Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.deutende Mittel gefordert, rund 1000 Mark. Es waren also noch 4000 Mark Wie sah es nun bei dem Philologen aus? Die Universität wurde acht deutende Mittel gefordert, rund 1000 Mark. Es waren also noch 4000 Mark Wie sah es nun bei dem Philologen aus? Die Universität wurde acht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212610"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_373" prev="#ID_372"> deutende Mittel gefordert, rund 1000 Mark. Es waren also noch 4000 Mark<lb/> vorhanden. Diese, zu vier Prozent angelegt, ergaben nur 160 Mark Zinsen,<lb/> einen Betrag, der nicht ausreichen konnte, dem jungen Offizier ein angemeßnes<lb/> Leben zu sichern. Der Bater hatte sich zu einer monatlichen Zulage von<lb/> 40 Mark verpflichtet; das sollte der junge Offizier anch erhalten. Es wurde<lb/> also vom Kapital genommen. Nach dem ersten Leutnantsjahr belief sich das<lb/> ursprüngliche Kapital nur noch auf 3680 Mark, da außer den 160 Mark<lb/> Zinsen »och 320 Mark davon zur monatlichen Zulage verwendet worden waren.<lb/> Bis in das zwölfte Dienstjahr hinein reichte das Kapital. Aber dann winkte<lb/> ja das Einkommen des Hauptmanns in unmittelbarer Nähe, sodaß ein Zu¬<lb/> schuß von einigen Hundert Mark genügte, den Sohn ohne Schulden in gesicherter<lb/> Stellung zu scheu, ohne daß die Familie eine zu schwere Last zu tragen ge¬<lb/> nötigt war.</p><lb/> <p xml:id="ID_374" next="#ID_375"> Wie sah es nun bei dem Philologen aus? Die Universität wurde acht<lb/> Monate im Jahre besucht. Bei nur 90 Mark Monatswechsel erforderte das<lb/> allein 720 Mark; Kollegienhonorare, Kleidung und Bücher erhöhten die Ge¬<lb/> samtausgabe bis auf 1150 Mark. Dabei war der Student noch vier Monate<lb/> im Jahre daheim. Das zweite und dritte Semester gehörten dem Dienst als<lb/> Einjährig-Freiwilliger und forderten etwa 500 Mark mehr als jedes andre<lb/> Studienjahr. Nach dem achten Semester — das Militärjahr war für das<lb/> Studium völlig verloren gewesen ^ belief sich die einstige Summe von<lb/> 5000 Mark nur noch auf etwa 300 Mark, kaum ausreichend, die Doktor-<lb/> Promotion zu bezahlen! War auch das Staatsexamen am Ende des elften<lb/> Semesters gemacht, da ja das Vaterhaus eifrige, ungestörte und sorgenlose<lb/> Vorbereitung hierin gestattete, so verging doch darnach noch eine Zeit von<lb/> drei Jahren, ehe das Provinzialschulkollegium 1200 Mark Vergütung bewilligte,<lb/> die dem „Kandidaten des höhern Schulamts" für seine anstrengende Lehr¬<lb/> thätigkeit an einer höhern Lehranstalt gezahlt wurden. Da warm also acht und<lb/> ein halbes Jahr seit dem Abiturientenexamen vergangen, ehe pekuniär annähernd<lb/> das erreicht wurde, dessen sich der Soldat schon sieben und ein halbes Jahr früher<lb/> nach Aufwendung doch nur geringer Kosten hatte erfreuen können. Geht mau<lb/> davon aus, daß für einen der Vorbereitung zum Examen lebenden Kandidaten<lb/> oder für einen seine Probezeit ableistenden Philologen mindestens dasselbe zum<lb/> anständigen Leben erforderlich ist, was der Student braucht, so kommt mau<lb/> zu dem Ergebnis, daß der Philologe gerade noch einmal soviel aufwenden<lb/> muß, ehe er eine gesicherte Existenz findet, als der Offizier. Ist auch sein<lb/> Einkommen vielleicht ein höheres zu der Zeit, wo sein Altersgenosse im Heere<lb/> noch Premierleutnant, und in sehr günstigem Falle ein gleiches, wenn der<lb/> Offizier Hauptmann zweiter Klasse ist, so hat dieser doch als Hauptmann<lb/> erster Klasse sicherlich weit mehr als der Philologe. Und auch der etwaige<lb/> Ruhegehalt ist dementsprechend bei dem Offizier schon jetzt viel höher, besonders</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
deutende Mittel gefordert, rund 1000 Mark. Es waren also noch 4000 Mark
vorhanden. Diese, zu vier Prozent angelegt, ergaben nur 160 Mark Zinsen,
einen Betrag, der nicht ausreichen konnte, dem jungen Offizier ein angemeßnes
Leben zu sichern. Der Bater hatte sich zu einer monatlichen Zulage von
40 Mark verpflichtet; das sollte der junge Offizier anch erhalten. Es wurde
also vom Kapital genommen. Nach dem ersten Leutnantsjahr belief sich das
ursprüngliche Kapital nur noch auf 3680 Mark, da außer den 160 Mark
Zinsen »och 320 Mark davon zur monatlichen Zulage verwendet worden waren.
