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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Lin vogelsberger Schulmeister vor fünfzig Jahren

Dvrfwirtshause. Es war das gewiß nicht viel, aber es wurde auch nicht viel dafür
geboten. Und als die Kirschenzeit kam, und er vier Wochen lang mit großer Aus¬
dauer eine aus Milch, Wasser und abgekochten Kirschen bestehende Suppe gegessen
hatte und ganz vom Fleisch siel und hohläugig und schlank wurde, da käme" ihm
Gedanke", sein Haus zu gründe". Es war ihm ohne Frau in dein öden Schul-
hause, wenn er seine muntere Schuljugend entlasse" hatte, zu einsam, besonders
des Nachts, wenn die Stürme sein Häuschen umbrausten, die Fenster so unheimlich
rasselten oder die Mäuse mit den Messinggriffen der alten Kommode spielten. Da
kamen ihm alle unheimlichen Schauer- und Gespenstergeschichten seiner Jugend vor; da
fiel es ihm ein, daß es auch in diesem Hause "wandern," d. i. daß ein Geist um¬
gehen sollte, der Geist eines betrogenen und von dem Ehebrecher ermordeten Gatten.
Da sehnte er sich nach einer Häuslichkeit, da gefiel ihm aus der Bibel besonders
das Wort: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Und seine Mutter, zu
der er in de" nächsten Ferien kam, stimmte ihm zu.

Aber welche Fran nehmen? Das war jetzt die Frage, und sie wurde zwischen
Mutter und Sohn reiflich erwogen. Da war wohl Pfarrers Lottchen, ein
wunderhübsches schwarzäugiges Ding, mit dem er schon in der Schule geliebäugelt
hatte. Die sah ihn jetzt besonders freundlich an, und auch der alte Pfarrer gab
ihm zu verstehen, daß ihm ein Lehrer als Schwiegersohn recht sein könne. Aber,
du lieber Gott! Der Mann hatte zweiundzwanzig Kinder und vierhundert Gulden
Gehalt. Trotz aller Tüchtigkeit und Häuslichkeit der Pfnrrfrcm konnte die Familie
bei größter Einschränkung kaum das Gespenst des Hungers von ihrer Schwelle
fernhalten. Es waren unter deu zweiundzwnuzig Kindern fünfzehn frische und
gesunde Jungen. Der nater schlug, nachdem er ihre in der Dorfschule erworbenen
Kenntnisse etwas durch Privatunterricht erweitert hatte, mit allen dasselbe Ver¬
fahren ein: nach der Konfirmation gab er ihnen einen Gulden und seinen Segen
und schickte sie in die Welt, ihr Glück zu machen. Es war vorgekommen, daß
hnusireude Händler, sogenannte Galanterietrümer, sich im Pfarrhause einfanden und
sich als die vor Jahren so "abgehalfterten" Söhne des Hauses vorstellten. Auch
solle" sich einst in einem Chausseegraben bei Hamburg zwei wandernde Söhne des
Pfarrers als Brüder gefunden haben, die sich zu Hanse gar nicht gekannt hatten.

Also mit diesem Pfnrrerstöchterlein war es nichts. "Sie hat nichts, sagte die
Mutter. Was willst du mit ihr?" Ebenso "venig fand die stattliche blonde Tochter
seines gegenwärtigen Pfarrers vor ihre" Augen Gnade. Der Vater hatte wohl
eine gute Pfründe, aber er hatte auch zwölf Kinder; er war ein cüsnous irroMiU'iL
und voller Schulden. "Da hast du wieder nichts, sagte die Mutter, und außer der
Armut noch die Schande zu teilen. Nimm dir doch ein wohlhabendes Bauern-
miidchcn. Da hast du Geld und kennst dir dem Leben lang helfen; da hast du
auch eine Frau, die arbeiten kann und sich der Arbeit nicht schämt." In jenen
Zeiten war bei den ländlichen Besoldungen noch überall Naturalwirtschaft. So
weit sie aus älterer Zeit herrührten, bestanden sie im Ertrag von Grundstücken und
in Frnchtlieferung. Pfarrer und Lehrer mußten Ökonomie treiben, sonst konnten
sie nicht leben. Die Pfarrers- wie die Lehrersfran mußten die Ökonomie tüchtig
verstehen und tüchtig mit helfen.

