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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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IrApa nawns

wissen! Und als er sich vorsichtig näherte, sah er Ebbas Kopf zwischen dein
Rohr; sie bewegte sich hin und her, beugte sich beständig nieder, nahm etwas
aus dem Wasser heraus, was sie im nächsten Augenblick wieder wegwarf, kurz,
er konnte nicht länger zweifeln: sie suchte nach seiner Blume!

Halb toll vor Freude stürzte er zurück, streifte ein paar Stunden lang
planlos im Birkenwald herum und -- kehrte dann zu der Stelle an: See zurück,
wo sie gesessen hatte. Unten am Ufer, in dem feinen, hellgelben Sande, fanden
sich Spuren des niedlichsten Mädchenfnßes, den man nur sehen konnte; es
waren Spuren, die zum See hinführten, und Spuren, die vom See wegführten,
und in einigen der letztern waren kleine rote Flecken: sie mußte sich den Fuß
verletzt haben -- und das um seinetwillen! Er legte sich ins Gras, wo sie
gesessen hatte, und zufällig fiel sein Auge auf etwas, das in einem Gras-
büschel schimmerte; er hob es auf -- es war ein dehnbares blanseidnes
Band mit vergoldetem Schlößchen, und so unredlich kann selbst der ehrlichste
Mann werden, daß Blau sofort beschloß, vorläufig das Band nicht zurück¬
zugeben!

Zur Mittagszeit trafen sich beide, Nedsted war noch nicht da.

Ich habe etwas für Sie, sagte Edda, etwas, was ich gefunden habe, und
ich möchte Sie fragen, was es ist. Ich ging am Bormittag einen weiten
Weg, erst den See entlang ^ sie errötete leicht und sah nieder, und er that
merkwürdigerweise dasselbe -- und dann uach Hause über Svartmyr, das
schwarze Moor, wie Sie wissen. Dort waren Leute beschäftigt, Torf zu stechen,
und in der Torfmasse sah ich einige wunderbare schwarze Kugeln mit so etwas
wie Hörnern darauf. Sehen Sie her, ich habe einige mitgebracht!

Blau hatte kaum einige der "schwarzen Kugeln" in der Hand, als er
ausrief: Samen von IrÄxg. imtML, der Hornuuß! So lebt sie also doch!

Nein, leider nicht, antwortete sie, ans jeden Fall nicht dort, denn Svartmhr
ist ganz trocken.

Svartmhr, rief Blau. Ja, natürlich! Das ist das Wort, das ich nicht
deuten konnte, und das wir für Schwärzemoor lasen, oder Gott weiß
für was!

Blau eilte hinauf auf sein Zimmer und kam einen Angenblick darauf
mit dem alten, abgerissenen Blatt zurück, auf das die Pflanze geklebt war.

So stammt dieses Exemplar also doch von hier! sagte er. Ich bin mir
zu spät gekommen, um es pflücken zu können, und muß mich damit begnügen,
seine Spur zu finden -- oder richtiger gesagt, Sie sind es, Fräulein, die die
Leiche meiner Blume gefunden hat!

Aber dieses Blatt, sagte sie mit leicht zitternder Stimme -- stammt es
hier von Gute, so muß es damals weggekommen sein, als der Baron das
viele Papier oben aus der Turmkammer verkaufte, und es scheint mir auch,
ich kann erkennen -- ja, nun erinnere ich mich bestimmt --


IrApa nawns

wissen! Und als er sich vorsichtig näherte, sah er Ebbas Kopf zwischen dein
Rohr; sie bewegte sich hin und her, beugte sich beständig nieder, nahm etwas
aus dem Wasser heraus, was sie im nächsten Augenblick wieder wegwarf, kurz,
er konnte nicht länger zweifeln: sie suchte nach seiner Blume!

Halb toll vor Freude stürzte er zurück, streifte ein paar Stunden lang
planlos im Birkenwald herum und — kehrte dann zu der Stelle an: See zurück,
wo sie gesessen hatte. Unten am Ufer, in dem feinen, hellgelben Sande, fanden
sich Spuren des niedlichsten Mädchenfnßes, den man nur sehen konnte; es
waren Spuren, die zum See hinführten, und Spuren, die vom See wegführten,
und in einigen der letztern waren kleine rote Flecken: sie mußte sich den Fuß
verletzt haben — und das um seinetwillen! Er legte sich ins Gras, wo sie
gesessen hatte, und zufällig fiel sein Auge auf etwas, das in einem Gras-
büschel schimmerte; er hob es auf — es war ein dehnbares blanseidnes
Band mit vergoldetem Schlößchen, und so unredlich kann selbst der ehrlichste
Mann werden, daß Blau sofort beschloß, vorläufig das Band nicht zurück¬
zugeben!

Zur Mittagszeit trafen sich beide, Nedsted war noch nicht da.

Ich habe etwas für Sie, sagte Edda, etwas, was ich gefunden habe, und
ich möchte Sie fragen, was es ist. Ich ging am Bormittag einen weiten
Weg, erst den See entlang ^ sie errötete leicht und sah nieder, und er that
merkwürdigerweise dasselbe — und dann uach Hause über Svartmyr, das
schwarze Moor, wie Sie wissen. Dort waren Leute beschäftigt, Torf zu stechen,
und in der Torfmasse sah ich einige wunderbare schwarze Kugeln mit so etwas
wie Hörnern darauf. Sehen Sie her, ich habe einige mitgebracht!

Blau hatte kaum einige der „schwarzen Kugeln" in der Hand, als er
ausrief: Samen von IrÄxg. imtML, der Hornuuß! So lebt sie also doch!

Nein, leider nicht, antwortete sie, ans jeden Fall nicht dort, denn Svartmhr
ist ganz trocken.

Svartmhr, rief Blau. Ja, natürlich! Das ist das Wort, das ich nicht
deuten konnte, und das wir für Schwärzemoor lasen, oder Gott weiß
für was!

Blau eilte hinauf auf sein Zimmer und kam einen Angenblick darauf
mit dem alten, abgerissenen Blatt zurück, auf das die Pflanze geklebt war.

So stammt dieses Exemplar also doch von hier! sagte er. Ich bin mir
zu spät gekommen, um es pflücken zu können, und muß mich damit begnügen,
seine Spur zu finden — oder richtiger gesagt, Sie sind es, Fräulein, die die
Leiche meiner Blume gefunden hat!

Aber dieses Blatt, sagte sie mit leicht zitternder Stimme — stammt es
hier von Gute, so muß es damals weggekommen sein, als der Baron das
viele Papier oben aus der Turmkammer verkaufte, und es scheint mir auch,
ich kann erkennen — ja, nun erinnere ich mich bestimmt —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/382>, abgerufen am 26.06.2024.