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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Mit diesen Worten reichte er mir ein vergilbtes, stockfleckiges Papier,
worauf eine ziemlich unansehnliche, beinahe vollständig braun gewordene Pflanze
geklebt war, mit oben gewürfelten, unten lanzettförmigen Blättern. Am Rande
des Papieres waren mit verblaßter Tinte von undeutlicher Hand einige Zeilen
geschrieben, deren erste Worte ich sofort als Iröpo und-of deutete.

Il-Axg.! verbesserte Blau ungeduldig, das kann jeder sehen. Aber was
steht hier noch? Nimm die Lupe!

Schwärze -- begann ich, Schwärzemoor?

Unsinn! sagte Blau. Glaubst du, Schwärzemoor könne ein dänischer
Ortsname sein? Es steht ja auch ein z gegen den Schluß hin!

Nun, macht das die Sache deutlicher? wagte ich zu fragen.

Er lachte und sagte: Na, das bleibt sich gleich. Was du Schwärzemvor
nennst, ist natürlich der Name eines Sees, eines Sumpfes oder eines Baches,
was es auch sei. Darüber werde ich ja Bescheid erhalten, wenn ich erst in
Östbäk bin.

In Östbäk? fragte ich.

Ja, es steht doch deutlich genug "bei Östbäk" hinter dem unleserlicher
Worte!

Aber was willst du in Östbäk?

1rs,xg, imtM8 finden natürlich! Du weißt vielleicht gar nicht, was
1i--z.x.a ist?

Nein, ich muß gestehen --

So sollst du es erfahren. Aber laß mich mit dem Anfang beginnen! Als
ich gestern Abend heim kam, sah ich mir gleich das Packet mit den getrock¬
neten Pflanzen an. Ich hatte schon die Hülste durchgeblättert, ohne etwas
besonders merkwürdiges gesehen zu haben, und wollte schon den Rest beiseite
legen, als ich plötzlich das Blatt hier in die Hand bekam. Iraxg. und>M8 las
ich; den Namen kannte ich, aber nichts weiter. Ich schlug in Langes Dänischer
Flora nach, die ja nur einige Jahre alt ist; dort fand ich aber nichts. Aber
in Hornemanns Pflanzenlehre stand die Bemerkung, daß sie sich in Lauenburg
finde. Nun mußt du wissen, 1rg,pÄ imtsus ist eine Wasserpflanze! -- vierte
Klasse bei Linn6. Ihren Namen "Hornnuß" hat sie infolge ihrer eigentüm¬
lichen Frucht bekommen, denn diese zeichnet sich durch vier Hörner oder Dornen
aus. Sie ist sporadisch, aber nur sporadisch, über Südeuropa verbreitet, wohin
sie in grauer Vorzeit als Nahrungspslanze von Asien her eingeführt worden
sein soll. Aber man weiß nichts davon, daß sie jemals in Dänemark gefunden
worden sei. Nun will es der Zufall, oder mein guter Genius, wie du es
nennen willst, daß mir hier ein Exemplar der Pflanze in die Hände gespielt
wird, das ganz deutlich als in Östbäk gefunden bezeichnet wird -- du weißt,
es liegt auf Falster, südlich von Stubbekjöbing, dort, wo Hans Larsens Vater
Prediger ist.


Grenzl'oder III 1890 42
1>apg, liatÄns

Mit diesen Worten reichte er mir ein vergilbtes, stockfleckiges Papier,
worauf eine ziemlich unansehnliche, beinahe vollständig braun gewordene Pflanze
geklebt war, mit oben gewürfelten, unten lanzettförmigen Blättern. Am Rande
des Papieres waren mit verblaßter Tinte von undeutlicher Hand einige Zeilen
geschrieben, deren erste Worte ich sofort als Iröpo und-of deutete.

Il-Axg.! verbesserte Blau ungeduldig, das kann jeder sehen. Aber was
steht hier noch? Nimm die Lupe!

Schwärze — begann ich, Schwärzemoor?

Unsinn! sagte Blau. Glaubst du, Schwärzemoor könne ein dänischer
Ortsname sein? Es steht ja auch ein z gegen den Schluß hin!

Nun, macht das die Sache deutlicher? wagte ich zu fragen.

Er lachte und sagte: Na, das bleibt sich gleich. Was du Schwärzemvor
nennst, ist natürlich der Name eines Sees, eines Sumpfes oder eines Baches,
was es auch sei. Darüber werde ich ja Bescheid erhalten, wenn ich erst in
Östbäk bin.

In Östbäk? fragte ich.

Ja, es steht doch deutlich genug „bei Östbäk" hinter dem unleserlicher
Worte!

Aber was willst du in Östbäk?

1rs,xg, imtM8 finden natürlich! Du weißt vielleicht gar nicht, was
1i--z.x.a ist?

Nein, ich muß gestehen —

So sollst du es erfahren. Aber laß mich mit dem Anfang beginnen! Als
ich gestern Abend heim kam, sah ich mir gleich das Packet mit den getrock¬
neten Pflanzen an. Ich hatte schon die Hülste durchgeblättert, ohne etwas
besonders merkwürdiges gesehen zu haben, und wollte schon den Rest beiseite
legen, als ich plötzlich das Blatt hier in die Hand bekam. Iraxg. und>M8 las
ich; den Namen kannte ich, aber nichts weiter. Ich schlug in Langes Dänischer
Flora nach, die ja nur einige Jahre alt ist; dort fand ich aber nichts. Aber
in Hornemanns Pflanzenlehre stand die Bemerkung, daß sie sich in Lauenburg
finde. Nun mußt du wissen, 1rg,pÄ imtsus ist eine Wasserpflanze! — vierte
Klasse bei Linn6. Ihren Namen „Hornnuß" hat sie infolge ihrer eigentüm¬
lichen Frucht bekommen, denn diese zeichnet sich durch vier Hörner oder Dornen
aus. Sie ist sporadisch, aber nur sporadisch, über Südeuropa verbreitet, wohin
sie in grauer Vorzeit als Nahrungspslanze von Asien her eingeführt worden
sein soll. Aber man weiß nichts davon, daß sie jemals in Dänemark gefunden
worden sei. Nun will es der Zufall, oder mein guter Genius, wie du es
nennen willst, daß mir hier ein Exemplar der Pflanze in die Hände gespielt
wird, das ganz deutlich als in Östbäk gefunden bezeichnet wird — du weißt,
es liegt auf Falster, südlich von Stubbekjöbing, dort, wo Hans Larsens Vater
Prediger ist.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/337>, abgerufen am 26.06.2024.