Nun ist es noch heute wie damals in den Dörfern aller Mädchen höchster
Wunsch, einen Lehrer zu heiraten. Da brauchen sie nnr selten oder nie a"fs Feld
zur Arbeit, da ist ihnen das Frnchtabmachen in der heiße" Sommerszeit geschenkt,
sie müssen nicht in den Stall, ">" zu niste" und zu melken. Dur"in ist es für
den ganzen Mädchenflor eines Dorfes eine Frage von höchster Wichtigkeit, ob der


Lin vogelsberger Schulmeister vor fünfzig Jahren

Dvrfwirtshause. Es war das gewiß nicht viel, aber es wurde auch nicht viel dafür
geboten. Und als die Kirschenzeit kam, und er vier Wochen lang mit großer Aus¬
dauer eine aus Milch, Wasser und abgekochten Kirschen bestehende Suppe gegessen
hatte und ganz vom Fleisch siel und hohläugig und schlank wurde, da käme» ihm
Gedanke», sein Haus zu gründe». Es war ihm ohne Frau in dein öden Schul-
hause, wenn er seine muntere Schuljugend entlasse» hatte, zu einsam, besonders
des Nachts, wenn die Stürme sein Häuschen umbrausten, die Fenster so unheimlich
rasselten oder die Mäuse mit den Messinggriffen der alten Kommode spielten. Da
kamen ihm alle unheimlichen Schauer- und Gespenstergeschichten seiner Jugend vor; da
fiel es ihm ein, daß es auch in diesem Hause „wandern," d. i. daß ein Geist um¬
gehen sollte, der Geist eines betrogenen und von dem Ehebrecher ermordeten Gatten.
Da sehnte er sich nach einer Häuslichkeit, da gefiel ihm aus der Bibel besonders
das Wort: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Und seine Mutter, zu
der er in de« nächsten Ferien kam, stimmte ihm zu.

Aber welche Fran nehmen? Das war jetzt die Frage, und sie wurde zwischen
Mutter und Sohn reiflich erwogen. Da war wohl Pfarrers Lottchen, ein
wunderhübsches schwarzäugiges Ding, mit dem er schon in der Schule geliebäugelt
hatte. Die sah ihn jetzt besonders freundlich an, und auch der alte Pfarrer gab
ihm zu verstehen, daß ihm ein Lehrer als Schwiegersohn recht sein könne. Aber,
du lieber Gott! Der Mann hatte zweiundzwanzig Kinder und vierhundert Gulden
Gehalt. Trotz aller Tüchtigkeit und Häuslichkeit der Pfnrrfrcm konnte die Familie
bei größter Einschränkung kaum das Gespenst des Hungers von ihrer Schwelle
fernhalten. Es waren unter deu zweiundzwnuzig Kindern fünfzehn frische und
gesunde Jungen. Der nater schlug, nachdem er ihre in der Dorfschule erworbenen
Kenntnisse etwas durch Privatunterricht erweitert hatte, mit allen dasselbe Ver¬
fahren ein: nach der Konfirmation gab er ihnen einen Gulden und seinen Segen
und schickte sie in die Welt, ihr Glück zu machen. Es war vorgekommen, daß
hnusireude Händler, sogenannte Galanterietrümer, sich im Pfarrhause einfanden und
sich als die vor Jahren so „abgehalfterten" Söhne des Hauses vorstellten. Auch
solle» sich einst in einem Chausseegraben bei Hamburg zwei wandernde Söhne des
Pfarrers als Brüder gefunden haben, die sich zu Hanse gar nicht gekannt hatten.

Also mit diesem Pfnrrerstöchterlein war es nichts. „Sie hat nichts, sagte die
Mutter. Was willst du mit ihr?" Ebenso »venig fand die stattliche blonde Tochter
seines gegenwärtigen Pfarrers vor ihre» Augen Gnade. Der Vater hatte wohl
eine gute Pfründe, aber er hatte auch zwölf Kinder; er war ein cüsnous irroMiU'iL
und voller Schulden. „Da hast du wieder nichts, sagte die Mutter, und außer der
Armut noch die Schande zu teilen. Nimm dir doch ein wohlhabendes Bauern-
miidchcn. Da hast du Geld und kennst dir dem Leben lang helfen; da hast du
auch eine Frau, die arbeiten kann und sich der Arbeit nicht schämt." In jenen
Zeiten war bei den ländlichen Besoldungen noch überall Naturalwirtschaft. So
weit sie aus älterer Zeit herrührten, bestanden sie im Ertrag von Grundstücken und
in Frnchtlieferung. Pfarrer und Lehrer mußten Ökonomie treiben, sonst konnten
sie nicht leben. Die Pfarrers- wie die Lehrersfran mußten die Ökonomie tüchtig
verstehen und tüchtig mit helfen.