Bis in das zwölfte Dienstjahr hinein reichte das Kapital. Aber dann winkte
ja das Einkommen des Hauptmanns in unmittelbarer Nähe, sodaß ein Zu¬
schuß von einigen Hundert Mark genügte, den Sohn ohne Schulden in gesicherter
Stellung zu scheu, ohne daß die Familie eine zu schwere Last zu tragen ge¬
nötigt war.
Wie sah es nun bei dem Philologen aus? Die Universität wurde acht
Monate im Jahre besucht. Bei nur 90 Mark Monatswechsel erforderte das
allein 720 Mark; Kollegienhonorare, Kleidung und Bücher erhöhten die Ge¬
samtausgabe bis auf 1150 Mark. Dabei war der Student noch vier Monate
im Jahre daheim. Das zweite und dritte Semester gehörten dem Dienst als
Einjährig-Freiwilliger und forderten etwa 500 Mark mehr als jedes andre
Studienjahr. Nach dem achten Semester — das Militärjahr war für das
Studium völlig verloren gewesen ^ belief sich die einstige Summe von
5000 Mark nur noch auf etwa 300 Mark, kaum ausreichend, die Doktor-
Promotion zu bezahlen! War auch das Staatsexamen am Ende des elften
Semesters gemacht, da ja das Vaterhaus eifrige, ungestörte und sorgenlose
Vorbereitung hierin gestattete, so verging doch darnach noch eine Zeit von
drei Jahren, ehe das Provinzialschulkollegium 1200 Mark Vergütung bewilligte,
die dem „Kandidaten des höhern Schulamts" für seine anstrengende Lehr¬
thätigkeit an einer höhern Lehranstalt gezahlt wurden. Da warm also acht und
ein halbes Jahr seit dem Abiturientenexamen vergangen, ehe pekuniär annähernd
das erreicht wurde, dessen sich der Soldat schon sieben und ein halbes Jahr früher
nach Aufwendung doch nur geringer Kosten hatte erfreuen können. Geht mau
davon aus, daß für einen der Vorbereitung zum Examen lebenden Kandidaten
oder für einen seine Probezeit ableistenden Philologen mindestens dasselbe zum
anständigen Leben erforderlich ist, was der Student braucht, so kommt mau
zu dem Ergebnis, daß der Philologe gerade noch einmal soviel aufwenden
muß, ehe er eine gesicherte Existenz findet, als der Offizier. Ist auch sein
Einkommen vielleicht ein höheres zu der Zeit, wo sein Altersgenosse im Heere
noch Premierleutnant, und in sehr günstigem Falle ein gleiches, wenn der
Offizier Hauptmann zweiter Klasse ist, so hat dieser doch als Hauptmann
erster Klasse sicherlich weit mehr als der Philologe. Und auch der etwaige
Ruhegehalt ist dementsprechend bei dem Offizier schon jetzt viel höher, besonders
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