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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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gemeinsam sei.,; erst unter dieser Voraussetzung werde., alle n> so gestalteter
gemeinschaftlicher Anstrengung ihren Vorteil erblicken. Diese Ordnung der
Dinge kann aus friedlichem Wege erreicht werden, braucht also nicht unbed.ngt
in gewaltsamer Aufhebung des jetzt vorhandnen Eigentums verwirklicht zu
werden. Der gegenwärtige Eigentümer muß vielmehr durch Erkenntnis dahin ge¬
langen , daß 'er seinem Besitze freiwillig entsagt und ihn in der Gemeuischast
^werbend anlegt. Das ist der Kern und Angelpunkt des ganzen Systems.
Der Sondereigentümer wird sich zu solcher Hingebung entschließen, wenn er
Femriers Nachweis glaubt, daß es sein Borten ist, wenn er semen Besitz denn
Gemeinbesitz einverleibt, weil dieser und die Arbeit im genossenschaftlichen Ver^-
l'ende zehn'bis fünfzehn Prozent mehr abwerfen müssen, als das Kapital und
die Arbeit in Vereinzelung. Kourier ist fest überzeugt, daß niemand Weser
Einsicht widerstehen kaun, daß mithin jeder Besitzer von Grund und Boden
und ebenso jeder Kapitalist, sobald er von dieser starken Vermehrung des Er¬
trages seines Vermögens in der Assoziativ,, erfahrt, sich beeilen unrd. ihr nut
dem Seinigen beizutreten. Jedem Landeigentümer, der sich dazu enthebt.e,U.
wird dann ein Schein, eine Aktie für seinen Anteil am Ganzen ausgestellt,
womit er sein Eigentum an Grund und Boden verliert, aber dafür das Necht
'"'tauscht, einen verhältnismäßigen Anteil am Ertrage des Gemeingutes und
^' gemeinsamen Arbeit zu beanspruchen und zu erhalten, ^o entsteht zu¬
nächst die landwirtschaftliche Assoziativ". Ihr folgt dann die Verschmelzung
der übrigen Arten deö Besitzes und der Arbeitskräfte, und damit beginnt em
'"-'"es ^eben ans der Erde. ' Die Menschen geben zuerst die Gewohnheit ge¬
sonderter Wohnungen, eigner Hanswirtschaften und die eigne Erziehung der
Kinder auf. Denn es wird nunmehr allen klar, daß die Einzelwirtschaft e.ne
irrtümliche Lebensweise ist. das ist, was das Leben so sehr verteuert. Wieviel
!^de nicht verloren beim Zwischen- und Kleinhandel, beim Bauen. Backen.
Kochen und Waschen der einzelnen Familien! Alles das läßt sich in Gemein¬
schaft vorteilhafter betreiben. Die neuen Genossenschaften treten in der Zahl
je 15- bis 180" Mitgliedern zusammen, damit womöglich alle Triebe ni
"wen vertrete" sind, und sie sind nur durch die Serie der Triebe "> sich ge-
^tuet; jeder ist frei, dem. er folgt und gehorcht in allen seinen Verbindungen,
Tätigkeiten und Genüssen lediglich dem eignen Triebe. Eine solche Genossen¬
schaft oder soziale Gemeinde wird von Fourier Nmwig'v (unser Phalanx)
^'nannt. Sie umfaßt Personen jedes Geschlecht und Altes, die ein gemein¬
schaftliches Hans, oder vielmehr einen nicht bloß mit allen Erfordernisse., der
Bequemlichkeit, sondern auch mit Gegenständen des Luxus ausgestatteten
^'s'gen Palast, das I'luümr^ bewohnen und hier Arbeiten der Laudwnt-
Mt, der Industrie und des kmusweseus mich eine.n gemeinschaftlichen Plane
^reiben. Der Gemeindepalast ist Wohngebäude, Werkstatt und Speicher für""e- Er enthält Stndirstuben und Arbeitsgelasse sür jede besondre Ne.gnug


gemeinsam sei.,; erst unter dieser Voraussetzung werde., alle n> so gestalteter
gemeinschaftlicher Anstrengung ihren Vorteil erblicken. Diese Ordnung der
Dinge kann aus friedlichem Wege erreicht werden, braucht also nicht unbed.ngt
in gewaltsamer Aufhebung des jetzt vorhandnen Eigentums verwirklicht zu
werden. Der gegenwärtige Eigentümer muß vielmehr durch Erkenntnis dahin ge¬
langen , daß 'er seinem Besitze freiwillig entsagt und ihn in der Gemeuischast
^werbend anlegt. Das ist der Kern und Angelpunkt des ganzen Systems.
Der Sondereigentümer wird sich zu solcher Hingebung entschließen, wenn er
Femriers Nachweis glaubt, daß es sein Borten ist, wenn er semen Besitz denn
Gemeinbesitz einverleibt, weil dieser und die Arbeit im genossenschaftlichen Ver^-
l'ende zehn'bis fünfzehn Prozent mehr abwerfen müssen, als das Kapital und
die Arbeit in Vereinzelung. Kourier ist fest überzeugt, daß niemand Weser
Einsicht widerstehen kaun, daß mithin jeder Besitzer von Grund und Boden
und ebenso jeder Kapitalist, sobald er von dieser starken Vermehrung des Er¬
trages seines Vermögens in der Assoziativ,, erfahrt, sich beeilen unrd. ihr nut
dem Seinigen beizutreten. Jedem Landeigentümer, der sich dazu enthebt.e,U.
wird dann ein Schein, eine Aktie für seinen Anteil am Ganzen ausgestellt,
womit er sein Eigentum an Grund und Boden verliert, aber dafür das Necht
'"'tauscht, einen verhältnismäßigen Anteil am Ertrage des Gemeingutes und
^' gemeinsamen Arbeit zu beanspruchen und zu erhalten, ^o entsteht zu¬
nächst die landwirtschaftliche Assoziativ». Ihr folgt dann die Verschmelzung
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sonderter Wohnungen, eigner Hanswirtschaften und die eigne Erziehung der
Kinder auf. Denn es wird nunmehr allen klar, daß die Einzelwirtschaft e.ne
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!^de nicht verloren beim Zwischen- und Kleinhandel, beim Bauen. Backen.
Kochen und Waschen der einzelnen Familien! Alles das läßt sich in Gemein¬
schaft vorteilhafter betreiben. Die neuen Genossenschaften treten in der Zahl
je 15- bis 180« Mitgliedern zusammen, damit womöglich alle Triebe ni
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^tuet; jeder ist frei, dem. er folgt und gehorcht in allen seinen Verbindungen,
Tätigkeiten und Genüssen lediglich dem eignen Triebe. Eine solche Genossen¬
schaft oder soziale Gemeinde wird von Fourier Nmwig'v (unser Phalanx)
^'nannt. Sie umfaßt Personen jedes Geschlecht und Altes, die ein gemein¬
schaftliches Hans, oder vielmehr einen nicht bloß mit allen Erfordernisse., der
Bequemlichkeit, sondern auch mit Gegenständen des Luxus ausgestatteten
^'s'gen Palast, das I'luümr^ bewohnen und hier Arbeiten der Laudwnt-
Mt, der Industrie und des kmusweseus mich eine.n gemeinschaftlichen Plane
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/75>, abgerufen am 03.07.2024.