Nun ist es noch heute wie damals in den Dörfern aller Mädchen höchster
Wunsch, einen Lehrer zu heiraten. Da brauchen sie nnr selten oder nie a»fs Feld
zur Arbeit, da ist ihnen das Frnchtabmachen in der heiße» Sommerszeit geschenkt,
sie müssen nicht in den Stall, »>» zu niste» und zu melken. Dur»in ist es für
den ganzen Mädchenflor eines Dorfes eine Frage von höchster Wichtigkeit, ob der


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[0479] Lin vogelsberger Schulmeister vor fünfzig Jahren Dvrfwirtshause. Es war das gewiß nicht viel, aber es wurde auch nicht viel dafür geboten. Und als die Kirschenzeit kam, und er vier Wochen lang mit großer Aus¬ dauer eine aus Milch, Wasser und abgekochten Kirschen bestehende Suppe gegessen hatte und ganz vom Fleisch siel und hohläugig und schlank wurde, da käme» ihm Gedanke», sein Haus zu gründe». Es war ihm ohne Frau in dein öden Schul- hause, wenn er seine muntere Schuljugend entlasse» hatte, zu einsam, besonders des Nachts, wenn die Stürme sein Häuschen umbrausten, die Fenster so unheimlich rasselten oder die Mäuse mit den Messinggriffen der alten Kommode spielten. Da kamen ihm alle unheimlichen Schauer- und Gespenstergeschichten seiner Jugend vor; da fiel es ihm ein, daß es auch in diesem Hause „wandern," d. i. daß ein Geist um¬ gehen sollte, der Geist eines betrogenen und von dem Ehebrecher ermordeten Gatten. Da sehnte er sich nach einer Häuslichkeit, da gefiel ihm aus der Bibel besonders das Wort: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. Und seine Mutter, zu der er in de« nächsten Ferien kam, stimmte ihm zu. Aber welche Fran nehmen? Das war jetzt die Frage, und sie wurde zwischen Mutter und Sohn reiflich erwogen. Da war wohl Pfarrers Lottchen, ein wunderhübsches schwarzäugiges Ding, mit dem er schon in der Schule geliebäugelt hatte. Die sah ihn jetzt besonders freundlich an, und auch der alte Pfarrer gab ihm zu verstehen, daß ihm ein Lehrer als Schwiegersohn recht sein könne. Aber, du lieber Gott! Der Mann hatte zweiundzwanzig Kinder und vierhundert Gulden Gehalt. Trotz aller Tüchtigkeit und Häuslichkeit der Pfnrrfrcm konnte die Familie bei größter Einschränkung kaum das Gespenst des Hungers von ihrer Schwelle fernhalten. Es waren unter deu zweiundzwnuzig Kindern fünfzehn frische und gesunde Jungen. Der nater schlug, nachdem er ihre in der Dorfschule erworbenen Kenntnisse etwas durch Privatunterricht erweitert hatte, mit allen dasselbe Ver¬ fahren ein: nach der Konfirmation gab er ihnen einen Gulden und seinen Segen und schickte sie in die Welt, ihr Glück zu machen. Es war vorgekommen, daß hnusireude Händler, sogenannte Galanterietrümer, sich im Pfarrhause einfanden und sich als die vor Jahren so „abgehalfterten" Söhne des Hauses vorstellten. Auch solle» sich einst in einem Chausseegraben bei Hamburg zwei wandernde Söhne des Pfarrers als Brüder gefunden haben, die sich zu Hanse gar nicht gekannt hatten. Also mit diesem Pfnrrerstöchterlein war es nichts. „Sie hat nichts, sagte die Mutter. Was willst du mit ihr?" Ebenso »venig fand die stattliche blonde Tochter seines gegenwärtigen Pfarrers vor ihre» Augen Gnade. Der Vater hatte wohl eine gute Pfründe, aber er hatte auch zwölf Kinder; er war ein cüsnous irroMiU'iL und voller Schulden. „Da hast du wieder nichts, sagte die Mutter, und außer der Armut noch die Schande zu teilen. Nimm dir doch ein wohlhabendes Bauern- miidchcn. Da hast du Geld und kennst dir dem Leben lang helfen; da hast du auch eine Frau, die arbeiten kann und sich der Arbeit nicht schämt." In jenen Zeiten war bei den ländlichen Besoldungen noch überall Naturalwirtschaft. So weit sie aus älterer Zeit herrührten, bestanden sie im Ertrag von Grundstücken und in Frnchtlieferung. Pfarrer und Lehrer mußten Ökonomie treiben, sonst konnten sie nicht leben. Die Pfarrers- wie die Lehrersfran mußten die Ökonomie tüchtig verstehen und tüchtig mit helfen. Nun ist es noch heute wie damals in den Dörfern aller Mädchen höchster Wunsch, einen Lehrer zu heiraten. Da brauchen sie nnr selten oder nie a»fs Feld zur Arbeit, da ist ihnen das Frnchtabmachen in der heiße» Sommerszeit geschenkt, sie müssen nicht in den Stall, »>» zu niste» und zu melken. Dur»in ist es für den ganzen Mädchenflor eines Dorfes eine Frage von höchster Wichtigkeit, ob der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/479>, abgerufen am 29.06.2024.