei allen nur möglichen Wand¬
lungen des Dunstkreises zu ergründen und koloristisch festzuhalten, und zwar
mit einer Virtuosität, daß man am Ende doch zu dem Glanben geführt wird,
daß die Kunst — wenigstens in einzelnen ihrer Gebilde — der Natur gleich¬
kommen könne. Die Mariner mit Schiffsporträts und mit Darstellungen von
Schisfsmauövern, die Jagd- und Tierstücke und die militärischen Genrebilder,
die sich hoher Neigung erfreuen, wollen wir nicht nach ihrem künstlerischen
Verdienst beurteilen. Aber eines kommt zum andern, und schon die Wahr-
nehmung eines Schutzes, eiuer Förderung von hoher Seite ist ein Sporn für
die Kunst, auch wenn diese Förderung zunächst mehr an dem Stoff als an
der künstlerischen Form haftet.
Aus der Landschaftsmalerei und zwar aus ihrer jüngern realistischen Rich¬
tung, die hauptsächlich uach dem Ausdruck eiuer starken Stimmung strebt, ist
auch das Bild erwachsen, das auf unsrer Kunstausstellung in Bezug auf selb¬
ständige Erfindung und die Bethätigung eignen Denkens die erste Stelle ein¬
nimmt: eine nach Art der mittelalterlichen Tripthcha aus drei Abteilungen,
einem breiten Mittel- und zwei schmälern Flügelbildern, bestehende, durch ihren
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |