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Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr.

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Der Stand der Arbeiterbewegung

zum Berggesetze, die dein Landtage demnächst zugehen wird, ihre Erledigung
finden.

Endlich hat noch am l. und 2. Juli vorigen Jahres in Köln ein inter¬
nationaler Bergarbeiterkongreß getagt. Zu diesen: waren Vertreter in großer
Zahl aus England, Belgien und Frankreich erschienen. Dagegen haben die
Sammlungen zur Unterstützung des Bergarbeiterausstcmdes im französischen
Departement Pas de Calais in Deutschland nur geringe Erträge ergeben.

Bei den andern Industriezweige" waren die Arbeitseinstellungen leider
wieder recht häufig. Der Mehrzahl nach, an die achtzig, waren es sogenannte
Abwehrstreiks. An den meisten waren allerdings nur fünfzehn bis dreißig
Arbeiter beteiligt. Sie können im einzelnen an sich nur lokale Bedeutung in
Anspruch nehmen. In ihrer Gesamtheit gaben sie jedoch der Bewegung des
verflossenen Halbjahres einen besondern Charakter. Viele sind überdies wieder
wochenlang mit großer Hartnäckigkeit geführt worden.

Es haben gestreikt: die Seiler und Neepschläger in Altona (25 Wochen),
die Weißgerber in Döbeln und in den Fabriken von Krüger und Schmidt in
Berlin, über fünfhundert Handschuhmacher in den Fabriken in Friedrichs-
hagen, Liegnitz, Osterwieck, Burg, Zeitz, Halberstadt und Ilmenau, die Schuh¬
macher und Zwicker in den Werkstätten von Arsand in Weißenfels, Greve in
Leipzig, Schwarze in Groitzsch. in Barmstedt und Alzey, die Textilarbeiter in den
Webereien und Spinnereien von Schnabel in Hückeswagen, Fleier in Erlangen
und in Lindenau bei Leipzig (zehn Wochen), die Former in den Eisenhütten
von Schröder in Aschersleben, Bcissel in Ehrenfeld bei Köln (über neun Wochen),
Koppel in Wolgast, der Wilhelminenhütte in Saalfeld und von Berg zu Wald
bei Svlingcu, die Stellmacher in Bremerhaveu (acht Wochen), die Tischler,
Drechsler und Holzbildhauer in den Werkstätten von Biehl und Völker in
Berlin, Schekirka und Wehren in Oranienburg, Neumann in Dresden, Scheidig
in Fürth und Geruch in Rnbeuau, die Arbeiter der Knopffabrik von Löwen-
sohn in Breslau, die Böttcher in der Fabrik von Hübner in Düsseldorf, die
Klempner in der Fabrik vou Schauffler in Guppingen (sieben Wochen), die Töpfer
von Baden-Baden, Oos, Spandau, Raguhu, Bromberg, Lindow, Klein-Möhlnn,
Leipzig (sechs Wochen) sowie in den Fabriken von Seidel in Dresden und Böhme
in Halle, die Glaser und Glasarbeiter in den Fabriken von Hörstel in Hörde
und von Offenbach in Fürth, hundertneunzig Metallschlnger in Dresden, die
Tabakarbeiter in Brandenburg und in den Fabriken von Denker in Potsdam
und Seidel in Neustadt (Oberschlesien), die Steinmetzen und Bildhauer in
Kapselbach bei Abbach, in Plauen, Pirna, Haselbruun, München und in der
Fabrik von Schwarzer in Dresden, die Diamantschleifer von Cohn in Haiumi,
die Porzellaumaler von Schotter in Schwarzenbach um der Saale, die Bnhu-
arbeiter in Fürth, die Kohlenarbeiter in Bremerhaveu und Nvrdenham, die
Schmiedegehilfen in München, die Kesselreiniger der Packetfahrt-Aktieicgesellschafl


Der Stand der Arbeiterbewegung

zum Berggesetze, die dein Landtage demnächst zugehen wird, ihre Erledigung
finden.

Endlich hat noch am l. und 2. Juli vorigen Jahres in Köln ein inter¬
nationaler Bergarbeiterkongreß getagt. Zu diesen: waren Vertreter in großer
Zahl aus England, Belgien und Frankreich erschienen. Dagegen haben die
Sammlungen zur Unterstützung des Bergarbeiterausstcmdes im französischen
Departement Pas de Calais in Deutschland nur geringe Erträge ergeben.

Bei den andern Industriezweige» waren die Arbeitseinstellungen leider
wieder recht häufig. Der Mehrzahl nach, an die achtzig, waren es sogenannte
Abwehrstreiks. An den meisten waren allerdings nur fünfzehn bis dreißig
Arbeiter beteiligt. Sie können im einzelnen an sich nur lokale Bedeutung in
Anspruch nehmen. In ihrer Gesamtheit gaben sie jedoch der Bewegung des
verflossenen Halbjahres einen besondern Charakter. Viele sind überdies wieder
wochenlang mit großer Hartnäckigkeit geführt worden.

