Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Drittes Vierteljahr.für die Füchse, stolz, ""erschüttert durch die Reihe der Schoppen, Seidel, Es kann nicht ausbleiben, daß diese beiden Mittel der Disziplin, die das für die Füchse, stolz, »»erschüttert durch die Reihe der Schoppen, Seidel, Es kann nicht ausbleiben, daß diese beiden Mittel der Disziplin, die das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/289798"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_80" prev="#ID_79"> für die Füchse, stolz, »»erschüttert durch die Reihe der Schoppen, Seidel,<lb/> Maßkrüge, die ihre» Inhalt i» ihn ergösse» habe», »»d schaudernd zwar zu<lb/> Anfang, allmählich aber sicher werdend, gleich ihm, dem Alte», folgen die<lb/> Junge» »ach. Seltsam, wie der Begriff der Zeit sich im Menscheiikvpfe ver¬<lb/> ändert, ein wahrer Proteus: als Greise und Weise, vollkomne», schöne<lb/> Musterbilder im Bereiche des Seienden und erst nach unendlicher Zeit müh¬<lb/> sam in ihrer Vollendung zu erreiche», so stehe» die alten Bursche, die Char-<lb/> girten, die Seniore» vor de» Auge» der Füchse da u»d siud doch selbst in<lb/> der a»sgewachs»e» Reife ihrer Tugenden erst im Anfang der Zwanziger.<lb/> Es kostet manchem Neuling Überwindung, das „saufe»" mitzumachc», auf<lb/> Kommando, nicht dem Durste nach, den Magen und die Gedärme zu über¬<lb/> flute», u»d beso»ders unter den Medizinern ist wohl mancher, der schon ge¬<lb/> hört hat, das; in der Universitätszeit der Grund zu den Herzleiden und andern<lb/> Krankheiten gelegt wird, die in den vierziger und fünfziger Jahre» so oft den<lb/> Mann der gebildeten Stände zu de» Invalide» werfen, daß auch, wie die<lb/> Paukärzte festgestellt haben, zu Aufang des Semesters zwar die schmisse noch<lb/> leicht und glatt heilen, später aber eitern, weil dann alle Säfte des Körpers<lb/> mit Alkohol durchtränkt sind. Doch „Leibeswohlfahrt schlägt in Wind, wem<lb/> der Geist gewogen," hier der Geist der Bnrschenherrlichkeit.</p><lb/> <p xml:id="ID_81" next="#ID_82"> Es kann nicht ausbleiben, daß diese beiden Mittel der Disziplin, die das<lb/> Korps zur Erreichung der ihm vorschwebenden Ideale ausübt, das Fechten<lb/> und das Trinken, vielfach die altgermanische Roheit durch die klassische Bil¬<lb/> dung und den Schliff moderner Gesellschaft hervorbrechen läßt, aber auf diesen<lb/> Schliff wird bei den Korps doch viel gehalten, und neben den: bis in das<lb/> Kleinste ausgebildeten und in allen möglichen Schattirungen sorgsam abge¬<lb/> stuften Zeremoniell eigentlich korpsmä'ßigen Verhaltens gelten die Gesetze des<lb/> Salons. Mit einer Koketterie, die an die Charakteristik des Arcimis in dem<lb/> berühmten Romane des alten Dumas „Die drei Musketiere" arin»ert, liebt<lb/> der Korpsstudent zugleich den Gladiator und den „Gigerl" herauszukehren.<lb/> Er folgt in seinem Anzüge und seinem Benehmen auf der Straße und in<lb/> Damengesellschaft der neuesten Mode und reizt die Gegner durch ein insolentes<lb/> Benehmen unter der Maske des Zärtlings. Als wäre er ein verkleidetes<lb/> Mädchen, so geht er zierlich und schmachtend, schön frisirt und parfumirt<lb/> einher und sucht de» „Büchsier" mit hochmütigem Lächeln an sein Nichts zu<lb/> erinnern. Vor Jahren ging er mit dem Fächer, als fürchtete er, ein Sonnen¬<lb/> strahl könnte den feinen Schmelz seiner Hautfarbe beschädigen, jetzt geht er<lb/> mit einem Prügel, einem Ziegenhainer, wie ihn die Handwerksbursche» tragen,<lb/> steckt jedoch den Griff in die Rocktasche oder hält ihn wie der Ulan die Lanze<lb/> bei der Attacke hoch. Er geht in hellen, zarten Sommerkleidern und trägt<lb/> einen leuchtenden Schlips, oder er geht in langem Rocke, wie die polnischen<lb/> Juden, bald mit ganz engen Hosen, die wie Trikots sitzen, bald mit Hosen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
für die Füchse, stolz, »»erschüttert durch die Reihe der Schoppen, Seidel,
Maßkrüge, die ihre» Inhalt i» ihn ergösse» habe», »»d schaudernd zwar zu
Anfang, allmählich aber sicher werdend, gleich ihm, dem Alte», folgen die
Junge» »ach. Seltsam, wie der Begriff der Zeit sich im Menscheiikvpfe ver¬
ändert, ein wahrer Proteus: als Greise und Weise, vollkomne», schöne
Musterbilder im Bereiche des Seienden und erst nach unendlicher Zeit müh¬
sam in ihrer Vollendung zu erreiche», so stehe» die alten Bursche, die Char-
girten, die Seniore» vor de» Auge» der Füchse da u»d siud doch selbst in
der a»sgewachs»e» Reife ihrer Tugenden erst im Anfang der Zwanziger.
Es kostet manchem Neuling Überwindung, das „saufe»" mitzumachc», auf
Kommando, nicht dem Durste nach, den Magen und die Gedärme zu über¬
flute», u»d beso»ders unter den Medizinern ist wohl mancher, der schon ge¬
hört hat, das; in der Universitätszeit der Grund zu den Herzleiden und andern
Krankheiten gelegt wird, die in den vierziger und fünfziger Jahre» so oft den
Mann der gebildeten Stände zu de» Invalide» werfen, daß auch, wie die
Paukärzte festgestellt haben, zu Aufang des Semesters zwar die schmisse noch
leicht und glatt heilen, später aber eitern, weil dann alle Säfte des Körpers
mit Alkohol durchtränkt sind. Doch „Leibeswohlfahrt schlägt in Wind, wem
der Geist gewogen," hier der Geist der Bnrschenherrlichkeit.
Es kann nicht ausbleiben, daß diese beiden Mittel der Disziplin, die das
Korps zur Erreichung der ihm vorschwebenden Ideale ausübt, das Fechten
und das Trinken, vielfach die altgermanische Roheit durch die klassische Bil¬
dung und den Schliff moderner Gesellschaft hervorbrechen läßt, aber auf diesen
Schliff wird bei den Korps doch viel gehalten, und neben den: bis in das
Kleinste ausgebildeten und in allen möglichen Schattirungen sorgsam abge¬
stuften Zeremoniell eigentlich korpsmä'ßigen Verhaltens gelten die Gesetze des
Salons. Mit einer Koketterie, die an die Charakteristik des Arcimis in dem
berühmten Romane des alten Dumas „Die drei Musketiere" arin»ert, liebt
der Korpsstudent zugleich den Gladiator und den „Gigerl" herauszukehren.
Er folgt in seinem Anzüge und seinem Benehmen auf der Straße und in
Damengesellschaft der neuesten Mode und reizt die Gegner durch ein insolentes
Benehmen unter der Maske des Zärtlings. Als wäre er ein verkleidetes
Mädchen, so geht er zierlich und schmachtend, schön frisirt und parfumirt
einher und sucht de» „Büchsier" mit hochmütigem Lächeln an sein Nichts zu
erinnern. Vor Jahren ging er mit dem Fächer, als fürchtete er, ein Sonnen¬
strahl könnte den feinen Schmelz seiner Hautfarbe beschädigen, jetzt geht er
mit einem Prügel, einem Ziegenhainer, wie ihn die Handwerksbursche» tragen,
steckt jedoch den Griff in die Rocktasche oder hält ihn wie der Ulan die Lanze
bei der Attacke hoch. Er geht in hellen, zarten Sommerkleidern und trägt
einen leuchtenden Schlips, oder er geht in langem Rocke, wie die polnischen
Juden, bald mit ganz engen Hosen, die wie Trikots sitzen, bald mit Hosen
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