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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Aber bist du auch ganz sicher, daß es kein Irrtum ist? fragte ich, Ist
es überhaupt Iraxg, links,us? i

Blau sah mich mit überlegener Miene an und antwortete: Du kannst dir
wohl denken, daß ich sie einer Autorität -- Professor Hjvth -- gezeigt habe,
natürlich ohne Angabe des Fundortes, denn dann hätte er sicherlich Flngsohlen
an die Schuhe bekommen und wäre mir wahrscheinlich zuvorgekommen; aber
er nannte ohne Zögern den Namen, und uun will ich fort, sobald als
möglich.

Nach Östbük?

Natürlich, wohin denn sonst!

Und deine Kousine in der Umgegend von Asiens?

Er lachte. Die muß warten. Die wichtigern Geschäfte gehen vor
Die Romantiker hatten etwas, was sie die "blaue Blume" nannten und
worüber sie fabelten wie die Alchimisten über den Stein der Weisen. IrgM
imtmrs ist meine "blaue Blume" geworden, obwohl sie in Wirklichkeit weiß
ist, aber ich begnüge mich nicht damit, über sie zu schwatzen, ich muß fort,
um sie zu finden. Denke dir, so einer Spur zu folgen, ans die man durch
Zufall stößt, ihr folgen, bis man das Gesuchte findet -- liegt darin nicht
etwas Verlockendes? Und denke dir, wenn ich in einer wissenschaftlichen Zeit¬
schrift genannt werde, wirst du uicht stolz auf mich sein?

Am nächsten Morgen reiste Blau nach Falster. Er hatte hinterlassen,
daß er erst in einigen Wochen zurückkehren würde, denn die Forschung sollte
natürlich gründlich vorgenommen werden. Groß war daher mein Erstannen,
als er einige Tage nach seiner Abreise wieder bei mir eintrat.

So, hier hast du mich wieder, sagte er ganz vergnügt, ich habe mich in
der Stadt geirrt und bin mit falschem Wind gesegelt, denn als ich nach Östbäk
kam, gab es meilenweit im Umkreise weder einen See, noch einen Sumpf, noch
einen Bach, der der Stadt den Namen geben könnte! Ich Hütte verninftig
sein und mich erst orientiren sollen, dann Hütte ich mir diese Falstertvur er¬
sparen können! Es giebt nämlich noch ein zweites Östbük drüben in Jütland,
westlich von Silkebvrg; das ist natürlich das richtige, denn dort giebt es kleine
Seen in Masse -- ich habe auf der Karte nachgesehen.

Und nun willst du dorthin gehen?

Ja, morgen Abend. Ich gehe mit dem Dampfschiff nach Aarhns, da
kann ich am nächsten Vormittag an Ort und Stelle sein.

Und wie lange gedenkst du in diesem neuen Östbük zu bleiben?

Bis ich gefunden habe, was ich suche.

Nimm dir nur nicht zu viel vor! sagte ich. Du könntest es noch
bereuen!

Ach was, ich bin ja mein eigner Herr. Nächsten Dienstag bin ich mündig,
das ist ein stolzer Gedanke!


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Aber bist du auch ganz sicher, daß es kein Irrtum ist? fragte ich, Ist
es überhaupt Iraxg, links,us? i

Blau sah mich mit überlegener Miene an und antwortete: Du kannst dir
wohl denken, daß ich sie einer Autorität — Professor Hjvth — gezeigt habe,
natürlich ohne Angabe des Fundortes, denn dann hätte er sicherlich Flngsohlen
an die Schuhe bekommen und wäre mir wahrscheinlich zuvorgekommen; aber
er nannte ohne Zögern den Namen, und uun will ich fort, sobald als
möglich.

Nach Östbük?

Natürlich, wohin denn sonst!

Und deine Kousine in der Umgegend von Asiens?

Er lachte. Die muß warten. Die wichtigern Geschäfte gehen vor
Die Romantiker hatten etwas, was sie die „blaue Blume" nannten und
worüber sie fabelten wie die Alchimisten über den Stein der Weisen. IrgM
imtmrs ist meine „blaue Blume" geworden, obwohl sie in Wirklichkeit weiß
ist, aber ich begnüge mich nicht damit, über sie zu schwatzen, ich muß fort,
um sie zu finden. Denke dir, so einer Spur zu folgen, ans die man durch
Zufall stößt, ihr folgen, bis man das Gesuchte findet — liegt darin nicht
etwas Verlockendes? Und denke dir, wenn ich in einer wissenschaftlichen Zeit¬
schrift genannt werde, wirst du uicht stolz auf mich sein?

Am nächsten Morgen reiste Blau nach Falster. Er hatte hinterlassen,
daß er erst in einigen Wochen zurückkehren würde, denn die Forschung sollte
natürlich gründlich vorgenommen werden. Groß war daher mein Erstannen,
als er einige Tage nach seiner Abreise wieder bei mir eintrat.

So, hier hast du mich wieder, sagte er ganz vergnügt, ich habe mich in
der Stadt geirrt und bin mit falschem Wind gesegelt, denn als ich nach Östbäk
kam, gab es meilenweit im Umkreise weder einen See, noch einen Sumpf, noch
einen Bach, der der Stadt den Namen geben könnte! Ich Hütte verninftig
sein und mich erst orientiren sollen, dann Hütte ich mir diese Falstertvur er¬
sparen können! Es giebt nämlich noch ein zweites Östbük drüben in Jütland,
westlich von Silkebvrg; das ist natürlich das richtige, denn dort giebt es kleine
Seen in Masse — ich habe auf der Karte nachgesehen.

Und nun willst du dorthin gehen?

Ja, morgen Abend. Ich gehe mit dem Dampfschiff nach Aarhns, da
kann ich am nächsten Vormittag an Ort und Stelle sein.

Und wie lange gedenkst du in diesem neuen Östbük zu bleiben?

Bis ich gefunden habe, was ich suche.

Nimm dir nur nicht zu viel vor! sagte ich. Du könntest es noch
bereuen!

Ach was, ich bin ja mein eigner Herr. Nächsten Dienstag bin ich mündig,
das ist ein stolzer Gedanke!


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/338>, abgerufen am 26.06.2024.