Es haben gestreikt: die Seiler und Neepschläger in Altona (25 Wochen),
die Weißgerber in Döbeln und in den Fabriken von Krüger und Schmidt in
Berlin, über fünfhundert Handschuhmacher in den Fabriken in Friedrichs-
hagen, Liegnitz, Osterwieck, Burg, Zeitz, Halberstadt und Ilmenau, die Schuh¬
macher und Zwicker in den Werkstätten von Arsand in Weißenfels, Greve in
Leipzig, Schwarze in Groitzsch. in Barmstedt und Alzey, die Textilarbeiter in den
Webereien und Spinnereien von Schnabel in Hückeswagen, Fleier in Erlangen
und in Lindenau bei Leipzig (zehn Wochen), die Former in den Eisenhütten
von Schröder in Aschersleben, Bcissel in Ehrenfeld bei Köln (über neun Wochen),
Koppel in Wolgast, der Wilhelminenhütte in Saalfeld und von Berg zu Wald
bei Svlingcu, die Stellmacher in Bremerhaveu (acht Wochen), die Tischler,
Drechsler und Holzbildhauer in den Werkstätten von Biehl und Völker in
Berlin, Schekirka und Wehren in Oranienburg, Neumann in Dresden, Scheidig
in Fürth und Geruch in Rnbeuau, die Arbeiter der Knopffabrik von Löwen-
sohn in Breslau, die Böttcher in der Fabrik von Hübner in Düsseldorf, die
Klempner in der Fabrik vou Schauffler in Guppingen (sieben Wochen), die Töpfer
von Baden-Baden, Oos, Spandau, Raguhu, Bromberg, Lindow, Klein-Möhlnn,
Leipzig (sechs Wochen) sowie in den Fabriken von Seidel in Dresden und Böhme
in Halle, die Glaser und Glasarbeiter in den Fabriken von Hörstel in Hörde
und von Offenbach in Fürth, hundertneunzig Metallschlnger in Dresden, die
Tabakarbeiter in Brandenburg und in den Fabriken von Denker in Potsdam
und Seidel in Neustadt (Oberschlesien), die Steinmetzen und Bildhauer in
Kapselbach bei Abbach, in Plauen, Pirna, Haselbruun, München und in der
Fabrik von Schwarzer in Dresden, die Diamantschleifer von Cohn in Haiumi,
die Porzellaumaler von Schotter in Schwarzenbach um der Saale, die Bnhu-
arbeiter in Fürth, die Kohlenarbeiter in Bremerhaveu und Nvrdenham, die
Schmiedegehilfen in München, die Kesselreiniger der Packetfahrt-Aktieicgesellschafl


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[0211] Der Stand der Arbeiterbewegung zum Berggesetze, die dein Landtage demnächst zugehen wird, ihre Erledigung finden. Endlich hat noch am l. und 2. Juli vorigen Jahres in Köln ein inter¬ nationaler Bergarbeiterkongreß getagt. Zu diesen: waren Vertreter in großer Zahl aus England, Belgien und Frankreich erschienen. Dagegen haben die Sammlungen zur Unterstützung des Bergarbeiterausstcmdes im französischen Departement Pas de Calais in Deutschland nur geringe Erträge ergeben. Bei den andern Industriezweige» waren die Arbeitseinstellungen leider wieder recht häufig. Der Mehrzahl nach, an die achtzig, waren es sogenannte Abwehrstreiks. An den meisten waren allerdings nur fünfzehn bis dreißig Arbeiter beteiligt. Sie können im einzelnen an sich nur lokale Bedeutung in Anspruch nehmen. In ihrer Gesamtheit gaben sie jedoch der Bewegung des verflossenen Halbjahres einen besondern Charakter. Viele sind überdies wieder wochenlang mit großer Hartnäckigkeit geführt worden. Es haben gestreikt: die Seiler und Neepschläger in Altona (25 Wochen), die Weißgerber in Döbeln und in den Fabriken von Krüger und Schmidt in Berlin, über fünfhundert Handschuhmacher in den Fabriken in Friedrichs- hagen, Liegnitz, Osterwieck, Burg, Zeitz, Halberstadt und Ilmenau, die Schuh¬ macher und Zwicker in den Werkstätten von Arsand in Weißenfels, Greve in Leipzig, Schwarze in Groitzsch. in Barmstedt und Alzey, die Textilarbeiter in den Webereien und Spinnereien von Schnabel in Hückeswagen, Fleier in Erlangen und in Lindenau bei Leipzig (zehn Wochen), die Former in den Eisenhütten von Schröder in Aschersleben, Bcissel in Ehrenfeld bei Köln (über neun Wochen), Koppel in Wolgast, der Wilhelminenhütte in Saalfeld und von Berg zu Wald bei Svlingcu, die Stellmacher in Bremerhaveu (acht Wochen), die Tischler, Drechsler und Holzbildhauer in den Werkstätten von Biehl und Völker in Berlin, Schekirka und Wehren in Oranienburg, Neumann in Dresden, Scheidig in Fürth und Geruch in Rnbeuau, die Arbeiter der Knopffabrik von Löwen- sohn in Breslau, die Böttcher in der Fabrik von Hübner in Düsseldorf, die Klempner in der Fabrik vou Schauffler in Guppingen (sieben Wochen), die Töpfer von Baden-Baden, Oos, Spandau, Raguhu, Bromberg, Lindow, Klein-Möhlnn, Leipzig (sechs Wochen) sowie in den Fabriken von Seidel in Dresden und Böhme in Halle, die Glaser und Glasarbeiter in den Fabriken von Hörstel in Hörde und von Offenbach in Fürth, hundertneunzig Metallschlnger in Dresden, die Tabakarbeiter in Brandenburg und in den Fabriken von Denker in Potsdam und Seidel in Neustadt (Oberschlesien), die Steinmetzen und Bildhauer in Kapselbach bei Abbach, in Plauen, Pirna, Haselbruun, München und in der Fabrik von Schwarzer in Dresden, die Diamantschleifer von Cohn in Haiumi, die Porzellaumaler von Schotter in Schwarzenbach um der Saale, die Bnhu- arbeiter in Fürth, die Kohlenarbeiter in Bremerhaveu und Nvrdenham, die Schmiedegehilfen in München, die Kesselreiniger der Packetfahrt-Aktieicgesellschafl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 51, 1892, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341855_211167/211>, abgerufen am 23.07.2024.