Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Drittes Vierteljahr.CKinci und de>s Al'erbte>>>d schreiten. Sie sollten jedoch bald die Überlegenheit ihres Gegners kennen CKinci und de>s Al'erbte>>>d schreiten. Sie sollten jedoch bald die Überlegenheit ihres Gegners kennen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/212596"/> <fw type="header" place="top"> CKinci und de>s Al'erbte>>>d</fw><lb/> <p xml:id="ID_329" prev="#ID_328" next="#ID_330"> schreiten. Sie sollten jedoch bald die Überlegenheit ihres Gegners kennen<lb/> lernen. Vom Jahre 1850 an war die Laufbahn Hungs lange Zeit hindurch<lb/> ein einziger großer Siegeszug. Nach mehreren größern Erfolgen im Süden<lb/> marschirten die Empörer nach Norden und nahmen eine Stadt nach der andern<lb/> ein. Nur Tschangscha, die Haupstadt der Provinz Hunnen, leistete solchen<lb/> Widerstand, daß die Belagerung schließlich ausgehoben werden mußte. Aber<lb/> am Nangtzekiang, wohin sich Hung dann wandte, waren die Erfolge wieder<lb/> umso großer. Der ganze mittlere und untere Lauf dieses mächtigen Stroms<lb/> nebst den angrenzenden reichen Provinzen geriet in seine Gewalt, und in dem<lb/> eroberten Nanking richtete er sich einen Hofstaat ein. Noch in demselben<lb/> Jahre, als Nanking fiel (1853), wurde ein bedeutender Teil des Heeres nach<lb/> Norden gesandt, um Peking einzunehmen. Auch diese Truppen drangen überall<lb/> siegreich vor, durchzogen in sechs Monaten vier Provinzen und nahmen sechs¬<lb/> undzwanzig Städte ein — wobei zu bedenken ist, daß alle großen Orte in<lb/> China mit starken Mauern umgeben sind — und schlugen sämtliche sich ihnen<lb/> entgegenstellenden kaiserlichen Heere. Aber ihren eigentlichen Zweck erreichten<lb/> sie doch nicht. Trotzdem daß Hung im Winter Verstärkung schickte, sahen sich<lb/> seine Truppen im nächsten Frühling zur Umkehr gezwungen, da sie sich zur<lb/> Belagerung von Peking und gleichzeitigen Offenhaltung der Verbindung mit<lb/> dem weit entfernten Jangtzekiang für zu schwach halten mußten. Hung konnte<lb/> sich nicht dazu entschließen, nun selbst mit allen ihm zu Gebote stehenden<lb/> Kräften einen zweiten Zug gegen Peking zu unternehmen, weil er so alles<lb/> ans eine Karte gesetzt hätte. Damit war die regierende Dynastie gerettet,<lb/> und von diesem Augenblick an war es nur noch eine Frage der Zeit, wann<lb/> die Empörung vollständig zu Boden geworfen sein würde. Denn nur im<lb/> fortwährenden Vorwärtsschreiten lag Hungs Kraft; sobald er still stand, konnten<lb/> ihm alle seine Machtmittel nichts mehr nutzen, weil er wohl ein für chinesische<lb/> Verhältnisse sehr tüchtiger Feldherr, aber gar kein Organisator war. Was<lb/> für eine Vorstellung er sich eigentlich davon gemacht hat, wie die Verwaltung<lb/> des großen Reichs nach seinem endgiltigen Siege neu zu ordnen und zu leiten<lb/> wäre, ist ganz unklar und jetzt nicht mehr festzustellen. Vielleicht überzeugte<lb/> er sich allmählich selbst von seiner Unfähigkeit und begnügte sich aus diesem<lb/> Grunde mit den errungnen Erfolgen. Sobald das aber geschah, mußte sich<lb/> die Revolution in sich selbst verzehren. Unterschied sich nämlich beim Beginn<lb/> der Bewegung das Verhalten der Empörer sehr vorteilhaft von dem der<lb/> kaiserlichen Truppen, so waren jetzt längst auch die Taipings Meister geworden<lb/> im Morden und Brennen, im Zerstören der volkreichen Städte und im Ver¬<lb/> wüster der blühenden Fluren Mittelchinas. Im Süden hatten sie wegen<lb/> ihres anfänglich menschlichem Benehmens viel freiwilligen Zuzug gehabt, jetzt<lb/> mußten sie die Bewohner der besetzten Provinzen mit Gewalt zu Soldaten<lb/> pressen. Der religiöse Schein verschwand mehr und mehr; nur der Führer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
CKinci und de>s Al'erbte>>>d
schreiten. Sie sollten jedoch bald die Überlegenheit ihres Gegners kennen
lernen. Vom Jahre 1850 an war die Laufbahn Hungs lange Zeit hindurch
ein einziger großer Siegeszug. Nach mehreren größern Erfolgen im Süden
marschirten die Empörer nach Norden und nahmen eine Stadt nach der andern
ein. Nur Tschangscha, die Haupstadt der Provinz Hunnen, leistete solchen
Widerstand, daß die Belagerung schließlich ausgehoben werden mußte. Aber
am Nangtzekiang, wohin sich Hung dann wandte, waren die Erfolge wieder
umso großer. Der ganze mittlere und untere Lauf dieses mächtigen Stroms
nebst den angrenzenden reichen Provinzen geriet in seine Gewalt, und in dem
eroberten Nanking richtete er sich einen Hofstaat ein. Noch in demselben
Jahre, als Nanking fiel (1853), wurde ein bedeutender Teil des Heeres nach
Norden gesandt, um Peking einzunehmen. Auch diese Truppen drangen überall
siegreich vor, durchzogen in sechs Monaten vier Provinzen und nahmen sechs¬
undzwanzig Städte ein — wobei zu bedenken ist, daß alle großen Orte in
China mit starken Mauern umgeben sind — und schlugen sämtliche sich ihnen
entgegenstellenden kaiserlichen Heere. Aber ihren eigentlichen Zweck erreichten
sie doch nicht. Trotzdem daß Hung im Winter Verstärkung schickte, sahen sich
seine Truppen im nächsten Frühling zur Umkehr gezwungen, da sie sich zur
Belagerung von Peking und gleichzeitigen Offenhaltung der Verbindung mit
dem weit entfernten Jangtzekiang für zu schwach halten mußten. Hung konnte
sich nicht dazu entschließen, nun selbst mit allen ihm zu Gebote stehenden
Kräften einen zweiten Zug gegen Peking zu unternehmen, weil er so alles
ans eine Karte gesetzt hätte. Damit war die regierende Dynastie gerettet,
und von diesem Augenblick an war es nur noch eine Frage der Zeit, wann
die Empörung vollständig zu Boden geworfen sein würde. Denn nur im
fortwährenden Vorwärtsschreiten lag Hungs Kraft; sobald er still stand, konnten
ihm alle seine Machtmittel nichts mehr nutzen, weil er wohl ein für chinesische
Verhältnisse sehr tüchtiger Feldherr, aber gar kein Organisator war. Was
für eine Vorstellung er sich eigentlich davon gemacht hat, wie die Verwaltung
des großen Reichs nach seinem endgiltigen Siege neu zu ordnen und zu leiten
wäre, ist ganz unklar und jetzt nicht mehr festzustellen. Vielleicht überzeugte
er sich allmählich selbst von seiner Unfähigkeit und begnügte sich aus diesem
Grunde mit den errungnen Erfolgen. Sobald das aber geschah, mußte sich
die Revolution in sich selbst verzehren. Unterschied sich nämlich beim Beginn
der Bewegung das Verhalten der Empörer sehr vorteilhaft von dem der
kaiserlichen Truppen, so waren jetzt längst auch die Taipings Meister geworden
im Morden und Brennen, im Zerstören der volkreichen Städte und im Ver¬
wüster der blühenden Fluren Mittelchinas. Im Süden hatten sie wegen
ihres anfänglich menschlichem Benehmens viel freiwilligen Zuzug gehabt, jetzt
mußten sie die Bewohner der besetzten Provinzen mit Gewalt zu Soldaten
pressen. Der religiöse Schein verschwand mehr und mehr; nur der Führer
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |